Kleinkastell Hienheim
Kleinkastell Hienheim | |
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Limes | ORL -- (RLK) |
Strecke (RLK) | Rätischer Limes, Strecke 15 |
Datierung (Belegung) | bis spätestens um 260 n. Chr. verlassen |
Typ | Kleinkastell |
Größe | ca. 16 × 16 m = knapp 200 Quadratmeter |
Bauweise | steinernes Kleinkastell |
Erhaltungszustand | nciht sichtbar |
Ort | Hienheim |
Geographische Lage | |
Vorhergehend | Kleinkastell am Hinteren Seeberg (nordwestlich) |
Anschließend | Limesende am Donauufer östlich Kastell Eining (südlich) Kastell Unterfeld (südlich) Kleinkastell Weltenburg-Galget (nordöstlich) |
Rückwärtig | Kastell Pförring (südwestlich) |
Das Kleinkastell Hienheim, auch unter dem Namen Feldwache Hienheim bekannt, ist eine ehemalige römische Fortifikation des Rätischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Kleinkastell liegt rund 50 Meter südlich der römischen Reichsgrenze und wurde erst 1979 durch die Luftbildarchäologie entdeckt und dokumentiert. Es befindet sich heute auf der Gemarkungsfläche des Pfarrdorfs Hienheim im Landkreis Kelheim, Bayern.
Lage und Forschungsgeschichte
Hienheim ist der letzte direkt am Obergermanisch-Raetischen Limes gelegene Truppenstandort und bildet zusammen mit dem Kastell Eining seine östlichste Flanke. Eining, das römische Abusina, könnte für das Kleinkastell eine wichtige Rolle gespielt haben. Möglicherweise wurden Hienheims Wachsoldaten von dem nur rund drei Kilometer entfernten südlichen Kastell, zu dem Sichtkontakt bestand, abgestellt.
Die kleine Befestigung ist in der Vergangenheit nur durch das Luftbild bekannt geworden. Vor Einführung der digitalen Technik und dem Entzerren der Luftbilder wurde Hienheim jedoch als Wachturm fehlinterpretiert. Mit der 2007 erfolgten Widerstandsmessung und Magnetometerprospektion liegen nun die wesentlichen Daten zum Aussehen dieser Befestigung vor.[1] Eine klassische Ausgrabung hat an diesem Ort bisher jedoch nicht stattgefunden.
Baugeschichte
Die 16 x 16 Meter große quadratische Anlage liegt nur rund 50 Meter hinter dem Limes. Seine Prätorialfront, die dem Feind zugewandte Seite des Lagers, ist nach Norden, zur Grenze hin ausgerichtet. Dort befand sich auch der Hauptzugang. In der Südmauer könnte sich eine Schlupfpforte befunden haben. Mit Ausnahme der massiven Wehrmauer sind alle Gebäude im Inneren in Holzbauweise errichtet gewesen; ohne Ausgrabung lassen sich deren Strukturen jedoch nicht klar erkennen. Die Anlage wird im Westen, Norden und Osten von einem umlaufenden Spitzgraben geschützt, dieser setzt an der Nordzufahrt aus. Eine Besonderheit Hienheims scheint es zu sein, daß dieser Graben nicht an der Südseite angelegt worden ist, was verschiedene Deutungen zuläßt. Das Meßbild legt zudem nahe, daß vor diesem Graben eine weitere Mauer zu finden ist. Bei diesem Befund könnte es sich um eine weitere Schutzmauer handeln, denkbar wäre auch, daß Teile der Wehrmauer in den Graben gestürzt sind.[1]
Kleinkastelle gehörten neben den Türmen zu den wesentlichen Stützpunkten der römischen Truppe direkt hinter dem Limes. Ihre Nutzung ist in der Regel jedoch unbekannt.
Denkmalschutz
Das Kleinkastell Hienheim und die angrenzenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Jörg Fassbinder: Neue Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion am Obergermanisch-Raetischen Limes. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes, Band 3. Kommissionsverlag – Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, S.155−171, insbes. S. 169f.
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6).
Einzelnachweise
- ↑ a b Jörg Fassbinder: Neue Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion am Obergermanisch-Raetischen Limes. In: Andreas Thiel (Hrgs.): Neue Forschungen am Limes, Band 3. Kommissionsverlag – Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8062-2251-7. S. 169.