A Whiter Shade of Pale
A Whiter Shade of Pale ist ein Lied der britischen Gruppe Procol Harum. Es wurde am 12. Mai 1967 veröffentlicht und erreichte Platz 1 der englischen Charts. Es wurde weltweit über 2,5 Millionenfach verkauft. Das Lied wurde über Deram Records veröffentlicht. Die Melodie stammt von Gary Brooker und Matthew Fisher, der Text von Keith Reid.
Liedprofil
Charakteristisch für das Lied sind die von Johann Sebastian Bach inspirierten Klänge der Hammond-Orgel, die Matthew Fischer spielte. Sänger Gary Brooker singt den Song in seiner hohen Stimmlage. Das Lied erreichte bald nach Veröffentlichung die Nr. 1 in verschiedenen Ländern und wurde zum weltweiten Hit.
Das Lied avancierte zum meistgespielten Lied der Radiostationen in England; es wurde von über 900 verschiedenen Künstlern gesungen.
Das Fachmagazin Rolling Stone platzierte den Song auf Platz 57 in ihrer Liste der 500 größten Songs aller Zeiten. Die Britische Fernsehstation Channel 4 notierte den Song auf Rang 19 in ihrer Liste der besten Nummer-1 Singles.[1]
Aufnahmen
Die erste Aufnahme des Liedes fand in einer methodistischen Kirche statt. Um die endgültige Version aufzunehmen benutzte die Band die Olympic Studios in Barnes. Gary Brooker spielte hierfür Klavier und steuerte den Gesang hinzu, Matthew Fischer spielte die Orgel, David Knights war am Bass, Ray Royer an der Gitarre, Billy Eyden spielte das Schlagzeug. Das Lied wurde wenige Tage nach der Erstaufnahme noch einmal angespielt, diesmal allerdings mit Bobby Harrison am Schlagwerk. Letztere Aufnahme wurde für die Veröffentlichung als ungeeignet eingestuft und eine der früheren Mono-Aufnahmen wurde schließlich für die Veröffentlichung gewählt.
Produziert wurde das Stück von Denny Cordell
Struktur und Harmonien
Das Basislied mit Akkorden und Melodie wurden von Gary Brooker komponiert. Er setzte hierbei auf die Technik, den Bassakkord in jedem zweiten Takt um einen Ganzton nach unten zu senken. Als Beispiel ist hier die Akkordfolge des Anfanges C, C/Bb, Am, Am/G anzuführen. Das Lied ist in einem typischen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain oder ABAB Stil gehalten. Die eingängige Orgelmelodie wurde laut Brooker erst nachträglich eingefügt und stammt von Matthew Fisher.
Einfluss von Johann Sebastian Bach
Die auf einer Hammond-Orgel gespielten Sequenzen des Stücks sind durch Johann Sebastian Bachs „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „Air“ inspiriert. Die Basslinie des Stücks ist einer Arie aus der Bach-Kantate »Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust« (BWV 170, Nr. 1) entnommen.[2] Der Song ist jedoch keine direkte Kopie dieser Stücke oder anderer Werke Bachs.[3]
Streit um die Autorenschaft
Als Urheber des Liedes wurden 1967 Keith Reid und Garry Brooker genannt. Im Jahr 2005 reichte der ehemalige Organist der Band, Matthew Fisher, Klage gegen Garry Brooker ein, da er gemeinsam mit Brooker die Musik komponiert hätte. Fischer erreichte am 20. Dezember 2006 mit diesem Prozess, dass ihm 40 % der Urheberschaft zugesprochen wurde. [4].
Brooker widersprach diesem Urteil, da laut ihm Fisher erst nach der Entstehung des Lieder in die Band eingetreten sei.[5]. Im Berufungsverfahren wurde Fishers Beteiligung am Werk zwar anerkannt, ihm wurde allerdings das Recht auf Tantiemen aberkannt.[6], da er nach Ansicht des Richters zu lange mit der Klage gewartet habe. Fisher legte im House of Lords seinerseits wieder Berufung gegen diese Entscheidung ein.
