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Rote Armee Fraktion

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Logo der RAF

Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksterroristische, aus dem Untergrund operierende Gruppe um Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof und andere, die 1970 in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde und sich 1998 endgültig auflöste.

Die Gruppe bezeichnete sich selbst als kommunistische Guerilla: "weil wir Kommunisten sind und es davon, ob die Kommunisten sich organisieren und kämpfen, abhängt, ob Terror und Repression nur Angst und Resignation bewirken oder Widerstand und Klassenhass und Solidarität provozieren, ob das hier alles so glatt im Sinn des Imperialismus über die Bühne geht oder nicht."

Die RAF wollte nach dem Vorbild südamerikanischer Widerstandskämpfer, insbesondere der Tupamaros in Uruguay, den bewaffneten Kampf als „Stadtguerilla“ gegen das „System“, den herrschenden kapitalistischen Staat und den US-Imperialismus, aus dem Untergrund führen und damit den internationalen Befreiungskampf stärken. Während terroristischer Anschläge oder Geiselnahmen der RAF wurden 34 Menschen getötet und es gab zahlreiche Verletzte. Außerdem starben 20 Mitglieder der RAF.

In den Medien wurde die RAF oft als Baader-Meinhof-Gruppe oder als Baader-Meinhof-Bande tituliert. Gebräuchlich ist heute ihr selbst gewählter, an die Rote Armee der Sowjetunion angelehnter Name.

Betrachtet man die Entwicklung der RAF, so lassen sich mehrere „Generationen“ unterscheiden, zwischen denen jeweils keine oder nur geringe personelle Kontinuität vorhanden war. Außerdem unterscheiden diese sich durch Organisationsstrukturen und Veränderungen in Theorie und Praxis.

Chronik zur RAF

Vorgeschichte

Entstanden ist vor allem die erste Generation der RAF aus dem militanten Flügel der Ende der 1960er Jahre in verschiedene linke Gruppierungen und kommunistische Splitterparteien (K-Gruppen) zerfallenden außerparlamentarischen Studentenbewegung (APO) (vgl. auch 68er-Bewegung).

Nach den in der Studentenbewegung geführten Strategiediskussionen um die Legitimation von „Gewalt gegen Sachen“ hatten Baader und Ensslin zusammen mit Thorwald Proll und Horst Söhnlein am 2. April 1969 Brände in zwei Frankfurter Kaufhäusern gelegt. Damit wollten sie gegen den Krieg der USA in Vietnam protestieren. Die Brandstifter wurden schnell gefasst und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Nachdem die Revision des Urteils durch den Bundesgerichtshof beantragt worden war, kamen die Verurteilten zunächst auf freien Fuß.

Nach der Ablehnung der Revision tauchten die Brandstifter unter, und beschlossen zusammen mit ihrem Anwalt Horst Mahler die Gründung einer „Stadtguerilla“-Truppe nach lateinamerikanischem Vorbild (vgl. Minihandbuch des Stadtguerilleros von Carlos Marighella sowie die Fokustheorie von Che Guevara und Régis Debray). Dieser Plan wurde jedoch durch die Verhaftung Andreas Baaders, des führenden Mitglieds der Gruppe, durchkreuzt. Als die erste Aktion der RAF wird heute die anschließende Befreiung Baaders angesehen.

Diese wurde am 14. Mai 1970 durchgeführt. Andreas Baader war ins Berliner Institut für Soziale Fragen ausgeführt worden, weil die Journalistin Ulrike Meinhof als Vorwand angegeben hatte, mit ihm ein Buch über Heimzöglinge verfassen zu wollen. Bei dieser Gelegenheit wurde er unter Anwendung von Waffengewalt befreit. Bei dieser Aktion wurde der Institutsangestellte Georg Linke durch einen Schuss schwer verletzt.

In der Aufbauphase zog die Gruppe die Aufmerksamkeit des Staates zunächst durch mehrere Banküberfälle, Fahrzeug- und Dokumentendiebstähle auf sich und trat im April 1971 mit dem Strategiepapier Das Konzept Stadtguerilla an die Öffentlichkeit. Kurz darauf wurde eine bundesweite Fahndung nach den mittlerweile etwa fünfzig Gruppenmitgliedern gestartet.

