Volksoper Wien
Die Volksoper Wien ist nach der Wiener Staatsoper das zweitgrößte Opernhaus in Wien. Auf dem Programm stehen neben Opern noch Operetten, Musicals, Tanztheater sowie Konzerte.
Geschichte
Gründung bis Nachkriegsjahre

Die Volksoper wurde unter dem Namen Kaiser-Jubiläums-Stadttheater anlässlich des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. von den Architekten Franz von Krauß und Alexander Graf errichtet. Sie wurde am 14. Dezember 1898 als Sprechbühne eröffnet, ab 1903 wurden auch Opern aufgeführt. 1905 erfolgte die Umbenennung in Kaiserjubiläums-Stadttheater Volksoper, 1907 in Volksoper Kaiserjubiläums-Stadttheater und ab 1908 firmierte der Spielort nur mehr unter dem Namen Volksoper.
Nach einem Konkurs im Jahr 1928 wurde das Haus 1929 als Neues Wiener Schauspielhaus wiedereröffnet. 1938 übernahm die Stadt Wien die nunmehrige Städtische Wiener Volksoper, später umbenannt in Opernhaus der Stadt Wien. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieg wurde die Volksoper, nachdem seit 1. September 1944 Spielverbot für sämtliche Theater herrschte und einige Wiener Kinos durch Luftangriffe bereits zerstört waren, für mehrere Monate zum zweitgrößten Kino der Stadt mit 1.550 Plätzen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte die Volksoper als Ausweichquartier für die zerstörte Staatsoper. Nach der Eröffnung des wiederhergestellten Staatsoperngebäude im Jahr 1955 wurde die Volksoper wieder selbständiges Musiktheater mit Opern, Operetten und Musical. Im selben Jahr wurde die Volksoper in die österreichischen Bundestheater integriert.
jüngere Geschichte
Unter dem Direktor Karl Dönch erfolgte 1973 ein erster großer Umbau des Theaterhauses.

1979 hat Robert Jungbluth in seiner damaligen Funktion als Generalsekretär des Bundestheaterverbandes für die Volksoper ein Gastspiel in Japan initiiert. Es war die erste Operette, die in Japan aufgeführt wurde. 1984 folgte eine Amerika-Tournee.
September 1991 bis Juni 1996 standen die Volksoper und die Staatsoper unter gemeinsamer Führung. Während dieser Zeit wurden Sänger für beide Häuser gleichzeitig engagiert. Der Spielbetrieb verlief jedoch autonom, da beide Bühnen verschiedene Schwerpunkte verfolgen.
Die Volksoper als Bühnenhaus der österreichischen Bundestheater wurde mit dem Bundesgesetz über die Neuorganisation der Bundestheater (Bundestheaterorganisationsgesetz) von 1998 zu einem rechtlich selbständigen Unternehmen. 1999 erfolgte die Gründung der „Volksoper Wien GmbH“ als 100%ige Tochtergesellschaft der Bundestheater-Holding-GmbH.
Seit dem 1. September 2007 steht die Volksoper Wien unter der Leitung von Kammerschauspieler Robert Meyer als Direktor und künstlerischem Geschäftsführer. Rainer Schubert agiert als Vizedirektor. Zum selben Zeitpunkt wurde Mag. Christoph Ladstätter zum kaufmännischen Geschäftsführer ernannt. Diethmar Straßer agiert als künstlerischer Betriebsdirektor, und Gerrit Prießnitz ist musikalischer Studienleiter.
Robert Meyer verfolgt eine konsequente Reformpolitik. Sein Ziel ist, die Volksoper wieder als „das Musiktheater Wiens“ zu positionieren, die Operette aufzuwerten und einem breiteren Publikum zu öffnen.
Eisener Vorhang

Auf dem eisernen Vorhang lässt sich die Widmung des Hauses zum 50jährigen Regierungsjubiläums Franz Joseph I. durch die beiden Jahreszahlen 1848 links und 1898 rechts gut erkennen. Gemalt wurde dieser von Karl Schüller und Georg Janny. Bei der Eröffnung konnte Kaiser Franz Joseph I. jedoch nicht anwesend sein, da drei Monate zuvor seine Frau, Kaiserin Elisabeth ermordet (10.9.1898) worden war.
Der Vorhang zeigt in der Mitte vorne Vindobona. Der Mann in der rechten Bildhälfte soll die Bürger Wiens symbolisieren. Durch die Abnahme der Binde soll dieser nun auch die schönen Musen sehen können.
Vor dem Krieg wurde der Vorhang weggeräumt und war danach verschollen, bis er Jahre später auf dem Dachboden des Theaters an der Wien wieder zum Vorschein kam.
Daten und Fakten
Zuschauer und Haus

Auf drei verschiedenen Ebenen stehen den Besuchern gesamt 1261 Sitzplätze und 72 Stehplätze zur Verfügung, sowie 2 Rollstuhlplätze zur Verfügung. Von September bis Juni gibt es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, täglich eine Vorführung. Nachfolgend die wichtigsten Kennzahlen der letzten Jahre:
Saison | Vorstellungen | Besucher | Sitzplatzauslastung | durchschn. Beschäftigte |
---|---|---|---|---|
2004/2005 [1] | 287 | 293.695 | 75,41 % | nicht bekannt |
2005/2006 [2] | 276 | 280.520 | 74,77% | 524 |
2006/2007 [3] | 281 | 289.721 | 78,34 % | 523 |
2007/2008 [4] | 291 | 325.491 | 85,77 % | 526 |
Die für Instandhaltungsmaßnahmen zuständige Bundestheater-Holding hat Geschäftsjahr 2006/2007 für eine Fassadensanierung des historischen Gebäudes Volksoper 1,1 Mio. Euro aufgewendet.[5]
Technische Daten

