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Maximilien de Robespierre

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Maximilien de Robespierre

Maximilien François Marie Isidore de Robespierre (* 6. Mai 1758 in Arras; † 28. Juli 1794 Paris), vom Volk der "Unbestechliche" genannt, war ein französischer Politiker und einer der einflussreichsten Männer während der Französischen Revolution.

Leben

Entwicklung vom Freizeitlyriker zum "Blutrichter" der Französischen Revolution

Maximilien de Robespierre vermochte seine Zuhörer zu fesseln, wenn er mit seiner Samtstimme im Literarischen Klub der nordfranzösischen Stadt Arras seine Gedichte vortrug. In den nächsten Jahren verwandelte er sich in einen brutalen Verteidiger der Revolution, der schließlich selbst mit der Guillotine hingerichtet wurde. Heinrich Heine beschrieb Robespierre als einen Mann von "unerbitterlicher, schneidender, poesieloser, nüchterner Ehrlichkeit".

Die Anfänge

Robespierre wurde als eines von vier Kindern eines Notars geboren. Kurz nach der Geburt starb die Mutter. Er besuchte das "Collège Louis le Grand" in Paris, wo er nach 12 Jahren sein juristisches Examen ablegte. Schon in seiner Jugendzeit zeigte er, der stets Primus war, einen auffälligen Ehrgeiz. Er wurde als bester Schüler Frankreichs ausgezeichnet. So war es sein Traum, eines Tages einen Orden aus der Hand des Königs zu bekommen.

In Arras wurde er mit 24 Jahren zum Richter ernannt. Dieses Amt aber legte er alsbald nieder, als er ein Todesurteil hätte verhängen müssen.

Schon in Arras hatte Robespierre Flugschriften gegen die Privilegien des Adels und der Geistlichkeit publiziert.

Schließlich sah er in Paris die Möglichkeit, durch sein politisches Engagement die Gesellschaftsform des monarchistischen Frankreichs nach der Staatstheorie seines geistigen Mentors Jean-Jacques Rousseau umzugestalten: 31-jährig wurde er gleich zum Delegierten in die Versammlung der Generalstände gewählt, die von Ludwig XVI. 1789 eigentlich dazu einberufen worden waren, seine Steuererhöhungen durchzusetzen.

Die Umgliederung von Paris

Am 17. Juni 1789 rief der dritte Stand (das Bürgertum), welcher in der Zwischenzeit so stark geworden war wie Klerus und Adel zusammen, eine selbsternannte Nationalversammlung aus, die sogleich die Privilegien der Priester und Adeligen beseitigte. Dies war die Geburtsstunde der französischen Revolution, vier Wochen später erfolgte der Sturm auf die Bastille.

In dieser Nationalversammlung fiel Robespierre zunächst bloß auf, weil er die liberale Mehrheit mit radikalen Forderungen erschreckte: Die Vernunft als Grundlage der Staatsordnung, die Tugend ihr Ziel. Alle Sitten und Institutionen seien abzuschaffen.

Bald galt Robespierre als Linksradikaler und trat dem linken „Klub der Jakobiner“ bei, die sich regelmäßig an einem Ort in Paris trafen. 1790 wurde er deren Präsident.

Aber noch gab es einen König! Dieser hatte sogar eine neue Verfassung veranlasst, allerdings auf Druck des dritten Standes: die kirchlichen Güter eingezogen und den Adel abgeschafft.

Die Wende der Revolution

Die Wende der Revolution war 1791 eingetreten, als die Galionsfigur der gemäßigten Revolutionäre, Mirabeau starb. Im Juni 1791 floh Ludwig XVI., wurde aber zurückgeschafft und durfte sogar seine Krone behalten. Doch er war zu einer Marionette der Jakobiner und der Girondisten geworden. Robespierre war inzwischen zu einem der wichtigsten Meinungsmacher aufgestiegen. Im September 1792 richteten die Jakobiner ein Blutbad unter den Königstreuen und jenen, die dafür gehalten wurden, an. Zusätzlich wurden alle politischen Gefangenen umgebracht. Diesem Massaker fielen mehr als tausend Menschen zum Opfer. Nun wurde der König gefangengenommen und Robespierre forderte in seiner Rede vom 3.12.1792 dessen Tod, da der König eine zu große Gefahr für die Revolution darstelle, hiermit bewies Rousseau sein historisches Kalkül. Er erklärte ihn zum Verräter Frankreichs und zum Verbrecher an der Menschheit. Das Parlament sprach sich am 20. Januar 1793 mit 387 zu 334 dafür aus, Ludwig XVI. hinzurichten. Tags darauf wurde dieser durch die Guillotine enthauptet.

Gedankliche Konstrukte gemäß Rousseau

Alle Mitglieder einer Gemeinschaft erzeugen in freiwilliger Übereinkunft einen Gemeinwillen, so Jean-Jacques Rousseau. Der Gemeinwille strebt nach Gemeinwohl und hat dabei immer Recht. Er herrscht absolut, egal, ob Einzelne ihn ablehnen. Jeder, der den Gemeinwillen angreift, ist ein Übeltäter, ein Vertragsbrüchiger, ein Staatsfeind und ihm gebührt der Tod.

