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William Marshal, 1. Earl of Pembroke

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William Marshal, 1. Earl of Pembroke (* 1144; † 14. Mai 1219 in Caversham), auch bekannt unter dem Namen Guillaume le Maréchal oder einfach nur the Marshal genannt, war ein anglo-normannischer Ritter, englischer Baron, sowie ein Regent und Lord Marshal von England .

Er galt bereits im Mittelalter als einer der berühmtesten und besten Ritter seiner Zeit. Er diente nacheinander fünf Königen der Plantagenets (Heinrich II., Heinrich den Jüngeren, Richard Löwenherz, Johann Ohneland und Heinrich III.) und erlebte den Aufstieg und Untergang ihres so genannten angevinischen Reichs.

Leben

William Marshal in einem Zweikampf. (zeitgenössische Darstellung aus der Chronica Majora des Matthäus Paris)

Er war der jüngere von zwei Söhnen des John FitzGilbert († 1165) und dessen zweiter Ehefrau Sibyll of Salisbury. Neben dem älteren Vollbruder John († 1194) gab es noch den ältesten Halbbruder Gilbert († 1166). Die Familie war anglo-normannischer Herkunft, das heißt sie stammte aus der Normandie und kam aller Wahrscheinlichkeit nach im Zuge der Eroberung Englands 1066 durch Wilhelm dem Eroberer auf die Insel. Der Vater besaß Güter in Wiltshire und hatte am königlichen Hof das Amt eines Master-Marshal inne, der für die Aufzucht und Pflege der Pferde verantwortlich war.

William wurde in die Zeit der so genannten Anarchy, dem englischen Bürgerkrieg zwischen König Stephan und der „Kaiserin Matilda“, hineingeboren. Der Vater stand dabei zunächst auf der Seite Stephans, von dem er zum Kastellan von Marlborough ernannt wurde. Unter dem Einfluss seiner zweiten Frau, deren Familie zu den Feinden Stephans zählte, wechselte er 1141 die Seite. Im Jahr 1151 wurde John in Newbury von König Stephan belagert. Der legendenhaften Überlieferung soll der König dabei den jungen William mit einem Seil um den Hals vor Burg geführt und dem Vater gedroht haben, ihn an einen Baum aufzuhängen, sollte er sich nicht unterwerfen. John aber lehnte aus Treue zu Matilda eine Kapitulation ab, bereit den Sohn zu opfern. Der König soll von dieser Opferbereitschaft so beeindruck gewesen sein, dass er auf die Exekution verzichtete.

Nach dem Ende des Bürgerkrieges und dem Machtantritt König Heinrichs II. Plantagenet wurde William von seinem Vater in die Normandie geschickt, wo er als Knappe im Dienst des Guillaume de Tancarville stand. Im Jahr 1164 erhielt er schließlich die Schwertleite und schloss sich darauf dem Gefolge seines Onkels Earl Patrick of Salisbury an. Zusammen waren sie für die Sicherheit des Königspaares auf seinen Reisen verantwortlich. Im Jahr 1168 geleiteten sie die Königin Eleonore von Aquitanien durch ihr Heimatland Aquitanien. Dabei wurden sie von dem rebellischen Gottfried von Lusignan und dessen Anhang angegriffen; Earl Patrick fiel im Kampf, William aber rettete die Königin und brachte sie in das nahe gelegene Poitiers in Sicherheit. Diese Waffentat begründete seinen Ruf als tapferen und loyalen Ritter. Der älteste Königssohn, Heinrich der Jüngere, wurde ihm darauf zur Ausbildung anvertraut. Nachdem er dem jungen König 1173 die Schwertleite erteilte machte sich William mit ihm in den folgenden Jahren einen Namen als Turnierkämpfer an den Fürstenhöfen Frankreichs. Zum Beispiel bei dem großen Turnier des Grafen von Champagne in Lagny-sur-Marne 1179, wo er die Bekanntschaft des Ritters Baudouin de Béthune machte, oder 1180 in Joigny wo er zusammen mit dem jungen König um die Gunst der Gräfin wetteiferte. Im Jahr 1183 unterstützte er seinen Freund und Schützling bei dessen Revolte gegen den Vater, doch der junge König Heinrich starb noch im selben Jahr nach einer Krankheit. William führte das Geleit zu seinem Grab in Rouen.

