Johannes Susenbrot
Johannes Susenbrot (auch Hans Susenbrot oder latinisiert Ioannes Susenbrotus; * 1484/1485 in Wangen im Allgäu; † wohl 1542 in Ravensburg) war ein deutscher Lateinlehrer und Lehrbuchautor.
Der in der Freien Reichsstadt Wangen geborene Susenbrot studierte an den Universitäten Wien und Basel und lehrte ab 1506 in Leutkirch im Allgäu, ab 1508 in Pfullendorf und 1512-1519 in Schaffhausen. Nach Stationen in Wangen und Basel wurde er 1522 er Lateinlehrer an der Lateinschule in Ravensburg. 1525 ging er wieder nach Pfullendorf, kehrte jedoch nach einiger Zeit nach Ravensburg zurück.
In Ravensburg schrieb Susenbrot mehrere lateinische Werke, darunter das Lateinlehrbuch Grammaticae artis institutio. Sein Rhetorik-Lehrbuch Epitome troporum definiert 132 rhetorische Tropen und Figuren und belegt diese mit Auszügen aus antiker Literatur sowie Hinweisen auf antike und zeitgenössische Werke zur Rhetorik. Susenbrot wuchs im katholischen Glauben auf und blieb diesem zeitlebens treu. Wohl 1542 wurde er von einem betrunkenen Küfer in Ravensburg misshandelt und starb an den so zugezogenen Verletzungen.
Susenbrots Lehrbücher trugen den Namen des Autors in die Schulen Europas. Auch William Shakespeare scheint das Buch Epitome troporum gekannt zu haben, da er mehrfach auf darin zu findende Beispiele zurückgreift. Am 12. März 1615 spielten Studenten des Cambridger Trinity College eine vermutlich von John Chappell verfasste lateinische Komödie mit dem Titel Susenbrotus, or Fortunia dem englischen König James I. in Royston vor.
Werke
- Grammaticae artis institutio, Schumann, Leipzig 1539; weitere Auflagen
- Scholae christianae epigrammatum libri duo, ex variis Christianorum poetis excerpti, ac iam à multis mendis repurgati in usum Christianorum adulescentulorum, Brylinger, Basel 1541 (gesammelte christliche Gedichte)
- Epitome troporum ac schematum et Grammaticorum & Rhetorume arte rhetorica libri tres, Froschauer, Tiguri (Zürich) 1541? und weitere Auflagen, in England ab 1562, z. B. bei Kyngston, London 1576, zuletzt hrsg., übersetzt und kommentiert von Joseph Xavier Brennan, Urbana IL 1953 (Inhaltsverzeichnis)
- Methodus octo partium orationis una cum formulis declinandi nomina ac coniugandi verba, pueris nuper musarum adyta ingressis cognitu cum primis necessaria, Froschauer, Tiguri (Zürich) 1565
Literatur
- Thomas Whitfield Baldwin: William Shakspere's Small Latine and Lesse Greeke. University of Illinois Press, Urbana IL 1944
- Joseph Xavier Brennan: Joannes Susenbrotus. A forgotten Humanist, in: PMLA Publications of the modern language association of America, Dezember 1960, Bd. LXXV, Nr. 5
- Wilhelm Fox: Hans Susenbrot, ein verschollener schwäbischer Humanist und lateinischer Schulmeister, in: Diözesan-Archiv von Schwaben, Band 25, Jg. 1907, S. 8-12
- Connie McQuillen (Hrsg.): A comedy called Susenbrotus. University of Michigan Press, Ann Arbor 1997, ISBN 0-472-10756-9
- Ulrich-Dieter Oppitz: Ein Sachsenspiegel-Fragment in Ravensburg und Johann Susenbrot, in: Ulm und Oberschwaben, Bd. 51, Jg. 2000, S. 216-219, hier S. 217f.