Der Orchestergraben ist mit zwei elektrisch angetriebenen Hubpodien ausgestattet. Die Tragfähigkeit beträgt 500 kg/m² (vorne Einfachpodium, bühnenseitig Doppelstockpodium) und ist höhenverstellbar von 0 bis 2,65 Meter unter Bühnenniveau.
Der aus rotem Samt bestehende Hauptvorhang ist hydraulisch raff- und hebbar. Die Raffgeschwindigkeit beträgt 0,15 bis 3,0 m/s; die Hubgeschwindigkeit beträgt bis zu 2 m/s.
Der Schallvorhang aus Alurahmen arbeitet ebenfalls hydraulisch. Die zusätzliche Tragfähigkeit beträgt 300 kg mit einer Punktlast von 150 kg. Die Hubgeschwindigkeit als Schallvorhang beträgt bis zu 0,8 m/s. Die Hubgeschwindigkeit als Schwerlastzug beträgt bis zu 0,5 m/s.
Der hydraulisch betriebene Schleierzug hat eine Tragfähigkeit von 350 kg mit einer Punktlast von 150 kg.
Die Bühnenfläche beträgt 480 m² und ist mit maximal 500 kg/m² belastbar. Die nutzbare Bühnenbreite beträgt 17,2 Meter und die Bühnentiefe von der vorderen Portalkante bis zum Schiebefalttor sind 19 Meter.
Die Bühnenfläche besteht aus einer dreh- und hebbaren Kernscheibe mit einem Durchmesser von 7,20 m in der Mitte und einer drehbaren Ringscheibe mit einem Außendurchmesser von 15 Meter um die Kernscheiben. Weiters gibt es 3 handbetriebene, stationäre Personen-Versenkungen.[6]
Direktoren

- Adam Müller-Guttenbrunn (1898-1903)
- Rainer Simons (1903-1917)
- Raoul Mader (1917-1919)
- Felix Weingartner (1919-1924)
- August Markowsky / Fritz Stiedry (1924)
- Hugo Gruder-Guntram / Leo Blech (1925)
- Hermann Frischler (1925-1928)
- Jakob Feldhammer / Otto Preminger (1929-1931)
- Leo Kraus (1931-1933)
- Karl Lustig-Prean / Jean Ernest (1934-1935)
- Alexander Kowalewsky (1935-1938)
- Anton Baumann (1938-1941)
- Oskar Joelli (1941-1944)
- Hermann Juch (1946-1955)
- Franz Salmhofer (1955-1963)
- Albert Moser (1963-1973)
- Karl Dönch (1973-1986)
- Eberhard Waechter (1987-1992; 1991-1992 zugleich Direktor der Wiener Staatsoper)
- Ioan Holender (1992-1996; zugleich Direktor der Wiener Staatsoper)
- Klaus Bachler (1996-1999)
- Dominique Mentha (1999-2003)
- Rudolf Berger (2003-2007)
- Robert Meyer/Dr. Rainer Schubert (ab 2007)
Uraufführungen
- Der Kuhreigen, Musikalisches Schauspiel von Wilhelm Kienzl, am 23. November 1911
- Liebesketten, Oper in drei Akten von Eugen d'Albert, am 12. November 1912
- Das Testament, Musikalische Komödie von Wilhelm Kienzl, am 6. Dezember 1916
- Die glückliche Hand, Drama mit Musik von Arnold Schönberg, am 14. Oktober 1924
- Das ist die erste Liebelei, Operette von Edmund Eysler, am 23. Dezember 1934
- Auf der grünen Wiese, Operette von Jara Beneš, am 9. Oktober 1936
- Frühjahrsparade, Operette von Robert Stolz, am 5. März 1964
- Felix. Oder von einem, der auszog das Gruseln zu lernen, Jazzoper von Klaudia Kadlec (Libretto) und Max Nagl (Musik) nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, am 23. Juni 2002
Ehrenmitglieder (Auswahl)
- Esther Réthy
- Ioan Holender
- Mirjana Irosch
- Robert Jungwirth
- Elisabeth Kales-Wallner
- Guggi Löwinger
- Harald Serafin
- Robert Stolz (seit 1964)
- Johannes Heesters (seit 1984)
- Herbert Prikopa (seit 1986)
- Rudolf Bibl (seit 1991)
- Robert Herzl (seit 1998)
- Michael Heltau (seit 2004)
- Wicus Slabbert (seit 2005)
Einzelnachweise
- ↑ Geschäftsbericht 2004/2005 Volksoper Wien GmbH S. 58
- ↑ Geschäftsbericht 2005/2006 Volksoper Wien GmbH S. 64 und S. 81
- ↑ Geschäftsbericht 2006/2007 Volksoper Wien GmbH S. 57 und S. 73
- ↑ Geschäftsbericht Volksoper 07/08 S. 71 ff und S. 86
- ↑ http://www.bundestheater-holding.at/Content.Node2/holding/Hold_080129.pdf
- ↑ http://www.volksoper.at Webauftritt der Volksoper Wien
Weblinks
Koordinaten: 48° 13′ 29″ N, 16° 20′ 59″ O