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Seiko

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Seiko Holdings

Seiko Logo
Rechtsform Kabushiki-gaisha (Aktiengesellschaft)
Gründung 1881
Sitz Ginza, Chūō, Tokio
Leitung Reijirō Hattori (Ehrenvorsitzender),
Kōichi Murano (Präsident)
Mitarbeiterzahl 7.291 (31. März 2009)
Umsatz 174,0 Mrd. Yen (1,3 Mrd. €, (31. März 2009))
Branche Präzisionsinstrumente
Website www.seiko.co.jp
Seiko-Armbanduhr

Die Seikō Holdings K.K. (セイコーホールディングス株式会社, Seikō Hōrudingusu kabushiki-gaisha, engl. Seiko Holdings Corporation), kurz: Seiko, ist eine japanische Uhrenmanufaktur, die sich auf vier Technologien spezialisiert hat: Mechanik, Quarz, Kinetic und Spring Drive.

Unternehmen

Seinen amtlich registrierten Sitz hat das Unternehmen in 4-5-11 Ginza, Chūō, Tokio, welches auch der Sitz des vom Firmengründer ebenfalls gegründeten Wakō-Depātos ist. Ehrenvorsitzender (meiyo kaichō) ist Reijirō Hattori (服部 禮次郎) und leitender Direktor und Präsident (daihyō-torishimariyaku-shachō) Kōichi Murano (村野 晃一).

Seiko Deutschland hat seinen Sitz in Willich. Hauptkonkurrent ist der ebenfalls in Japan ansässige weltgrößte Uhrenhersteller Citizen Watch.

Geschichte

Unternehmensgeschichte

Kintarō Hattori (服部 金太郎) eröffnete am 1. September 1877 im Alter von 18 Jahren sein eigenes Uhrenreparaturgeschäft in einem heutigen Teil des Tokioter Stadtteils Ginza 6-chōme. 1881 gründete er die Firma Hattori Tokeiten (服部時計店, dt. „Uhrmachergeschäft Hattori“), ein Reparatur- und Verkaufsgeschäft für gebrauchte Uhren. Im Mai 1892 kaufte K. Hattori zusätzlich in Ishiwara-chō, im früheren Tokioter Stadtbezirk Honjo, eine nicht mehr benutzte Glasfabrik und gründete dort Seikōsha (精工舎, dt. „Präzisionsarbeitengebäude“) als Wanduhrenfabrik. Ab 1895 stellte er Taschenuhren, ab 1899 Wecker und schließlich im Jahr 1913 Armbanduhren her. 1917 erfolgte die Organisation als Kabushiki-gaisha (engl. K. Hattori & Co., Ltd.).

1923 zerstörte das Große Kantō-Erdbeben die Hauptverwaltung in Ginza und die Seikōsha-Fabrik. Kintarō Hattori investierte seine gesamten persönlichen Ressourcen in das Unternehmen und baute die Firma wieder auf. Nennenswert in diesem Zusammenhang ist eine Geste Kintarō Hattoris, der die vor dem Erdbeben zwecks Wartung vom Kunden deponierten 1500 Uhren komplett durch gleichwertige Zeitmesser ersetzte und so ein ungeheures Vertrauen in die Firma bewirkte. Kintarō Hattori starb 1934 im Alter von 75 Jahren.

1937 wurde die Uhrenproduktion als K.K. Daini Seikōsha (株式会社第二精工舎, dt. „2. Präzisionsarbeitengebäude“) – die heutige Seikō Instruments K.K. – abgespalten.

1949 erfolgte die Listung an der Tokioter Börse.

Y.K. Daiwa Kōgyō (有限会社大和工業, Yūgen-gaisha Daiwa Kōgyō, engl. Daiwa Kogyo, Ltd.)

1959 wurde das Werk in Suwa aus der Daini Seikōsha ausgegliedert und fusionierte mit dem dort ansässigen Unternehmen Y.K. Daiwa Kōgyō (有限会社大和工業, Yūgen-gaisha Daiwa Kōgyō, engl. Daiwa Kogyo, Ltd.) zur K.K. Suwa Seikōsha (株式会社諏訪精工舎), dem späteren Seikō Epson (kurz: Epson).

1970 wurde Seikōsha zu einem eigenständigem Unternehmen.

