Vojislav Šešelj
Dr. Vojislav Šešelj (* 1955) ist ein rechtsradikaler (groß)serbischer Politiker und Ultranationalist. Diese Tatsache ist umso verwunderlicher, da er kroatischer Herkunft ist. Er ist Parteigründer und Vorsitzender der Serbischen Radikalen Partei. Wegen seiner Rolle als Freischärlerführer (Führer der serbisch-rechtsextremen Banden der Tschetniks) im Balkankonflikt befindet er sich zur Zeit in Untersuchungshaft in Den Haag, wo er sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten muss.
Der 1955 geborene Vojislav Šešelj trat mit 17 Jahren der KP Jugoslawiens bei. Auf der Universität von Sarajewo legte er seine Dissertation Das politische Wesen des Militarismus und Faschismus vor. Wegen seiner Schriften war Šešelj zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Intellektuelle unterzeichneten damals eine Petition, in der seine Freilassung gefordert wurde.
Der im kalifornischen Exil lebende Tschetnik-Führer Momčilo Djuić ernannte den Juristen Šešelj im Sommer 1991 zum neuen "Vojvoda" (Feldherrn). In den Jugoslawien-Kriegen war Šešelj der Anführer der "weißen Adler", einer paramilitärischen Einheit. Seinen Leuten werden schwere Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien und dem Kosovo zur Last gelegt. Der Anklageschrift des UN-Kriegsverbrechertribunals zufolge soll Šešelj Vergewaltigungen gebilligt, Vertreibungen und Massenmorde befohlen haben.
In der Regierungszeit von Slobodan Milošević war Šešelj zeitweilig serbischer Vizepremier. Noch zwei Jahre vor seiner Regierungsbeteiligung nannte er Milosević wegen der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton den "größten Verräter am serbischen Volk".
Im Oktober 1995 reiste Wladimir Schirinowski nach Belgrad und unterzeichnete ein Kooperationsabkommen mit Šešeljs SRS. 1997 kommt Frankreichs Jean-Marie Le Pen zu einem viel beachteten Solidaritätsauftritt nach Belgrad, wo er von Šešelj in Empfang genommen wurde.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2002 gewinnt Šešelj ein Drittel der Stimmen.
2003 stellte er sich vor laufenden Kameras freiwillig dem UN-Tribunal. Bevor er flog, veranstalteten Zehntausende seiner Anhänger eine große Abschiedsfeier in der Belgrader Innenstadt.
Milosević hatte Šešelj 2003 bei der Wahl in Serbien unterstützt: Aus seiner Gefängniszelle empfahl er dem serbischen Volk, Dr. Vojislav Šešelj zu wählen, "um das vom Ausland gelenkte Regime in Belgrad zu stürzen".
Šešeljs rechtsextreme, nationalistische Serbische Radikale Partei ist bei den Parlamentswahlen 2004 in Serbien mit MEHR ALS 27 % DER STIMMEN zur stärksten Kraft geworden.
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Šešelj, Vojislav |
KURZBESCHREIBUNG | Serbischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 1955 |