Text und dessen Bedeutung
Der Text von "A whiter shade of Pale" wurde von Keith Reid geschrieben. Die Idee für das Lied kam Reid während einer Party. Über die Jahre gab es immer wieder Diskussionen über die Bedeutung des Textes, die bis heute immer noch nicht vollends erschlossen wurde. Es ist anzunehmen, dass Reid die Aneinanderreihung verschiedener Bilder von dieser Party vorgenommen hat, welche vermutlich den Zustand während eines Drogenrausches beschreiben, und er zudem von einem mystischen weiblichen Partygast inspiriert wurde.
Ebenso könnte der Titel "A whiter shade of pale" auf den Tod eines Drogenabhänigen hinweisen, auf den Körper im Sarg, der weißer als blass ist. Dennoch gibt der Text ebensoviele Rätsel auf wie etwa Hotel California.
Reid erklärte, der Text bezöge sich auf eine beendete Beziehung und wurde von einem Buch beeinflusst, welches er zu jener Zeit gerade las.
Viele seiner verwendeten Ausdrücke und Wörter fanden ihren Weg in den englischen Sprachgebrauch und in Wörterbücher. So etwa die Redewendung "...x shade of...y" ...
Erklärungsversuche des Textes
Die Erklärung des Textes ist auf Englisch relativ schwierig, da der Autor assoziative Bilder verwendete. Die Übersetzung und Erklärung auf Deutsch ist deshalb, auch aufgrund der Mehrdeutigkeit, beinahe unmöglich, da die verwendeten Redewendungen nicht übersetzbar sind. Der Übersetzungsversuch orientiert sich an einer möglichst wörtlichen Bedeutung der Aussagen. Auf der Webseite von Procol Harum wurden verschiedene, teilweise sehr widersprüchliche Deutungen veröffentlicht.[7]
Abschnitt eins referiert vermutlich auf die genannte Party, Partyspiele und das alberne herumtollen der Gesellschaft. Die ersten beiden Zeilen können sinngemäß schon nicht dargeboten werden da sie verschiedene Bedeutungen haben (die eingerückten Zeilen sind jeweils mögliche Deutungen).
1. Strophe:
- We skipped the light fandango
„the light Fandango“ kann einen leichten spanischen Tanz meinen, vielleicht ist aber nur ein Tanz im Licht gemeint und dem Komponisten gefiel das Wort „Fandango“ gut.
- turned cartwheels cross the floor
- Schlugen Räder über den Boden
- Rollten Wagenräder über den Flur
- I was feeling kinda seasick
- Ich fühlte mich ziemlich schwindlig (Wörtlich: seekrank)
- Ich fühlte mich benommen/wie seekrank
referiert wohl zum Partygeplänkel und den konsumierten Alkohol.
- but the crowd called out for more
- Doch die Menge forderte mehr bzw. eine Zugabe
referiert wohl darauf, dass die Partygäste ihren Spaß hatten, obwohl dem Ich-Erzähler nach einer Pause zumute war. Der Text lässt jedoch keinen klaren Schluss darauf zu, ob der Erzähler Musikant oder nur Gast ist. Wovon die Menge mehr wollte ist allerdings nicht eindeutig klar, es könnte auf die Partyspiele verweisen.
- The room was humming harder, as the ceiling flew away
- Das Getöse im Raum verstärkte sich, als die Zimmerdecke wegflog
- Der Raum wiederhallte stärker, als die Decke wegflog
Dies könnte ein Hinweis auf Drogenkonsum sein, da im Rausch der Eindruck entstand, die Zimmerdecke würde einstürzen, jedenfalls aber auf laute Musik oder den gestiegenen Lärmpegel der Gäste.
- When we called out for another drink, the waiter brougt a tray
- Als wir nach einem weiteren Getränk riefen, brachte der Kellner ein Tablett
Refrain:
- And so it was that later
- as the miller told his tale
- that her face, at first just ghostly,
- turned a whiter shade of pale
- Und so kam es, dass später
- als der Müller seine Geschichte erzählte
- Ihr zunächst geisterhaftes Gesicht
- um noch eine Spur blasser wurde bzw. noch blasser als bleich wurde.
