Zum Inhalt springen

William Jones (Orientalist)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. September 2009 um 19:07 Uhr durch Dancer (Diskussion | Beiträge) (Kategorie:Richter nach Kategorie:Richter (Vereinigtes Königreich) geändert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Sir William Jones

Sir William Jones (* 28. September 1746 in London; † 27. April 1794 in Kalkutta) war ein britischer Indologe und Jurist. Er war seit 1783 Richter am Obersten Gericht in Kalkutta. Er ist besonders durch seine Arbeiten zur indogermanischen Sprachfamilie bekannt.

Leben und Wirken

Bei den Brahmanen lernte er Sanskrit und erkannte als erster dessen genetische Verwandtschaft mit dem Griechischen, Lateinischen, Gotischen und Keltischen. Er wurde damit zu einem wichtigen Wegbereiter für die neue Disziplin, der indoeuropäischen Sprachwissenschaft, welche im deutschsprachigen Raum meist Indogermanistik genannt wird.

William Jones wurde 1746 in London geboren. Sein Vater war der Mathematiker Wiliam Jones. Der junge William Jones erwies sich als sprachbegabt und lernte schon früh Griechisch, Latein, Persisch und Arabisch. Es wird berichtet, dass er insgesamt in seinem Leben 28 Sprachen beherrscht habe. Trotz des frühen Todes seines Vaters konnte der Sohn die Universität besuchen und eine Karriere als Übersetzer beginnen. Er veröffentlichte Histoire de Nader Chah, eine Übersetzung des auf Persisch geschriebenen Originals.

Beginnend in 1770 studierte er Jura. Diese Berufsrichtung brachte ihn letztendlich nach Indien, wo er 1783 ans Oberste Gericht in Bengal (Kalkutta) berufen wurde.

Fasziniert von der indischen Kultur gründete Jones 1784 zum Zwecke einer Erforschung der bengalischen Völker die Royal Asiatic Society of Bengal, der ersten Gesellschaft dieser Art. Daneben widmete er sich vornehmlich dem Rechtswesen sowie der Musik, Literatur, Botanik und Geographie und war ein bedeutender Übersetzer indischer Literatur. Diese gewann ihre Bedeutung im Westen vor allem dadurch, dass Jones sie übersetzte und sie so einer breiteren englischen Öffentlichkeit vermittelt wurden. So wurden sie mittelbar auch einer zunehmend größeren englisch-gebildeten indischen Elite zugänglich, die auf dieser Grundlage ein kulturelles Selbstbewusstsein "Indiens" als antike Zivilisation entwickelten, eine Vorstellung, die in ihren Ansätzen wiederum in Europa entstanden war, unter anderem in der deutschen Romantik. In diesen Zusammenhang fällt auch die erste englische Übersetzung der Bhagavadgita durch Charles Wilkins von 1785, von der in Indien selbst dann eine außergewöhnliche Ideengeschichte ausging.

William Jones ist dafür bekannt, als erster die Ähnlichkeit des Sanskrit mit dem Griechischen und dem Latein erkannt zu haben. In The Sanscrit Language (1786) schlug er vor, dass alle drei Sprachen einen gemeinsamen Ursprung hätten und dass sie auch mit dem Gotischen und den keltischen Sprachen sowie dem Persischen verwandt seien. Dies war der erste Hinweis auf die Existenz der indogermanischen Sprachfamilie und die erste Anwendung der vergleichenden Sprachwissenschaft.

Literatur

  • Raphael Arnold: William Jones. Ein Orientalist zwischen Kolonialismus und Aufklärung. Würzburg 2001 (Arbeitsmaterialien zum Orient 11), ISBN 3-935556-66-7
  • Garland Cannon & Kevin Brine: Objects of enquiry: life, contributions and influence of Sir William Jones. New York [u.a.] 1995, ISBN 0-8147-1517-6
  • Harald Wiese: Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt, Logos Verlag Berlin, 2007.

Vorlage:Link GA