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Bekehrung (Christentum)

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Definition

Bekehrung, Umkehr oder Buße ist die Übersetzung des griechischen Worts μετανοια metanoia aus dem Neuen Testament. Die wörtliche Bedeutung ist Sinnesänderung, Änderung des Denkens, Nachdenken. Im Alten Testament steht das hebräische Wort "schuf" und wird in dem Zusammenhang mit Gott als "Umkehr" übersetzt: Umkehr vom "falschen Weg" oder "Rückkehr zu Gott" In der Auslegung der Bibel gibt es unterschiedliche Arten, die Bekehrung oder Umkehr im Leben der Christen zu sehen.Das Bild für diese Umkehr wird deutlich im Gleichnis Jesu vom "barmherzigen Vater" in Lukas 15 (früher nannte man das Gleichnis das "Gleichnis vom verlorenen Sohn", dann "das GLEICHNIS von den beiden verlorenen Söhnen") Zitat: Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.19Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! 20Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater

Römisch-katholische Kirche: Taufe und Umkehr von der Sünde

In der katholischen Kirche ist die Taufe der Ort der ersten, grundlegenden Umkehr. ''Durch den Glauben an die Frohbotschaft und durch die Taufe widersagt man dem Bösen und erlangt das Heil, welches die Vergebung aller sünden und das Geschenk des neuen Lebens ist." (Katechismus der katholischen Kirche, 1427). Des weiteren gibt es eine zweite Umkehr, die eine fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche und den einzelnen Christen ist. Das Streben nach Umkehr ist nicht nur eine Tat des Menschen. Sie ist die Regung eines "zerknirschten ... Herzens" (Ps. 51,19), das durch die Gnade dazu gebracht und bewegt wird, der Barmherzigen Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat, zu entsprechen. (Katechismus der katholischen Kirche, 1428)

Orthodoxe Kirche: Umkehr als Lebenshaltung des Christen

In der orthodoxe Kirche steht Umkehr (metanoia) nahe beim Geheimnis (Sakrament) der Buße, das dort oft auch als "zweite Taufe" bezeichnet wird. Dazu gehören neben der Beichte auch Praktiken wie Fasten, Kontrolle der eigenen Rede und Emotionen, Kontrolle der eigenen Gedanken, das Praktizieren von Demut und Gebet. Umkehr ist kein einmaliger Vorgang sondern ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubenslebens.

Protestantismus: Bekehrung als Beginn des Christseins

Dabei gibt es zwei unterschiedliche Auslegungen:

Bekehrung als freie Entscheidung des Menschen

Viele evangelische Kirchen verstehen unter Bekehrung die persönliche, freie Entscheidung, Jesus Christus nachzufolgen, ihn als Heiland und Herrn anzuerkennen und die Sünden zu bekennen. Es wird davon ausgegangen, dass diese Entscheidung der Beginn des Gläubigwerdens sei.

Evangelisierende christliche Gemeinschaften weisen daher immer wieder auf den Aufruf zur Umkehr hin, denn sie gehen davon aus, dass Gott zwar das Angebot der Rettung durch Jesus Christus mache, der Mensch aber in freier Entscheidung gefordert sei, das Angebot anzunehmen. Trifft er dabei die falsche Entscheidung, lande der Mensch in einer Hölle, die entweder als endlose psychische (Gottesferne) oder physische Qual (des Körpers) interpretiert wird.

Insbesondere bei Evangelikalen wird Bekehrung oft als ein einmaliger und genau datierbarer Punkt im Leben gesehen, aber es gibt auch Christen, die die Bekehrung als einen allmählichen Prozess erfahren haben.

Einige Konfessionen sehen die Wiedergeburt als Ergebnis der Bekehrung, bei anderen braucht es zur Wiedergeburt die Bekehrung und die Taufe, oder die Taufe allein genügt für die Wiedergeburt.

Charismatiker in der Römisch-katholischen Kirche sprechen eher von "Lebensübergabe" statt von Bekehrung, weil nach offizieller katholischer Lehre die Wiedergeburt bereits bei der Taufe geschieht und nicht wiederholt werden kann.

Bekehrung als Folge der Berufung durch Gott

Andere Kirchen und Gruppen im Protestantismus vertreten die Auslegung, dass die Erlösung einzig das Werk Gottes ist, ohne jede Mitwirkung von Seiten des Menschen. Diese Gruppen lehnen die freie Entscheidung des Menschen als "Synergismus" ab (d.h. Gott muss etwas tun und der Mensch muss etwas tun: Angebot und Annahme), der im Widerspruch steht zur Errettung des Sünders allein aus Gnade (sola gratia). Sie legen die Bibel so aus, dass die Umsinnung erst nach dem Gläubigwerden möglich ist (Apg. 11:22), die eine rein passive Berufung (κλησις kläsis (Eph 4,1)) durch Gott ist. Gott hat die Berufenen vor Beginn der Welt auserwählt (Eph 1:4, 2. Thess. 2:13, 5. Mose 7:6-8).

Innerhalb dieser Sichtweise gibt es noch zwei unterschiedliche Auslegungen der Folgen der Erwählung Gottes:

Erwählung zur Errettung

In Kirchen mit calvinistischer Lehre gilt die schon von Augustinus von Hippo entwickelte Lehre der doppelten Prädestination, nach der Gott vor aller Zeit entschieden habe, wer zu den Geretteten und wer zu den Verlorenen gehören wird. Daher bekehrt sich nach dieser Theologie ein Mensch nur, wenn Gott das vor aller Zeit so entschieden hat. Da die Menschen aber nicht wissen, wie Gott im Einzelfall entschieden hat, kennen auch diese Kirchen Mission und Aufruf zur Umkehr.

Erwählung zur Berufung

Daneben gibt es Christen, die diese Auswahl Gottes als eine Erwählung für Aufgaben auslegen (jetzt und im äonischen Leben), analog der Erwählung von Jeremia (Jer. 1:5). Letztlich gerettet werden alle Menschen (siehe Allaussöhnung).


Siehe auch