Kriegsverdienstkreuz (1939)
Die Bezeichnung Kriegsverdienstkreuz (KVK) bezieht sich auf verschiedene deutsche Militär- oder Kriegsauszeichnungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Solche Auszeichnungen wurden im 19. Jahrhundert und im Ersten Weltkrieg von den deutschen Einzelstaaten in jeweils eigenen Formen und Orden ausgegeben. 1939 wurde in der Zeit des Nationalsozialismus ein neues Kriegsverdienstkreuz als Auszeichnung für Verdienste während des Krieges gestiftet, die für die Verleihung des Eisernen Kreuzes nicht ausreichten.
Vor 1918

Kreuze für Kriegsverdienst oder Militärverdienst bestanden in den meisten deutschen Staaten und wurden in verschiedenen Ausführungen und Klassen vergeben.
Unter der formellen Benennung "Kriegsverdienstkreuz" gab es die folgenden Auszeichnungen der deutschen Einzelstaaten:
Großherzoglich Badisches Kriegsverdienstkreuz
Herzoglich Braunschweigisches Kriegsverdienstkreuz
Fürstlich Lippisches Kriegsverdienstkreuz
Fürstlich Reußisches Kriegsverdienstkreuz - Ein Steckkreuz gestiftet 1915 von Heinrich XXVII (Fürst von Reuß jüngere Linie und Regent von Reuß ältere Linie) als hohe Tapferkeitsauszeichnung, vergleichbar mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse, aber deutlich seltener verliehen.
Königlich Sächsisches Kriegsverdienstkreuz
In anderen deutschen Einzelstaaten gab es weitere kreuzförmige militärische Auszeichnungen, die in den meisten Fällen Kriegs- oder Tapferkeitsauszeichnungen waren, und in anderen Fällen Auszeichnungen für allgemeinen Militärverdienst waren. Dazu gehören u.a.:
Königlich Preußisches Goldenes Militär-Verdienst-Kreuz und Militär-Ehrenzeichen I. Klasse
Königlich Bayrisches Militär-Verdienstkreuz
Großherzoglich Hessisches Militär-Verdienst-Kreuz 1870/71
Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinsches Militärverdienstkreuz
Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzsches Kreuz für Auszeichnung im Kriege
Großherzoglich Oldenburgisches Friedrich-August-Kreuz
Herzoglich Anhaltisches Friedrich-Kreuz
Fürstlich Schaumburg-Lippisches Kreuz für treue Dienste
- Fürstlich Waldecksches Militär-Verdienstkreuz (1861-1896)
- Die Hanseatenkreuze der drei Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck.
Außerdem gab es das Österreichisches Militärverdienstkreuz der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (vgl. Signum Laudis)
Nicht verwechselt werden darf das KVK mit dem 1934 von Reichspräsident Paul von Hindenburg gestifteten Ehrenkreuz für Frontkämpfer, das zum 20. Jahrestag des Kriegsbeginns als eine Art Erinnerungsmedaille vergeben wurde.
Nach 1939
Laut Stiftungsbestimmungen vom 18. Oktober 1939 wurde es für Leistungen verliehen, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Beziehung standen, aber nicht unmittelbar mit Kampfhandlungen zu tun hatten und für die eine Verleihung des Eisernen Kreuzes nicht in Frage kam. Die ursprüngliche Stiftung sah nur das KVK erster und zweiter Klasse mit und ohne Schwertern vor, kam aber vor 1940 nicht zur Anwendung. Damit sollte eine Differenzierung zwischen den Verdiensten an der Heimatfront (ohne Schwerter) und dem rückwärtigen Frontgebiet (mit Schwertern) erreicht werden. Für die Verleihung des KVK mit Schwertern war also ein Einsatz unter feindlicher Waffeneinwirkung oder besondere Verdienste in der militärischen Kriegführung Voraussetzung, nicht jedoch die für das EK ausschlaggebende „Tapferkeit vor dem Feind“. Wer eine Auszeichnung ohne Schwerter erhalten hatte, konnte später auch mit dem KVK mit Schwertern ausgezeichnet werden, nicht jedoch umgekehrt.
Die Stufen ohne Schwerter nahmen faktisch die Stellung des Eisernen Kreuzes am weißen Bande („Schieberkreuz“) ein, das 1813-15, 1870/71 und 1914-18 in diesen Fällen an Zivilisten verliehen worden war.
1940 wurde das KVK auf vier Stufen erweitert, die Verleihung des Ritterkreuzes behielt sich Hitler persönlich vor. Die unterste Stufe, die Kriegsverdienstmedaille, war nicht zur Verleihung an Soldaten vorgesehen, weswegen sie nur „ohne Schwerter“ gestiftet wurde. Die übrigen Stufen konnten sowohl mit als auch ohne Schwerter an Soldaten und Zivilisten verliehen werden.[1]
Klassen
Das KVK wurde in den folgenden Stufen verliehen:
- Kriegsverdienstmedaille
- Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse
- Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes (ab 1940)
- Goldenes Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes (ab 1945)
Ab dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse an aufwärts konnten alle Klassen mit oder ohne Schwerter verliehen werden; für die Kriegsverdienstmedaille gab es keine Schwerter, da sie nicht für Soldaten vorgesehen war.
Gemäß der Verordnung über die Stiftung des Kriegsverdienstkreuzes wurde dieses für Anerkennung für „besondere Verdienste“ verliehen, die nicht die Voraussetzungen des Eisernen Kreuzes erfüllten. Faktisch war also das KVK der Orden, der für Verdienste im rückwärtigen Frontgebiet oder in der Heimat verliehen wurde, während das EK für Verdienste bei unmittelbaren Kampfhandlungen reserviert war.
Das Kriegsverdienstkreuz aller Klassen konnte an sämtliche Dienstgrade verliehen werden.
Aussehen und Trageweise

