Zum Inhalt springen

Brolgakraniche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juni 2005 um 19:52 Uhr durch Apfelpizza (Diskussion | Beiträge) (Taxobox). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Brolgakranich
Brolgakraniche
Brolgakraniche

Brolgakraniche (Grus rubicundus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
Familie: Kraniche (Gruidae)
Unterfamilie: Echte Kraniche (Gruinae)
Gattung: Grus
Art: Brolgakranich (G. rubicundus)

Der Brolga (Grus rubicunda) ist ein Vogel aus der Familie der Kraniche. Bei seiner Erstbeschreibung im Jahre 1810 wurde der Brolga fälschlicherweise als Ardea klassifiziert, eine Klasse, die Reiher beinhaltet. Tatsächlich gehört er zu den Gruiformes; eine Klasse, die Schnarren, Rallen und Kraniche sowie ein Mitglied der Klasse Grusvögel umfasst. 1865 wurde der Vogel von dem bekannten Ornithologen John Gould umbenannt in "australischer Kranich".

1926 änderte die Königlich australische Ornithologenvereinigung den Namen in "Brolga", einen beliebten Namen aus der Sprache der Aboriginees. Gelegentlich wird er als der "eingeborene Gefährte" bezeichnet. Der Brolga ist ein Schwarmbrüter, in den Sumpfgebieten des tropischen und östlichen Australien beheimatet. Er ist bekannt für seinen komplizierten Brautwerbungstanz.

Aussehen

Der ausgewachsene Brolga ist ein großer, mittel- bis silbergrauer Kranichvogel, 0,7 bis 1,3 Meter gross, mit einer Flügelspanne von 1,7 bis 2,4 Metern, und einem breiten roten Band, das sich vom graden, knochenfarbenen Schnabel um den Hinterkopf herumzieht. Jungvögeln fehlt das rote Band. Erwachsene Männchen wiegen knapp unter 7 kg, Weibchen knapp unter 6 kg.

Ernährung

Der Brolga ist ein Allesfresser und verzehrt eine Vielzahl von Sumpfpflanzen, Insekten, wirbellosen Tieren und kleineren Wirbeltieren wie Fröschen. Er ißt ebenfalls Pflanzen aus Feucht- und Hochlandgebieten, Getreide, Weichtiere und Krustentiere. Die Nordaustralischen Brolga essen sehr gerne die Knolle des Bulkuru-Riedgrases und graben diese aus. Südlich von Brisbane gibt es das Gras nicht.

Vorkommen

Der Brolga ist weit verbreitet und sehr zahlreich in Nord- und Nordostaustralien, besonders nordöstlich von Queensland sowie im Süden bis Victoria. Man findet ihn ebenfalls im südlichen Neu Guinea und gelegentlich als Nomaden in Neuseeland und dem nördlichen Westaustralien. Die Population wird auf 20.000 bis 100.000 Vögel geschätzt und gilt als nicht gefährdet. Die Internationale Kranich-Gesellschaft begann 1972 mit drei Pärchen wilder Brolgas eine Aufzucht in Gefangenschaft. Der Brolga ist kein Nomade, wechselt die Plätze aber entsprechend der Regenzeiten.

Verwandte Arten

Der Brolga ist ein naher Verwandter von Kranichen wie dem Sarus-Kranichs Australiens und des südöstlichen Asiens, mit dem er leicht zu verwechseln ist. Dabei erstreckt sich die rote Farbe vom Kopf des Sarus teilweise den Nacken entlang, während das Rot des Brolga sich auf den Kopf beschränkt. Der Vogel ist ebenfalls verwandt mit dem Kranich Europas sowie dem Blauen Kranich aus Südafrika.

Soziale Gruppierung

Heutzutage gibt es viele Brolgas in den Weiten Australiens. Brolgas sind Herdentiere; die Basisgruppe ist ein Paar oder eine kleine Familie von drei oder vier Vögeln, meistens Eltern mit Jugendlichen, obwohl einige dieser Gruppen keine Familien sind. Außerhalb der Brutzeit versammeln sie sich in großen Scharen, die mehr wie ein Haufen individueller Gruppen wirkt als wie eine große soziale Einheit. Innerhalb der Schar neigen die Familien dazu, sich voneinander zurückzuziehen und bevorzugen Gemeinsamkeiten mit einzelnen Kranichen eher als mit der Schar als Ganzes.

Paarung und Brutzeit

Brolgas sind bekannt für ihren kniffligen Brautwerbungstanz. Der Tanz beginnt, indem ein Vogel etwas Gras aufpickt und es in die Luft wirft, es mit dem Schnabel auffängt, dann mit ausgebreiteten Flügeln einen Meter in die Luft hüpft, sich streckt, verbeugt, geht, Rufe ausstößt und mit dem Kopf nickt. Manchmal tanzt nur ein einzelner Brolga für seinen Partner, oft tanzen sie paarweise; manchmal tanzt eine Gruppe von einem guten Dutzend zusammen, wobei sie sich in einer Reihe einander gegenüberstellen.