Auch wenn in der Literatur teilweise die Frankfurter Kaufhausbrandanschläge als Beginn der Roten Armee Fraktion diskutiert werden, wird zumeist die Baader-Befreiung als eigentliches Gründungsmoment der Gruppe angenommen. Dies entspricht auch dem Selbstverständnis der RAF.

Die erste Generation

Andreas Baader

Die „erste Generation“ (Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Holger Meins, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe und andere) war von 1970 bis 1972 aktiv. Im Juni 1972 wurden ihre wesentlichen Akteure verhaftet, im Mai 1975 angeklagt und im April 1977 nach 192 Prozesstagen unter anderem wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im Gefängnis beklagten die Terroristen ihre verschärften Haftbedingungen als Isolationsfolter und forderten unter anderem deren Aufhebung und den Status von Kriegsgefangenen. Zur Untermauerung ihrer Forderungen traten sie mehrmals in einen Hungerstreik, an dessen Folgen Holger Meins am 9. November 1974 in der Haftanstalt Wittlich starb. Die Aktivitäten der Inhaftierten bewirkten – mit Hilfe ihrer Verteidiger wie beispielsweise den später selbst angeklagten Rechtsanwälten Horst Mahler und Klaus Croissant – auch breitere öffentliche Resonanz. Zu den renommierten Anwälten der ersten RAF-Generation gehörten auch der spätere Grüne-Politiker Hans-Christian Ströbele und der SPD-Innenminister Otto Schily.

Es kam auch zur öffentlichkeitswirksamen Intervention des französischen Existenzialismus-Philosophen Jean-Paul Sartre, der in der Auseinandersetzung um die RAF-Gefangenen zu vermitteln versuchte.

Am 25. April 1975 besetzten sechs deutsche Terroristen als Kommando Holger Meins Teile der deutschen Botschaft in Stockholm und forderten die Freilassung der inhaftierten RAF-Spitze.

Als die Bundesregierung der Forderung nicht nachkam, wurden der Militärattaché, Oberstleutnant Andreas von Mirbach, und der Wirtschaftsattaché, Heinz Hillegaart, ermordet. Einer der Terroristen löste versehentlich eine Explosion aus, die das Gebäude in Brand setzte. Dabei starb der Terrorist Ulrich Wessel. Das RAF-Mitglied Siegfried Hausner starb später an den dabei erlittenen Verletzungen. Die vier weiteren RAF-Mitglieder wurden später verurteilt.

Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim

Führende Mitglieder der „ersten Generation“ starben zwischen 1976 und 1977 in der Haft (im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim): Am 9. Mai 1976 gaben die Behörden den Selbstmord Ulrike Meinhofs bekannt. Zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten in der offiziellen Darstellung ihres Todes führten unter anderem zur Bildung einer Internationalen Untersuchungskommission. Diese dokumentiert zahlreiche Zweifel an der staatlichen Selbstmord-Behauptung: „Die Ergebnisse der Untersuchungen legen den Schluß nahe, daß Ulrike Meinhof tot war, als man sie aufhängte, und daß es beunruhigende Indizien gibt, die auf das Eingreifen eines Dritten im Zusammenhang mit diesem Tod hinweisen.“ Nach Ulrike Meinhof kamen auch Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe zu Tode. Zwischenzeitlich war der Versuch der Freipressung der Inhaftierten nach der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer durch die zweite RAF-Generation und die Vereitelung der Landshut-Flugzeugentführung durch ein arabisches Terrorkommando gescheitert (siehe weiter unten unter „Die zweite Generation“).

