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Rudi Dutschke

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Rudi Dutschke, eigentlich Alfred Willi Rudolf Dutschke (* 7. März 1940 in Schönefeld bei Luckenwalde; † 24. Dezember 1979 in Århus, Dänemark), war ein marxistischer Soziologe. Er gilt in Deutschland als bekanntester Studentenführer der Studentenbewegung in den 1960er Jahren (sog. „68er-Bewegung)“ und war Gründungsmitglied der Grünen Partei Deutschlands. Dutschke war mit Gretchen Klotz verheiratet und hatte drei Kinder (Polly, Hosea-Che und Rudi-Marek). Er starb an den Spätfolgen eines Attentats, bei dem er schwere Hirnverletzungen davongetragen hatte.

Leben

Jugend und Studium

Rudi Dutschke, vierter Sohn eines Brandenburger Postbeamten, verbrachte seine Jugendjahre in der DDR. Er war in der evangelischen Jugend von Luckenwalde aktiv, wo er seine "religiös sozialistische" Grundprägung erhielt. Als Leistungssportler (Zehnkampf) war er seit 1956 Mitglied der FDJ. Er schulte sich autodidaktisch in der Kunst der Rhetorik, zunächst noch mit dem Ziel, Sportreporter zu werden.

Gedenktafel vor dem Luckenwalder Gymnasium

Seit dem Volksaufstand in Ungarn 1956 wurde Dutschke zunehmend politisiert. Er ergriff Partei für einen demokratischen Sozialismus, der sich sowohl von den USA als auch der Sowjetunion distanzierte. Auch der SED stand er zunehmend ablehnend gegenüber. Im Gegensatz zum antifaschistischen Anspruch ihrer Staatsideologie sah er die alten Strukturen und Mentalitäten im Osten ebenso fortdauern wie im Westen. Im folgenden Jahr trat er folgerichtig öffentlich gegen die zunehmende Militarisierung der DDR-Gesellschaft und für Reisefreiheit ein. Zuletzt verweigerte er den Militärdienst in der NVA und rief andere dazu auf. Deshalb verwehrten die DDR-Behörden ihm nach dem Abitur 1958 das gewünschte Sportstudium.

Daraufhin machte Dutschke eine Ausbildung zum Industriekaufmann in einem Luckenwalder VEB. Nach Abschluss der Lehre begann er regelmäßig nach West-Berlin zu pendeln, um dort sein Abitur zu wiederholen. Dies benötigte er, um in der Bundesrepublik studieren zu können. Nebenher schrieb der ehemalige Leistungssportler Sportreportagen, zeitweise für die "BZ" aus dem Axel-Springer-Verlag.

1961, kurz vor dem Mauerbau, siedelte Dutschke nach West-Berlin über. Er entschied sich nun für ein Studium der Soziologie, Ethnologie, Philosophie und Geschichte an der noch jungen Freien Universität. Ihr blieb er bis zu seiner Promotion über den ungarischen Marxisten Georg Lukács (Doktorvater: Hans-Joachim Lieber) im Jahre 1973 verbunden. Anfangs beschäftigte er sich mit dem Existentialismus Sartres und Heideggers, bald aber auch mit marxistischer Theorie. Er begeisterte sich für die Frühschriften von Karl Marx, Bloch und die "Kritische Theorie" der "Frankfurter Schule" (Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse). Die West-Berliner Reformuniversität vermittelte ihm ferner eine solide Schulung in der Geschichte der Arbeiterbewegung. Angeregt durch die Begegnung mit der amerikanischen Theologie-Studentin Gretchen Klotz – seiner späteren Frau – las er auch Theologen der Weimarer Zeit wie Karl Barth und Paul Tillich. Aus seinem christlichen wurde nun ein marxistisch fundierter Sozialismus, der aber immer die Entscheidungsfreiheit des Individuums gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen bewahrte.

Als politisch ambitionierter Student wollte Dutschke die Theorie in der Realität erproben und strebte in die Praxis. So gab er die eigene Zeitschrift "Anschlag" heraus, in der er über Antikapitalismus und die "Dritte Welt" schrieb: Themen, die ihn sein Leben lang begleiten sollten. Das Blatt galt wegen seiner betont "aktionistischen" Ausrichtung im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) damals noch als "anarchistisch". 1962/63 gründete Dutschke eine Berliner "Zelle" der Münchner Gruppe "Subversive Aktion". Er erreichte, dass diese 1964 vom West-Berliner SDS aufgenommen wurde. 1965 wurde er in dessen politischen Beirat gewählt und prägte fortan seine politische Richtung mit.

Die SPD hatte die Mitgliedschaft beim SDS 1961 wegen seiner Kontakte zur FDJ für unvereinbar mit ihren Statuten erklärt. Danach entwickelte die Studentengruppe sich allmählich zu einem organisatorischen und ideologischen Sammelbecken der parteiunabhängigen "Neuen Linken". In Berlin waren damals u.a. Ulrike Meinhof, Bernd Rabehl oder Horst Mahler dort politisch aktiv.