Innerhalb der Brutzeit, die mehr vom Niederschlag als von der Jahreszeit bestimmt wird, teilen sich die Herden, und die Paare errichten in den Feuchtgebieten Nester und Reviere. An guten Standorten stehen die Nester recht beeinander und liegen manchmal in der Nähe derer des Sarus-Kranichs. Das Nest besteht aus einem Erdwall, den beide aus Stöckern, ausgerissenenem Gras und anderem pflanzlichen Material, das sich auf einer kleinen Insel mit gelegentlichen Überflutungen finden läßt, errichtet haben. Falls keine Gräser zur Verfügung stehen, werden Schmadder oder ausgerissene Wurzeln ersatzweise genommen. Manchmal machen die Paare ein spärliches nest, übernehmen ein verlassenes Schwanennest oder nisten auf dem bloßen Boden.

Ein Paar gefleckter oder ganz weißer Eier sind üblich. Manchmal besteht das Gelege aus einem oder drei Eiern, die im Abstand von zwei Tagen gelegt wurden. Beide Eltern brüten und bewachen die Jungen. Die Aufzucht erfolgt nicht synchron und erstreckt sich über ungefähr 30 Tage. Die Brut hat ein graues Gefieder und wiegt ungefähr 100 g. Die Küken können das Nest binnen eines oder zweier Tage verlassen, haben innerhalb von vier oder fünf Wochen federn und sind mit drei Monaten voll gefiedert und weitere zwei Wochen später flugfähig. Bei Gefahr verstecken sich die Küken und verhalten sich still, während die Eltern zur Ablenkung ein "Gebrochener Flügel"-Schauspiel aufführen. Die Eltern begleiten die Jungen für bis zu elf Monaten oder fast zwei Jahren, falls sie nicht wieder nisten.

Mythologie der australischen Aboriginees

In der mythologischen Traumzeit der australischen Aboriginees war Brolga eine junge Frau von außergewöhnlicher Schönheit und eine wunderbare Tänzerin. Sie lernte die alten Tänze; paradieren wie ein Emu, wirbeln wie der Wind, und erfand neue Tänze, um die Geschichten der Geister und der australischen Flora und Fauna zu erzählen. Menschen von weit entlegenen Völkerstämmen kamen, nur um sie tanzen zu sehen, und je mehr sie tanzte, umso berühmter wurde sie. Manchmal sorgten sich die Alten darum, weil sie so schön und so berühmt war, daß sie eitel werden könne, aber sie wurde es nicht. Sie blieb die gleiche fröhliche, bescheidene Brolga, die sie immer war.

Eines Tages ging Brolga alleine in die Prärie zum Tanzen, nur zur Freude am Tanz, als ein böser Geist ihr folgte. Der böse Geist fühlte, daß er sie besitzen müsse. Er kam in der Form eines Wirbelwindes und wirbelte sie mit sich fort. Ihr Volk wurde besorgt und suchte nach ihr, aber der Wind hatte ihre Fußspuren verweht. Sie suchten sie viele Tage, bevor sie den Wirbelwind in einer entfernten Ebene fanden und Brolga neben ihm. Alle rannten zu ihr, um sie zu retten, und schwenkten ihre Speere und Bumerangs,aber der böse Geist drehte den Wirbelwind schneller und schneller. Wenn er Brolga nicht haben können, sagte er, solle niemand sie haben. Er wirbelte um sie herum, und just als der Stamm sehr nahe kam, verschwand sie in den Himmel.

Bald nach diesen Ereignissen erschien ein Vogel, den sie noch nie zuvor gesehen hatten, ein wunderschöner großer, grauer Vogel. Er spreizte langsam seine Flügel und begann zu tanzen, machte dabei Hüpfschritte und bewegte sich mit derselben Grazie und Poesie in der Luft, für die Brolga berühmt gewesen war. Bald erkannten die Menschen, daß Brolga vor dem bösen Geist geflohen war und in einen Vogel verwandelt worden war, sodaß sie zurück zur Erde fliegen und wieder für sie tanzen könne.

Literatur

  • MacDonald JD (1987) The Illustrated Dictionary of Australian Birds by Common Name, Reed, p40, ISBN 0-7301-0184-3
  • Slater P, Slater P and Slater R (1995) The Slater Field Guide to Australian Birds, Landowne Publishing Pty Ltd, Sydney, NSW, Australia, p50, ISBN 0-947116-99-0