Die Referenz in dem Refrain zu finden gestaltet sich schwierig. Alleine die Figur des Müllers gibt Rätsel auf. Einerseits kann es sich hierbei um einen Partygast handeln, andererseits wird der Müller mit der weißen Farbe (Mehl) assoziiert, was den Hinweis auf eine mystische Gestalt geben kann. Natürlich kann auch die Spekulation aufgestellt werden, dass der "Müller/Mehl/weißes Pulver" Kokain ist. "As the miller told his tale" kann also durchaus einen Hinweis für den Kokainkonsum während der Party bedeuten. Natürlich ist auch anzunehmen, dass Reid die Wortkombination "told his tale" einfach nur gefallen hat. Der eventuelle Hinweis auf Kokain kann aber auch indizieren, dass die weibliche, mystische Person, den Tod symbolisiert oder den Tod der mystischen Frau auf der Party, die nach dem Konsum des Kokains, zunächst die Farbe im Gesicht verlor und daraufhin starb. Denn nur Leichen haben einen weißere Farbe als blass im Gesicht. Genauso kann der Refrain so gedeutet werden, dass die Geschichte des Müllerl (The Millers Tale) schockierend oder aufregend war, dass die benannte Frau zunächst bleich und danach noch eine spur blasser wurde.
2. Strophe:
- She said, “There is no reason
- Sie sagte: „Es gibt keinen Grund (Wofür?)
- and the truth is plain to see.”
- und die Wahrheit liegt auf der Hand.“
- und die Wahrheit kann deutlich gesehen werden.“
Es ist unklar, worauf sich die Aussage des Mädchens bezieht und um welche Wahrheit es geht.
- But I wandered through my playing cards
- Aber ich schweifte/blätterte durch meine Spielkarten
- and would not let her be
- und wollte sie nicht in Frieden lassen
- ich wollte sie nicht aufgeben
- kann ungefähr auch bedeuteten "wollte ihr nicht ihren Willen lassen"...
"let be" kann darauf referieren, dass etwas aufgegeben wird oder auch, dass man etwas geschehen lässt. Die Übersetzung dieser Phrase ist sehr ungenau.
- one of sixteen vestal virgins
- und wollte sie nicht eine von sechzehn vestalischen Jungfrauen sein lassen,
- who were leaving for the coast
- die sich nach der Küste aufmachten
Die vestalischen Jungfrauen kehrten sehr lange oder nie wieder zurück, wenn sie einmal in ihr Amt eingesetzt wurden und waren zu absoluter Keuschheit verpflichtet.
- and although my eyes were open
- they might have just as well've been closed
- Und obwohl meine Augen offen waren,
- hätten sie genauso gut geschlossen sein können.
Der Erzähler braucht die Augen nicht, um die Situation wahrzunehmen.
Bei Live-Auftritten wird noch folgende Strophe hinzugefügt:
- so I took her by the looking glass
- Ich brachte sie zum Spiegel
Je nach Deutung der Zeile, hat der Autor das Mädchen entweder zum Spiegel mitgenommen oder bei anderer Intonation jene Frau welche vor dem Spiegel saß...
- and forced her to agree
- und zwang sie zuzustimmen (Wozu?)
- saying, “You must be the mermaid
- sagte: „Du bist sicher die Meerjungfrau
- Du musst die Meerjungfrau sein
- who took Neptune for a ride.“
- die mit Neptun auf eine Fahrt ging“
"Take for a ride" hat in diesem Sinne viele Bedeutungen. Es kann sowohl indizieren, dass in dem Mädchen die Meerjungfrau erkannte, welche mit Neptun auf eine Reise ging, kann allerdings auch bedeuten, dass sie die Meerjungfrau ist, die Neptun hinter das Licht führte, es steht auch als Slangbegriff für den Geschlechtsakt.
