Zum Inhalt springen

Sozionik und intertypische Beziehungen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. September 2009 um 06:47 Uhr durch Succu (Diskussion | Beiträge) (Die acht Aspekte: form). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Sozionik (engl. Socionics; ein Kofferwort aus society (Gesellschaft) und bionics (Bionik)) ist eine psychologische Theorie zur Temperament-Klassifizierung, die in den 1970er Jahren von der Litauerin Aušra Augustinavičiūtė (Pseudonym 'Augusta') in der damaligen Sowjetunion entwickelt wurde.

Das System basiert auf der Typologie von C. G. Jung. Desweiteren flossen Freuds Theorie des Unbewussten und der "Informationelle Metabolismus" des im Westen relativ unbekannten polnischen Psychologen Antoni Kepinski in das Theoriegebäude der Sozionik ein.

Sozionik ähnelt dem Myers-Briggs-Typindikator (MBTI), wurde aber unabhängig davon entwickelt. Es ist in Russland und Osteuropa ähnlich weit verbreitet wie der MBTI in den USA. Trotz stetig wachsender Bekanntheit (vor allem im englischsprachigen Raum) ist es außerhalb Osteuropas noch relativ unbekannt. Deutschsprachige Literatur oder deutschsprachige Internetseiten sind kaum verfügbar.

Der wesentliche Vorteil gegenüber dem MBTI besteht in der fundierten Analyse der Beziehungen, die es zwischen verschiedenen Typen geben kann. Die möglichen Anwendungsbereiche sind daher erheblich vielfältiger als bei vergleichbaren Theorien: Berufswahl, Partnerwahl, Zusammenstellung von Arbeitsgruppen, Verbesserung bestehender Beziehungen und allgemeine Menschenkenntnis sind nur einige Probleme, zu deren Lösung die Sozionik erheblich beitragen kann.

Die vier Dichotomien

Mithilfe der Sozionik lassen sich Menschen in 16 Typen einteilen. Dazu muss in vier verschiedenen Punkten entschiedenen werden, welche Präferenz vorliegt. So wie jemand beispielweise entweder Linkshänder oder Rechtshänder ist, so ist er auch introvertiert oder extrovertiert, intuitiv oder sensorisch, logisch oder ethisch und rational oder irrational. Dies bedeutet nicht, dass ein ethischer Mensch nicht auch logische Entscheidungen treffen kann oder dass ein sensorischer Mensch nicht auch über Intuition verfügt. Es geht lediglich um die jeweilige Präferenz – ein Rechtshänder verwendet beispielsweise häufiger die rechte Hand, ein introvertierter Mensch verhält sich häufiger introvertiert.

Introversion und Extraversion

Dies beschreibt die Motivation zur Sinneserfahrung. Ein extrovertierter Mensch ist kontaktfreudiger und handlungsbereiter, ein introvertierter Mensch konzentrierter und intensiver. Man spricht auch von der Tendenz zur Weite (E) bis Tiefe (I) der Sinneserfahrung.

Intuition und Sensorik

Dies beschreibt die Verarbeitung der Sinneseindrücke, der sensorische Geist gewichtet die „Rohdaten“ bzw. unmittelbaren Eindrücke am höchsten, der intuitive Geist verlässt sich stärker auf seinen sechsten Sinn, also auf seine Spekulationen und Vermutungen. Der sensorische Geist ist detailorientiert und gewandter im exakten Verarbeiten von konkreter Information sowie im Einschätzen der Realität. Der intuitive Geist achtet eher auf das Ganze als auf dessen Teile und ist gewandter im Erkennen von Gesetzmäßigkeiten, Relationen und Möglichkeiten.

Intuition wird mit 'N' (iNtuition), Sensorik mit 'S' (Sensing) abgekürzt.