Irmgard Möller kam als einzige der Inhaftierten nicht zu Tode und bestreitet bis heute die offizielle Version eines geplanten, kollektiven Suizids der anderen, bei denen jeweils unterschiedliche Tatwaffen verwendet wurden. Die Umstände der Todesfälle sind seither Grundlage für Zweifel an den offiziellen Erklärungen. Kurz nach den Todesfällen in Stammheim berichtete das Wochenmagazin Stern, dass aufgrund von Bauarbeiten die Alarmmeldeschleifen der Notfall-Treppe in Stammheim abgeschaltet waren, so dass unbefugter Zugang von Außen möglich gewesen wäre. Manche vermuten deshalb das Werk von Geheimdiensten; konkrete Hinweise dafür gibt es allerdings nicht. Auch die „technischen“ Umstände der verlautbarten Selbstmorde, die Art der Verwendung der Mittel zur Tötung, nehmen Skeptiker bis in die Gegenwart zum Anlass, die Selbstmordthese in Frage zu stellen. Auch der heutige Innenminister Otto Schily äußerte damals Zweifel an der Selbstmordtheorie.

Die zweite Generation

Die „zweite Generation“ bildete sich nach der Festnahme des größten Teils der ersten Generation und versuchte im Herbst 1977 („Deutscher Herbst“) durch die Entführung des Präsidenten des Arbeitgeberverbands Hanns-Martin Schleyer die inhaftierte „erste Generation“ freizupressen.

Datei:Schleyer.jpg
Arbeitsgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer wurde 1977 durch die »RAF« entführt und ermordet.

Um den Druck auf die Bundesregierung zu verstärken, entführte eine Gruppe arabischer Terroristen das Lufthansa-Passagierflugzug Landshut nach Mogadischu in Somalia und nahm deren Passagiere als Geiseln. Diese Geiselnahme wurde im Auftrag des Krisenstabs der Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) nach Absprache des deutschen Verhandlungsführers Hans-Jürgen Wischnewski mit der somalischen Regierung unter Siad Barré, durch die Operation Feuerzauber des Sonderkommandos des Bundesgrenzschutzes GSG 9 beendet. Dabei wurden alle Geiseln unverletzt befreit. Drei der vier Geiselnehmer wurden erschossen, mit Souhaila Andrawes überlebte nur eine Person.

Wenige Stunden nach der Befreiungsaktion begingen, den offiziellen Angaben zufolge, Baader, Ensslin und Raspe in ihren Zellen in Stammheim Selbstmord („Stammheimer Todesnacht“). Daraufhin machte die RAF ihre Drohung wahr und tötete Hanns-Martin Schleyer.

Mitglieder der „zweiten Generation“ erfuhren organisatorische und finanzielle Hilfe aus der DDR. Ferner gelang es einigen Mitgliedern der RAF, mit Hilfe der Staatssicherheit in der DDR unterzutauchen. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde ihre neue dortige Identität aufgedeckt. Susanne Albrecht, Inge Viett, Werner Lotze, Ekkehard Freiherr von Seckendorff-Gudent, Christine Dümlein, Monika Helbing, Silke Maier-Witt, Henning Beer, Sigrid Sternebeck und Ralf-Baptist Friedrich wurden mittlerweile für die von ihnen begangenen Straftaten verurteilt; sie erhielten aufgrund ihrer Aussagebereitschaft überwiegend den Status von Kronzeugen. Ihre damaligen Betreuer in der DDR wurden strafrechtlich nicht belangt.

Die dritte Generation

Die „dritte Generation“, nach Informationen des Verfassungsschutzes ein Zusammenschluss von bis zu 250 Personen, wird für die Ausführung von Sabotageakten und mehreren Mordanschlägen, denen Persönlichkeiten der bundesdeutschen Politik und Wirtschaft zum Opfer fielen, verantwortlich gemacht. Der „harte Kern“ umfasste etwa 15 - 20 Personen.

Ihr werden u.a. Anschläge auf den Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts, den Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen und den Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder vorgeworfen; auch heute noch sind entsprechende Ermittlungsverfahren nicht abgeschlossen (vgl. Literatur).