Studentenbewegung

Ab 1966 organisierte Dutschke zahlreiche Demonstrationen gegen Vietnamkrieg, Notstandsgesetze und die Bildung einer "Großen Koalition". So veranstaltete der SDS im Mai des Jahres einen bundesweiten Vietnamkongress, an dem sowohl Professoren der „antiautoritären Neuen Linken“ – etwa Herbert Marcuse, Jürgen Habermas, Oskar Negt – als auch traditionalistische Linke – z.B. Wolfgang Abendroth, Frank Deppe, Kurt Steinhaus – teilnahmen. Zum Abschluss dieses Kongresses fand die bis dahin größte Demonstration gegen den Vietnamkrieg in der Bundesrepublik statt. Die sich bildende Studentenbewegung verband diese Themen mit der Demokratisierung der Hochschulen und verstand sich als "Außerparlamentarische Opposition" (APO).

Bei Hans-Joachim Lieber, damals Rektor der FU, wollte Dutschke promovieren. Doch nach einem Machtkampf an der FU um das politische Mandat des Berliner AStA und eine Verkürzung der Regelstudienzeit verlängerte Lieber Dutschkes Assistentenvertrag nicht weiter. Eine akademische Laufbahn schied für ihn damit zunächst aus.

Zum Staatsbesuch des Schahs von Persien, Reza Pahlevi, im Juni 1967 versuchten Studenten bundesweit über Armut, Folter und Missachtung der Menschenrechte in Persien aufzuklären. Eine Springer-Kampagne behauptete ein geplantes Attentat auf den Staatsgast. Bei der Berliner Demonstration am 2. Juni gegen den Schahbesuch griffen sogenannte "Jubelperser" die protestierenden Studenten mit Holzlatten und Eisenstangen an, ohne dass die Polizei einschritt. Im weiteren Verlauf wurde der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Dies radikalisierte Teile der Studentenbewegung. Danach stellten erstmals einige deutsche Zeitschriften – Der Spiegel, Frankfurter Rundschau, Die Zeit – die Sicht der rebellierenden Studenten dar. Jedoch solidarisierten sich nur wenige Professoren - darunter Dutschkes späterer Freund Helmut Gollwitzer - mit der Studentenbewegung.

Dutschke verlangte mit anderen die Enteignung des Springerkonzerns, den Rücktritt der Verantwortlichen für den Polizeieinsatz und rief bundesweit zu Sitzblockaden bis zur Aufklärung der Todesumstände Ohnesorgs auf. Damit bekam er nun bundesweit Aufmerksamkeit. Jürgen Habermas warf ihm einen "Linksfaschismus" vor - was Habermas später zurücknahm - , und Podiumsdiskussionen und Interviews, u.a. mit Rudolf Augstein, Ralf Dahrendorf und Günter Gaus, machten ihn öffentlich bekannter. Zugleich stiegen Ablehnung und offener Hass. Bei einem „Go-in“ zum Weihnachtsgottesdienst in der Berliner Gedächtniskirche, bei dem Studenten Plakate von vietnamesischen Folteropfern zeigten, versuchte Dutschke über den Vietnamkrieg zu diskutieren. Daraufhin schlug ein Gottesdienstbesucher auf ihn ein und verletzte ihn, so dass er ins Krankenhaus musste.

An dem von Dutschke mitorganisierten «Internationalen Vietnam-Kongress» an der Berliner TU am 17. und 18. Februar 1968 beteiligten sich mehrere tausend Studenten. Die Abschlussdemonstration, die das Berliner Verwaltungsgericht erst kurz vorher erlaubte, wurde die bis dahin größte deutsche Protestveranstaltung gegen den Vietnamkrieg. Dabei rief Dutschke zur massenhaften Desertion amerikanischer Soldaten und zur «Zerschlagung der NATO» auf.

In linken Zeitungen veröffentlichte er außerdem damals wenig beachtete Vorschläge für eine "befreite Räterepublik Berlin" als Vorbild einer künftigen deutschen Wiedervereinigung.

Attentat

Gedenktafel für Rudi Dutschke

Am 11. April 1968 wurde Dutschke beim Gang zur Apotheke für seinen Sohn von dem jungen Hilfsarbeiter Josef Bachmann abgepasst, mit drei Schüssen niedergestreckt und lebensgefährlich verletzt. Er überlebte knapp nach einer mehrstündigen Operation. Heute erinnert eine Gedenktafel am Tatort vor dem Haus Kurfürstendamm 141 an das Attentat.

Bachmanns Motiv konnte nie ganz aufgeklärt werden; man fand bei ihm die "Nationalzeitung" und vermutete daher rechtsextreme Hintergründe. Viele Studenten machten eine monatelange Kampagne der Zeitungen aus dem Axel-Springer-Verlag gegen die Studentenproteste, besonders gegen Dutschke, für das Attentat ursächlich verantwortlich. So hatte etwa die "Bildzeitung" die Bevölkerung Tage zuvor wörtlich zum "Ergreifen" der Rädelsführer des Studentenprotests aufgefordert. Bei den folgenden nationalen und internationalen Protestkundgebungen kam es zu Ausschreitungen, bei denen u.a. Zeitungsgebäude in Brand gesetzt und die Auslieferung von Springer-Zeitungen behindert wurden.