Logik und Ethik

Dies beschreibt die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden. Der Kopfmensch (Logik) betrachtet die ihm vorliegenden Informationen eher von einem logischen Standpunkt und versucht zu objektiven Erkenntnissen und optimalen Entscheidungen zu gelangen. Der Gefühlsmensch (Ethik) beachtet seine Emotionen stärker. Er urteilt subjektiv nach seinen Gefühlen und berücksichtigt dabei vorwiegend Werte, Ideale oder zwischenmenschliche Aspekte.

Logik wird mit 'T' (thinking), Ethik mit 'F' (feeling) abgekürzt.

Rationalität und Irrationalität

Diese Dichotomie gibt Aufschluss darüber, ob die informationsverarbeitende Funktion (Intuition oder Sensorik) oder aber die entscheidungstreffende Funktion (Logik oder Ethik) die dominante Rolle einnimmt. Bei rationalen Menschen sind Logik oder Ethik dominant, bei irrationalen Menschen hingegen Intuition oder Sensorik. Rationale Menschen planen mehr voraus und ändern getroffene Entscheidungen nur ungern. Irrationale Menschen verhalten sich im allgemeinen spontaner und toleranter.

Rationalität wird mit 'j' (judging), Irrationalität mit 'p' (perceiving) abgekürzt.


Die 16 Typen

Bezeichnungen

Aus den vier Dichotomien ergeben sich insgesamt 16 verschiedene Typen. Als Bezeichnungen werden im deutsch- und englischsprachigen Raum meist Vierertupel verwendet. Im Unterschied zum MBTI wird dabei der letzte Buchstabe klein geschrieben, um Verwechslungen zwischen beiden Systemen zu vermeiden.

Beispiele:

  • introvertiert-intuitiv-logisch-rational (englisch: introverted-intuitive-thinking-judging) = INTj
  • extrovertiert-sensorisch-ethisch-irrational (englisch: extroverted-sensory-feeling-perceiving) = ESFp

Im russischsprachigen Raum werden meist Dreiertupel verwendet, die sich aus der Reihenfolge der Funktionen im A-Modell ergeben (siehe unten). Auch üblich ist die Bezeichnung eines Typs mithilfe seiner dominaten Funktionen . Desweiteren wurden jedem Typ ein passender Beruf und eine bekannte Person zugeordnet, welche dem entsprechenden Typ aller Wahrscheinlichkeit nach entspricht.

Demnach sind fünf verschiedene Bezeichnungen pro Typ gebräuchlich, was durchaus für einige Verwirrung sorgen kann:

Beispiele:

  • INTj = LII = = Analytiker = Robespierre
  • ESFp = SEE = = Diplomat = Caesar

Übersicht

Wertigkeit Wahrnehmung Entscheidung Dominante Bezeichnung Typus Stereotyp kurz A-Modell Ego
Extrovertiert Intuition Logik rational Jack London ENTj Unternehmer
LIE Te Ni Fe Si
Fi Se Ti Ne
irrational Don Quijote ENTp Erfinder
ILE Ne Ti Se Fi
Si Fe Ni Te
Ethik rational Hamlet ENFj Mentor EIE Fe Ni Te Si
Ti Se Fi Ne
irrational Huxley, auch:
Tom Sawyer
ENFp Psychologe IEE Ne Fi Se Ti
Si Te Ni Fe
Sensorik Logik rational Stirlitz, auch:
Sherlock Holmes
ESTj Verwalter
LSE Te Si Fe Ni
Fi Ne Ti Se
irrational Shukow ESTp Stratege
SLE Se Ti Ne Fi
Ni Fe Si Ti
Ethik rational Hugo ESFj Bonvivant
ESE Fe Si Te Ni
Ti Ne Fi Se
irrational Caesar ESFp Diplomat
SEE Se Fi Ne Ti
Ni Te Si Fe
Introvertiert Intuition Logik rational Robespierre, auch:
Descartes
INTj Analytiker LII Ti Ne Fi Se
Fe Si Te Ni
irrational Balzac INTp Kritiker ILI Ni Te Si Fe
Se Fi Ne Ti
Ethik rational Dostojewski INFj Humanist EII Fi Ne Ti Se
Te Si Fe Ni
irrational Jessenin, auch:
Bradbury
INFp Lyriker
IEI Ni Fe Si Te
Se Ti Ne Fi
Sensorik Logik rational Maxim Gorki ISTj Pragmatiker
LSI Ti Se Fi Ne
Fe Ni Te Si
irrational Gabin ISTp Meister
SLI Si Te Ni Fe
Ne Fi Se Ti
Ethik rational Dreiser ISFj Bewahrer
ESI Fi Se Ti Ne
Te Ni Fe Si
irrational Dumas ISFp Vermittler
SEI Si Fe Ni Te
Ne Ti Se Fi