1983 erfolgte die Umfirmierung als K.K. Hattori Tokeiten in K.K. Hattori Seikō (社名を株式会社服部セイコー, engl. Hattori Seiko Co., Ltd.), das 1990 als englischen Namen Seiko Corporation annahm.

1996 erfolgte die Aufspaltung der Seikōsha in die beiden Unternehmen Seikō Precision K.K. (セイコープレシジョン株式会社, Seikō Pureshijon Kabushiki-gaisa, engl. Seiko Precision Inc.) und Seikō Clock K.K. (セイコークロック株式会社, Seikō Kurokku Kabushiki-gaisha, engl. Seiko Clock Inc.). Im selben Jahr erfolgt die Gründung der Seikō Optical Products K.K. (セイコーオプティカルプロダクツ株式会社, Seikō Oputikaru Purodakutsu Kabushiki-gaisha, engl. Seiko Optical Products, Co., Ltd.). 1997 erfolgte die Umfirmierung als Seikō K.K. (セイコー株式会社) und somit eine Angleichung des japanischen Unternehmensnamens an den englischen.

2001 erfolgte die Gründung der Seikō Watch K.K. (セイコーウオッチ株式会社, Seikō Uotchi Kabushiki-gaisha, engl. Seiko Watch Corporation) die auch das Uhrengeschäft übernahm. Die Seikō K.K. wurde dadurch zu einer reinen Holdinggesellschaft mit Seikō Watch, Seikō Clock, Seikō Precision und Seikō Optical Products als Tochtergesellschaften. Schließlich erfolgte 2007 die Umfirmierung der Seikō K.K. zur Seikō Holdings K.K.

Produktgeschichte

1955 kam die erste automatische Seiko-Armbanduhr heraus. 1963 gestattete das Observatoire Cantonal de Neuchâtel in der Schweiz die Teilnahme Seikos am Uhrenwettbewerb. Vier Jahre lang arbeitete die Firma an der Entwicklung wettbewerbsfähiger Uhrwerke und 1967 wurden zwei Seiko-Zeitmesser mit einem zweiten und dritten Platz ausgezeichnet. Seiko schickte Werke des Kalibers 45 nach Neuchâtel, die in den Serien Grand Seiko und King Seiko verwendet wurden. Diese Uhren wurden als Spezialuhren vermarktet, die eine Prüfung für „speziell kalibrierte Zeitmesser“ bestanden hatten. Sie wurden später Observatorium-Chronometer genannt, und diese Seiko-VFA-Uhren erreichten den zweiten und dritten Platz im Chronometer-Wettbewerb. Da der Wettbewerb in Neuchâtel danach eingestellt wurde, trat Seiko 1968 beim Wettbewerb in Genf an und belegte mit sieben Uhren unter den Top 10 den ersten Platz in der Gesamtwertung.

Am 25. Dezember 1969 brachte Seiko die erste Quarzarmbanduhr der Welt auf den Markt. Obwohl die Schweizer schon Prototypen vorgestellt hatten, vermarkteten sie ihre ersten Quarzuhren erst 1970. Die erste Quarzarmbanduhr der Welt hieß Astron. Ihr in Eigenproduktion hergestellter Stimmgabel-Quarzoszillator hatte eine Frequenz von 8.192 Oszillationen pro Sekunde (Hz) und sie sollte auf fünf Sekunden pro Tag genau gehen. Die Astron wurde in einer limitierten Auflage von hundert Stück hergestellt und kostete 450.000 Yen – was damals ungefähr dem Preis eines Toyota Corolla (Auto) gleichkam. Seit 1972 produzierte Seiko in Großserie und bemühte sich um ständige Innovationen im Bereich der höherwertigen Quarzuhren.

Ab den frühen 1970er Jahren dachten Seikos Ingenieure an die Möglichkeit, die energetische Wirksamkeit mechanischer und automatischer Uhren mit der Genauigkeit von Quarzuhren zu kombinieren. So wurde in den späten 1980er Jahren das Automatic Generating System (AGS), jetzt als Kinetic System bezeichnet, mit einem eingebauten Generator vorgestellt, der durch die Armbewegung ähnlich einer mechanischen Automatikuhr Strom erzeugt. Das innovative Auto Relay System führt dazu, dass die Quarzuhr beim Nichttragen zwecks maximalen Stromsparens stehen bleibt und sich erst bei einer Bewegung auf die aktuelle Zeit und Datum automatisch einstellt. Damit kann die Gangreserve von sechs Monaten beim herkömmlichen Kinetic System auf vier Jahre gesteigert werden.