Wappen des William Marshal

Anschließend begab sich William in das heilige Land wo er zwei Jahre gegen die Sarazenen kämpfte. Wieder in der Heimat trat er in die Dienste des alten Königs Heinrich II. Plantagenet, dem er nun loyal im Kampf gegen dessen Sohn Richard Löwenherz und König Philipp II. von Frankreich beistand. Als der König am 12. Juni 1189 überstürzt aus Le Mans vor seinem Sohn fliehen musste, deckten William Marshal und Baudouin de Béthune seine Flucht. Dabei trugen sie nacheinander einen Zweikampf gegen Richards Ritter André de Chauvigny aus, denn William vom Pferd stoßen und gefangen nehmen konnte. In Chinon stand William, neben Béthune und dem Bastard Geoffrey, am 6. Juli 1189 als einer der letzten Getreuen am Totenbett des Königs. Williams hohes Ansehen und der ihm entgegengebrachte Respekt seitens Richards Löwenherz, sicherte ihm auch unter dessen Herrschaft einen Posten im Umfeld des Hofes. Auch wenn er nicht dem persönlichen Gefolge des neuen Königs angehörte, wurde ihm die Ehe mit Isabel de Clare gestattet, der Tochter von „Strongbow“ und einer der reichsten Erbinnen jener Zeit, die ihm die Grafschaft Pembroke und ausgedehnte Güter in Irland in die Ehe brachte. Während der Abwesenheit des Königs auf dem dritten Kreuzzug und dessen anschließender Gefangenschaft in Deutschland (1190-1194) war William ein Mitglied des regierenden Rates in England. Dabei unterstützte er zunächst den Prinzen Johann Ohneland bei dem Sturz des Regenten William Longchamp, allerdings trat er 1193 wieder auf die Seite der Loyalisten und nahm an der Bekämpfung Prinz Johanns teil. König Richard verzieh ihm sein Fehlverhalten und übertrug ihm 1194 das Amt des Master-Marshal nach dem Tod seines älteren Bruders.

Nach dem Tod Richard Löwenherz 1199 trat William nun in die Dienste des neuen Königs Johann Ohneland. Ihn begleitete er nach Irland und 1212 nach Wales. An der Revolte der Barone nahm er nicht teil, im Gegensatz zu seinem ältesten Sohn. Dennoch riet er dem König am 15. Juni 1215 in Runnymede zur Unterzeichnung der Magna Charta. Als im Jahr 1216 der französische Prinz Ludwig der Löwe auf Einladung der Barone an der englischen Küste landete blieb William weiterhin loyal zu König Johann. Obwohl dessen Sache scheinbar verloren war, als fast das gesamte Land unter die Kontrolle des Prinzen Ludwig fiel und die meisten der Barone zu ihm übergingen. Diese unerschütterliche Treue zu seinem König verschafte William neues Ansehen als ideales Vorbild eines loyalen Ritters und eidverpflichteten Vasallen. Auf seinem Totenbett in Newark übertrug der König ihm die Vormundschaft über den noch unmündigen Königssohn und designierte ihn somit zum Regenten den Königreichs. Unmittelbar nach des Königs Tod am 25. Oktober 1216 ließ William den jungen Heinrich III. zum König krönen und erreichte bei Honorius III. für den Jungen den päpstlichen Schutz. Anschließend stellte sich der über siebziegjährige William an die Spitze eines Heeres um gegen die Armee des Prinzen Ludwig zu ziehen. Am 20. Mai 1217 siegte er in der Schlacht von Lincoln über die die Truppen des Prinzen und tötete dabei deren Befehlshaber Thomas von Le Perche im Zweikampf. Nach weiteren militärischen Erfolgen und dem Seitenwechsel mehrerer Barone zu Heinrich III. konnte der Prinz von der Insel vertrieben und somit der Untergang der Plantagenets verhindert werden.

Die Liegefigur von William Marshal in der Temple Church

Kurz vor seinem Tod im Jahr 1219 trat William dem Templerorden bei und wurde anschließend in der Temple Church von London bestattet. Die Liegefigur seines Grabes ist dort heute noch zu sehen. Nach seinem Tod führten Hubert de Burgh (bis 1232) und Peter des Roches die Regentschaft, die sich dabei gegenseitig bekämpften. Zwischen 1232 bis 1234 rebellierte Richard Marshal, der jüngste Sohn Williams gegen den König bzw. gegen seine Berater. Heinrich III. vertraute nach seiner Heirat kaum noch englischen Beratern. Zuerst waren die savoyardischen Onkel seiner Frau, danach seine Halbbrüder (Grafen von Lusignan) sehr einflussreich.

Williams ältester gleichnamiger Sohn gab um 1226 die Verschronik L'Histoire de Guillaume le Maréchal in Auftrag, die das ereignisreiche Leben des Marshal für die Nachwelt festhielt.

Nachkommen

Aus seiner Ehe mit Isabel de Clare († 1220), Countess of Pembroke, hatte William Marshal mehrere Kinder:

Alle Söhne hinterließen keine Erben. Die Grafschaft Pembroke ging stattdessen über eine Tochter von Joan Marshal an William de Valence, einem Halbbruder König Heinrichs III.

Literatur

  • Georges Duby: Guillaume le Maréchal oder der beste aller Ritter. Suhrkamp, Frankfurt 1997. ISBN 3-518-39302-2
  • Christian Balling: Der Ritter der Könige. Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach. (Historischer Roman)
  • Elizabeth Chadwick: Der Ritter der Königin. Blanvalet - Random House, München 2008. ISBN 978-3-442-36903-4 (Historischer Roman - Jugendjahre)
  • Elizabeth Chadwick: Der scharlachrote Löwe. Blanvalet - Random House, München 2009. ISBN 978-3-442-36904-1 (Historischer Roman - Teil II)
VorgängerAmtNachfolger
Titel neu geschaffenEarl of Pembroke
1189-1219
William Marshal

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