Je grausamer die Regierung gegenüber den Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürgern, ließ Robespierre 1793 verlauten. Terror wie es Rousseau empfahl. – Ohne Tugend, interpretierte Robespierre, sei Terror verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos.

Robespierre war es, der 1792 in einem Brief an alle Franzosen verkündete, dass es nun darum gehe auf den Trümmern des Thrones die heilige Gleichheit einzurichten. – Er meint damit die Gleichheit vor dem Gesetz und gleiche Chancen in der Politik. Die Gleichheit des Vermögens, von der die Armen träumten, meinte er nicht. Dies erklärte er im April 1793 vor der Nationalversammlung und versicherte den Reichen, dass er ihre Schätze auf keinen Fall anrühren wolle.

Die Macht des Fallbeils

1794 ließ Robespierre den Radikalsten der Jakobiner, Jacques-René Hébert, verhaften, weil er zum Aufstand aufrief und an eine Wiederholung der Septemberbewegung (=Septembermorde?) dachte. Ihm folgte seine Anhängerschaft, die Hébertisten. Sechs Tage nach ihnen ließ der Wohlfahrtsausschuss unter Führung Robespierres Georges Danton auf der Guillotine hinrichten. Insgesamt waren es in jenem April 258 Hinrichtungen auf Geheiß des Ausschusses. Der Juni 1794 sah 688 Hinrichtungen, denn das Komitee hatte beschlossen, nicht nur auf eine Anhörung der Beschuldigten, sondern auch von Zeugen zu verzichten. Im Dutzend wurden in diesem Jahr die Todesurteile verhängt.

Das Ende

Im Juli 1794 ließ der Wohlfahrtsausschuss 935 Todesurteile vollstrecken. Darunter auch das von Robespierre selbst. Am 26. Juli hatte Robespierre noch zwei Tage zu leben. Das erste Mal seit Wochen erschien er für eine Rede vor dem Parlament. Er war bleich und sprach vier Stunden lang. Er bekräftigte seine Überzeugung, nur der Terror gegen das Verbrechen verschaffe der Unschuld Sicherheit. Der Fehler dabei war, auf neue Verräter anzuspielen, die mit aller Härte bestraft werden müssten. Er kenne sie, doch Namen nennen wolle er nicht. In der folgenden Nacht traf eine Koalition zusammen. Sie bestand aus solchen, die befürchteten, als Verräter bezeichnet und hingerichtet zu werden, und anderen, die selbst an die Macht kommen wollten, um die Politik nach ihren Vorstellungen zu gestalten: Die Linken, die durch ihn die Revolution verraten sahen, und die Rechten, die bis dahin geschwiegen hatten.

Am folgenden Tag debattierte das Parlament lauthals. Man wollte die Jakobiner und ihren Führer loswerden. Robespierre wollte sich verteidigen, doch seine Worte gingen im Tumult der Stimmen unter. Letztlich forderte man die Verhaftung. Sie wurde zur allgemeinen Verblüffung einstimmig beschlossen.

Am gleichen Tag, dem 9. Thermidor des Jahres II, wurde Robespierre abgeführt. Es gelang ihm jedoch, sich mit aus dem Kerker befreiten Freunden gegen Abend im Rathaus zu versammeln. Nach dem von Léonard Bourdon geführten Sturm auf das Stadthaus schoss sich Robespierre in den Mund. Die Kugel zerschmetterte jedoch nur den Kiefer. Der schwerverletzte Robespierre wurde notdürftig ärztlich behandelt und aus Rachsucht einfach auf einem Holztisch im Vorzimmer des Wohlfahrtausschusses abgelegt. Ob Robespierre wirklich versucht hat, sich das Leben zu nehmen, ließ sich nie eindeutig klären.

Am 28. Juli 1794 wurde Maximilien Robespierre selbst zum Schafott gekarrt, wo es sein Leben nach 36 Jahren beenden sollte. 21 seiner Anhänger starben noch am selben Tag, 83 in den folgenden Tagen.

Nachwelt

Mit dem Sturz Robespierres starb für Frankreich auf Jahrzehnte zugleich die demokratische Republik in der Praxis wie in der Idee. Der Jakobiner-Klub wurde aufgelöst und die Girondisten nach Paris zurückgeholt. Die neue Klasse stützte sich fortan nicht mehr auf das Volk, sondern rettete sich aus inneren und äußeren Bedrängnissen zuerst in die Arme Napoléon Bonapartes, dann in die des "Bürgerkönigs" Louis Philippe, nachdem sie zwischendurch sogar mit den Bourbonen noch einmal eine Vernunftehe eingehen wird. Am 7. November 1799 wurde die Zentralregierung erneut entmachtet und wenig später Napoleon zum Konsul ernannt, der sich später zum Kaiser krönte, die Erbmonarchie wieder einführte und Frankreich und Europa in ein Zeitalter der Kriege führte, das hunderttausenden Menschen das Leben kostete.

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