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Medizinischer Blutegel

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Blutegel
Systematik
Stammgruppe: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Lophotrochozoen (Lophotrochozoa)
Stamm: Ringelwürmer (Annelida)
Klasse: Hirudinida
Unterklasse: Hirudinea
Ordnungen
  • Acanthobdellida
  • Arhynchobdellida
  • Rhynchobdellida
  • Gnathobdellidae



Die Blutegel (Hirudinea) gehören zur den Ringelwürmern, der bekannteste Vertreter unter ihnen ist der Medizinische Blutegel (zool. Hirudo medicinalis), der schon seit Jahrhunderten in der Medizin zum Einsatz kommt. Sie kommen jedoch in 4 Ordnungen mit mehr als 500 Arten vor.

Verbreitung

Sie sind auf der ganzen Welt verbreitet, leben aber überwiegend im Wasser. Sie sind gute Schwimmer und benötigen extrem sauberes Wasser als Lebensraum. Außerhalb des Wassers bewegt sich der Blutegel mit Hilfe von zwei Saugnäpfen an den Körperenden wie eine Raupe fort.

Merkmale

Blutegel (schematisch): (a) Kopf des Blutegels mit aufgeschnittener Mundhöhle, K die drei Kiefer; (b) eine Kieferplatte mit ihren Zähnen am Rand

Erwachsene Tiere sind ausgestreckt bis zu 15 cm lang und werden etwa 7 Gramm schwer, bei hellem Licht ist eine Rückenzeichnung zu erkennen. Blutegel sind langlebig: Sie werden erst mit drei Jahren geschlechtsreif und werden über 20 Jahre alt. Der Blutegel dickt bereits während einer "Mahlzeit" das gesaugte Blut ein, das Wasser wird über die Haut ausgeschieden. Das gesaugte Blut wird im Körper des Egels mit Hilfe von Bakterien konserviert und reicht für ein bis zwei Jahre, in denen der Blutegel keine Nahrung mehr aufnehmen muss. Mit ihren Beißwerkzeugen durchdringen Blutegel selbst dickes Rinderfell in wenigen Sekunden.

Lebenszyklus

Die Egel benötigen Säugetierblut um sich fortzupflanzen, die Eier werden dabei außerhalb vom Wasser abgelegt und in Coccons eingesponnen. Nach dem schlüpfen ernähren sich die Jungen Egel von kleinen Wirbellosen die sie fressen oder aussaugen, sie saugen jedoch auch an Fröschen. Der Blutegel saugt sich an der Haut von Säugetieren fest, um dann meist schmerzfrei die Haut zu durchbeißen und in etwa 30 Minuten bis zum fünffachen seines Körpergewichts an Blut zu saugen. Dabei sondert er über den Speichel die Blutgerinnungshemmer Heparin und Hirudin in die Wunde ab - aus diesen Stoffen ergibt sich die medizinische Heilwirkung des Blutegels. Um einen Egel abzutrennen, sollte man ihn zuvor "erschrecken". Dafür kann man z.B. Essig, Salz oder Alkohol verwenden. Obwohl man den Wurm danach leichter abziehen kann, sollte man immer darauf achten, dass keine Saugnäpfe abreißen, die eventuell Entzündungen verursachen können. In heutiger Zeit nutzt man die Tiere, um Blutergüsse auszusaugen.


Schadwirkung

Da das von den Egeln aufgenommene Blut lange im Körper des Tieres flüssig bleibt und nur langsam durch Proteinasen abgebaut wird, kann der Blutegel viele Erreger beherbergen. Es wurden Protozoen (Toxoplasmose, Trypanosomen, Plasmodien) sowie Bakterien (Streptokokken, Klostridien, Aeromonas) nachgewiesen. Experimentell konnte auch eine Theoretische Übertragung von AIDS nachgewiesen werden.


Rechtliches

Der Medizinische Blutegel (Hirudo medizinalis) steht in Deutschland unter Naturschutz.