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Karl-Marx-Allee

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Karl-Marx-Allee, im Vordergrund der Strausberger Platz, im Hintergrund sind die Türme des Frankfurter Tors zu erkennen

Die Karl-Marx-Allee (ehemals Stalinallee, bis zum 21. Dezember 1949, dem 70. Geburtstag Stalins, Große Frankfurter Straße), benannt nach dem kommunistischen Theoretiker und Ökonomen Karl Marx, ist eine bedeutende Straße in den Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin. Sie führt vom Alexanderplatz über den Strausberger Platz bis zum Frankfurter Tor, wo sie in die Frankfurter Allee übergeht. Sie ist Teil der Bundesstraße 1, die Berlin von Frankfurt (Oder) in Richtung Magdeburg durchquert. Unterirdisch verläuft die U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz nach Hönow.

Geschichte

Eine Sehenswürdigkeit der Karl-Marx-Allee ist die durchgehende Reihe prächtiger Wohnbauten aus den 1950er Jahren, die sich vom Strausberger Platz bis über das Frankfurter Tor hinaus in die Frankfurter Allee erstrecken. Die Blöcken waren als Arbeiterpaläste konzipiert und sollten die Stärke und Ingenieurskunst der DDR demonstrieren. Sie erstrecken sich zu beiden Seiten einer breiten Allee, die als Aufmarschstraße für Kundgebungen und Demonstrationen angelegt war, unter anderem zum Zentralfriedhof in Friedrichsfelde, wo sich Gräber bekannter Sozialisten befanden. Entsprechend sollte auch die Gestaltung repräsentativ sein.

17. Juni 1953

Bedeutung erlangte die Straße beim Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Die Arbeiter der Großbaustellen bei der Errichtung der Gebäude auf der damaligen Stalinallee begannen bereits am 16. Juni die Streikwelle aus Protest gegen die Normenerhöhung des Zentralkomitees der SED. Die Demonstration wuchs sich schließlich in der ganzen Stadt aus und setzte sich in der gesamten DDR fort.

1. Phase: Laubenganghäuser

In der ersten Planungsphase nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Hans Scharoun für den Wiederaufbau der Straße fünfgeschossige Laubenganghäuser entworfen, die für eine moderne, aufgelockerte Stadtplanung standen. Scharouns Entwürfe wurde von den Architekten Karl Brockschmidt, Ludmilla Herzenstein, Herbert Klatt und Helmut Riedel abgewandelt. Nach ihren Plänen entstanden ab 1949 in der heutigen Karl-Marx-Allee 102-104 und 126-128 Wohnhäuser dieser Stils. Dieses Konzept war der SED-Führung jedoch nicht repräsentativ genug, weshalb die weitere Umsetzung gestoppt und ein neuer Wettbewerb ausgerufen wurde.

2. Phase: Sozialistischer Klassizismus

Datei:Pic00716.jpg
Kuppelturm am Frankfurter Tor

Zu diesem Zweck reiste eigens eine Delegation nach Moskau, Kiew, Stalingrad und Leningrad, um den Städtebau der UdSSR zu untersuchen. Den ersten Preis bei dem 1951 ausgeschriebenen Gestaltungswettbewerb für die Allee bekam Egon Hartmann. Obwohl er die städtebaulich beste Lösung anzubieten schien, wurde dann doch zusammen mit den anderen vier Gewinnern der Ausschreibung, Richard Paulick, Hanns Hopp, Karl Souradny und Kurt Leucht der endgültige Bebauungsplan ausgearbeitet, zu dem auch der Moskauer Architekt Alexander W. Wlassow und Sergej I. Tschernyschew, der Vizepräsident der Akademie für Architektur, einen Beitrag leisteten. Die daraus entstandene Bebauung ähnelt stilistisch der Lomonossow-Universität in Moskau und dem Kulturpalast in Warschau. Bereits ab 1952 entstand in unmittelbarer Nähe zur Karl-Marx-Allee das Hochhaus an der Weberwiese nach Plänen von Hermann Henselmann, das für die Architektur der Straße stilprägend wurde.

Außer von den Laubenganghäusern wird dieses Ensemble unterbrochen durch zwei Blocks von Plattenbauten, die sich zwischen Andreasstraße und Koppenstraße befinden. Hier stand auf der einen Seite ursprünglich die monumentale Sportwettkampfhalle, die für die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in nur 148 Tagen 1951 errichtet wurde. Die kurze Bauzeit sollte sich rächen. 1968 wurde die Halle wegen Bauschäden gesperrt und 1971 abgerissen. Ihr gegenüber befand sich das 4 Meter 80 hohe Denkmal Stalins, das am 3. August 1951 enthüllt wurde. Nach der Entstalinisierung wurde das Denkmal über Nacht im Spätherbst 1961 abgerissen.

Eine weitere Unterbrechung stellt das nahe der Kreuzung zur Warschauer Straße gelegene Kino Kosmos dar. Es wurde nach Plänen des Architekten Josef Kaiser 1961/62 erbaut und liegt inmitten einer Grünanlage. Mit 1.001 Plätzen war es das größte Filmtheater Ostberlins. Seit 1998 befindet sich hier ein von der Ufa betriebenes Multiplex-Kino für 3.400 Zuschauer. Das Kino wird voraussichtlich im Sommer 2005 schließen.

3. Phase: Plattenbauten

Café Moskau

Entgegen den ursprünglichen Plänen wurde die Straße nicht bis hin zum Alexanderplatz einheitlich bebaut. Ein wesentlicher Grund hierfür waren die hohen Baukosten der repräsentativen Arbeiterpaläste. Ab dem Strausberger Platz bis hin zum Alexanderplatz wurden deshalb im Gegensatz zum prachtvollen Zuckerbäckerstil schlichte große Plattenbauten errichtet, die großzügig aufgestellt sind, mit weiten Grünflächen zur Straße und zwischen den Blöcken. Die markantesten Bauwerke dieses Ensembles sind das Café Moskau und das Kino International.

Nach der Wiedervereinigung

Die Wohnbauten entlang der Karl-Marx-Allee wurden nach der Wiedervereinigung an unterschiedliche Investoren verkauft und meist aufwändig saniert. Heute erfreuen sich die Wohnungen großer Beliebtheit und bilden nach außen ein harmonisches Bild, das am Frankfurter Tor mit zwei Kuppeltürmen seinen Abschluss findet. Das Gesamtbild der Straße wird gestört durch die meist maroden, oft schon demontierten Straßenlaternen. Eine schrittweise Sanierung der zum Kulturdenkmal gehörenden Leuchten ist voraussichtlich ab 2006 geplant.

Literatur

  • Herbert Nicolaus, Alexander Obeth: Die Stalinallee, Geschichte einer Deutschen Straße. Verlag für Bauwesen, Berlin 1997, ISBN: 3-345-00605-7
  • Andreas Schätzke: Zwischen Bauhaus und Stalinallee. Architekturdiskussion im östlichen Deutschland 1945-1955. Braunschweig, 1991
Commons: Berlin-Friedrichshain#Karl-Marx-Allee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien