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Debian

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Offenes Debian-Logo

Debian [dɛbˈiːjən] ist eine Linux-Distribution, die ausschließlich aus freier Software besteht. Debian enthält das Betriebssystem und eine große Auswahl an Anwendungsprogrammen, Tools und Utilities, zusammen mit einem passenden Kernel. Es ist auf elf unterschiedlichen Prozessor-Architekturen (darunter intel x86 und IA-64, Motorola 680x0, DEC Alpha, IBM S/390, PowerPC, Sun SPARC) lauffähig. Eine Portierungen auf AMD64 existiert, ist aber noch inoffiziell. Portierungen auf SuperH sowie auf andere Kernels, z. B. GNU Hurd (auf x86), NetBSD (auf x86 und Alpha) und FreeBSD (auf x86) sind noch in der Entwicklung.

Übersicht

Das am 16. August 1993 durch Ian Murdock ins Leben gerufene Debian-Projekt besteht heute aus über 1000 Personen, die das System nach strengen, selbst aufgestellten Richtlinien zusammenstellen und ständig aktualisieren. Es ist die am weitesten verbreitete nicht-kommerzielle Linux-Distribution und steht im Gegensatz zu diesen allen Entwicklern und Nutzern zur Teilnahme offen. Debian basierte ursprünglich auf SLS.

Debian wird 'deb ian' [dɛbˈiːjən] ausgesprochen, da sich der Name der Distribution von dem Namen des Debian-Gründers Ian Murdock und seiner Frau Debra ableitet.

Debian ist bekannt für sein Paket-Managementsystem APT: Es macht es vergleichsweise einfach, alte Versionen von Debian durch aktuelle Versionen zu ersetzen oder neue Softwarepakete zu installieren. Es sorgt auch dafür, dass alle Programme, die das gewählte Programm benötigt, installiert werden.

Organisation

Debian hat eine sehr ausgefeilte demokratische Organisationsstruktur mit einer Art Verfassung, dem Debian-Gesellschaftsvertrag und regelmäßigen Wahlen. Ein Teil des Gesellschaftsvertrages (Social Contract) sind die DFSG (Debian Free Software Guidelines, dt. Debian Richtlinen für freie Software), welche zur offiziellen Open-Source-Definition wurden.

Seit 26. April 2004 ist die Version 1.1 des Gesellschaftsvertrages gültig. Die eigentliche inhaltliche Änderung besagt, dass alle Komponenten des Debian-Systems (in main) frei sein müssen, nicht mehr nur die Software. Die DFSG beziehen sich also nicht mehr nur auf freie Software, sondern allgemein auf freie Arbeiten. Da diese Auswirkungen einer als "editoriell" bezeichneten Änderung für viele Entwickler überraschend war, wurde in einer zusätzlichen Abstimmung im Juli 2004 beschlossen, dass diese Änderung erst nach dem Release von Sarge wirksam wird.

Debian und Sicherheit

Debians Softwareprobleme werden allesamt öffentlich behandelt, so auch sämtliche Sicherheitsprobleme. Aspekte der Sicherheit werden öffentlich auf der debian-security Mailing-Liste diskutiert. Debians Sicherheitsgutachten werden über eine öffentliche Mailing-Liste gesendet (sowohl innerhalb als auch außerhalb) und auf einem öffentlichen Server veröffentlicht.

Sicherheits-Updates genießen höchste Priorität. Wenn ein Sicherheitsproblem in einem Debian-Paket entdeckt wird, wird ein Sicherheitsupdate so schnell wie möglich vorbereitet und zumindest für das stable-Release (für alle Architekturen) veröffentlicht.

Das Debian-Team versucht immer, die gesamte Sicherheit seiner Distribution zu verbessern, beispielsweise durch automatische Paket-Signierungs- und Verifikations-Mechanismen.

Es wird weiterhin versucht, eine nützliche Zahl von sicherheitsrelevanten Werkzeugen für System-Administratoren und zur Überwachung zur Verfügung zu stellen. Entwickler versuchen, diese Werkzeuge fest mit der Distribution zu verbinden, um Sie anpassbarer zur Durchsetzung lokaler Sicherheits-Regelungen zu machen. Diese Werkzeuge schließen folgendes mit ein: integritätsprüfende Programme, allgemeine Prüfwerkzeuge, Werkzeuge zum Abhärten, Werkzeuge für Firewalls, Eindringlings-Erkennungs-Tools und vieles andere.

