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Andrei Romanowitsch Tschikatilo

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Andrej Romanowitsch Tschikatilo (* 1936, † 16. Februar 1994, hingerichtet) war ein ukrainischer Serienmörder und Kannibale, dem 53 Opfer nachgewiesen werden konnten. Seine Geschätzte Opferzahl beträgt 65-90.

Vorgeschichte

Andrej Tschikatilo wurde 1936 in der Ukraine geboren. In dieser Zeit herrschte in der Ukraine eine Hungersnot, die zu Kannibalismus unter der Bevölkerung führte. Nach Erzählung seiner Mutter wurde sein Bruder entführt und aufgefressen. Sein Vater war in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und wurde nach seiner Rückkehr als Deserteur angeklagt und in ein Arbeitslager geschickt.

Andrej war ein schwächliches Kind, mit einer schweren Sehstörung und daraus auch resultierenden Schulproblemen wurde von den anderen Kindern verhöhnt ohne sich in irgendeiner Form zur Wehr setzen zu können. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr war er Bettnässer. Mit zunehmenden Erwachsenwerden stellte er fest, daß er impotent war. Sein Lebensgefühl beschrieb er mit „ohne Genitalien und Augen geboren worden...“.

Um den Verlust des Vaters und dessen schlechte Reputation als Vaterlandsverräters gut zu machen, versuchte er, seinem Vaterland eifrig zu dienen. Er bewarb sich zum Jurastudium, wurde jedoch als Sohn eines Vaterlandsverräters abgelehnt. Später erhielt er einen Studienplatz in Slawistik und trat der kommunistischen Partei bei. Er schrieb patriotische Artikel für Zeitungen und ließ sich als Informant für die Polizei anwerben.

Nach Abschluss des Studiums wurde Tschikatilo Lehrer, doch blieb er dabei erfolglos, da er sich gegen seine Schüler nicht durchsetzen konnte. Aufgrund seiner sexuellen Probleme versuchte er, sexuellen Kontakt zu Schülern, Mädchen wie Jungen, herzustellen. Als dies bekannt wurde, wurde Tschikatilo in gegenseitigem Einvernehmen seines Postens enthoben und ging als Lehrer an eine Bergwerksschule. Zu dieser Zeit war er bereits mit seiner Frau Fenja verheiratet. Interessant ist vor allem, daß die Erkenntnis der Schule zu seiner sexuellen Störung nirgends vermerkt wurde.

Da ihm seine Frau die gewünschte Befriedigung nicht verschaffen konnte (und er ihr wohl erst recht nicht) kaufte er sich ein halbverfallenes Häuschen wo er sexuelle Kontakte zu Prostituierten, obdachlosen Frauen und Streunerinnen pflegte. In diesem Haus beging er seinen ersten Mord.!

22.Dezember 1978

Nachdem ihn einige Schüler offen misshandelt, ihn getreten und geschlagen hatten, ging Andrej Tschikatilo in ein Kaufhaus und kaufte sich ein Klappmesser, seine erste Mordwaffe. Er selbst war der Meinung, er brauche es zur Selbstverteidigung, denn die Schüler konnten den schwächlichen Tschikatilo ungehindert misshandeln und verhöhnen. Ausgelöst dadurch, dass er eines Nachts in den Schlafsaal der Schüler eingedrungen und einem Jungen gegenüber zudringlich geworden war. Damit wurde er erpressbar. Er kaufte sich ausserdem Alkohol und machte sich auf den Weg in seine „Datscha“. Er nahm sich vor zu trinken, sich mit einer Frau zu vergnügen und seinen Ärger abzureagieren. Auf dem Weg zu seiner Unterkunft, traf er ein kleines Mädchen, Lena, 9 Jahre alt. Er sprach das Kind an und ging mit ihr die Straße entlang. Als das Mädchen meinte, sie müsse dringend auf die Toilette, war Tschikatilos Gelegenheit gekommen. Er lockte das Mädchen in seine Wohnung wo er ihr die Kleidung herunterriss, sich an dem Mädchen verging und es anschließend, durch zahllose Stiche mit dem Messer in den Unterleib, tötete. Anschließend kleidete er das Kind wieder an und warf es in einen nahegelegenen Fluss. Tschikatilos Morden hatte begonnen und war für die nächsten 12 Jahre nicht mehr zu stoppen.

