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Tauziehen

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Tauziehen

Tauziehen oder auch Seilziehen ist eine alte Mannschaftssportart, die dem Kräftemessen zweier Mannschaften dient. Je eine Mannschaft zieht an einem Ende des Taus. Sieger ist, wer die gegnerische Mannschaft über die Mittellinie zieht. Bei einer mehr volksportlichen Version zur Belustigung stehen sich die beiden Mannschaften auf den Ufern eines Bachs gegenüber.

Tauziehen ist kein ungefährlicher Sport. So riss 1995 bei einem Rekordversuch für das Guinness-Buch der Rekorde in einem Pfadfinderlager der DPSG in Westernohe (Westerwald) das Seil. 102 Teilnehmer, darunter vor allem Kinder und Jugendliche, wurden verletzt, zwei Kinder starben [1]. Zu diesem tragischen Unfall kam es, da ein für das Tauziehen völlig ungeeignetes flexibles Kunsttoffseil zum Einsatz kam.

Wettkampfregeln

Bei Wettkämpfen stehen sich jeweils acht Athleten gegenüber. Bei Frauen-Wettkämpfen gibt es drei Gewichtsklassen (bis 480 kg, bis 520 kg, bis 560 kg) bei den Männer-Wettkämpfen sieben Gewichtsklassen (bis 560 kg, bis 600 kg, bis 640 kg, bis 680 kg, bis 720 kg, bis 800 kg und über 800 kg).

In der Vorrunde werden pro Begegnung zwei Züge ausgetragen. Gewinnt eine Mannschaft beide Züge, erhält sie 3 Punkte. Bei einem Unentschieden erhält jede Mannschaft einen Punkt. In der Finalrunde (ab Halbfinal) werden pro Begegnung zwei Züge ausgetragen. Bei einem Unentschieden nach 2 Zügen muss ein Entscheidungszug durchgeführt werden.

Die Schuhe der Athleten dürfen keine Metallspitzen aufwiesen, die Absätze müssen kreisrund sein und dürfen keine Ecken haben. Den Athleten ist es nicht gestattet, Handschuhe zu tragen. Sie dürfen jedoch Harz auf ihre Hände schmieren, um den Griff zu erleichtern.

Geschichte

Datei:Tauziehen.jpg
Tauziehen

Der Seilziehwettkampf ist aus antiken Zeremonien und Kulthandlungen entstanden. Hinweise auf rituelle Ursprünge wurden in Burma, Indien, Borneo, Korea, Hawaii, Kongo, Neuseeland und Neuguinea gefunden. Das Seilziehen diente damals als Symbol für den Kampf zwischen Gut und Böse.

Tauziehen entwickelte sich später zu einem sportlichen Wettkampf. Eine Wandzeichnung im Grabmal des Merera-ku in Sakkara (Ägypten) weist darauf hin. Im antiken Griechenland (ab ca. 500 v.Chr.) wurde das Seilziehen vor allem als Training für andere Sportarten ausgeübt. Im 12. Jahrhundert wurden Tauziehwettkämpfe am Hof des chinesischen Kaisers veranstaltet, im 13. und 14. Jahrhundert auch in der Mongolei und in der Türkei.

Im westlichen Europa ist das Tauziehen erst ab etwa 1000 nachweisbar; in skandinavischen und germanischen Heldensagen, die von "kräftigen Spielen" berichten. Im 15. und 16. Jahrhundert erschien das Tauziehen in Frankreich und Großbritannien. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Sport organisiert betrieben. Zuerst bildeten sich einzelne Vereine, später dann Verbände. Tauziehen wurde zunächst als Leichtathletik-Disziplin betrachtet.

Mehrfach in der Geschichte der modernen Olympischen Spiele war Tauziehen olympische Sportart, und zwar von 1900 bis 1920. Die Sportart wurde dann aus dem Programm gestrichen, weil das IOC eine Reduktion der Teilnehmerzahl erreichen wollte. Da die Leichtathletikverbände sich nicht mehr um das Tauziehen kümmerten, bildeten sich unabhängige Vereine und Landesverbände. 1964 wurde der Weltverband TWIF (Tug of War International Federation) gegründet. Die ersten Europameisterschaften wurden 1965 durchgeführt, die ersten Weltmeisterschaften 1975.