Dutschke hatte schwere Gehirnverletzungen erlitten und musste sich Sprache und Gedächtnis in monatelanger Therapie mühsam wieder aneignen. Zur Genesung weilte er ab 1969 in der Schweiz, in Italien und Großbritannien. In England ließ er sich schließlich nieder, wurde aber während eines Irland-Urlaubes vorübergehend ausgewiesen. 1970 begann er ein Studium an der Universität Cambridge, das er aber nach baldiger erneuter Ausweisung wegen angeblicher "subversiver Tätigkeit" nicht fortsetzen konnte. Daraufhin reiste er nach Dänemark, wo er eine Anstellung als Dozent an der Universität von Aarhus erhielt.

Spätzeit

1973 hielt Dutschke seine erste öffentliche Rede nach dem Attentat auf einer Anti-Vietnam-Demonstration in Bonn. Auch seine wissenschaftliche Karriere kam voran. 1974 veröffentlichte er seine Dissertation über Lukács und ein Jahr später wurde er Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der FU Berlin. Im Rahmen dieses Projektes reiste er erstmals seit 1961 wieder offiziell in die DDR. Hier nahm er Kontakt mit Dissidenten wie Wolf Biermann und Robert Havemann auf. Auch mit dem SED-Dissidenten Rudolf Bahro bekam er Kontakt; beide analysierten das Sowjetsystem auf verschiedene Weise als nichtsozialistische Gesellschaftsformation.

Ab 1977 war Dutschke freier Mitarbeiter verschiedener linksgerichteter Zeitungen und wurde Gastdozent an der Universität Groningen in den Niederlanden. Er unternahm Vortragsreisen über Menschenrechte und engagierte sich ab 1978 für die Gründung der Partei Die Grünen.

Am Heiligabend des Jahres 1979 starb der ehemalige Studentenführer überraschend. Er ertrank nach einem epileptischen Anfall als Spätfolge des Attentats in der heimischen Badewanne. Am 3. Januar 1980 fand die feierliche Beisetzung auf dem St.-Annen-Friedhof in Berlin-Dahlem unter großer öffentlicher Anteilnahme statt. Im gleichen Jahr wurde sein Sohn Rudi-Marek Dutschke geboren.

Denken

Grundposition

Dutschke verstand sich seit seiner Jugendzeit als antiautoritärer demokratischer Sozialist im Gefolge Kurt Schumachers. In seiner Studienzeit wurde er ein überzeugter revolutionärer Marxist im Gefolge des ungarischen Philosophen Georg Lukacs. Ähnlich wie dieser betonte er die "libertären", oft vergessenen Traditionen der Arbeiterbewegung sowohl gegen den Reformismus wie auch den Stalinismus.

Dutschkes Ziel war die totale Befreiung der Menschen von Krieg, Hunger, Unmenschlichkeit und Manipulation. Mit dieser radikalen Erlösungsutopie knüpfte er an den christlichen Sozialismus seiner Jugend an, auch wenn er nicht mehr an einen persönlichen, transzendenten Gott glaubte. Ausdruck der Verbindung beider Traditionen war die lebenslange Freundschaft zu Helmut Gollwitzer und der Doppelname seines ersten Sohnes "Hosea-Che": Er erinnerte an den biblischen Propheten Hosea und den kubanischen Guerilla-Kämpfer Che Guevara.

Ökonomische Analyse

Dutschke versuchte, die Marxsche "Kritik der politischen Ökonomie" auf seine Gegenwart anzuwenden und weiterzuentwickeln. Er sah das Wirtschafts- und Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland als spezifischen Ausdruck eines weltweiten komplexen Kapitalismus, der alle Lebensbereiche durchdringe und die lohnabhängige Bevölkerung unterdrücke. Die soziale Marktwirtschaft beteilige das Proletariat zwar am relativen Wohlstand der fortgeschrittenen Industrieländer, binde es dadurch aber in den Kapitalismus ein und täusche es über die tatsächlichen Machtverhältnisse. Demgemäß kritisierte er repräsentative Demokratie und parlamentarische Entscheidungsprozesse als Ausdruck einer "repressiven Toleranz", die weithin Ausbeutung der Produzenten und Privilegien der Besitzenden verschleiere und schütze. Diese Strukturen sah er als nicht reformierbar, nur durch einen allmählichen revolutionäre Prozess veränderbar an. Dazu berief er sich auch auf die Gesellschaftsanalysen der Kritischen Theorie, vor allem auf Herbert Marcuses Der eindimensionale Mensch.

