Trickster
Der Trickster ist eine meist männliche Gestalt vornehmlich indianischer Mythen, die sich zwielichtig und vieldeutig darstellt, deren Handlungen jedoch nicht nur destruktiv sind, sondern auch (Seelen-)Wandlungen bewirken.
Ihn als Gauner, Schwindler oder Trickbetrüger zu bezeichnen, wird diesem letzteren Aspekt der "trickreichen" Wandlung somit nicht gerecht; der Schlawiner verharmlost die potentielle Gewalt, die in ihm steckt.
So steht der Trickster auch nicht für den Heros der grauen Vorzeit, sondern für das Leben an und für sich, das oft unverständlich grausam ist und doch zum Leben führt... Von Mephistopheles unterscheidet ihn die einfache Tatsache, dass dieser zuletzt unterliegt und selbst der Betrogene ist, während der Trickster letztendlich immer siegt.
Im Englischen kann der Begriff "Trickster" auch "jemand, der mit Tricks arbeitet", "der Halunke", "der Gauner", "der Bauernfänger" bedeuten.
Beispiele
- Abbu-Nawwas (Kulturheros-Züge fehlen) (Nordafrika, außerdem in Südarabien, Äthiopien, Somalia)
- Anansi (bei den Akan-Ashanti; spinnengestaltig) (Sudan)
- Ananse (spinnengestaltig vorgestellt) (Jamaica)
- Bamapama (bei den Murngin) (Australien)
- Chinesische Schelmengestalt beschrieben von dem Beamten Hsü Wen-Ch’ang (Kulturheros-Züge fehlen / sexuelle, skatologische Züge)
- Coniraya Huirakocha (bei den Inka)
- Eshu, auch Exu, Esu (bei den Yoruba; spielt auch im afroamerikanischen Bereich eine große Rolle)
- Fuchs (bei den Toba) (Südamerika)
- Goha (Ägypten, Teile Arabiens und Syriens bis in den Irak) (Kulturheros-Züge fehlen)
- Guahayona (bei den Taino-Indianern) (führt die Menschen in neue Lebensgebieteund bsiegt Feinde der Taino)
- Hase und Schildkröte (Typus „clever hero“, agieren kaum als Kulturheroen setzen Geschicklichkeit und List eher zu ihrem eigenen Nutzen ein) (Afrika, südlich der Sahara)
- Hermes (Götterbote, Gott der Diebe, Reisenden und Kaufleute) (griechische Mythologie)
- Kantjil, „the Mouse-deer” (malayo-indonesischer Bereich)
- Kutka (Sibirien, für die Italmenen auch der Weltschöpfer)
- Lay (bei den Iraku) (Ostafrika)
- Legba, bei den Ewe (Togo) und Fon (Benin)
- Loki (germanische Mythologie) (Europa)
- Mantis (weibliche Trickster-Gestalt!) hat die Gestalt einer Heuschrecke, bei den Khoisan (Südafrika)
- Maui-of-the-thousand-Tricks (Hawaii)
- Olofat (Mikronesien)
- Nanabozho (bei den algonkin-sprachigen Völkern) (östl. Nordamerika)
- Pan (arkadischer Hirtengott)
- Prometheus (Titanengeschlecht) (Aspekt des Kulturbringers steht im Vordergrund. Bringt den Menschen das Feuer, die Schrift, die Heilkunst, die Baukunst, die Metallurgie, die Schifffahrt und die Reitkunst)
- Quikinnaqu (der Große Rabe) (sibirische Koriaken)
- Saci Exu (afroamerikanischer Bereich)
- Sug (überwiegend als Trickster, Kulturheros-Züge fehlen) (nördliches Thailand)
- Syrdon (ist Loki sehr ähnlich) (Ossetien/Zentralkaukasus)
- Taugi (Kalapalo-Indianer) (Brasilien)
- Tawk’wax bei den Mataco (Südamerika)
- Tezcatlipoca (mesoamerikanische Hochkulturen)
- Tompa (es dominieren sexuelle und skatologische Motive) (Tibet)
- Ture (spinnengestaltig) (Azande)
- Till Eulenspiegel (vor allem „clever hero“) (Deutschland)
- Stalo (Lappland)
- Wakdjunkaga (bei den Winebago)
Literatur
- Paul Radin / Karl Kerényi / C. G. Jung: Der göttliche Schelm
- Alexander Knorr: Metatrickster: Burton, Taxil, Gurdjieff, Backhouse, Crowley, Castaneda. Alteritas, Münchner ethnologische Impressionen, Vol. 3. Pondicherry, München: Vasa. ISBN 3-9809131-6-3