Zum Inhalt springen

Hélène Martin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. September 2009 um 22:56 Uhr durch Mussklprozz (Diskussion | Beiträge) (Leben und Werk: Tippfehler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hélène Martin (* 1928 in Paris) ist eine französische Chansonnière.

Leben und Werk

Hélène Martin entstammt dem gebildeten Pariser Bürgertum. Ihr Vater war Historiker.

Ihren eigenen Worten zufolge verließ sie mit 19 Jahren das Elternhaus mit dem festen Entschluss, sich dem Gesang zuzuwenden [1]. Sie begann, die Verse von Dichtern wie Louis Aragon, René Char, Jean Genet, Jules Supervielle und Paul Fort in Liedform zu fassen. Zur Begleitung der Gitarre sang sie dazu mit ihrer Altstimme.

1956 debütierte sie mit ihrem Gesang im Nachtleben des Pariser Rive Gauche, in Musikkneipen wie dem von Michel Vallet geführten La Colombe, in dem auch Guy Béart, Anne Sylvestre, Pierre Perret, Jean Ferrat und Maurice Fanon auftraten, und später im Milord l'Arsouille, einer damaligen musikalischen Heimstätte von Serge Gainsbourg und Catherine Sauvage. Mit ihren Auftritten verkörperte sie auf ausgeprägte Weise das literarische Chanson, einer vorherrschenden Musikgattung im Frankreich jener Jahre. Ihre Texte waren oft provokant, manchmal anzüglich, wie diese Verse von Jean Genet:

Vorlage:Zitat-fr

1960 erschien ihre erste Schallplatte, Récital N°1, für die sie im folgenden Jahr den Grand Prix der Académie Charles-Cros, einer renommierten Vereinigung von Musikkritikern, erhielt. „Ich lebe im Grenzland zwischen den Worten und der Musik“, charakterisiert sie ihre Kunst, „jedoch dort, wo die Musik, die ihren eigenen Platz hat, dem Wort und der Liebe zum Wort den Vortritt lässt.“ [2] 1962 erregte sie Aufsehen durch ihre Liedfassung des Gedichts Le condamné à mort (Der zum Tode Verurteilte) von Jean Genet. Es behandelt die tatsächliche Geschichte eines jungen Mannes, der 1939 durch die Guillotine enthauptet wurde – verurteilt wegen eines Mordes an einer jungen Frau, begangen in einem Eifersuchtsdrama. In dem Gedicht wird die homosexuelle Liebe zwischen Gefangenen und die Faszination für den beau voyou, den schönen Gauner, thematisiert.

1966 trat sie, auf Anregung und Förderung von Jean Vilar, auf der Theaterbühne in Erscheinung: Auf dem 20. Festival von Avignon führte sie das Stück Terres mutilées (verletzte Erde) auf, mit dem sie Texte von René Char in Szene setzte.

Ihre Texte aus der Feder von Dichtern der politischen Linken hatten oft einen kämpferischen politischen Inhalt. Sie sang unter anderem für die kommunistische Partei, ohne ihr jedoch beizutreten. Sie stellte sich in ihren Liedern auf die Seite der Schwarzen, der Revoltierenden, der Palästinenser, beispielsweise in dem Lied Quatre heures à Chatila 1983 nach dem Massaker von Schatila.

1984 setzte sie als Regisseurin Le condamné à mort als poetische Oper auf der Bühne des Théâtre Romain-Rolland in Villejuif in Szene. Einen Auszug aus Le condamné à mort übernahm Étienne Daho 1996 unter dem Titel Sur mon cou in sein Répertoire.

1991 erschien ihre Langspielplatte Par amour, 1997 Lucienne Desnoues - Mes amis, mes amours, 2000 La douceur du bagne und 2006 Va savoir. Nach wie vor tritt sie regelmäßig auf der Konzertbühne auf. Ab September 2009 erscheint ihr Gesamtwerk aus mehr 50 Jahren nach und nach auf 13 CDs in der Sammlung Voyage en Hélénie (Reise nach Helenien).

Ehrungen

Literatur

  • Véronique Mortaigne: Entre les mots et la musique, Le Monde, 9. September 2009, S. 19

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. « Haut la main avec un choix définitif à 19 ans », Le Monde, 9. September 2009, S. 19
  2. « Je suis de ce pays frontalier entre let mots et la musique. Mais où la musique ‚qui a sa place unique‘ donne priorité au verbe et à l'amour du verbe. » Le Monde, 9. September 2009, S. 19