Beschreibungen

Bezeichnung Beschreibung
ENTj humorvoll, ehrgeizig, fleißig, dynamisch, dominant
ENTp wankelmütig, neugierig, theoretisch, erfinderisch, chaotisch
ENFj gesellig, dramatisch, aristokratisch, phantasievoll, fleißig
ENFp gesellig, emotional, spontan, hilfsbereit, undiszipliniert
ESTj höflich, direkt, praktisch, fleißig, dominant
ESTp offen, furchtlos, aggressiv, taktisch, anpassungsfähig
ESFj dramatisch, perfektionistisch, eitel, gesellig, enthusiastisch
ESFp direkt, undiszipliniert, gesellig, manipulativ, wechselhaft
INTj verschlossen, fanatisch, unabhängig, asketisch, neugierig
INTp unhöflich, kritisch, theoretisch, sparsam, pedantisch
INFj zurückhaltend, höflich, hilfsbereit, ehrlich, friedlich
INFp flexibel, unzuverlässig, hilfsbereit, taktvoll, verschwenderisch
ISTj zuverlässig, realistisch, instruktiv, diszipliniert, wissbegierig
ISTp misstrauisch, zurückhaltend, praktisch, unabhängig abenteuerlustig
ISFj skeptisch, moralisch, wehrhaft, ordentlich, diszipliniert
ISFp weichherzig, ästhetisch, hedonistisch, unauffällig, friedlich


Die 16 Beziehungen

Die Beziehungsanalyse ist der Aspekt, der die Sozionik von allen anderen Typologien unterscheidet, da die einzelnen Beziehungen in der Sozionik sehr detailliert und treffend beschrieben werden.

Da es 16 Typen gibt, gibt es auch 16 verschiedene Beziehungen. Manche verlaufen in aller Regel sehr harmonisch, andere sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt. Um den Verlauf einer Beziehung prognostizieren zu können, ist eine sichere Kenntnis bezüglich der jeweiligen Typen erforderlich. Wenn beispielsweise ein ENTp und ein ISFp den Bund der Ehe schließen, kann davon ausgegangen werden, dass die Ehe recht harmonisch verlaufen wird. Wenn jedoch ein ENTp und ein ISFj zusammenkommen, dann sind Konflikte vorprogrammiert.

Beschreibungen

Im folgenden werden die 16 Beziehungen kurz aufgeführt, wobei eine 1 eine Übereinstimmung, eine 0 eine Abweichung in der jeweiligen Dichotomie bedeutet. Beispiele:

  • INTj - INTj = 1111
  • INTj - ESFp = 0000
  • INTj - ESTj = 0011
  • INTj - ISFj = 1001

Einige Beziehungen unterscheiden sich in dieser Hinsicht, je nachdem, ob die beiden Partner rational oder irrational sind.