Seit Kinetic-Uhren erstmals im Jahre 1988 eingeführt wurden, hat Seiko eine weitere neue Technologie entwickelt. Sie heißt Spring Drive und ersetzt das schwächste Teil eines traditionellen mechanischen Gehwerks, die Hemmung, durch eine Technologie, die es möglich macht, den Ablauf eines mechanischen Gehwerks durch Quarztechnologie zu regeln. So wird die alte und neue Technologie kombiniert und der Batterieaustausch überflüssig. 1999 kam die erste Uhr mit Spring Drive Technologie auf den Markt.

Die preiswerteren und modischeren Zweitmarken von Seiko sind Pulsar (seit 1977) und Lorus. Unter dem Markennamen Grand Seiko wurden 1960 bis 1974 hochwertige und teure mechanische Uhren produziert. Im deutschen Sprachraum waren sie allerdings nicht erhältlich. Sie wurden im Jahre 1998 neu aufgelegt. Das Unternehmen hatte schon die Super- und Marvel-Kollektionen produziert sowie die eleganten Modelle Cronos, Crown und Lord Marvel.

Technologien

Mechanik

Seiko produzierte 1913 zum ersten Mal mechanische Uhren. Der Antrieb einer mechanischen Uhr besteht aus einer Zugfeder, die sich in einem durch einen Deckel verschlossenen Federhaus befindet, in dessen Mitte die Federhauswelle gelagert ist. Beim Aufziehen werden die Windungen der Zugfeder um die Welle herumgewickelt. Durch eine Sperrvorrichtung wird die auf Verformung beruhende Energie gespeichert. Die gespannte Feder ist bestrebt sich zu entspannen. Um sich zu entspannen bewegt sich die Zugfeder um die feste Welle und versetzt das bewegliche und mit Zähnen besetzte Federhaus in eine Drehbewegung. Damit arbeitet das Federhaus wie ein Zahnrad und treibt durch seine Drehbewegung das nachfolgende Räderwerk an.

In Seikos mechanischen Uhren ist die Uhrenfeder aus Spron510 gefertigt, eine Eigenproduktion Seikos. Diese Kobalt-Nickel-Chromium-Molybdän-Legierung ist antimagnetisch, verfügt über eine hohe Elastizität sowie hohe mechanische Belastbarkeit und gewährleistet eine lange Gangreserve.

Um die Feder im Antrieb zu spannen wird ein Aufzugssystem benötigt. Bei mechanischen Uhren werden zwei verschiedene Aufzugssysteme verwendet: der Handaufzug und der automatische Aufzug. Beim Handaufzugssystem wird die Zugfeder über die Krone gespannt. Befindet sich die Krone in Aufzugposition wird die Drehbewegung der Krone über die Aufzugwelle und diverse Zwischenräder auf die Federhauswelle übertragen und die daran befestigte Zugfeder wird um die Federhauswelle gewickelt. Beim automatischen Aufzugsmechanismus wird eine Schwungmasse in der Uhr durch die natürliche Armbewegung aus ihrer Idealposition gebracht. Die Schwungmasse ist daraufhin bestrebt sich auf kürzestem Weg wieder zum Erdmittelpunkt auszurichten. Die dadurch ausgelösten Drehbewegungen werden auf die Federhauswelle übertragen, welche die Zugfeder spannt. Der „magische Hebel“, der bereits 1959 für Seikos mechanische Uhren entwickelt wurde, verbessert die Effizienz des Aufzugs, indem er jede Drehung der Schwungmasse in die Drehrichtung transformiert, in der die Hauptfeder aufgezogen wird. Der Hebel setzt ohne Zwischenrad am Rotor an und greift am anderen Ende mit zwei gespreizten Armen auf beiden Seiten in das Klinkenrad. Dreht der Rotor sich nun, schwingt der Aufzugshebel mit und wandelt die Drehbewegung am Rotor in eine Hin- und Her-Bewegung am Klinkenrad um. Denn ein Arm zieht, der andere schiebt.