Zeit dazwischen

In den folgenden 12 Jahren tötete Tschikatilo erwiesenermaßen 53 Menschen. Nach dem Mord von Lena machte er jedoch erst mal eine dreijährige Pause, bis er 1981 eine 17jährige Schülerin ermordete. In der Folgezeit tötete er Mädchen, Frauen, eine Mutter zusammen mit ihrer Tochter und Jungen auf bestialische Weise. Er schnitt seinen Opfer Organe aus dem Körper (z.B. das Herz, die Geschlechtsteile oder die Augen) oder biss seinen Opfern Körperteile ab (z.B. die Brustwarzen), wobei einige seiner Opfer diese Tortur lebend ertragen mussten. Zeitweilig erreichte seine Mordlust nahezu unglaubliche Höhepunkte. Nach dem Mord an der 17jährigen Schülerin tötete er in kurzen Abständen vier weitere Mädchen und drei Jungen. Im Sommer 1984 tötete er beispielsweise 10 Menschen innerhalb weniger Monate, alleine zwei im Oktober.

1989-1990

Im Jahre 1989 tötete er einen 10jährigen Jungen, welchen er notdürftig in einem vorher ausgehobenen Grab verscharrte. Dieses Grab hatte er für sich selbst ausgehoben, um darin Selbstmord zu begehen.

Im Jahre 1989 tötete er 5 Menschen. 1990, im Jahr seiner Verhaftung, mussten 7 Menschen ihr Leben lassen. Sein letztes Opfer war die 22jährige Sweta, sie war sein 53. Opfer.

Ermittlungen

Im Fall der Tschikatilo-Morde ermittelte die Polizei bereits seit dem ersten Mord 1978 mit zunehmender Intensität. Jedoch wurde die Tat in Serie von der Miliz erst spät erkannt, da Tschikatilo entgegen der üblichen Vorgehensweise von Serientätern nicht auf einen speziellen Opfertyp fixiert war. Er tötete Mädchen, Jungen, Frauen und auch Mütter, lediglich Männer ließ er aus. Sie entsprachen entweder nicht seiner Sexualpräferenz oder aber er hatte zuviel Angst vor Gegenwehr.

Tschikatilo wurde vor seiner Verhaftung zweimal verdächtigt, in Gewahrsam genommen und verhört. Das erste mal nach dem Mord an Lena, das zweite mal während des Jahres 1984. Dennoch konnte man ihn nicht mit den Morden in Verbindung bringen. Die Blutgruppenanalyse aus dem Sperma, welches bei den Opfern sichergestellt wurde passte nicht zur Blutgruppe von Tschikatilo. Erst als die ermittelnden Beamten 1990 von Andrej eine Spermaprobe auf die Blutgruppe analysieren ließ, konnte eine Übereinstimmung gefunden werden. Tschikatilo ist einer von im Schnitt mehreren hundertausend Männern, deren Sperma eine andere Blutgruppe aufweist als das Blut selbst.

Um Tschikatilo endgültig zu einem Geständnis zu bewegen, bedienten sich die Ermittler eines Tricks. Sie stellten ihm eine psychiatrische Behandlung und eine Unterbringung in einer Anstalt in Aussicht, wenn er ein Geständnis schreiben würde. Darauf fiel Andrej herein, doch statt Behandlung und Unterbringung folgten eine psychische Untersuchung und der Prozess. 1994 wurde Andrej Tschickatilo wegen 53fachen Mordes zum Tode verurteilt und wenig später durch Genickschuß hingerichtet.