In der Bundesrepublik erwartete Dutschke nach dem Ende des Wirtschaftswunders eine Periode der Stagnation: Die für sie typische Subventionierung unproduktiver Sektoren wie Landwirtschaft und Bergbau werde künftig nicht mehr finanzierbar sein. Dies und der absehbare massive Abbau von Arbeitsplätzen würden in eine Strukturkrise münden, die den Staat zu immer weitergehenderen Eingriffen in die Wirtschaft veranlassen werde. Dies werde in einen „integralen Etatismus“ münden: Der Staat werde die Wirtschaft lenken, aber das Privateigentum formal beibehalten. Er werde diesen Zustand nur mit Gewalt gegen die aufbegehrenden Opfer der Strukturkrise stabilisieren können.

Der technische Fortschritt bringe aber auch Ansatzpunkte für eine grundlegende Gesellschaftsveränderung hervor: Die Automatisierung und Computerisierung lasse die Notwendigkeit zu verdinglichender Lohnarbeit zunehmend wegfallen und setzte damit Arbeitszeit frei, die gegen das System aktiviert werden könne. Für den nötigen Umsturz fehle der Bundesrepublik jedoch ein "revolutionäres Subjekt": Das deutsche Proletariat sei verblendet und lebe im "falschen Bewusstsein". Es könne den abstrakten Gewaltzusammenhang des kapitalistischen Staates nicht mehr unmittelbar wahrnehmen, da alle ökonomischen und sozialen Differenzen zunehmend nivelliert und "eindimensional" geworden seien (Marcuse). Ein "gigantisches System von Manipulation" stelle "eine neue Qualität von Leiden der Massen her, die nicht mehr aus sich heraus fähig sind, sich zu empören. Die Selbstorganisation ihrer Interessen, Bedürfnisse, Wünsche" sei damit "geschichtlich unmöglich geworden."

Verhältnis zum "real existierenden" Staatskommunismus

Für Dutschke waren Demokratie und Sozialismus wie für Rosa Luxemburg untrennbar. Die Verfügung der Arbeiter über die Produktionsmittel sollte das Erbe der französischen Revolution, die "bürgerlichen" Freiheitsrechte, bewahren und die freie Entfaltung des Individuums ermöglichen und erweitern, nicht diktatorisch verhindern.

Deshalb grenzte er sich seit dem ungarischen Aufstand 1956 gegen den Leninismus der Sowjetunion und der von ihr beherrschten Staaten ab. Er sah darin eine doktrinäre Entartung des genuinen Marxismus zu einer neuen "bürokratischen" Herrschaftsideologie. Er erwartete und befürwortete auch im Ostblock eine durchgreifende Revolution zu einem selbstbestimmten Sozialismus. Bei seinem Moskaubesuch 1965 fragte er die Vertreter des Komsomol nach dem Arbeiteraufstand von Kronstadt. Er setzte sich im SDS intensiv mit den DDR-Sympathisanten und "Traditionalisten" und ihrem an Lenins Konzept einer Kaderpartei angelehnten Revolutionsverständnis auseinander.

Eine Zeitlang begrüßte er Mao Zedongs Kulturrevolution in der Volksrepublik China als Versuch einer "Entbürokratisierung" der Staatspartei. Beeinflusst von Ernest Mandel sah er bald jedoch, dass dort keine wirkliche Teilhabe des Volkes an der Macht angestrebt wurde. Dennoch lobte er 1975, als die Roten Khmer unter Pol Pot die Hauptstadt Phnom Penh eingenommen hatten, die "ostasiatische Revolution" in Vietnam und Kambodscha. Er sah darin eine Chance zur Umwälzung der "asiatischen Produktionsweise", die er im Stalinismus misslungen fand. Die Massenmorde und Vertreibungen der Pol-Pot-Diktatur (1975-1979) in Kambodscha hatte er jedoch noch nicht vor Augen. Von den K-Gruppen, die sich später kritiklos an China oder Albanien anlehnten, distanzierte er sich.

Anders als viele seiner Genossen im SDS begrüßte Dutschke den "Prager Frühling" vorbehaltlos als richtigen Versuch einer Befreiung von der staatskommunistischen Ein-Parteien-Diktatur. Nach dessen Niederschlagung stellte er die gemeinsame Opposition von SDS und SED gegen den Vietnamkrieg der USA nachträglich in Frage:

"Sind wir gar einem riesigen Fremd- und Eigenbetrug anheimgefallen? [...] Warum geht eine SU (ohne Sowjets), die sozialrevolutionäre Bewegungen in der Dritten Welt unterstützt, imperialistisch gegen ein Volk vor, welches selbständig unter Führung der kommunistischen Partei die demokratisch-sozialistische Initiative ergriff? [...] Ohne Klarheit an dieser Ecke ist ein sozialistischer Standpunkt der konkreten Wahrheit, Glaubwürdigkeit und Echtheit unmöglich, werden gerade die Unterdrückten, Ausgebeuteten und Beleidigten in der BRD und der DDR im besonderen nicht bereit sein, über Lohnkämpfe hinaus in den politischen Klassenkampf einzusteigen."

