Fiat Lux (neureligiöse Bewegung)
Fiat Lux (lat.: es werde Licht) ist eine religiöse Neuoffenbarungsbewegung gegründet von Uriella.
Synonyme und andere Sprachen
Der Orden Fiat Lux ist der Kern der Bewegung. Daneben gibt es ein Hilfswerk „Adsum – ich bin bereit“, den „Internationalen gemeinnützigen Verein zur Erforschung und Förderung einer naturgemäßen Lebens-, Ernährungs- sowie Behandlungsweise“ und die „Internationale Forschungsgruppe für Bioenergetik e. V.“, die alle Fiat Lux angeschlossen sind.
Verbreitung
Das Zentrum befindet sich in Egg ZH, (Schweiz). Weitere Gruppen gibt es in Schwellbrunn (Appenzell Innerrhoden, Schweiz), Ibach und Strittmatt (Deutschland).
Uriellas Ehemann Icordo hat im Oktober 1997 eine Mitgliederzahl von 723 Personen angegeben, von denen in Ibach und Strittmatt rund 70–100 leben dürften. Die Mitgliederzahl dürfte seither durch verschiedene Kontroversen abgenommen haben und wird jetzt auf etwa 400–500 geschätzt.
Lehre
Die Gründerin, Erika Bertschinger-Eicke, genannt Uriella, erklärt sich für das Sprachrohr Jesu Christi, dessen Botschaften sie in Trance empfängt. Die Lehren werden in Ich-Form von Jesus oder Maria verkündet.
Die Lehre verwendet teilweise christliche Ausdrücke, enthält aber nur wenige christliche Elemente in einer synkretistischen Mischung von jüdisch-apokalyptischen, gnostischne, östlich-religiösen, esoterischen, astrologisch-kabbalistischen, spiritistischen, archaisch-mystischen und ufologischen Elementen.
Eine grosse Rolle spielen positive und negative Strahlen.
Fiat Lux lehrt Reinkarnation, so sei zum Beispiel Uriella früher Maria Magdalena gewesen und ihr Ehemann Icordo habe schon als Isaak, Josef von Ägypten, Huldrych Zwingli und Johann Strauss gelebt.
Laut Uriella sind die Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul I. vergiftet worden, Paul VI. wurde durch einen Doppelgänger ersetzt und der ganze Vatikan wird von Freimaurern kontrolliert.
Eine wesentliche Rolle spielen Weltuntergangsprophetien, so wurde beispielsweise 1997 erklärt:
- Im August 1998 werden erfolgen
- der Mord an einem wichtigen Regierungsoberhaupt
- der Weltbörsencrash mit dem anschliessenden Weltwirtschaftszusammenbruch, infolge Computerviren
- der Einmarsch der Russen in Deutschland
- der Emil wird abstürzen
- Nach drei Monaten wird ein Meteorit in die Nordsee fallen. Die davon betroffenen Küstenländer werden für immer im Meer verschwinden.
Uriella ist auch als Geistheilerin tätig. Zu Heilungen dient auch das „Athrums-Wasser“, zu dessen Herstellung Uriella in Trance mit einem Kochlöffel in eine wassergefüllte Badewanne schlägt. Bei diesem Verfahren werde das Wasser "umgepolt" und "mit dem himmlischen Athrums-Strahl aufgeladen"; danach wird es in Kanister gefüllt und an Kranke abgegeben.
Da dies in der Schweiz als Betrug gilt, musste Uriella den Verkauf des Athrum-Wassers aufgeben. Sie vertreibt es nur noch unter ihren Anhängern, diese müssen monatlich eine "Entschädigung für die Strapazen" bezahlen.
Organisation
Die faktische Führung von Fiat Lux hat Uriellas vierter Ehemann, Eberhard Bertschinger-Eicke genannt Icordo.
Gottesdienst und Praxis
In der Symbolik orientiert sich Fiat Lux teilweise an einer katholischen Tradition. in den Zentren gibt es Herz-Jesu-Statuen, aber auch Fatima-Statuen. Die Mitglieder sind weiss gekleidet, da diese Farbe negative Strahlen abwehrt. Weitere Vorschriften zu Ernährung, Meditation, sowie Fernseh- und Radioverbot unterwerfen den Lebensalltag der Mitglieder den Offenbarungen.
Geschichte
Fiat Lux wurde 1980 durch Erika Bertschinger-Eicke (geb.1929), genannt Uriella gegründet. Sie hatte schon früher Kontakte zu „neuoffenbarerisch-mediumistischen Kreisen“ in England und den USA. Seit 1971 hatte sie mehrere Offenbarungen und Visionen und wurde nach einem schweren Reitunfall 1973 „hellsichtig“. Seit einem Aufenthalt im Lichtzentrum Bethanien versteht sie sich als Sprachrohr Gottes. Die ersten Gottesdienste, bei denen Sie die „Offenbarungen Jesu Christi“ weitergibt fanden nach dem Tod ihres ersten Mannes in Egg (Schweiz) bei Zürich statt. Das dort gegründete „Heiligtum“, der Ausgangs- und Zentralpunkt der Bewegung, ist nach Ibach/Lindau im Schwarzwald verlegt worden. 1984 bis 1988 unterstützte ihr spätere Ehemann Kurt Warter (1988 tödlich verunglückt), der sich Uriello nannte, ihre Aktivitäten und vereinheitlichte die Offenbarung. Seit dem Jahre 1992 kam es zu vielfacher öffentlicher und medialer Kritik und zu mehreren Verurteilungen von Erika Bertschinger-Eicke. Nach einer Phase der Verunsicherung hat sich die Gemeinschaft jedoch wieder stabilisiert und ist auch missionarisch tätig.
Ökumene
Keine Kontakte zur Ökumene sind bekannt. Fiat Lux wird von neutralen, katholischen und evangelischen Sektenexperten als Sekte angesehen.
Kontroversen
Der baden-württembergische Gerichtshof hat aufgrund der Gefährdung von Patienten die Rücknahme der Erlaubnis zur Ausübung des Heilpraktikerberufs verfügt (Az: 9 S 326/93).
1996 wurde Uriella vorgeworfen, eine ärztliche Betreuung von drei schwer erkrankten Frauen verhindert zu haben. Zwei der Frauen waren kurze Zeit später gestorben. Mangels Beweisen wurde sie jedoch vom Landgericht Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) freigesprochen.
Das Landgericht Mannheim hat Uriella im Dezember 1998 wegen Zoll- und Steuerhinterziehung (Einfuhr von "Athrum-Wasser" nach Deutschland, wo es teuer verkauft werden sollte) zu einer Freiheitsstrafe von 22 Monaten auf Bewährung verurteilt. Sie muss außerdem 100.000 DM an fünf gemeinnützige Einrichtungen zahlen.
Fiat Lux wird von Sektenexperten als totalitäre religiöse Gruppe gewertet.
Weblinks
- Eine eigene Website hat der Orden nicht, da Computer als schädlich angesehen werden.
- Presseerklärung von Fiat Lux: Prophezeiungen über die Endzeit und den 3. Weltkrieg
- Relinfo: Orden Fiat Lux
- AGFP: Fiat Lux und Uriella
Literatur
- Gasper, Müller, Valentin: Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Herder 2001. ISBN 3-451-05528-7