Das Räderwerk übernimmt die Kraftübertragung des von der Zugfeder erzeugten Drehmoments. Dabei fungiert das Federhaus als erstes Rad und überträgt die Kraft auf das erste Räderpaar (Radtrieb und Rad). Bei den meisten Armbanduhren besteht das Räderwerk aus vier Räderpaaren. Diese Räderpaare sind jeweils auf einer gemeinsamen Welle gelagert und bestehen aus einem Rad und einem Radtrieb. Die Radtrieb-Einheit nimmt die Kraft vom vorherigen Räderpaar auf und das Rad gibt die Kraft an das nächste Räderpaar weiter. Der Zeitteiler reguliert den genauen Gang des Uhrwerks. Die Zeitteilung/Regulierung wird in der mechanischen Uhr durch das Hemmungssystem, bestehend aus Ankerrad, Anker und Unruh gewährleistet. Das Hemmungssystem erhält seinen Namen durch seine Aufgabe – es „hemmt“ das Räderwerk an einem unkontrollierten Ablauf.

Das Ankerrad ist das letzte Rad im Räderwerk der Uhr und rotiert am schnellsten von allen Zahnrädern. Es hat fast eckig gefräste lange Zähne, die sehr robust sind und sich für die Kraftübertragung bestens eignen. Der Anker verbindet das Ankerrad mit der Unruh und ähnelt im Aussehen einem Schiffsanker. Die Unruh ist das gangbestimmende Element der Uhr, das die Zeit in gleichmäßige Intervalle teilt und somit die präzise Zeitanzeige erst ermöglicht. Die Aufgabe der Unruh ist es, durch möglichst gleichmäßiges Hin- und Herschwingen, die Zeit in gleich lange Intervalle einzuteilen. Der Kraftimpuls des Räderwerks wird vom Ankerrad auf den Anker übertragen. Dessen hinteres Ende, die Ankergabel, überträgt diesen Kraftimpuls weiter auf die Unruhwelle. Dort wird die darauf befestigte Unruhspirale, eine Feder, gespannt. Die Unruhspirale ist bestrebt sich wieder zu entspannen und erzeugt eine Gegenbewegung der Unruh. Diese Gegenbewegung wird auf den Anker übertragen und durch die Wippbewegung gibt der Anker einen Zahn des Ankerrades frei und stoppt das Ankerrad am nächsten Zahn. Die Unruh führt eine permanente Schwingungsbewegung aus. Die exakte Regulierung der Dauer dieser Schwingung bestimmt die Ganggenauigkeit des Uhrwerks. Die exakte Bewegung der Zeiger und damit eine genaue Zeitanzeige wird durch den Zeitteiler vorgegeben. Die schrittweise Freigabe des Ankerrades gewährleistet die Ganggenauigkeit des Sekundenzeigers. Die exakte Bewegung von Minuten- und Stundenzeiger sowie die Datumsschaltung gewährleistet ein exakt definiertes Übersetzungsverhältnis im Räderwerk. Mechanische Uhrwerke können über eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen und Ausstattungen verfügen. Am Populärsten sind wohl mechanische Chronographen. Typisches Merkmal hochwertiger mechanischer Chronographen ist die Ausstattung mit Kolonnenrad und Vertikaler Kupplung, die seit 1969 in mechanischen Seiko-Chronographen eingebaut wird. Die vertikale Kupplung gewährleistet die präzise Arbeit des Chronographen und das Kolonnenrad sorgt bei der Schaltung für maximale Zuverlässigkeit und Stabilität. Durch die Vertikale Kupplung springt der Sekundenzeiger des Chronographen nicht, wenn er gestartet wird. Zusätzlich stattet Seiko seit 2008 seine hochwertigen mechanischen Chronographen mit einer 3-Punkt-Herzhebel-Nullstellung aus. Diese ermöglicht die sofortige, synchrone Rückstellung der drei Chronographenzeiger.