- But she smiled at me so sadly
- Aber sie lachte mich traurig an
- that my anger straightway died
- Und meine Wut verflog
Referenzen auf das Stück
- Als Filmmusik kommt das Stück unter anderem vor:
- In einer Version von Saxophonist King Curtis im Film Withnail and I (Lieblingslied von Richard E. Grant).
- Ebenfalls als Saxophoninstrumental zu Beginn des Films Killing Blue von Peter Patzak
- Im Film Die Commitments von Alan Parker.
- Im Film Der große Frust dessen Soundtrack ebenfalls ein Bestseller wurde.
- Im Film Breaking the Waves von Lars von Trier.
- Im Film Zwischen Himmel und Hölle von Oliver Stone.
- Im Film und Abspann vom 100 Schritte.
- Im Abspann von Sandra Bullocks Das Netz.
- Der Song wurde in einem japanischen Werbespot für den Nissan Silvia verwendet.
- Das Stück wird in Martin Scorseses Teil von New Yorker Geschichten extensiv behandelt.
- Eine wichtige Rolle spielt das Stück auch in dem Mehrteiler Das zehnte Königreich.
Coverversionen
- Alton Ellis, Rocksteady
- Annie Lennox
- Big Jim Sullivan, 1968 RPM Records UK, kürzlich nachgelegt.
- Black Label Society, Klavier statt Hammond-Orgel
- The Box Tops
- Charly García, Eine spanische Version
- David Lanz, mit Matthew Fisher an der Orgel; als Instrumentalversion[8]
- Doro Pesch
- Erdmöbel, Eine deutsche Version
- Elliott Yamin, als Bonus-Song für iTunes auf seinem gleichnamigen Album von 2007.
- Glenn Hughes
- Peter Gabriel, als Punk-Version auf frühen Solokonzerten (nie auf offiziellen Tonträgern veröffentlicht)
- Gov't Mule, Rock Arrangement
- Helge Schneider, Funky Free Jazz
- Hagar Schon Aaronson Shrieve, sang eine Rock-Version auf seinem Album Through the Fire.
- Joe Cocker
- Jimmy Cliff auf "Jimmy Cliff in Brazil"
- Johnny Rivers, Pop
- King Curtis, Jazz/Blues
- Marc Bonilla, mit zwei Versionen: Einer Instrumentalversion und einer mit Gesang.
- Mariano Moreno, veröffentlicht auf Ultra-Lounge – On The Rocks, part one
- Michael Bolton, coverte den Song auf Timeless: The Classics Vol. 2
- Percy Sledge, R&B
- Roland Alphonso, „Hop Special“ Rocksteady
- Sarah Brightman, im Opernstil vorgetragene Version auf ihrem Album La Luna im Jahr 2001.
- Tommy Sands auf To Shorten the Winter: An Irish Christmas
- Wailing Souls, Reggae
- Willie Nelson & Waylon Jennings, Country
- Zakk Wylde mit Black Label Society coverte den Song in Hangover Music Volume VI.
- Doro Pesch auf dem 1989 erschienen Album Force Majeure
- Puhdys auf dem "Jubiläumsalbum" von 1989
- John Farnham mit dem Royal Philharmonic Orchestra und Mike Batt auf dem Album Philharmania
- Bonnie Tyler auf ihrem 1981er Album Goodbye to the Islands
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ THE 100 GREATEST No.1 SINGLES. Abgerufen am 21. September 2006.
- ↑ Über die Beziehung zu Bachs Werk
- ↑ Welches Stück von Bach ist „A Whiter Shade of Pale“? Archiviert vom am 16. Juni 2001; abgerufen am 21. September 2006.
- ↑ A Whiter Shade of Pale authorship lawsuit. Abgerufen am 21. September 2006.
- ↑ http://www.thesun.co.uk/article/0,,2-2006520357,00.html
- ↑ Ergebnis des Berufungsverfahrens
- ↑ Meanings in 'A Whiter Shade of Pale'
- ↑ Procol Harum: Beyond the Pale.