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Steinheim an der Murr

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Wappen Deutschlandkarte
Steinheim an der Murr
Deutschlandkarte, Position der Stadt Steinheim an der Murr hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 58′ N, 9° 17′ OKoordinaten: 48° 58′ N, 9° 17′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Ludwigsburg
Höhe: 200 m ü. NHN
Fläche: 23,18 km2
Einwohner: 11.904 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 514 Einwohner je km2
Postleitzahl: 71711
Vorwahl: 07144
Kfz-Kennzeichen: LB, VAI
Gemeindeschlüssel: 08 1 18 070
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktstraße 29
71711 Steinheim an der Murr
Website: www.stadt-steinheim.de
Bürgermeister: Thomas Rosner (parteilos)
Lage der Stadt Steinheim an der Murr im Landkreis Ludwigsburg
KarteErdmannhausenErdmannhausenRemseck am NeckarSchwieberdingenMarbach am NeckarMarbach am NeckarMarbach am NeckarMarbach am NeckarOberstenfeldOberstenfeldMundelsheimMundelsheimAffalterbachAspergBenningen am NeckarBesigheimBesigheimBönnigheimErligheimFreudentalGemmrigheimGroßbottwarGroßbottwarHessigheimLöchgauMurr (Gemeinde)Murr (Gemeinde)PleidelsheimPleidelsheimSteinheim an der MurrTammWalheimIngersheimFreiberg am NeckarBietigheim-BissingenBietigheim-BissingenDitzingenEberdingenKornwestheimMöglingenOberriexingenSersheimVaihingen an der EnzSachsenheimKorntal-MünchingenLudwigsburgMarkgröningenHemmingenGerlingenKirchheim am Neckar
Karte

Steinheim an der Murr ist eine Stadt im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg.

Steinheim ist Fundort des Homo steinheimensis, der mit einem geschätzten Alter von etwa 250.000 Jahren der drittälteste Fund aus der Frühgeschichte der Menschheit in Europa ist.

Geografie

Steinheim liegt am Unterlauf der Murr in 190 bis 392 Meter Höhe im Nordosten des Landkreises Ludwigsburg. Die Bottwar durchfließt den Ort und mündet ein wenig westlich des Ortszentrums in die Murr.

Stadtgliederung

Steinheim an der Murr besteht aus den Stadtteilen Höpfigheim, Kleinbottwar und Steinheim. Die räumlichen Grenzen der Stadtteile sind identisch mit denen der ehemaligen Gemeinden gleichen Namens. Die offizielle Benennung der Stadtteile erfolgt durch vorangestellten Namen der Stadt und durch Bindestriche verbunden nachgestellt der Name der Stadtteile. Die Stadtteile bilden zugleich Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung und in den Stadtteilen Höpfigheim und Kleinbottwar sind Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender eingerichtet. Zum Stadtteil Höpfigheim gehören das Dorf Höpfigheim (3 km nordwestlich von Steinheim an der Murr) sowie die abgegangene Ortschaft Spießhof. Zum Stadtteil Kleinbottwar gehören das Dorf Kleinbottwar (2 km nördlich von Steinheim an der Murr an der Bottwar gelegen), der Weiler Forsthof und Schloss und Gehöft Schaubeck. Zum Stadtteil Steinheim gehören das Dorf Steinheim an der Murr, die Weiler Lehrhof und Vorderbirkenhof und das Gehöft Buchhof sowie die abgegangenen Ortschaften Hornungshof und Sigebotsbůch.[2][3]

Nachbargemeinden

Wichtigste Nachbarorte sind Großbottwar im Norden, Murr (unmittelbar westlich angrenzend) und Rielingshausen (Stadtteil von Marbach am Neckar) im Osten. Ebenfalls im Osten begrenzt der Hardtwald das Stadtgebiet.

Geschichte

Das Gebiet Steinheims war bereits in der Römerzeit besiedelt (90–260 n. Chr.), wovon Ausgrabungen eines römisches Bades zeugen. Seine erste Erwähnung findet Steinheim im Lorscher Codex, der vom Jahr 832 datiert. Im 12. Jahrhundert errichteten die Markgrafen von Baden auf den Überresten des römischen Bades einen Herrenhof. Ab 1255 bestand in Steinheim im früheren badischen Herrenhof ein einflussreiches Frauenkloster der Dominikanerinnen, das u. a. auch Ländereien in Esslingen am Neckar erwarb und ab 1271 die Ortsherrschaft innehatte. Der Stadtname lautete seinerzeit noch „Steinen“. Das Kloster wurde während der Reformation zwischen 1550 und 1560 säkularisiert und brannte im Jahre 1643 vollständig ab; Ausgrabungsfunde sind heute im Stadtmuseum zu besichtigen. Vor dem Übergang an Württemberg im Jahre 1564 wurde der Ort gelegentlich als Stadt bezeichnet, formell wurde das Stadtrecht jedoch erst 1955 verliehen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Steinheim zu einem bedeutenden Standort der württembergischen Möbelindustrie, welche heutzutage allerdings so gut wie keine Rolle mehr spielt. Steinheim gehörte zum Oberamt Marbach und kam nach dessen Auflösung 1938 zum Landkreis Ludwigsburg.

