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Alfred Winkler (Unternehmer)

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Alfred Winkler

Alfred Hugo Oswald Winkler (* 8. August 1872 in Zittau, Sachsen; † 6. September 1945 in Neuwied, Rheinland-Pfalz) war Mitbegründer und Seniorchef der Firma Winkler & Dünnebier.

Leben und Werk

Die Anfänge

Alfred Winkler wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, da in seiner Kindheit der Vater die Familie für eine andere Frau verlassen hatte. So musste er bereits früh nicht nur für sich selber, sondern auch für seine jüngeren Geschwister und die Mutter sorgen. Nach der Schule absolvierte er eine Mechanikerlehre und begann dann eine Laufbahn in der Papierverarbeitungsindustrie. Über berufliche Zwischenstationen in Heilbronn und Frankfurt am Main, kam Winkler im Jahr 1900 schließlich nach Neuwied, um bei dem Briefumschlaghersteller Neuwieder Couvertfabrik Strüder (heute: Curtis 1000 Europe AG) als Werkmeister und später als Werksleiter zu arbeiten.

Da Briefumschläge zu dieser Zeit noch zu einem großen Teil von Hand oder auf nichtautomatischen Maschinen hergestellt wurden, erkannte Winkler rasch die Notwendigkeit für schnelle Maschinen zur Massenfabrikation von Couverts. In seiner Freizeit begann er daher eine Couvertmaschine zu entwickeln, die kontinuierlich Briefumschläge herstellen konnte (Rotations-Briefumschlagmaschine). Da sein Einkommen und seine Ersparnisse alleine zur Finanzierung der Entwicklungen nicht ausreichten, mussten Winklers Ehefrau und Kinder nicht nur mithelfen, sondern auch das fehlende Geld hinzuverdienen.

Nachdem Alfred Winkler bereits mehrere Patente auf diesem Gebiet erworben hatte, lernte er 1911 Max Dünnebier kennen. Dieser arbeitete als Maschinenschlosser bei der Elberfelder Briefumschlagmaschinenfabrik Fischer & Wescher und sollte für sie eine neue Couvertmaschine bei der Neuwieder Couvertfabrik Strüder aufstellen. Dünnebier hatte sich ebenfalls privat mit der Weiterentwicklung dieser Maschinen beschäftigt und Patente auf diesem Gebiet erhalten.

Unternehmensgründung

Aus dem gemeinsammen Interesse erwuchs schnell eine Freundschaft und der Wunsch sich zusammen unternehmerisch zu betätigen. Mit einem Gründungskapital von nur 3.500 Goldmark, ein Vorschuss aus dem Verkauf ausländischer Patente, setzten die beiden Männer 1913 ihren Wunsch um und gründeten die Firma Winkler & Dünnebier in Neuwied. Der Vertrieb erfolgte unter dem Markennamen Helios.

Auf Grundlage der früheren Erfindungen und Patentierungen von Alfred Winkler und Max Dünnebier, konnte das jungen Unternehmen Rotations-Briefumschlagmaschinen anbieten, die eine deutlich höhere Geschwindigkeit und Präzision bei der Briefumschlagherstellung ermöglichten, als die herkömmliche Klappenmaschinentechnik.

Erste Aufträge für die neuartigen Maschinen kamen aus England. Wegen des Kriegsausbruchs mußten diese aber über die neutralen Niederlande ausgeliefert werden. Befand sich die erste Werkstatt noch in einem Hinterhof in der Innenstadt Neuwieds, so mußte Winkler & Dünnebier wegen der zunehmenden Nachfrage noch kurz vor Kriegsbeginn in größere Räumlichkeiten in der Neuwieder "Mittelstraße" umziehen. 1917 erfolgte eine erneute Erweiterung, als die erste Werkshalle an dem heutigen Standort am "Sohler Weg" im Stadtteil Heddesdorf errichtet wurde.

Weltkriege und Weltwirtschaftskriese

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte der Winkler & Dünnebier einen großen Geschäftseinbruch. Dem versuchte Alfred Winkler mit dem Einstieg in das Geschäft für Süßwarenmaschinen zu begegnen. Eine zufällige Bekanntschaft mit dem Direktor einer Schokoladenfabrik, hatte ihn auf den Gedanken gebracht, eine Schokoladenüberziehmaschine zu entwickeln. Nachdem er 1914 ein Patent darauf erhalten hatte, konnte 1916 ein erstes Exemplar an eine bedeutende deutsche Schokoladenfabrik ausgeliefert werden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese Maschinen dann weltweit verkauft. Zuvor wurde Winkler & Dünnebier aber in die Rüstungsindustrie eingebunden und musste ab 1917 vorwiegend Granathülsen fertigen.

Nach Kriegsende machten es der durch die Kriegsfertigung verschlissene Maschinenpark und die Hyperinflation Winkler & Dünnebier sehr schwer wieder die Maschinenproduktion aufzunehmen. Als sich der führende US-amerikanische Briefumschlaghersteller Tension Envelope 1922 anbot, die Couvertmaschinen von Winkler & Dünnebier in den USA zu vertreiben, tat sich für des Neuwieder Unternehmen ein neuer, riesiger Markt auf.

Um den daraufhin wachsenden Eigenbedarf an Gussteilen abzusichern, pachtete Winkler & Dünnebier 1924 eine Gießerei in Hangelar und kaufte sie 1929. Während der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet das Unternehmen wegen Kreditkündigungen durch die Dresdner Bank in eine ernste wirtschaftliche Lage. Nur die schnelle finanzielle Hilfe von Tension Envelope sicherte Winkler & Dünnebier das Überleben.

Von 1939 bis 1945 wurde der Betrieb wieder zur Produktion von kriegswichtigen Geräten verpflichtet und stellte Lehren, Messwerkzeuge und Prüfvorrichtungen für die Rüstungsindustrie her.

Alfred Winkler widmete sich bis zuletzt dem Unternehmen. Sein Tod fiel in eine nicht nur für Winkler & Dünnebier sehr schwierige Zeit. Durch alliierte Bombenangriffe und Demontage war das Werk in Neuwied schwer beschädigt worden. Außerdem waren viele Mitarbeiter im Krieg umgekommen oder befanden sich in Kriegsgefangenschaft. Die schwere Aufgabe das Unternehmen zu retten, oblag nun Alfred Winklers Sohn, Richard Winkler, und seinem alten Geschäftspartner Max Dünnebier.

Literatur

  • Klara van Eyll und Renate Schwärzel: Deutsche Wirtschafts Archive. Band 1, Seite 304, Franz Steiner Verlag 1994, ISBN 3-515-06211-4.
  • 50 Jahre Winkler+Dünnebier, 1913–1963. Hrsg. Winkler & Dünnebier Maschinenfabrik und Eisengiesserei, Verlag Hoppenstedts Wirtschafts-Archiv, Darmstadt 1963.
  • 75 Jahre Winkler+Dünnebier, 1913–1988. Hrsg. Winkler & Dünnebier Maschinenfabrik und Eisengiesserei, Neuwied 1988.