Sein Spätwerk (Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen, 1974) erklärte die Ursachen der sowjetisch-chinesischen Fehlentwicklung im Gefolge Karl August Wittfogels mit Hilfe der marxistischen Gesellschaftsanalyse. In bis dahin unerreichter Schärfe stellte Dutschke hier die fehlenden ökonomischen und sozialen Bedingungen für eine sozialistische Revolution in Russland fest. Er sah eine Kontinuität der "asiatischen Despotie" von Dschingis Khan über Zar Peter I. und die "Bauernbefreiung" 1861 bis hin zu Stalins Zwangskollektivierung und Zwangsindustrialisierung ab 1924.

Während Lenin 1905 noch für die Entfaltung des Kapitalismus in Russland plädiert habe, damit dort eine echte Arbeiterklasse heranwachsen könne, sei schon sein "Oktoberputsch" von 1917 als Rückfall in die "allgemeine Staatssklaverei" anzusehen. Die Entwicklung von Lenin zu Stalin sei logische Folge seines Parteien- und Fraktionsverbots gewesen:

"Statt mit den Menschewiki und Sozialrevolutionären einen gemeinsamen Block anzustreben, ...trieb er und seine Partei die anderen Strömungen der jungen Arbeiterklasse und der großen Bauernpartei recht schnell in den Untergrund..."

Stalins Versuch, die Sowjetunion durch brutalen Zwang an die Produktivität des Kapitalismus heranzuführen, sei nur "aufgepfropft" und habe die Abhängigkeit vom Weltmarkt nie beseitigen können. Er habe nur einen neuen Imperialismus hervorgebracht, so dass militärische Unterstützung von Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt und Unterdrückung von selbstbestimmten Sozialismusversuchen im Ostblock eine logische Einheit darstellten.

Schonungslos stellte Dutschke sich 1978 (Warum ich Marxist bin, Hg. Fritz Raddatz) auch seinen eigenen Irrtümern im Gefolge von Georg Lukács und Karl Korsch, die er nun als "Legitimationsmarxisten" kritisierte:

"Nein, wie schmerzhaft auch immer es sein mag, die historische Wahrheit zu ihrem Recht kommen zu lassen, ich bin nicht Sozialist geworden, um das Unrecht und die Lüge zu verteidigen."

So zeichnete er detailliert die Diskussionen der Komintern nach, die seit 1922 - dem Jahr, als Paul Levy die Leninkritik Rosa Luxemburgs veröffentlichte - mit immer neuen ideologischen Wendungen den Grundfehler des sowjetischen Revolutionsversuchs bemäntelt habe. Auch Leo Trotzki, Bucharin, Rudolf Bahro, Jürgen Habermas und andere sozialistische Gegner des Stalinismus hätten dessen Wesen nicht durchschaut: Er sei manifester "Anti-Kommunismus", der der im deutschen Faschismus gipfelnden "Monopolbourgeoisie" eine nicht minder aggressive "Monopolbürokratie" an die Seite gestellt habe. Es sei kein Zufall, dass Stalins Gulags und KZs nach 1945 nicht verschwanden, sondern aufrecht erhalten wurden.

Der isolierte "Sozialismus in einem Land" habe sich längst als nicht reformfähig erwiesen und sei eine "antidynamische Sackgassenformation", die sich nur noch durch Kredite und Importe aus dem Westen am Leben erhalten könne. Alle ihre scheinbaren inneren Reformanläufe seit Chrustschow (20. Parteitag 1956) seien nur Mittel zum Überleben der ZK-Bürokratie gewesen:

Von pseudo-linker, gutgemeinter moralisch-romantischer Position kann man es gutheißen, Produktionsweisen zu 'überspringen', mit einem sozialistischen Standpunkt hatte (und hat) die Moskauer Position desgleichen wie die Pekinger nie etwas zu tun."

Antiimperialistische Gewalt und antiautoritäre Provokation

Das weltweite Unterdrückungs- und Ausbeutungssystem war für Dutschke nur langfristig zu überwinden. Dabei unterschied er die Bedingungen für eine erfolgreiche Revolution in den reichen Industriestaaten von denen der sogenannten "Dritten Welt". Anders als Marx es erwartet hatte, werde die Revolution nicht in den ökonomisch entwickeltesten Ländern beginnen, sondern von den unterdrückten Völkern der "Peripherie" des Weltmarkts ausgehen.

Im Vietnamkrieg sah er den Beginn einer solchen revolutionären Entwicklung, die auch auf andere Dritte-Welt-Länder übergreifen könne. Er bejahte ausdrücklich die Gewalt des Vietcong, um damit die Kriegsfähigkeit des Imperialismus weltweit zu schwächen:

„Dieser revolutionäre Krieg ist furchtbar, aber furchtbarer würden die Leiden der Völker sein, wenn nicht durch den bewaffneten Kampf der Krieg überhaupt von den Menschen abgeschafft wird“.