Bezeichnung Übereinstimmung Beschreibung
duality 0001 sehr harmonisch
identical 1111 harmonisch
activity 1000 harmonisch
mirror 0110 harmonisch
semi-duality 0101 für rationale, 0011 für irrationale konfliktbehaftet, aber machbar
comparative 1011 für rationale, 1101 für irrationale voller Missverständnisse
conflicting 0000 extrem konfliktreich
super-ego 1001 voller Missverständnisse
quasi-identical 1110 voller Missverständnisse
contrary 0111 instabil
illusionary 0011 für rationale, 0101 für irrationale voller Missverständnisse
look-a-like 1101 für rationale, 1011 für irrationale harmonisch
benefit j>p 1010 asymmetrisch
benefit p>j 1100 asymmetrisch
supervision j>p 0100 asymmetrisch
supervision p>j 0010 asymmetrisch

Quadren

Ein Quadra ist eine synergetische Gruppe von jeweils vier Typen, die sich gegenseitig ergänzen. Die Beziehungen innerhalb eines Quadras sind duality, identical, activity und mirror.

Personen in einem Quadra verstehen sich im allgemeinen sehr gut und es können schnell stabile Bindungen entstehen. Die großen Gegensätze innerhalb der Quadra-Mitglieder sorgen nicht für Ablehnung, sondern für Anziehung.


Die vier Quadren
Alpha Quadra
  • ENTp
  • ISFp
  • ESFj
  • INTj
Beta Quadra
  • ESTp
  • INFp
  • ENFj
  • ISTj
Gamma Quadra
  • ESFp
  • INTp
  • ENTj
  • ISFj
Delta Quadra
  • ENFp
  • ISTp
  • ESTj
  • INFj

Beschreibung der Quadren:

Mitglieder aus dem Alpha-Quadra bringen gerne neue Ideen und Möglichkeiten mit ein. Sie starten Reformen, aber sind häufig nicht entschlossen genug um sie erfolgreich zu Ende zu bringen. Konflikte mögen sie nicht und versuchen sie daher zu vermeiden. Intuitive Typen dieses Quadras (INTj und ENTp) sind häufig idealistische Träumer und brilliante Wissenschaftler, während die sensorischen Typen (ESFj und ISFp) oft Leiter von gestaltlosen, nicht demokratischen Regimen sind, ohne jedoch die Brutalität der Diktatoren aus anderen Quadren zu erreichen.

Personen des Beta-Quadras profilieren sich durch Einbringung von bereits erprobten Anordnungen und Organisationen. Sie sind sehr aktiv und haben einen ausgeprägten Kampfgeist, begleitet von dramatischen Emotionen. Intuitive Betas (ENFj und INFp) sind oft religiöse oder romantische Schriftsteller, sensorische (ISTj und ESTp) fühlen sich im Militär wohl. Viele Diktatoren stammen aus diesem Quadra.

Menschen des Gamma-Quadras zeichnen sich durch kritisches Denken aus und weisen veraltete Ideen und Greueltaten zurück. Personen dieses Quadras sind willensstark, aber milder als Anhänger des Beta-Quadras. Intuitive Mitglieder (ENTj und INTp) sind praktisch-orientierte Intellektuelle, sensorische (ESFp und ISFj) werden oft Politiker.

Personen des Delta-Quadras versuchen, ihre Umwelt zu stabilisieren. Intuitive Personen (INFj und ENFp) sind meist aufmerksame Beobachter von Talenten, während sensorische (ESTj und ISTp) versuchen, viel zu erreichen ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Politiker dieses Quadras sind erfolgreich in stabilen Gesellschaften.

Klubs

Ähnlich wie in Quadren, werden je vier Typen in Klubs (engl. clubs) zusammengefasst. Klubs haben in der Sozionik keinen so hohen Stellenwert wie Quadren, da Mitglieder eines Klubs nur mäßig miteinander auskommen. Es geht hier also nicht um gute Beziehungen, sondern um ähnliche Verhaltensweisen.