Am 27. Juni 1993 kommt es in Bad Kleinen, bei Schwerin, bei der Festnahme der RAF-Mitglieder Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld zu einem Schusswechsel. Der 26-jährige GSG-9-Beamte Michael Newrzella und Grams sterben. Nach den offiziellen Ermittlungserkenntnissen hat sich Grams, nachdem er Newrzella durch Schüsse aus einer mitgeführten Pistole getötet hatte, selbst getötet, indem er sich, um der Festnahme zu entgehen, schwer verletzt im rückwärtigen Fallen auf die Gleise einen aufgesetzten Kopfschuss zufügt. Nicht nur in Unterstützerkreisen ist der Verdacht verbreitet, dass Grams von einem GSG-9-Mann erschossen worden sei, zumal mehrere unbeteiligte Zeugen diese Version des Hergangs gegenüber dem Spiegel bestätigten.

Als die Umstände des Einsatzes genauer untersucht wurden, traten erhebliche Mängel in der Berichterstattung der verschiedenen Ermittlungsbehörden sowie bei der Spurensicherung zu Tage. Aufgrund der öffentlichen Debatte trat der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters zurück, Generalbundesanwalt Alexander von Stahl wurde später entlassen.

Wolfgang Grams wird vorgeworfen, am 1. April 1991 in Düsseldorf den Chef der Treuhand, Detlev Karsten Rohwedder, ermordet zu haben. Die Bundesanwaltschaft gab bekannt, dass die Mittäterschaft Grams' im Fall Rohwedder durch DNA-Analyse von Spuren am Tatort einwandfrei geklärt sei.

Am 15. September 1999 wurden Andrea Klump und Horst Ludwig Meyer von der österreichischen Polizei aufgegriffen. Bei einem Schusswechsel kam Meyer ums Leben. Ihm wurde vorgeworfen, an der Ermordung Beckurts' teilgenommen zu haben - aufgrund seines Todes kam es jedoch nie zu einem Prozess. Der immer wieder aufkommende Vorwurf der RAF-Mitgliedschafts Klumps ist nach wie vor ungeklärt, in einem Gerichtsprozess wurde dieser sogar fallengelassen.

Auflösung der RAF

Am 20. April 1998 wurde eine achtseitige Erklärung bekannt, in der die RAF ihre Selbstauflösung bekannt gab. Darin heißt es: „Vor fast 28 Jahren, am 14. Mai 1970, entstand in einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte.

Personen und Aktionen

Übersicht über die der RAF zugeordneten Aktionen

Datum Ort Aktion Bemerkung
11. Mai 1972 Frankfurt am Main Bombenanschlag auf eine US-Kaserne in Frankfurt a. M. 1 Toter und 13 Verletzte
12. Mai 1972 Augsburg und München Bombenanschlag auf ein Polizeikommissariat in Augsburg und das LKA in München 5 verletzte Polizisten
16. Mai 1972 Karlsruhe Bombenanschlag auf den Wagen des Bundesrichters Buddenberg Seine Frau fuhr den Wagen und wurde verletzt
19. Mai 1972 Hamburg Bombenanschlag auf den Sitz des Axel Springer Verlages 17 Personen wurden verletzt
24. Mai 1972 Heidelberg Bombenanschlag auf das Europa-Hauptquartier der US-Armee 3 tote GIs, fünf verletzt
25. April 1975 Stockholm Besetzung der deutschen Botschaft, Ermordung von Andreas von Mirbach und Dr. Heinz Hillegaart 4 Tote, davon 2 Terroristen
7. April 1977 Karlsruhe Erschießung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback Der Fahrer und ein Justizbeamter werden ebenfalls erschossen.
30. Juli 1977 Oberursel (Taunus) Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, wird - bei dem Versuch, ihn zu entführen - in seinem Haus erschossen.  
5. September
18. Oktober 1977
Köln
beziehungsweise
Mülhausen (Elsass)
Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer, Ermordung Schleyers durch Erschießen Bei der Entführung werden drei Polizisten sowie auch der Fahrer getötet.
1. Februar 1985 Gauting in der Nähe des Starnberger Sees Erschießung von Dr. Ernst Zimmermann, Chef des Rüstungskonzerns MTU  
8. August 1985 Wiesbaden/Frankfurt Der 20-jährige US-Soldat Edward Pimental wird von der RAF mit Genickschuss ermordet Die RAF benutzt seinen Ausweis, um auf dem militärischen Teil des Rhein-Main-Flughafens eine Autobombe zu platzieren. Zu dem Anschlag bekennen sich RAF und die französische "Action Directe". Es sterben zwei Menschen und elf weitere werden verletzt.
9. Juli 1986 Straßlach (bei München) Bombenattentat und Ermordung des Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und seines Fahrers Eckhard Groppler  
10. Oktober 1986 Bonn RAF ermordet den Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, Dr. Gerold von Braunmühl  
30. November 1989 Bad Homburg v. d. Höhe Bombenattentat auf den Bankier Alfred Herrhausen Täterschaft ungeklärt
1. April 1991 Düsseldorf Erschießung des Chefs der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder in seinem Haus in Düsseldorf Täterschaft ungeklärt, Beteiligung von Wolfgang Grams nachgewiesen
27. März 1993 Weiterstadt Sprengstoffanschlag auf den Neubau der Justizvollzugsanstalt; zentral geplant als "Abschiebeknast" des Flughafens Frankfurt Täterschaft ungeklärt; keine Verletzten, Sachschaden 123 Mio. DM.

