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Vorauseilender Gehorsam

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Gehorsam, vorauseilender, freiwillige Vorwegnahme vermuteten erwünschten Verhaltens. Ursache dieser Form des Gehorsams sind entweder Emotionen, diffuse Ängste und mangelnde Selbstwertgefühle gegenüber vermuteten Autoritäten, die derartige Unterwürfigkeit bedingen oder aber auch sachliche Unkenntnis von kulturellen oder sozialen Verhaltensregeln. Denn eigentlich gehört zum Gehorsam auch eine soziale Begrenzung etwa im Rahmen der Befehlsgewalt militärischer Disziplin. Eine weder in der Person noch im Sozialen verankerte Grenzlosigkeit der Anpassung läßt den vorauseilenden Gehorsam zur sozialen Gefahr werden.

Beide Muster führen dazu, durch das eigene übertriebene Handeln an den vermuteten, unausgesprochenen Bitten, Wünschen, Anordnungen, Anweisungen, Befehlen imaginärer Anderpersonen auszurichten, um vage befürchtete Konfliktsituationen zu vermeiden oder sich Wohlwollen zugunsten des eigenen Handlungsrahmens zu sichern (Hermann Löns: Duodez). Mit diesem übertriebenen Handeln geht oft auch ein übertrieben selbstbewußtes Handeln oder Auftreten einher - zum Schutz der eigenen Verletzlichkeit (z.B. Sonnenbrille). Ist der Handlungsrahmen auf Bild- und Textmedien bezogen, ist der vorauseilende Gehorsam eine Selbstzensur. Der vorauseilende Gehorsam macht auch politisch totalitäre Systeme möglich. In diesem Zusammenhang ist der vorauseilende Gehorsam weniger Feigheit als mangelnde Zivilcourage (Untertänigkeit, Kriechen).


Man wird dort freilich sehr schnell alt, aber man bleibt es auch lange. Deshalb ist es allen Leuten, die weiter nichts vom Dasein verlangen, auf das Angelegentlichste zu empfehlen, sich dort niederzulassen und ein stilles Leben zu führen, ein Leben in Duodez. (H. Löns, Duodez)

Literatur

  • Hermann Löns: Duodez - mit einem biographischen Beitrag und einer Zeittafel von Dr. Thomas Dupke, NordPark Verlag: Wuppertal 2001 ISBN 3-935421-01-X