Kollektives Handeln
Kollektives Handeln (Collective Action) ist, wenn mehrere Personen ein gemeinsames Ziel verfolgen. Der Begriff wird in der Soziologie und in den Wirtschaftswissenschaften verwendet. Hier tritt der Begriff auch in Zusammenhang von "Public Choice" auf.
Terminus
Der Begriff "Kollektives Handeln" ist eine Entlehnung von (engl.) Collective Action und wird ausgehend von der Arbeit von Mancur Olson in der Regel auf Untersuchungen gemäß der Perspektive der Theorie der rationalen Entscheidung verwendet. In der Soziologie gibt es neben dem auf Max Weber zurückgehenden Begriff des sozialen Handelns auch Ansätze, die von "Kollektivverhalten" sprechen, etwa auf dem Gebiet der theoretischen Analyse von sozialen Bewegungen.[1]
Ökonomik
Die Verwendung des Konzeptes vom Kollektiven Handeln geht u.a. zurück auf den Ökonom und Soziologen Vilfredo Pareto, der in den 1930er Jahren dahingehende empirische Beobachtungen machte. Mancur Olson hat das Konzept allgemein ausgearbeitet. Das Grundproblem besteht darin, dass im Rahmen von Olsons Modell rational handelnde Individuen kein Interesse haben, sich an der Erstellung eines Kollektivguts zu beteiligen, selbst wenn sie nach Erstellung wie alle anderen davon Nutzen haben würden.
Die Transaktionskosten (d.h. vor allem die Kosten des Organisierens von kollektivem Handeln) für eine Mehrheit beim Erstreben eines letztlich dem Einzelnen nur wenig nutzenbringenden Zieles (bzw. genauer gesprochen öffentlichen Gutes) seien demnach ungleich höher als die einer kleinen Minderheit, die beim Erstreben eines solchen durch kollektives Handeln einen großen Nutzen hat. Dies wird in bestimmten Zusammenhängen auch als Soziales Dilemma bezeichnet. Das liegt daran, dass sich der Nutzen in erstem Fall auf viele Köpfe verteilt, während im zweiten Fall nur wenige davon profitieren.
Ein weiteres Problem kollektiven Handelns liegt in der Ausschließbarkeit der Nutzung des erzielten öffentlichen Gutes durch jene, die sich am Erlangen desselben nicht beteiligten. Es gibt gerade in erstem Fall unter bestimmten Bedingungen einen Anreiz auszuscheren und nicht an der kollektiven Handlung zu partizipieren, da der Beitrag des Einzelnen gering ist und er selbst seine Kosten mit seinem Nutzen abwiegt, den er bei Erfolg ohnehin erhält. Dies wird in der anglo-amerikanischen Ökonomik Free Rider Problem genannt (deutsch: Trittbrettfahrerproblem).
Beispiel aus der ökonomischen Theorie des Handels
Am Beispiel des für und wider von Zollbarrieren lässt sich dieses Konzept in seiner Wichtigkeit für wirtschaftspolitische Entscheidungen leicht nachvollziehen. Die Kosten von Zöllen verteilen sich auf alle Verbraucher, für die ein mit Zöllen belegtes Gut vergleichsweise teurer ist. Der aus diesen Zöllen resultierende Gewinn hingegen landet in den Händen der wenigen Unternehmer der durch diese Zölle protegierten Industrie. Diese haben dadurch auf dem Binnenmarkt einen Preisvorteil. Demnach haben also genau jene Unternehmer ein Interesse an diesen Zöllen und werden dementsprechend Lobbyismus für eine solche Protektion betreiben.
Jedoch gibt es auch hier oftmals einen Anreiz für besagtes Trittbrettfahrerproblem (engl. 'free rider problem'), d.h. jemand streicht den vollen Nutzen ein ohne selbst am kollektiven Handeln - hier: Lobbyismus - zu partizipieren.
Quellen
- ↑ Neil J. Smelser: Theory of collective behavior. Press of Glencoe, 1967.
Literatur
- Mancur Olson: Die Logik des kollektiven Handelns: Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen. Mohr (Siebeck) : Tübingen 2004. ISBN 3161485041.