Quarz

1969 entwickelte Seiko drei wichtige Bauteile: einen neuartigen Kristalloszillator, einen erstmaligen Typ des „offenen“ Schrittmotors und einen neuen C-MOS IC. In Anerkennung für die Entwicklung dieser Weltneuheit wurde die Firma im Jahr 2004 mit dem „Milestone Award“ der IEEE (Institute of Electrical & Electronics Engineers), der wichtigsten nichtkommerziellen Vereinigung für technologische Entwicklungen, ausgezeichnet. Der von Seiko entwickelte Quarzoszillator ist heute Standard in der Industrie. In einer mechanischen Uhr regelt die Hemmung im Rhythmus der Unruhschwingung die Geschwindigkeit, mit der die Energie einer aufgewundenen Zugfeder freigesetzt wird. Diese Energie treibt ein Räderwerk, das die Zeiger dreht. In einem Quarzzeitmesser leistet ein Quarzkristalloszillator die Arbeit der Hemmung und oszilliert mit sehr präziser Geschwindigkeit. Ein elektronischer Schaltkreis zählt diese Hochfrequenzschwingungen und nutzt seine Schaltungstechnik, um sie auf einen Impuls pro Sekunde zu reduzieren. Diese Impulse werden mittels eines weiteren elektronischen Schaltkreises verarbeitet, was die Zeitangabe auf einer Digitalanzeige ermöglicht. In einer Quarzuhr mit Analoganzeige transformiert ein Schrittmotor die Pulse in Rotation, die ein Räderwerk und damit die Zeiger antreibt, die Stunden, Minuten und Sekunden anzeigen.

Kinetic

Seiko nannte seine neu entwickelte Technologie, welche die Bewegungsenergie des Trägers in Strom umwandelt, nach der Lehre der Bewegung der Körper. In einer Kinetic-Uhr wird im Generator die Umdrehungsgeschwindigkeit des Schwunggewichts mittels eines Räderwerks, das einen Samarium-Kobalt-Mikromotor (AG2) mit bis zu 60.000 U/min antreibt, 100-fach vergrößert. Der Rotor schwebt in einem magnetischen Feld und kommt nicht mit dem Gehäuse in Berührung („magnetisches Schweben“). Das so entstandene magnetische Feld induziert einen Strom in der Induktionsspule des Generators. Dieser fluktuierende Strom wird gleichgerichtet und gespeichert. Die gespeicherte Energie wird verwendet, um den Quarzoszillator und den Schrittmotor anzutreiben, sodass Zeitmess- und Anzeigefunktionen betätigt werden können. Um das mit einer winzigen Energiemenge zu erreichen, mussten CMOS-IC-Geräte und Schrittmotoren entwickelt werden, die nur einen Bruchteil der Energie verbrauchten, die für vorhergehende Generationen von Quarzuhren erforderlich war. Ein Spannungsvervielfacher nimmt winzige Energiemengen von der elektrischen Energiezelle und treibt damit die Schalttechnik des Quarzwerks an, das geschieht ohne Energieverlust. Zum Antrieb eines Quarzwerks wird eine Spannung von mindestens einem Volt gebraucht. Wenn die im Kondensator einer Quarzuhr gespeicherte Energie benutzt wird, um das Werk direkt anzutreiben, bleibt die Uhr stehen, sobald die an ihren Schaltkreis angelegte Spannung niedriger als ein Volt ist. Bei Benutzung des Seiko-Spannungsvervielfachers läuft die Uhr weiter, auch wenn die Spannung der elektrischen Energiezelle unter ein Volt abfällt. Der Spannungsvervielfacher wurde mit dem Automatikgetriebe eines Kraftfahrzeugs verglichen. Wenn er erkennt, dass die Spannung unter ein Volt abgefallen ist, erhöht er den Output, um sicherzustellen, dass die Spannung mehr als ein Volt beträgt. Das Konzept des Spannungsvervielfachers machte den völlig stabilen Betrieb der Quarzschalttechnik möglich. Eine Weiterentwicklung der Kinetic-Technologie ist das Auto Relay System. Wird die Kinetic-Auto-Relay-Uhr länger als 24 Stunden nicht getragen, schaltet sie automatisch in den „Schlaf“-Modus. Obwohl die Uhr schläft und die Zeiger still stehen, misst die Uhr bis zu vier Jahre lang die exakte Zeit. Sobald sie wieder angelegt wird, bewegen sich die Zeiger automatisch zur korrekten Zeitanzeige. Damit kann die Gangreserve von sechs Monaten beim herkömmlichen Kinetic System auf vier Jahre verlängert werden.