Die Opfer der RAF

In den Jahren 1970 bis 1997 wurden durch die RAF 34 Menschen getötet, dies sind:
Norbert Schmidt, Herbert Schoner, Hans Eckhard, Paul Bloomquist, Clyde Bronner, Ronald Woodward, Charles Peck, Andreas von Mirbach, Dr. Heinz Hillegaart, Fritz Sippel, Siegfried Buback, Wolfgang Göbel, Georg Wurster, Jürgen Ponto, Heinz Marcisz, Reinhold Brändle, Helmut Ulmer, Roland Pieler, Arie Kranenburg, Dr. Hanns-Martin Schleyer, Hans-Wilhelm Hansen, Dionysius de Jong, Johannes Goemans, Edith Kletzhändler, Dr. Ernst Zimmermann, Edward Pimental, Becky Bristol, Frank Scarton, Prof. Dr. Karl Heinz Beckurts, Eckhard Groppler, Dr. Gerold von Braunmühl, Dr. Alfred Herrhausen, Dr. Detlev Karsten Rohwedder und Michael Newrzella (umstritten).

Verstorbene Mitglieder der RAF

Im selben Zeitraum fanden 20 Personen den Tod, die der RAF zugerechnet wurden. Bei Anschlägen, Festnahmeaktionen, durch Suizid, Krankheit oder Unfall starben:
Petra Schelm, Thomas Weisbecker, Holger Meins, Ulrich Wessel, Siegfried Hausner, Katharina Hammerschmidt, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Ingrid Schubert, Willy-Peter Stoll, Michael Knoll, Elisabeth von Dyck, Juliane Plambeck, Wolfgang Beer, Sigurd Debus, Johannes Thimme, Wolfgang Grams und Horst Ludwig Meyer.

Quelle: Klaus Pflieger: Die Aktion „Spindy“. Die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Dr. Hanns-Martin Schleyer. Baden-Baden 1997. ISBN 3-789-04598-5

Inhaftierungen

Datei:Mohnhaupt.jpg
Brigitte Mohnhaupt - seit 1982 in Haft

Mit Eva Haule (seit 1986), Birgit Hogefeld (1993), Christian Klar (1982) und Brigitte Mohnhaupt (ebenfalls seit 1982) sind heute noch vier der ehemaligen RAF-Angehörigen in deutschen Gefängnissen inhaftiert. Rolf Clemens Wagner, der vornehmlich in den 1970ern für die RAF aktiv war, wurde am 9. Dezember 2003 nach 24 Jahren aus der Haft entlassen. Adelheid Schulz, die unter anderem wegen ihrer Beteiligung an der Schleyer-Entführung zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, wurde am 1. Februar 2002 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau begnadigt. Schulz genoss zuvor schon seit Oktober 1998 wegen ihres Gesundheitszustandes Haftunterbrechung. Im Oktober 2001 wurde die Haftstrafe Rolf Heißlers zur Bewährung ausgesetzt, er war 1982 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Ex-Terroristin Andrea Klump sitzt (seit 2001) ebenfalls eine Haftstrafe ab, der Vorwurf der RAF-Zugehörigkeit wird jedoch von Klump bestritten und ist mittlerweile von einem Gericht fallen gelassen worden.