Die runde, aus Bronze gefertigte Kriegsverdienstmedaille zeigt ein achtspitziges Malteserkreuz. Auf der Rückseite ist die Aufschrift Für Kriegsverdienste 1939 zu sehen.
Die Kriegsverdienstkreuze 2. und 1. Klasse sind der Form nach Malteserkreuze mit rundem Mittelschild, auf deren Vorderseite ein Hakenkreuz mit Eichenlaubumrandung vorhanden ist, auf der Rückseite steht die Jahreszahl 1939. Das KVK 2. Klasse ist bronzen und wurde am Band an der Ordensschnalle bzw. im Knopfloch getragen, während das KVK 1. Klasse silbern ist und ohne Band auf der linken Brustseite getragen wurde.
Das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ist versilbert (bzw. vergoldet) und etwas größer als das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse. Es wurde, wie das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, an einem breiten Band um den Hals getragen.
Das Band des KVK 2. Klasse sowie das des Ritterkreuzes des KVK hatte in Längsrichtung die Farbfolge Rot-Weiß-Schwarz-Weiß-Rot, also die Farben des Deutschen Reiches, ähnlich wie das Eiserne Kreuz von 1939, bei dem die Farbfolge aber Schwarz-Weiß-Rot-Weiß-Schwarz war.
Das KVK II selbst wurde nur am Verleihungstag getragen, danach wurde, wie beim EK, das Ordensband mit dem 2. Knopfloch der Uniformjacke vernäht.

Nach den Bestimmungen des deutschen Ordensgesetzes von 1957 dürfen militärische Orden und Abzeichen aus der NS-Zeit nur ohne NS-Symbole getragen werden. Dazu sind im einschlägigen Fachhandel Nachfertigungen gemäß den Bestimmungen des Ordensgesetzes von 1957 erhältlich, in denen das Hakenkreuz z.B. durch Jahreszahlen ersetzt ist.
Verleihung

Das KVK wurde mit Verleihungsurkunde in einer Schatulle oder einer Papiertüte verliehen. Es war eine Massenauszeichnung und wurde in folgender Anzahl verliehen:
- Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ca. 2.700.000mal
- Kriegsverdienstkreuz I. Klasse ca. 140.000mal
- Ritterkreuz des KVK. ca. 230mal (davon 140mal ohne Schwerter)
- Das Goldene Ritterkreuz des KVK genau zweimal
- nämlich 1945 an Franz Hahne (Obermeister in der Firma Rheinmetall-Altmärkische Kettenwerke) und an
- Karl Saur (Hauptdienststellenleiter und Amtschef im Reichsministerium für Rüstung) (nach anderen Quellen war die Verleihung nur vorgeschlagen, konnte aber wegen des Kriegsendes nicht mehr durchgeführt werden).
Das Ritterkreuz wurde sehr sparsam verliehen, um sein Ansehen nicht zu verwässern.
Kollektive Auszeichnung
Ergänzend ist zu bemerken, dass auch ganze Betriebe durch eine besondere Form des Kriegsverdienstkreuzes ausgezeichnet werden konnten. Es handelt sich hierbei um „Das Kriegsverdienstkreuz auf Fahnen“. Anfang Mai 1942 wurde erstmals 19 Betrieben für ihre vorbildliche Leistung der Betriebsgemeinschaft in der deutschen Kriegserzeugung die Auszeichnung „Kriegs-Musterbetrieb“ verliehen. Den Betrieben wurde eine Urkunde ausgestellt und das Recht zugesprochen, in der Fahne das Kriegsverdienstkreuz zu führen.
Die Auszeichnung „Musterbetrieb“ war wie folgt gestaffelt:
- Erste Anerkennung,
- Zweite Anerkennung bei Steigerung von Qualität und Quantität,
- Silberne Fahne der Deutschen Arbeitsfront mit dem Kriegsverdienstkreuz und
- Goldene Fahne der Deutschen Arbeitsfront mit dem Kriegsverdienstkreuz.
Literatur
- K.-G. Klietmann: Auszeichnungen des Deutschen Reiches 1936-1945. 11. A. Stuttgart 2001.
- K.-G. Klietmann: Pour le Mérite und Tapferkeitsmedaille. Berlin 1966
- Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Bd. 4, München 2003.
- Dieter Pohl: Orden für Massenmord."" In: DIE ZEIT 24 vom 5. Juni 2008, S. 92.