Aufgrund der hohen Umweltverträglichkeit zeichneten die Verantwortlichen des Blauen Engel Seikos Kinetic-Technologie 1989 als umweltschonend aus.

Spring Drive

Die Spring Drive ist eine mechanische Uhr, bei der die Hemmung durch ein neuartiges Regulierungssystem ersetzt wurde, das sowohl mechanische, als auch elektrische und elektromagnetische Energie erzeugt und nutzt. Indem der Ablauf des mechanischen Werkes durch Quarztechnologie geregelt wird, verbindet sich die alte mit der neuen Technologie.

Bereits 1973 arbeitete der Seiko-Epson-Ingenieur Yoshikazu Akahane an einer Uhr, die eine Antriebsfeder nutzt, aber belastbarer als herkömmliche mechanische Zeitmesser ist. Yoshikazu fragte sich, ob eine elektromagnetische Bremse als Regulierung genutzt werden könnte. Es dauerte 28 Jahre, bis sein Traum im Jahr 1999 wahr wurde. Seiko entwickelte einen neuen Integrated Circuit (IC), der einen Energiebedarf von 25 Nanowatt, nur einem Tausendstel des Energiebedarfs der ersten Quarzuhr, hatte.

Die Spring-Drive-Werke verfügen über eine Quarzeinheit sowie ein Räderwerk mit Automatikaufzug und Zugfeder. Die Zugfeder gibt die Energie an das Räderwerk weiter, dessen Geschwindigkeit vom Gleitrad reguliert wird. Ein Magnet am unteren Ende des Gleitrades erzeugt durch Polarisation des angrenzenden Spulenkörpers induktiv Spannung. Das heißt, aus mechanischer Energie entsteht elektrische Energie. Diese wird an den IC und die Quarzeinheit geleitet, sodass der Kristall anfängt zu schwingen. Der IC berechnet anhand der Schwingungen die Stärke für einen elektromagnetischen Impuls, der in einem zweiten Spulenkörper aufgebaut wird und das Gleitrad bremst. Statt einer Unruh dreht sich also ein Messingrad 28.800 mal pro Stunde im Uhrzeigersinn. Dies entspricht der Zahl der Halbschwingungen moderner Mechanikuhren. Das Gleitrad gehört zum Tri-Synchro-Regulationssystem, das die klassische Hemmung aus Unruh, Hemmungsrad und Anker ersetzt. Dass sich der Sekundenzeiger fließend bewegt, liegt am steten Bremsen des Gleitrades durch einen Elektromagneten. Das Räderwerk läuft so kontinuierlich weiter und wird nicht ruckartig gebremst, was die Reibung, die bei mechanischen Uhren Verschleiß auslöst, deutlich verringert. Anders als bei einer traditionellen mechanischen Uhr läuft das Spring-Drive-Werk mit der Genauigkeit einer Quarzuhr; anders als bei einer Quarzuhr ist die Drehung seines Sekundenzeigers auf dem Zifferblatt eine vollkommen gleichmäßige Bewegung und soll den immerwährenden Fluss der Zeit widerspiegeln. Wenn die Uhr ganz aufgezogen wird, läuft sie 72 Stunden lang mit einer Genauigkeit von +/- 15 Sekunden pro Monat.