Über die Theorie der RAF

Nach ihren schriftlichen Hinterlassenschaften (v. a. der ersten Generation) lässt sich die RAF ursprünglich als eine radikalisierte revolutionär-sozialistische Gruppierung einstufen, die sich stark mit dem Neomarxismus der „Frankfurter Schule“ auseinander setzte und sich radikalisiert auch auf diesen bezog, obgleich die Vertreter dieser Richtung sich entschieden vom Terrorismus distanzierten. In ihren Schriften beziehen sie sich teilweise auch auf marxistisch-leninistische Theorien; es lassen sich maoistische Tendenzen nachweisen. Dennoch kann angenommen werden, daß es zu kurz gegriffen wäre, sie als „terroristische Neomarxisten“ zu bezeichnen.

Die RAF war erkennbar von erklärtem Hass gegenüber dem „System“, dem Staatsapparat der Bundesrepublik Deutschland, erfüllt. Sie klagte zudem, wie schon die studentische APO vor ihr, faschistoide Tendenzen in den westlich-europäischen Gesellschaften und besonders die nicht „aufgearbeitete“, „wiedergutgemachte“ und immer noch wirkende nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands an. Die erste Generation (Baader-Meinhof-Gruppe) und darin vor allem die frühere Journalistin Ulrike Meinhof entwickelten für ihre „revolutionäre“ Radikalität eine linksextrem-intellektuelle Theorie, die teilweise von überraschender Klarheit, wenn auch ideologisch überzeichneter Eindeutigkeit, zeugt. Unter linken „außerparlamentarischen Intellektuellen“ der damaligen Zeit, wie z.B. Rudi Dutschke wurden die radikalisierte Theorie und terroristische Praxis inhaltlich nicht geteilt. In seinen Tagebüchern sah Dutschke „RAF-Dummheit“ (30. November 1974) und meinte: „Die negativen Auswirkungen der RAF-Scheiße sind vielerorts erkennbar, CDU/CSU im besonderen, Regierung im allgemeinen und RAF-Kacke im einzelnen scheinen verheiratet zu sein: um den politischen Klassenkampf zu hemmen!!“ (1. Dezember 1974) Die RAF-Schriften/-Positionen wurden (wegen der Verbrechen der RAF, aber auch wegen ihres schwer verdaulichen Jargons und der teilweise wirren Inhalte ihrer Verlautbarungen) in der breiten Öffentlichkeit nicht diskutiert. Zu größeren Teilen galt dies jedoch auch für die differenzierteren kritischen Meinungsäußerungen (beispielsweise: Daniel Cohn-Bendit in einer Fernseh-Diskussion über Hanns-Martin Schleyer; der Göttinger Mescalero über das Buback-Attentat). Diese wurden ebenfalls nicht als ernstzunehmender Beitrag zum politischen Diskurs gesehen und in der öffentlichen Diskussion (v.a. den Massenmedien wie der Bild-Zeitung) nicht differenziert von den Schriften der RAF behandelt, sondern zuweilen sogar als Positionen von „Sympathisanten“ der Terroristen diskreditiert.

Quelle der Dutschke-Tagebucheinträge: Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben. Die Tagebücher 1963-1979. Gretchen Dutschke (Hrsg.). ISBN 3-462-03224-0

Aufarbeitung

Filme

Literatur

Umfassende Darstellungen

Sammlungen von Schriften der RAF

  • Martin Hoffmann (Hg.) Rote Armee Fraktion. Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. ID-Verlag: Berlin, 1997. ISBN 3-89408-065-5.Dowload als PDF
  • Ausgewählte Dokumente der Zeitgeschichte: Bundesrepublik Deutschland (BRD) - Rote Armee Fraktion (RAF). 1. Auflage. Köln: GNN Verlagsgesellschaft Politische Berichte, Oktober 1987.Online-Ausgabe

Berichte und Erinnerungen aus der RAF

Zu einzelnen Aspekten

Unsortiertes

Bildende Kunst

Siehe auch