Messe im Römischen Ritus von 1970
Als Römischer Ritus wird die seit der Antike in Rom gefeierte Heilige Messe in der Römisch-Katholischen Kirche bezeichnet. Ebenfalls als Römisch wird auch das zugehörige Messbuch bezeichnet, im lateinischen als Missale Romanum.
Geschichte
Der römische Ritus wurde anfangs nur in Rom gefeiert. Papst Gregor der Große hat erstmals die Form verbindlich festgelegt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der RR auch in den Ländern ausgebreitet, die sich auf den Papst als Oberhaupt der Kirche bezogen. Daneben bestanden aber auch lokale Traditionen (z.B. in Frankreich: Gallikanischer Ritus).
In Folge des Konzils von Trient wurden unter Papst Pius V. damals bereits bestehende Messteile zusammengefasst und als verbindlich festgelegt. Die Liturgie wurde von den nachfolgenden Päpsten den Erfordernissen der jeweiligen Zeit angepasst. Die tiefgreifendste Änderung des Missale Romanum nach der Ausgabe von 1570 war die unter Papst Pius XII. durchgeführte substanzielle Überarbeitung der Abschnitte zum Gündonnerstag, Karfreitag und der Osterliturgie.
Der erneuerte Ritus von 1970
Am 04. Dezember 1963 verkündet das zweite Vatikanische Konzil in seiner Konstitution über die heilige Liturgie (Sacrosanctum Concilium):
- Der Meß-Ordo soll so überarbeitet werden, dass der eigentliche Sinn der einzelnen Teile und ihr wechselseitiger Zusammenhang deutlicher hervortreten und die fromme und tätige Teilnahme der Gläubigen erleichtert werde. Deshalb sollen die Riten unter treulicher Wahrung ihrer Substanz einfacher werden. Was im Lauf der Zeit verdoppelt oder weniger glücklich eingefügt wurde, soll wegfallen. Einiges dagegen, was durch die Ungunst der Zeit verlorengegangen ist, soll, soweit es angebracht oder nötig erscheint, nach der altehrwürdigen Norm der Väter wiederhergestellt werden. Auf dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so dass innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden.
Die wichtigste Änderung dieser Liturgiereform war die Möglichkeit, die Messe in der Volkssprache zu feiern.
Papst Paul VI. führte die Vorgaben des Konzils aus und ordnete am Gründonnerstag, dem 3. April 1969 die Veröffentlichung einer neuen Ausgabe des Römischen Messbuchs an, welche 1970 erschien.
Seither gilt die neue Messordnung, aber auch die anderen Sakramente und Gottesdienstformen wurden erneuert.
Aufbau
Eröffnungsteil:
- Lied (Introitus)
- Eröffnung (mit Kreuzzeichen und dem alten christlichen Gruß des Priesters: "Der Herr (Bischof: Der Friede) sei mit euch." Alle: "Und mit deinem Geiste." Eine kurze Einführung in die Feier kann folgen.
- Allgemeines Schuldbekenntnis. Möglich sind drei Formen: a) "Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen ...", b) "Erbarme dich, Herr, unser Gott..." oder c) in Form der Kyrie-Litanei.
- Falls Form c) nicht genommen wurde, folgt in allen Messen das Kyrie: "Herr, erbarme dich (unser)." "Christus, erbarme dich (unser)." "Herr, erbarme dich (unser)."
- An Sonn- und Festtagen (außer Advent und Fastenzeit) wird das Gloria gesungen: "Ehre sei Gott in der Höhe..."
- Nach der Gebetseinladung "Lasset uns beten" und einer kurzen Stille folgt das Tagesgebet
Wortgottesdienst:
- Erste Lesung (Bibel-Text aus dem Alten Testament, der Apostelgeschichte oder der Offenbarung; "Lesung aus ..." [...] Eventuell mit Schlußakklamation: "Wort des lebendigen Gottes." "Dank sei Gott.")