Entwicklungen

  • 1969 Die welterste Quarzarmbanduhr „Seiko Quarz Astron“ wird eingeführt / Der welterste, mit vertikaler Kupplung und Kolonnenrad ausgestattete Automatik-Chronograph kommt auf den Mark
  • 1973 Einführung der weltersten LCD-Quarzuhr mit sechsstelliger Digitalanzeige
  • 1975 Die erste digitale Multifunktionsuhr der Welt kommt auf den Markt / Die weltweit erste professionelle Taucheruhr mit Gehäusebestandteilen aus Titan wird vorgestellt[1]
  • 1976 Einführung des ersten Quarzweckers der Welt
  • 1978 Einführung der PYF18, der ersten Taucheruhr der Welt mit Quarzwerk, die für die Bedingungen des Sättigungstauchens konstruiert wird
  • 1982 Einführung der ersten hybriden Taucheruhr der Welt, der SAD017. Sie ist gleichzeitig ein Alarm-Chronograph mit zweisprachigem Display mit Unterwasser-Kommunikationsfähigkeit
  • 1983 Die welterste TV-Uhr, Kaliber DXV002 mit Bildschirm wird eingeführt. Per Kopfhörer verfügt sie über Stereoempfang im TV und Rundfunk / Die welterste Uhr mit Sprachrekorder, die „Seiko Voice Notes“ wird eingeführt
  • 1984 Einführung der weltersten Armbanduhr mit Computerfunktionen. Das Modell „Date 2000“ besitzt eine Memofunktion mit einer Speicherkapazität von 2000 Zeichen. Drahtlose Dateneingabe über ein Keyboard war möglich
  • 1988 Die welterste Uhr, Kaliber 7M22, mit automatischer Energieerzeugung (A.G.S.), später in Kinetic umbenannt, wird vorgestellt
  • 1990 Einführung der weltersten computerisierten Taucheruhr „Scubamaster SBBK001“, Kaliber M726 mit Tauchtabellenfunktion, Datumsanzeige und Alarm. Durch Wasserkontakt wird der Tauchcomputer aktiviert
  • 1992 Einführung der SBBW001, der ersten Taucheruhr der Welt mit Kinetic-Werk / Einführung der Landmaster SBBW005, einer Abenteureruhr mit dem ersten Gehäuse der Welt, das einteilig durch Spritzgießverfahren aus Edelstahl hergestellt wurde, mit Kinetic-Werk und Präzisionslünette
  • 1998 Einführung der Landmaster Sagarmatha SBCW021, einer Abenteureruhr mit der ersten rotierenden Lünette der Welt, die aus Cermet (Keramik und Metall) gefertigt wurde, und einem einteiligen, aus glänzendem Titan gefertigten Gehäuse besteht / Einführung der Perpetual-Calender-Armbanduhr, einer Uhr, die vom ersten Ultraschall-Mikrorotor der Welt angetrieben wird / Mit der Uhr „Seiko Thermic“ wird eine weitere thermoelektrische Uhr (die erste von Seiko), eingeführt
  • 1999 Einführung der weltersten Spring-Drive-Uhr
  • 2005 Einführung der weltersten Dreiband-Funkuhr
  • 2006 Die weltweit erste Uhr mit elektrophoresischem Display wird eingeführt

Literatur

  • Goodall, John: Eine Reise durch die Zeit. Die bemerkenswerte Geschichte von Seiko. Seiko Watch Corporation, 2003
  • Hencke, Stefan: Lexus fürs Handgelenk - Uhren Praxistest. In: GZ Internationales Journal für Schmuck und Uhren. Rühle-Diebener-Verlag GmbH + Co. KG. Oktober 2008. S.72
  • Krupp, Alexander: Hemmung auf Japanisch. In: Chronos. Ebner Verlag & Co. KG. März 2007. S.92ff
  • Richter, Martina: Der Kraftprotz. In: Uhren Magazin. Ebner Verlag & Co. KG. März 2009. S.54ff
  • Trueb, Lucien F.: Präzision zählt wieder. In: Chronos. Ebner Verlag & Co. KG. Juni/Juli 2009. S.42f
  • Valentin, Frank: Ein Hauch von Mechanik. In: Watch Lounge. Das Uhren- und Lifestyle Magazin. Dr. Peter Müller Buch- und Kunstverlag GesmbH. 3/2008. S.56ff
  • Wimmer-Olbort, Iris: Das beste aus zwei Welten. In: Uhren Magazin. Ebner Verlag & Co. KG. Oktober 2008. S.80ff
  • Wimmer-Olbort, Iris: Wettlauf um die Zeit. In: Uhren Magazin. Ebner Verlag & Co. KG. September 2008. S.96ff

Nachweise

<http://zeiteisen.at/page6/files/category-seiko.html>

Trivia

Eine Seiko 6139 war auf der Skylab 4-Mission von 1973 bis 1974 und ist somit der erste Automatik-Chronograph im All. Der Astronaut William Pogue nahm diese mit auf seine Mission.

Einzelnachweise

  1. Roger Ruegger: Under Pressure Eine Zeitreise: Die Highlights auf dem Weg nach unten. Dive (into) Watches, 1. Dezember 2003;.