1933 wurde bei Steinheim der Schädel eines Urmenschen, des sogenannten Homo steinheimensis, gefunden. Es ist bis heute der drittälteste Menschenfund in ganz Europa. Dem Homo steinheimensis ist das Urmensch-Museum in Steinheim gewidmet.

Im Steinbruch an der Straße zwischen Steinheim und Kleinbottwar ereignete sich am 17. April 1945 eines der Kriegsende-Verbrechen: Der Wehrmachtssoldat Erwin Kreetz, der vom Tode seiner Frau erfahren hatte, entfernte sich von der Truppe, wurde ergriffen und auf Befehl des Generals von der Mühlen in diesem Steinbruch erschossen, woran seit 1989 ein Gedenkstein erinnert.[4]

Politik

Marktbrunnen und Rathaus

Bürgermeister

Bei der Bürgermeisterwahl am 14. Dezember 2008 setzte sich Thomas Rosner im zweiten Wahlgang mit 57,90 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen gegen noch drei Mitbewerber durch.

Gemeinderat

Seit der letzten Kommunalwahl am 7. Juni 2009 hat der Gemeinderat 22 Mitglieder. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,51%. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:

  CDU 9 Sitze (38,45%)
  SPD-FB1     5 Sitze  (22,71%)
  FWV 5 Sitze (23,09%)
  B90/GRÜNE 3 Sitze (15,75%)

Weiteres Mitglied des Gemeinderates und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

1[…]-Fortschrittliche Bürger

Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Stadtwappens lautet: „In Rot unter dem reichsapfelähnlichen goldenen Fleckenzeichen sechs aufeinandergeschichtete Silberne Steine (1:2:3).“ Die Stadtflagge ist rot-gelb-weiß und in dieser Farbfolge seit 1863 belegt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Steinheim ist ein Weinbauort, dessen Lagen zur Großlage Wunnenstein im Bereich Württembergisch Unterland des Weinbaugebietes Württemberg gehören.

ehemaliger Bahnhof von Steinheim an der Murr

Verkehr

Kleinbottwar und Steinheim lagen an der Bottwarbahn, einer Schmalspurstrecke von Marbach am Neckar nach Beilstein, die 1894 eingeweiht wurde. Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen erbauten die Bahnhofsgebäude als Einheitsbahnhöfe vom Typ I bzw. IIa.[5] Später wurde die Strecke bis nach Heilbronn-Süd erweitert.

1966 wurde der Personenverkehr jedoch eingestellt, der Güterverkehr wurde nach Umspurung zwischen Marbach und Steinheim bis 1989 weitergeführt. Heute erinnert in Steinheim am alten Bahnhof die Lokomotive 99 651 (im Volksmund „Entenmörder“ genannt) an die Zeit der Schmalspurbahn.

Steinheim wird mit der Linie 460 (Marbach - Beilstein) im Halbstundentakt und zur Hauptverkehrszeit zusätzlich mit der Linie 481, welche über das Neubaugebiet Horrenwinkel verkehrt durch die Regional Bus Stuttgart bedient.

Öffentliche Einrichtungen

Es gibt ein Alten- und Pflegeheim der kreiseigenen Kleeblatt Pflegeheime.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Urmensch-Museum
  • Museum zur Stadtgeschichte
  • Fachwerkrathaus von 1686
  • Wasserrad von 1896
  • Schmalspur-Tenderlokomotive 99 651 von 1918 (sog. „Entenmörder“)
  • Mineralwellenfreibad Wellarium
Commons: Steinheim an der Murr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 455–458
  3. Hauptsatzung der Stadt Steinheim an der Murr vom 13. November 2001, zuletzt geändert am 22. November 2005
  4. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0. S. 85
  5. Rainer Stein: Der württembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen. In: Eisenbahn-Journal Württemberg-Report. Band 1, Nr. V/96. Merker, Fürstenfeldbruck 1996, ISBN 3-922404-96-0, S. 80–83.