Personen in einem Klub stehen in den Beziehungen „Spiegelung“ (mirror), „Kontrast“ (contrast) und „Quasi-Identität“ (quasi-identity) zueinander. Die Klubs teilen sich wie folgt auf:

Bezeichnung Typen
„Praktiker“ (Pragmatists): sensorisch und logisch ESTJ     ISTJ     ESTP     ISTP
„Sozialmenschen“ (Socials): sensorisch und ethisch ESFJ     ISFJ     ESFP     ISFP
„Forscher“ (Researchers): intuitiv und logisch ENTJ     INTJ     ENTP     INTP
„Humanitäre“ (Humanitarians): intuitiv und ethisch ENFJ     INFJ     ENFP     INFP

Praktiker haben ST gemeinsam und sind praktisch und konkret in ihren Fähig- und Tätigkeiten. Visionen mögen sie wenig, sondern machen Dinge lieber auf konventionelle Art. Ihre eigenen Gefühle kennen sie nicht gut und sind oftmals abrupt gegenüber anderen. Sie können gut Autoritäten sein, ebenso wie welchen befolgen. Diesen Klub trifft man oft im Management und der Armee an.

Sozialmenschen haben SF gemeinsam und sind wohl am meisten an sozialen Kontakten und materiellen Werten interessiert. Sie verstehen es, sich ins rechte Licht zu rücken und wissen, wie sie auf andere wirken. Eine Schwäche dieses Klubs ist die hohe Subjektivität und die geringe Skepsis. Dadurch überschätzen sie sich oft und werten Ereignisse mitunter zu persönlich. Sozialmenschen trifft man oft im Dienstleistungsbereich an.

Forscher haben NT gemeinsam und sind analytisch und erfinderisch. Sie lieben es, zu denken und entwickeln mit ihrer reichhaltigen Vorstellungskraft oft ungewöhnliche Lösungsansätze. Doch bei der Implementation dieser scheitern sie oft, wegen geringen sozialen Fähigkeiten und wegen Vernachlässigen der Details. Diesen Klub findet man oft in Laboren und Fakultäten.

Humanitäre haben NF gemeinsam und haben eine hohe Vorstellungskraft bezüglich sozialen Beziehungen. Sie wissen, was in anderen vorgeht und können wohl am Besten mit Menschen umgehen. Ihre Emotionen sind aber auch gleichzeitig ihre Schwäche, denn durch sie können schon kleinste Probleme Stimmungsschwankungen auslösen und zu Depressionen führen. Da ihre Phantasie ihren Pragmatismus überwiegt, sind sie vermutliche die am wenigsten praktischen Personen aller Klubs. Humanitäre trifft man oft in der Literatur und den Massenmedien an.



Typidentifizierung

Um überhaupt von dem umfangreichen Theoriegebäude der Sozionik Gebrauch machen zu können, ist es natürlich unerlässlich, den Personen, für die man sich interessiert, den korrekten Typ zuzuordnen. Im Gegensatz zum Myers-Briggs-Typindikator, wo hauptsächlich mit Fragebögen gearbeitet wird, bietet die Sozionik deutlich mehr Möglichkeiten der Typidentifizierung. Man sollte sie nach Möglichkeit alle beherrschen, denn nur so ist die Identifizierung zuverlässig.

Analyse der Dichotomien

Diese Vorgehensweise setzt eine solide Kenntis der vier Dichotomien voraus. Man geht sie der Reihe nach durch, so dass nach der ersten Festlegung noch acht mögliche Typen übrig bleiben, nach der zweiten Festlegung noch vier und nach der dritten nur noch zwei.

Diese Methode hat den Vorteil, dass sie relativ leicht anwendbar ist. Allerdings ist sie für sich allein genommen sehr unzuverlässig, da es beispielsweise durchaus extrovertierte Menschen gibt, die introvertiert wirken und auch Gefühlsmenschen, die logisch erscheinen.

Vergleich mit den Beschreibungen

Diese Methode ist relativ leicht durchführbar. Man betrachtet das Verhalten oder auch den Lebenslauf einer Person und stellt Vergleiche mit den 16 Profilen an. Bei Personen, die man gut kennt, wird man sicherlich das passendste auswählen können. Bei Personen, die man nur flüchtig kennt, ist diese Methode hingegen unzuverlässig, da das Verhalten sich natürlich von Tag zu Tag ein wenig ändert.

