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Demokratischer Zentralismus

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Das Prinzip des "Demokratischen Zentralismus" wurde von Lenin in seinem Buch "Was tun?" (1901/1902) beschrieben (er orientierte sich dabei an der SPD in Deutschland). In diesem forderte Lenin eine Zentralisierung des Parteiapparats, eine strenge Parteidisziplin (Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit), Rechenschaftspflicht und Absetzbarkeit der Leitung.

Zwar wollte Lenin keine Fraktionsbildung innerhalb der revolutionären Partei, jedoch akzeptierte er die Freiheit des Wortes, d.h. der Kritik. Sollte eine Entscheidung getroffen werden, müssen sich alle daran halten.

Die Idee des Demokratischen Zentralismus trug maßgeblich zur Spaltung der Sozialdemokratischen Partei Russlands in Bolschewiki (=Mehrheitler), den Befürwortern, und Menschewiki (=Minderheitler), den Gegnern der leninschen Doktrin, bei. Im Lauf der Zeit verschaffte diese Doktrin der Kompromisslosigkeit und Radikalität den Bolschewiki einen enormen Zulauf. Besonders Rosa Luxemburg und Leo Trotzki kritisierten das Prinzip des Demokratischen Zentralismus.

Lenin selbst hielt sich nicht immer an dieses Prinzip. Er entschied manchmal über die Mehrheit hinweg und weigerte sich, ein Fraktionsverbot zu unterzeichnen. Im Zuge von Krisen, so Lenin, würden sich immer Fraktionen bilden.

Unter Stalin wurde die Partei schließlich zum Monolith. Jegliche Kritik und Diskussion wurde abgewürgt und Stalin setzte sich zum Absolutum (Personenkult).

In der DDR verstand man unter demoktratischem Zentralismus auch die Organistionsform der Massenorganisationen und des Staates in bewußtem agitatorischem Kontrast zum Führerprinzip und zur bürgerlichen Demokratie. Als Prinzipien wurden folgende Punkte beschrieben:

  • Wählbarkeit der Leitungen
  • Rechenschaftspflicht und Absetzbarkeit aller Leitungsorgane
  • ständige Kontrolle dieser Leitungsorgane durch die Wähler
  • Weisungsbefugnis übergeordneter gegenüber nachgeordneten Organen
  • Mitwirkung aller bei der Lösung aller grundlegenden Aufgaben

Als Ebenen wurden dabei die Grundorganisation (unterste Ebene entweder Betriebe, Schulen, oder abgegrenzte Territorien), Kreis, Bezirks und Zentrale verstanden. Gewählte Leitungen wurden durch hauptamtliche Mitarbeiter (z.B. Instrukteure) ergänzt. Zusammen mit der Kaderarbeit, durch die gezielt Personen für Leitungen lanciert wurden, wurden die demokratischen Formen bis zur Bedeutungslosigkeit ausgehöhlt. Eine Aufgabe dieser Formen erfolgte jedoch erst im Rahmen der Wende.