Paketbetreuer sind sich der Sicherheits-Probleme bewusst. Dies führt oft zu "voreingestellt sicheren" Installationen von Diensten, die Sie manchmal in Ihrer normalen Benutzung etwas einschränken. Dennoch versucht Debian, Sicherheitsaspekte und einfache Administration abzuwägen, zum Beispiel werden Dienste nicht inaktiv installiert, wie es bei den Distributionen der BSD-Familie üblich ist. Auf jeden Fall sind spezielle Sicherheitsaspekte, wie zum Beispiel setuid Programme, Teil der Debian Policy.

Veröffentlichungen (Releases)

Von Debian werden zu jedem Zeitpunkt drei Varianten parallel angeboten: Die zuletzt veröffentlichte offizielle Version heißt stable (engl. stabil bedeutet im täglichen Betrieb lauffähig). Dort sind alle Pakete sehr gut getestet und die jeweils aktuellsten Sicherheitsupdates sind sehr schnell verfügbar. Darüber hinaus gibt es zwei zusätzliche Zweige: unstable, an der ständig entwickelt wird, und testing, die der Sammelplatz für das nächste offizielle Release ist.

Testing setzt sich aus Paketen zusammen, die nach einigen Tagen (meistens 10) in unstable keine für das Release entscheidenden Fehler gezeigt haben. Vereinzelt wird auch noch als Vorstufe experimental benutzt. Diese beiden Zweige enthalten neuere Softwareversionen, die jedoch unter Umständen nicht so gut (testing) bzw. kaum (unstable) getestet sind.

Jede Version hat einen Codenamen, der von Charakteren des Films „Toy Story“ abstammt. Zur Zeit ist „Sarge“ (3.1) stable und „Etch“ der Name des testing-Zweigs. Unstable wird immer „Sid“ genannt. Sid war im Film Toy Story der Junge von nebenan, der Spielzeuge kaputt gemacht hat. Viele sehen es auch als Akronym für „still in development“ („noch in Entwicklung“). Manchmal funktioniert es sehr gut, Pakete aus unterschiedlichen Versionen zu mischen, so dass Komplett-Updates nicht nötig sind. In manchen Fällen aber, in denen zentrale Teile des Systems (zum Beispiel die glibc) sich unterscheiden, ist ein vollständiges Update nötig.

Da die Zeiträume zwischen den einzelnen Releases zur Zeit immer größer werden, für einige Aufgaben aber aktuelle Programmpakete benötigt werden (z.B. Spam- und Virenerkennung, Einbindung eines Dateiservers in einen ADS), diese Versionen aber wegen Abhängigkeiten nicht ohne ein vollständiges Update installiert werden können, finden seit einiger Zeit sog. Backports von Unstable nach Stable immer größere Verbreitung. Debian begegnet dem, indem für einige wenige Programme, die häufige Updates benötigen eine Paket-Quelle namens "volatile" (vergänglich) eingerichtet wird.

Die Benennung der drei verschiedenen Debian-Versionen stable, testing und unstable erfolgte aus der Sicht eines Server-Betreibers, zum Beispiel von hochverfügbaren Webservern. Als Betriebssystem für Arbeitsplatzrechner wird oft testing empfohlen.

Es gibt zahlreiche von Debian abstammende Linux-Distributionen. Sie sind im Artikel Debian GNU/Linux-Derivate aufgezählt. Einige dieser Distributionen verwenden "unstable" Pakete, damit eine aktuellere Softwareausstattung ausgeliefert werden kann.

Versionen

Debian Linux (Stable releases)
Version Name Datum
0.93R6 - 26. Oktober 1995
1.1 Buzz 17. Juni 1996
1.2 Rex 12. Dezember 1996
1.3 Bo 5. Juni 1997
2.0 Hamm 24. Juli 1998
2.1 Slink 9. März 1999
2.2 Potato 15. August 2000
3.0 Woody 19. Juli 2002
3.1 Sarge 6. Juni 2005
3.2 Etch -


Literatur