Wenn man im Laufe der Zeit schon einige Personen einem bestimmten Typ zugeordnet hat, dann ist ein Vergleich mit abstrakten Beschreibungen nicht mehr nötig. Man kann das Verhalten einer noch nicht zugeordneten Person dann einfach mit Personen vergleichen, die man kennt und sicher zugeordnet hat.

Analyse der Beziehungen

Wenn man sich bei einer Person bezüglich des Typs nicht sicher ist, aber bereits herausgefunden hat, mit welchen "Typen" diese Person sich hauptsächlich umgibt, so kann dies den entscheidenden Aufschluss geben. Ist man beispielsweise unsicher, ob jemand ein INFp oder ISFp ist, aber bereits weiß, dass derjenige sich hauptsächlich mit Personen aus dem Alpha-Quadra umgibt, so ist die Wahrscheinlichkeit für ISFp deutlich größer.

Diese Methode ist allerdings nur dann hilfreich, wenn man sich bei den anderen Personen auch wirklich sicher ist.

Visual Identification

Diese Methode ist nur für Fortgeschrittene und nur für bestimmte Personen geeignet. Nicht jeder ist in der Lage, von der Austrahlung einer Person auf ihren Typ zu schließen. Wenn man jedoch diese Fähigkeit besitzt und genug Erfahrung gesammelt hat, handelt es sich um die zuverlässigste Methode. Trotzdem sollte man sie sicherheitshalber mit den anderen Methoden kombinieren.

Mit der Zeit wird man auch feststellen, dass Menschen desselben Typs ähnliche Gesichtszüge und ähnliche Körperformen aufweisen. Diese rein äußerliche Betrachtung ist allerdings sehr unzuverlässig, denn das Aussehen hängt stark vom Aussehen der Eltern ab und der Körperbau kann sich durch die Lebensumstände maßgeblich ändern.


Die acht Aspekte

Die Theorie der Aspekte ist Fundament und Grundbaustein der Sozionik, den die Aspekte bzw. deren Anordnung im A-Modell (s.u.) liefern die Erklärung dafür, weshalb Typen und Beziehungen so sind, wie sie sind. Ein Aspekt ist eine Kombination aus der ersten Dichotomie (E/I) und der zweiten (N/S) bzw. dritten Dichotomie (T/F). Daraus ergeben sich insgesamt acht verschiedene Aspekte: Ne, Ni, Se, Si, Te, Ti, Fe, Fi

Durch jeden Aspekt wird ein Teil der menschlichen Welt und insbesondere die Beziehung des Menschen zu diesem Teilbereich beschrieben. Zur Vereinfachung und Visualisierung ist es üblich, die Aspekte symbolisch darzustellen.

rationale irrationale

introvertierte Ethik
extravertierte Ethik


introvertierte Logik
extravertierte Logik

introvertierte Sensorik
extravertierte Sensorik


introvertierte Intuition
extravertierte Intuition

Ethik

introvertierte Ethik (Fi); R von lat. relatio; Symbol: weißer Winkel; Beziehungsethik
Kompetenz: subjektive, emotionale Beziehungen, Sympathie/Antipathie (Liebe, Freundschaft, Feindschaft), Vertrauen, ethische Normen des Menschen in der Gesellschaft, Moral, Sittlichkeit
extrovertierte Ethik (Fe); E von lat. emoveo; Symbol: schwarzer Winkel; Emotionsethik
Kompetenz: innere Prozesse, Erregbarkeit, Emotionen, emotionale Zustand, Erlebnis, Stimmung, innere Welt eines Menschen oder einer Gruppe, theatralisches Verstellungsvermögen

