Vollschiff
Ein Vollschiff ist ein Großsegler mit drei vollständig rahgetakelten Masten. Die Bezeichnung "Dreimastvollschiff" ist wie "Dreimastbark" überbestimmt und somit nicht korrekt.

Schiffe mit einer größeren Anzahl an Masten heißen dann "Viermastvollschiff" bzw. "Fünfmastvollschiff"; ein Segelschiff mit zwei rahgetakelten Masten (und keinem weiteren schratgetakelteten Mast) wird Brigg genannt. Vorläufer des Vollschiff-Riggs ist das der "Fregatte", eines dreimastigen Kriegsschifftypes aus dem 18. und 19. Jahrhundert. In manchen Werken über Segelschiffe wird deshalb das Vollschiff auch als "Fregatte" bezeichnet. Für große Schiffe setzte sich die Takelung mit drei vollständig rahgetakelten Masten im 18. Jahrhundert allgemein durch und das Wort Schiff, das heute ein Sammelbegriff für alle großen Wasserfahrzeuge ist, benannte ursprünglich genau diesen Typ.
Als die Windjammer größer wurden und ein Schiff mit drei Masten zu übergroßen Rahen und Segeln führte, wurden Viermastvollschiffe gebaut. Aber es zeigte sich, dass die Rahsegel am vierten Mast ungünstig waren und das Schiff sich schwer steuern ließ. Zudem waren die Rahsegel am letzten Mast generell schwierig zu bedienen, und der Schiffstyp war personalintensiver. Deshalb wurde der Segelschiffstyp Viermastbark für die großen Windjammer bevorzugt (z.B. die Sedov, siehe SEDOW russ. СЕДОВ, und die Krusenstern). Heute fahren noch einige Vollschiffe als Segelschulschiffe, Viermastvollschiffe gibt es in Fahrt keine mehr. Das letzte überlebende Schiff dieses Typs, die "Falls of Clyde", liegt als Museumsschiff in Honolulu, USA. Die Royal Clipper der Reederei "Star Clippers", ein Luxus-Kreuzfahrtschiff mit dem Rigg eines fünfmastigen Vollschiffes, wurde der PREUSSEN nachempfunden; die Viermaster dieser Reederei, die STAR FLYER und die STAR CLIPPER, sind Viermaststagsegelbarkentinen. Beim Vollschiff heißen die Masten von vorne nach achtern:
- Fockmast, Großmast, Kreuzmast (wobei die Bezeichnung Kreuzmast daher rührt, daß die Brassen und andere Leinen nicht, wie bei den anderen Masten, nach achtern geführt werden, sondern "über Kreuz" auf die jeweils andere Schiffsseite verlaufen).
Das Viermastvollschiff hat an dritter Position den "Achtermast" (oder "Hauptmast", nie "Mittelmast" (wegen der geraden Mastzahl)) und an vierter den "Kreuzmast". Bekannte Vollschiffe:
- Vollschiffe
- Christian Radich, Stapellauf 1939, Heimathafen Oslo, Norwegen
- Dar Młodzieży, Stapellauf 1982, Heimathafen Gdynia, Polen
- Druzhba, Stapellauf 1987, Heimathafen Odessa
- Mir, Stapellauf 1987, Heimathafen St. Petersburg
- Khersones, Stapellauf 1989, Heimathafen Kerch, Ukraine
- Schulschiff Deutschland, Stapellauf 1927, Bremen-Vegesack
- Libertad, Stapellauf 1960, Heimathafen Buenos Aires, Argentinien
- Rickmer Rickmers, Stapellauf 1896, jetzt Museumsschiff in Hamburg
- Viermastvollschiffe
- Peter Rickmers, 1889, einziges Viermastvollschiff, das für einen deutschen Reeder gebaut wurde, gestrandet und ausgebrannt 1908
- Falls of Clyde, Stapellauf 1878 in Port Glasgow, Museumsschiff seit 1968 in Honolulu, Hawaii
- Fünfmastvollschiff
- Preussen, Flying-P-Liner der Reederei F. Laeisz, 1902-1910
- Royal Clipper, Luxus-Kreuzfahrtschiff mit fünf rahgetakelten Masten, der PREUSSEN nachempfunden, Reederei "Star Clippers"