Er teilte hier die antiimperialistische Theorie von Frantz Fanon und die entsprechende Praxis Che Guevaras, wonach der Befreiungskampf zuerst die "schwächsten Glieder" in der Kette des Imperialismus zerreißen sollte: „Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam“.

In den USA oder der Bundesrepublik hielt Dutschke solche revolutionäre Gewalt allerdings zunächst nicht für möglich und zielführend. Entscheidend für den langfristigen Erfolg von Umsturzversuchen in der Dritten Welt sei, dass sie eine Veränderung des Bewusstseins bei den unterdrückten Massen in den Zentren des Kapitalismus hervorriefen. Wo dieser Zusammenhang erkannt werde - etwa an den Universitäten der "Metropolen" - , könne die Verblendung des "verbürgerlichten" Proletariats allmählich aufgebrochen werden. Nur eine entschiedene System-Opposition, die das gegebene Regelwerk partiell durchbricht und damit seinen Unterdrückungscharakter durchschaubar macht, könne dies leisten.

Die Studentenbewegung war für Dutschke ein Zeichen für die Entstehung einer solchen Opposition. Der studentische Protest gegen den Vietnamkrieg und ähnliche Konflikte in der Dritten Welt sollte die Bewusstseinsveränderung anstoßen und vermitteln. Im globalen Befreiungskampf sollten die Studenten durch provokante „Verweigerungen“ sich selbst und die deklassierten (d.h. durch die Strukturkrise erwerbslos gewordenen) Arbeiter aufklären und so eine Gegenöffentlichkeit schaffen. Diese Aufklärung solle durch „Agitation in der Aktion“ zur Schaffung eines revolutionären Bewusstseins beitragen. Durch die sinnliche Erfahrung staatlicher Gewalt, die auch illegale Aktionen provozierten, könne das falsche Bewusstsein aufgehoben und die tatsächliche Unfreiheit durchschaut werden. Der Revolutionär revolutioniere sich auf diesem Wege also gleichsam selbst. Die sinnliche Erfahrung von Gewalt sei die "entscheidende Voraussetzung für die Revolutionierung der Massen".

Dutschkes Konzept einer "antiautoritären Provokation" wurde in den Protestformen der APO zum Teil umgesetzt. Man wollte sich vom Staat und etablierten Parteiensystem nicht erlauben lassen, was man den Menschen nicht verbieten könne: das selbstbestimmte Recht auf Inanspruchnahme der Öffentlichkeit zur Politisierung der Bevölkerung, gegen die Zwänge des normierten Konsum- und Arbeitsverhaltens. Dazu missachtete man z.B. Demonstrationsverbote und verließ vorgeschriebene Demonstrationsorte und -routen. Mit Sitzstreiks, "Go-Ins", Tomatenwürfen und Pudding-Attacken auf Staatsbesucher und Herrschaftssymbole usw. wollte man breite Diskussionen über unmenschliche Gewalt wie im Vietnamkrieg oder im Iran erzwingen.

Nach dem Tod Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 erhielt die Studentenbewegung massenhaften Zulauf, was Dutschkes Revolutionskonzept zu bestätigen schien: Die zum Teil illegalen Proteste hatten die Staatsgewalt provoziert, deren brutale Reaktion viele Menschen entsetzte und zu revolutionärem Engagement motivierte. Im Sommer 1968 sah es für viele der damals Beteiligten so aus, als ob eine Revolution auch in Mitteleuropa möglich sei. Auch Dutschke glaubte damals daran:

„Vietnam kommt näher, in Griechenland beginnen die ersten Einheiten der revolutionären Befreiungsfront zu kämpfen (...) Es hängt primär von unserem Willen ab, wie diese Periode der Geschichte ausgeht (...) Es hängt von unseren schöpferischen Fähigkeiten ab, kühn und entschlossen die sichtbaren und unmittelbaren Widersprüche zu vertiefen und (..) kühn und allseitig die Initiative der Massen zu entfalten.“

Man müsse neben dem Viet-Cong noch einen asiatischen, amerikanischen und europäischen Cong schaffen. Diese „voluntaristische“ Überzeugung brachte ihm den Vorwurf eines "Linksfaschismus" ein, den der prominente Vertreter der Kritischen Theorie, Jürgen Habermas, am Abend des 2. Juni 1967 erhob. Dieser kritisierte das Konzept der antiautoritären Provokation als gewaltfördernd, weil Dutschke damit nur „die sublime Gewalt, die notwendig in den Institutionen enthalten ist, manifest werden“ lassen wolle.

