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Zen-Buddhismus in China

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Chan ist eine in China entstandenen Meditationsschule des Mahayana-Buddhismus, die durch die Übung der Meditation im Lotossitz und durch das Lösen von Gongans (jap.Koan), einer Art paradoxer Rätsel, sowie Erleuchtungserfahrung charakterisiert ist.

Der chinesische Name 禅 (Chan) stammt von dem Sanskritwort Dhyana, das in das Chinesische als 禅那 (Chan'na) übertragen wurde.

Der Chan-Buddhismus wurde im 12.Jh. nach Japan übertragen und dort als Zen bekannt. Chan ist eine in China durch Vermischung mit dem Daoismus entstandene Form des Buddhismus und hat auf die chinesische Philosophie und Kultur einen großen Einfluß ausgeübt.

Begründet wurde der Chan-Buddhismus der Legende nach durch Bodhidharma zwischen 480 und 520 nach Christus. Er soll sich ganz auf die Meditation gestützt haben und jede schriftliche Überlieferung abgelehnt haben. Jedoch wird auch berichtet, er sei ein Anhänger des Lankavatara-Sutra, das die innere Erleuchtung betont, gewesen. Dementsprechend fand im Chan die Übermittlung der Lehre ohne Schrifttum, sondern von Meister zu Schüler statt, obwohl es einige Textsammlungen von Chanmeistern gab und auch das Lankavatara- und das Diamant-Sutra eine Rolle spielten. Das Ziel des Chan ist die Erleuchtung bzw. das Erwachen (jap. Satori), die mit unterschiedlichen Mitteln erreicht wurde. Eines davon waren Gong'ans (jap. Koan), Sentenzen oder Fälle, die rational nicht lösbar waren und der Transzendierung des Verstandes dienten, jedoch spielte die vertiefte Meditation in allen Schulen des Chan immer die bedeutendste Rolle.

Auch daoistische Begriffe wie das Nichtsein (wuyou), Nichthandeln (wuwei), Nichtdenken (wunian) und Nichtbewußtsein (wuxin) waren für den Chanbuddhismus wichtig und die Philosophie des Chan zeichnete sich immer als Philosophie des Paradoxen und Weg der radikalen Freiheit des Geistes aus. Chan betont die Einheit des Geistes mit der Buddhanatur, die sich nur im gegenwärtigen Dasein erfahren läßt, bzw. immer vorhanden ist und stellt sich als Weg der Praxis und nicht der philosophischen Spekulation, wie sie andere Schulen des Buddhismus in China auszeichnete, dar.

Die Anfänge des Chan liegen im Dunkeln, jedoch führen sich alle Schulen auf den sechsten Patriarchen Huineng (638-713) zurück. In der Zeit nach Huineng bildeten sich viele Schulen des Chan. Die Blütezeit des Chan in China war während der Tang- und Song-Dynastie, als wichtige Spruchsammlungen und Werke in Dialogform entstanden und auch die chinesische Kultur und Kunst beeinflusst wurde, eine bedeutende Gestalt ist hier der Dichter Wang Wei, aber auch der Theoretiker Zongmi.

In der Chan-Bewegung nach Huineng ragen Mazu, Baizhang, Huangbo und Linji (jap.:Rinzai) heraus. Sie stellen das Chan der Patriarchen, die Überlieferungslinie, die mit Buddha begann, dar. Sie betonen die Überlieferung außerhalb der schriftlichen Werke und den Weg der plötzlichen Erleuchtung, um die eigene Buddhanatur zu erfahren.

Baizhang führte die festen und strengen Regeln der Tempelklöster ein, die heute noch eine Rolle in chinesischen und japanischen Zen- und Chan-Klöstern spielen und betonte den Wert der Arbeit:"Ein Tag ohne Arbeit, ein Tag ohne Essen".

Mazu vertrat einen dynamischen Weg der Meditation und betonte die Einheit des ursprünglichen Geistes mit der Buddhanatur. In einer Gong'an Sammlung antwortet er auf die Frage, "Was ist Buddha", "Der Geist ist Buddha" und auf die erneute Frage, "Weder Geist noch Buddha".

Linji betonte in einer Art von Humanismus den "wahren Menschen" (Zhenren, ein Begriff daoistischen Ursprungs) ohne Eigenschaften, der in vollkommener Freiheit lebt und sein Dasein als Patriarchenbuddha, d.h., das Dasein jedes Wesens als Buddha.

Während der Song-Zeit vereinten sich dann die verschiedenen Schulen und es blieben die Schule des Linji (jap.Rinzai), die auch "Chan des Sehens auf ein Gong'an" und die Caodong-Schule (jap.Soto), die auch "Chan der schweigenden Erleuchtung" genannt wurde, bestehen. Die Caodong-Schule unterscheidet sich von der Linji-Schule daurch, daß in ihr nicht das Hauptaugenmerk auf die Gong'an-Übung gelgt wird, sondern das Sitzen in Meditation die Hauptpraxis ist. Gemäß dieser Schule ist die Meditation ein Ausdruck der Buddhanatur.

In der Volksrepublik China wurde Chan lange Zeit unterdrückt, seit den 80er Jahren des 20 Jh. wurden jedoch viele Tempel und Klöster wiederaufegbaut und Nonnen und Mönche ordiniert und es gibt eine wachsende Anzahl an Gläubigen. Auf Taiwan, in Hongkong und unter Übersee-Chinesen ist Chan nach wie vor populär.

Literatur

Helwig Schmidt-Glintzer: Der Buddhismus, München 2005, ISBN 3-406-50867-7

Heinrich Dumoulin:Geschichte des Zen-Budhismus, Bd.I: Indien und China, Bern 1985, ISBN 3-7720-1554-9


Siehe aber auch: Khan für den Herrschertitel