Logik

introvertierte Logik (Ti); L von griech. logos; Symbol: weißes Quadrat; Strukturlogik
Kompetenz: Gesetzmäßigkeit, (Spiel-, Grammatik-)Regeln, Gedankengang, Deduktion, Logik, Analyse, Verallgemeinerung, Recht, genealogische Verwandtschaft, Hierarchie
extrovertierte Logik (Te); P von lat. profiteor; Symbol: schwarzes Quadrat; Handlungslogik
Kompetenz: Bewegung, Taten, Handlung des Objektes; Fakten; Arbeit eines Menschen oder Gesellschaft. Organisierung, Durchführung, Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit, Qualität

Sensorik

introvertierte Sensorik (Si);S von lat. sensus; Symbol: weißer Kreis; Empfindungssensorik
Kompetenz: Wahrnehmung (des Geschmacks, Geruchs), Selbstbefinden, Gesundheit; ästhetisches Gespür, Form und Äußeres, kunstvolle Bewegung; Genuss, Komfort
extrovertierte Sensorik (Se); F von lat. factor; Symbol: schwarzer Kreis; Willensensorik
Kompetenz: Energie, Kraft, Qualität, Wert des Objektes; Kontrolle über Raum, Mobilisation, Aktivität; Zielstrebigkeit, Wille, präsente Fähigkeiten, Macht

Intuition

introvertierte Intuition (Ni); T von lat. tempus; Symbol: weißes Dreieck; Zeitintuition
Kompetenz: Dauer einer Handlung; zeitliche, historische Schemata; objektive und subjektive Geschichte; Rechtzeitigkeit, Balance, Zeitgestaltung; Voraussagen, Tendenz, Tempo
extrovertierte Intuition (Ne); I von lat. intueor; Symbol: schwarzes Dreieck; Möglichkeitsintuition
Kompetenz: Eigenschaften und potentielle Fähigkeiten, Talente eines Objektes, Menschen, einer Theorie; Zweck, Konstruktion, Möglichkeiten und Perspektive, Abstraktion

Das A-Modell

Im sogenannten A-Modell wird jedem der 16 Typen eine bestimmte Reihenfolge der acht Aspekte zugeordnet. Die Positionen 1-8 werden als unterschiedliche Funktionen aufgefasst. Nach der Vorstellung des informationellen Metabolismus ergeben sich Wechselwirkungen zwischen den Funktionen der Typen und der Welt. Die Funktionen empfangen, interpretieren, beurteilen und generieren Informationen der Aspekte, die ihnen zugeordnet sind. Jede der acht Funktionen wirkt jedoch auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlicher Intensität.


Anordnung der Funktionen

  1. Basisfunktion - die am häufigsten verwendete Funktion
  2. Kreativitätsfunktion - unterstützt die Basisfunktion
  3. Rollenfunktion - schwach, aber wichtig für die Persönlichkeit
  4. Verletzbarkeitsfunktion - die Achillesferse der Persönlichkeit
  5. Suggestivfunktion - schwache, unbewusste Funktion
  6. Aktivierungsfunktion - schwache, unbewusste Funktion
  7. Kontrollfunktion – eine nut ungern verwendete, unbewusste Funktion
  8. Standardfunktion - wird häufig unbewusst verwendet

Die ersten vier Funktionen gehören zu den bewussten, die letzten vier Funktionen sind unterbewusst. Basisfunktion und Kreativitätsfunktion haben den größten Einfluss auf die Persönlichkeit.

Graphische Darstellung

Je zwei Funktionen sind in einem Block zusammengefasst, dessen Bezeichnungen von Freud entlehnt sind, aber andere Bedeutungen haben.

Funktion
1 2
4 3
6 5
7 8
ein TIM
Rolle
akz prod
prod akz
prod akz
akz prod
Block
Ego
Super-Ego
Super-Id
Id
Stärke
Stark
schwach
schwach
Stark
Ring
mental
bewusst
vital
unbewusst

Die Anordnung der Zahlen im A-Modell mag anfangs verwirrend wirken. Verbindet man die ersten und letzten vier Zahlen, ergeben diese ein um 90° gedrehtes U, welches bei den bewussten Funktionen mit der Öffnung nach links und bei den unbewussten Funktionen mit der Öffnung nach rechts zeigt.