Dutschke befürwortete die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung revolutionärer Ziele; sein Schwergewicht lag aber auf weitgehend gewaltfreien demonstrativen Regelverletzungen. Er unterschied Gewalt gegen Sachen oder Personen; letztere lehnte er zwar nicht prinzipiell, aber für die bundesdeutsche Situation ab. Auch Gewalt gegen Sachen propagierte er nicht aktiv, beteiligte sich aber an der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags auf den Sendemast des amerikanischen Soldatensenders AFN oder ein Schiff mit Versorgungsgütern für die US-Armee in Vietnam. Auch diese Sabotageaktion sollte über den Zusammenhang deutscher Repression und amerikanischer Kriegführung aufklären, keinen Guerillakrieg in Gang setzen. Beide Anschläge blieben unausgeführt, teils wegen praktischer Schwierigkeiten, teils weil Verletzung von Personen nicht ausgeschlossen werden konnte.

Auf die Frage: "Würden Sie für Ihre revolutionären Ziele notfalls auch mit der Waffe in der Hand eintreten?" antwortete er im Dezember 1967:

"Wäre ich in Lateinamerika, würde ich mit der Waffe in der Hand kämpfen. Ich bin nicht in Lateinamerika, ich bin in der Bundesrepublik. Wir kämpfen dafür, dass es nie dazu kommt, dass Waffen in die Hand genommen werden müssen. Aber das liegt nicht bei uns. Wir sind nicht an der Macht. Die Menschen sind sich ihres eigenen Schicksals nicht bewusst ... Wenn 1969 der NATO-Austritt nicht vollzogen wird, wenn wir reinkommen in den Prozess der internationalen Auseinandersetzung - es ist sicher, dass wir dann Waffen benutzen werden, wenn bundesrepublikanische Truppen in Vietnam oder anderswo kämpfen - dass wir dann im eigenen Lande auch kämpfen werden."

"Langer Marsch", "Berliner Modell" und Deutsche Einheit

Wie diese „Kulturrevolution“ und die weiteren Phasen des revolutionären Prozesses genau aussehen sollten, erklärte Dutschke nur vage und unscharf. Das Konzept könne erst „in der ständigen Vermittlung von Reflexion und Aktion, von Theorie und Praxis erarbeitet“ werden. Er bezeichnete den Prozess als ausgesprochen „langen Marsch durch die Institutionen“, in dem die Studenten das neue Bewusstsein in alle gesellschaftliche Bereiche tragen sollten. Demzufolge nahm er nach der Genesung von seiner Kopfverletzung am Aufbau der Grünen als parlamentarischer Antiparteien-Partei teil.

Die Bildung "herrschaftsfreier Räume" war Dutschke wesentlich wichtiger als die direkte Bekämpfung von staatlicher Gewalt. In verschiedenen Zeitschriften (u.a. dem "Kursbuch") entwarf er eine Utopie einer Räterepublik West-Berlin, in der es keine Polizei, keine Justiz und keine Gefängnisse mehr geben sollte. Auch werde man nur fünf Stunden täglich arbeiten müssen. Er hoffte, dass dies auf Ostdeutschland ausstrahlen würde:

„Wenn sich Westberlin zu einem neuen Gemeinwesen entwickeln sollte, würde das die DDR vor eine Entscheidung stellen: entweder Verhärtung oder wirkliche Befreiung der sozialistischen Tendenzen in der DDR. Ich nehme eher das letztere an.“

In diesem Kontext bejahte Dutschke die deutsche Wiedervereinigung. Die Teilung war für ihn ein Anachronismus, da beide deutsche Teilstaaten das Erbe des Faschismus erst noch zu überwinden hätten. Er erklärte, sich für die Berliner Mauer regelrecht zu schämen; sein "Berliner Modell" sollte Vorbild eines basisdemokratischen Gesamtdeutschlands sein.

Aktuelle Diskussion um Dutschkes Verhältnis zur Gewalt

Dutschke polarisierte bereits zu Lebzeiten. Im Zusammenhang der historischen Bewertung der "68er"-Bewegung ist seine Person und ihre Wirkung nach wie vor stark umstritten. Anlass für eine neue Debatte war sein 25. Todestag. Die Berliner Tageszeitung (taz) schlug vor, die Kreuzberger Kochstraße in "Rudi-Dutschke-Straße" umzubenennen. PDS und Grüne unterstützen diesen Vorschlag, die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg hat noch nicht abschließend darüber entschieden.

Umstritten ist vor allem Dutschkes Verhältnis zum Terrorismus der RAF. Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung (siehe Literatur) vertritt die Auffassung, Dutschke habe das Konzept der "Stadtguerilla" seit Februar 1966 theoretisch entwickelt und sich dazu neben Che Guevara auf Carl Schmitt und dessen "Theorie des Partisanen" gestützt. Dazu führt Kraushaar u.a. das „Organisationsreferat“ an, das Dutschke mit Hans-Jürgen Krahl verfasst und am 5. September 1967 beim Bundeskongress des SDS in Frankfurt/Main vorgetragen hatte. Darin heißt es:

„Die 'Propaganda der Schüsse' (Che) in der 'Dritten Welt' muss durch die 'Propaganda der Tat' in den Metropolen vervollständigt werden, welche eine Urbanisierung ruraler Guerilla-Tätigkeit geschichtlich möglich macht. Der städtische Guerillero ist der Organisator schlechthinniger Irregularität als Destruktion des Systems der repressiven Institutionen.“

Kraushaar folgert, das Stadtguerilla-Konzept sei als fester Bestandteil und "nicht einfach als Verfalls- und Verzweiflungsprodukt der 68er-Bewegung" zu deuten. Auch für die Frankfurter Rundschau besteht daher kein "Zweifel daran, dass Dutschke propagierte, was Baader und die RAF praktizierten."