- Antwortpsalm
- Zweite Lesung (Bibel-Text aus den Apostelbriefen; an gewöhnlichen Wochentagen ist nur eine Lesung vorgesehen; die deutsche Ausgabe des Messbuches gestattet auch am Sonntag "aus pastoralen Gründen" nur eine Lesung)
- Hallelujaruf mit -vers
- Evangelium (Ein Abschnitt aus der Lebensgeschichte Jesu; "Aus dem heiligen Evangelium nach ..." [...] "Evangelium unseres Herrn Jesus Christus." "Lob sei dir Christus.")
- Predigt ("Homilie": Auslegung der Bibeltexte)
- Credo (Glaubensbekenntnis; "Ich glaube an Gott ..."; es gibt zwei mögliche Formen, entweder das große, nizäno-konstantinopolitanische Credo oder das Apostolische Glaubensbekenntnis)
- Fürbitten bzw. Allgemeines Gebet der Gläubigen
Eucharistiefeier:
- Gabenbereitung:
- Gabenprozession (meist nur symbolisch von Ministranten, die Brot und Wein zum Altar bringen). In der Gemeinde wird zeitgleich eine Kollekte durchgeführt. Die Gabenprozession wird durch einen Gesang der Gemeinde (Offertorium) begleitet.
- Symbolische Händewaschung des Priesters ("Lavabo")
- Gabengebet ("Betet, Brüder und Schwestern, daß mein und eurer Opfer ...")
- Eucharistisches Hochgebet (Großes Dankgebet bzw. Kanon)
- Präfation (lat. Vorrede, Einleitung; "Der Herr sein mit Euch." "Und mit deinem Geiste." " Erhebet die Herzen ..." [...] "In Wahrheit ist es würdig und recht ...")
- Sanctus (Lied: "Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten...")
- Epiklese (Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben von Brot und Wein; "Sende deinen Geist auf diese Gaben, damit sie uns werden Leib und Blut deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus ...") Mit der Epiklese beginnt bereits die Wandlung der Gaben von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi.
- Konsekration und Anamnese ("Einsetzungsworte" als Nachvollzug des letzten Abendmahls, der Höhepunkt der Wandlung; "Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib ..." "Nehmet und trinket alle daraus: Das ist mein Blut ...")
- Akklamation der Gemeinde: "Geheimnis des Glaubens": "Deinen Tod o Herr, verkünden wir ..."
- Gebet für die Einheit der Kirche, ihre Verantwortlichen und alle Gläubigen
- Gebet für die Verstorbenen
- Bitte um Aufnahme in die Ewigkeit, wenn man selbst einmal sterben wird
- Schlussdoxologie: "Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit." Die Gemeinde bekräftigt das ganze Hochgebet mit ihrem "Amen".
- Kommunion
- Vater unser
- Gebet um den Frieden und Friedensgruß: "Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch." "Und mit deinem Geiste."; nach dem liturgischen Friedensgruß lädt der Priester meist die Gemeinde zum persönlichen Friedensgruß ein: "Geben wir uns einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung."
- Brotbrechung und Agnus Dei: "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser (2x) / gib uns deinen Frieden.")
- Kommuniongang (wird eingeleitet mit "Herr ich bin nicht würdig, daß du eingehst ...", daran schließt sich die Kommunion des Priesters in beiderlei Gestalten (Leib und Blut Christi) und die der Gemeinde an (meist nur - aus praktischen Gründen - die konsekrierte Hostie, der Leib Christi). Der Kommuniongang wird durch einen Gesang der Gemeinde begleitet (Communio).
- Im Anschluß oder nach der Messfeier findet die Purifikation (Reinigung von Kelch- und Hostienschale) statt.)
- Danksagung: Stille oder Lied.
- Gebet nach der Kommunion (Schlussgebet)
Abschluss:
- Verlautbarungen: Kurze Hinweise auf aktuelle Ereignisse in der Gemeinde
- Segen und Entlassung: "Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist." Kreuzzeichen "Amen." "Gehet hin in Frieden." "Dank sei Gott dem Herrn."
- Auszug
Weblinks
- Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch
- CATHOLIC ENCYCLOPEDIA: The Roman Rite
- romanrite.com - englischsprachige Website zum Thema Römischer Ritus