Die 16 Typen im A-Modell

ENTp
ISFp
ESFj
INTj
ENFj
ISTj
ESTp
INFp
ESFp
INTp
ENTj
ISFj
ESTj
INFj
ENFp
ISTp


Korrelation mit MBTI

Der MBTI verwendet dieselben Typbezeichnungen wie die Sozionik, nur dass der vierte Buchstabe groß geschrieben wird. Es herrscht keine Einigkeit über die Korrelation der beiden Systeme, da keine empirischen Studien vorliegen. Diese Thematik ist daher stark umstritten.

Problem der Konvertierung

Bezüglich der Konvertierung MBTI <-> Sozionik existieren unterschiedliche Theorien:

  • 1. Theorie: Die Typen sind bei korrekter Zuordnung im allgemeinen identisch und werden nur leicht unterschiedlich interpretiert. Diese Theorie basiert auf der Tatsache, dass die Typbeschreibungen in beiden Systemen recht ähnlich sind, d.h. die Beschreibung eines ISTP (MBTI) entspricht am ehesten der eines ISTp (Sozionik).
  • 2. Theorie: Die Typen sind teilweise nicht identisch - bei introvertierten Typen müssen p und j im allgemeinen vertauscht werden. Diese Theorie basiert auf der Tatsache, dass die ersten beiden Funktionen bei MBTI und Sozionik vertauscht sind. Beispiel: ISTP = Ti Se; ISTp = Si Te.
  • 3. Theorie: Es gibt keine allgemeingültige Konvertierung - man muss einzelne Personen in beiden Systemen getrennt zuordnen. Diese Theorie basiert auf der Tatsache, dass MBTI und Sozionik unabhängig voneinander entwickelt wurden und deshalb keine völlig identischen 16 Typen herausgekommen sind.

Beispiel: Jemand wurde korrekt als ISTP (MBTI) eingestuft und es stellt sich die Frage nach dem Sozionik-Typ.

  • 1. Theorie: ISTp
  • 2. Theorie: ISTp oder ISTj
  • 3. Theorie: vielleicht auch etwas ganz anderes

Das Hauptproblem besteht darin, dass in beiden Systemen Fehleinschätzungen alles andere als selten sind - besonders dann, wenn man Personen klassifiziert, die man gar nicht persönlich kennt. Beispiele von offizieller Seite: (Keirsey → Sozionik)

Ob diese teilweise doch sehr unterschiedlichen Klassifizierungen für die 3. Theorie sprechen oder einfach auf Fehleinschätzungen basieren, ist vollkommen ungeklärt.

Weitere Unterschiede

Weitere Unterschiede zwischen MBTI und Sozionik sind, dass MBTI die politische Korrektheit wahrt und die Beschreibungen weitgehend positiv ausfallen, während Sozionik mehr auf negative Züge wie Neurosen eingeht. In MBTI respektive Keirsey wird der Typ meist durch Fragebögen ermittelt, bei Sozionik meist durch Beobachtung, Interviews, V.I. oder externe Daten. Fragebögen sind in der Sozionik verpönt, weswegen es nur wenige inoffizielle gibt und kein offizieller geplant ist. Stattdessen kann man von der offiziellen Sozionik-Seite einen multifaktoriellen Test (MT) herunterladen. Ausgefüllt und kombiniert mit Fotos sowie einer kurzen Selbstbeschreibung, können Experten mit hoher Wahrscheinlichkeit den Persönlichkeitstyp vorhersagen.

Des weiteren hat Sozionik neben den 16 Typen zusätzlich noch 32 Untertypen (subtypes), die auf den ersten beiden Funktionen basieren. Ein INTj beispielsweise kann noch einen logischen und intuitiven Untertyp unterteilt werden.