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Benutzer:Olag

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Olag måste med lag rättas.



Kleine Parabel zum Turmbau der Bibliothek (zu Babel)

Es gibt eine Stadt, die wurde in die Wolken gebaut, so dass ständig dichter Nebel herrscht. Über die Stadt verteilt hört man Stimmen von Leuten, die darüber streiten, wie die Stadt zu bauen sei. Manche hören nur zu, manche reden still vor sich hin, andere sind so in Gespräche vertieft, dass sie das Ziel, an der Stadt weiterzubauen aus den Augen verloren haben.

Seit die Wolken erreicht wurden, hat sich das Verhalten der Menschen verändert. Wenn nun eine von ihnen spricht, weiß sie nicht, wer sie hört. Weil sie ihre Gesprächspartner nicht sehen kann; weil sie nicht weiß, wer noch in der Nähe steht und einfach still zuhört. Die Bewohner schätzen aber auch den Schutz, den der Nebel bietet. Während der Bau der Stadt früher manchmal stockte, geht vieles nun viel ungehemmter von der Hand. Es ist, als wäre es nun viel leichter geworden, mit Worten Dinge zu tun. Aber es werden damit nicht nur gute Dinge getan. Die Bewohner der Stadt haben gelernt mit Worten sowohl Mauern als auch Brücken einzureißen. Sie haben gelernt sich gegenseitig zu verletzen und manchmal auch zu töten.

Die Bürger sind über diese Entwicklung besorgt. Sie erkennen aber, dass das Verletzen und Töten oft kein böser Wille ist, sondern auf Unwissenheit beruht. Der Schutz, den der Nebel bietet, hat den Bau der Stadt vorangebracht, aber führt auch oft zu Missverständnissen: als würden die Worte sich von den Menschen lösen und ihnen Streiche spielen; als könnten eigensinnige Worte noch eigensinnigere Widerworte zeugen. Die Wiederborstigkeit und Fruchtbarkeit der Worte hat dazu geführt, dass die Stadt zunehmend von Büchern bewohnt wird. Viele Menschen haben sich damit arrangiert und sind dazu übergegangen, sie "unsere Bibliothek" oder einfach die "Wissenschaft" zu nennen. Weil die Bewohner dies aber erkennen, dass der Grund für Streit meist kein böser menschlicher Wille ist, sondern bloß dem Eigensinn und der Widerspenstigkeit von Worten und Büchern geschuldet, haben sie eingesehen, dass es besser sei, die gerechte Verfolgung der verschwindend geringen Zahl böswilliger Streitigkeiten für die Aufklärung und Schlichtung der großen Zahl unverschuldeter Missverständnisse zu opfern. Sie haben sich eine goldene Regel gegeben:

"Du musst die nützliche Fiktion anerkennen, dass es allen Deinen Mitbürgern darum geht, unsere Stadt für alle lebenswerter zu machen."

Zweifler fürchten, dass durch den Glauben an diese Fiktion alle alten Regeln des Zusammenlebens außer Kraft gesetzt seien. Doch das sei ferne. Im Gegenteil: nur sie gibt allen anderen Regeln ihren Sinn.


--Olag 09:55, 25. Sep. 2009 (CEST)