Wie Dutschke das Konzept der "Stadtguerilla" verstand und welche Aktionsformen "Irregularität" für ihn umfasste, ist jedoch umstritten. Seit 1973 distanzierte er sich - wie auch Kraushaar feststellt - ausdrücklich vom Terrorismus der RAF:

Diejenigen, die die Junta in Chile ebensogern besuchten wie den Despoten in Teheran und die Rassisten in Südafrika [...] sind politisch gefährlich und müssen dementsprechend politisch bekämpft werden. Individueller Terror aber ist massenfeindlich und antihumanistisch. Jede kleine Bürgerinitiative, jede politisch-soziale Jugend-, Frauen-, Arbeitslosen-, Rentner- und Klassenkampfbewegung [...] ist hundertmal mehr wert und qualitativ anders als die spektakulärste Aktion des individuellen Terrors." (Aufsatz für Helmut Gollwitzer, siehe Werke).

Als revolutionärer Marxist erwartete Dutschke keine friedliche Überwindung "spätkapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse". Für einzelne Länder der "Dritten Welt", unter Umständen auch für die Bundesrepublik sah er den bewaffneten Kampf der Bevölkerung daher als möglichen Weg zur "Befreiung" an. Er übte bei Protestaktionen selbst keine Gewalt aus und rief auch nicht direkt dazu auf, rechtfertigte 1968 aber ihre Anwendung:

"[...] die Höhe unserer Gegengewalt bestimmt sich durch das Maß der repressiven Gewalt der Herrschenden." (zitiert nach Gerd Langguth, siehe Weblinks).

Er argumentierte hier nach dem klassischen Denkmuster des "gerechten" Kämpfers, der "Gegengewalt" nur anwende, um Gewalt zu bekämpfen. Hier wird Dutschke bis heute vorgeworfen, er habe damit eine Eskalation von Gewalt gefördert: entgegen seinem erklärtem Ziel, das Bewusstsein der Massen zu verändern, um in globalem Maßstab Hunger und Krieg zu beenden.

Dutschkes eigener Weg führte vom Wortführer des SDS zum Mitgründer der damals pazifistischen "Grünen". Er kämpfte außer- wie innerparlamentarisch für eine Erweiterung demokratischer Selbstbestimmung, um damit langfristig das kapitalistische System zu überwinden. Sein Beispiel wirft die grundsätzliche Frage auf, ob und wenn ja wie "revolutionäres" Handeln in einem parlamentarischen System möglich ist, ohne Gewaltanwendung zu steigern, statt sie zu vermindern.

Werke

  • Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben - Die Tagebücher 1963-1979 (Hrsg. v. Gretchen Dutschke), Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003. ISBN 3462032240
  • Rudi Dutschke: Mein langer Marsch. Reden, Schriften und Tagebücher aus zwanzig Jahren (Hrsg. von Gretchen Dutschke-Klotz, Helmut Gollwitzer und Jürgen Miermeister), Rowohlt 1980. ISBN 3499147181
  • Rudi Dutschke: Aufrecht gehen - Eine fragmentarische Autobiographie, Olle und Wolter, Berlin 1981. ISBN 3883954276
  • Rudi Dutschke: Lieber Genosse Bloch... - Briefe Rudi Dutschkes an Karola und Ernst Bloch (Hrsg. v. Karola Bloch und Welf Schröter), Talheimer Verlag 1988. ISBN 3893760016
  • Rudi Dutschke: Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen. Über den halbasiatischen und den westeuropäischen Weg zum Sozialismus., Wagenbach, Berlin 1984
  • Uwe Bergmann/Rudi Dutschke/Wolfgang Lefèvre/Bernd Rabehl: Rebellion der Studenten oder die neue Opposition. Eine Analyse, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg, 1968.
  • Frank Böckelmann/Herbert Nagel (Hrsg.): Subversive Aktion. Der Sinn der Organisation ist ihr Scheitern, Verlag Neue Kritik, Frankfurt/Main 1976.
  • Fritz Raddatz (Hrsg.): Warum ich Marxist bin. (S. 95-135) Kindler Verlag, München 1978, ISBN 3463007185
  • Rudi Dutschke: Gekrümmt vor dem Herrn, aufrecht im politischen Klassenkampf: Helmut Gollwitzer und andere Christen. In: Andreas Baudis u.a. (Hrsg.): Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. Für Helmut Gollwitzer zum 70. Geburtstag, Christian Kaiser Verlag 1978, S. 544-577, ISBN 3459011866

Literatur

Kurzbiographien:

Diskussion über die Gewaltfrage: