Mansfeld (Unternehmen)
Mansfeld war ein mitteldeutsches Montanunternehmen, das sich mit der Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer und anderen Nicht-Edelmetallen aus Kupferschiefer beschäftigte. Das Unternehmen war hauptsächlich in der Mansfelder und Sangerhäuser Mulde tätig.
Geschichte
Der Abbau von Kupferschiefer und dessen Verarbeitung zu Kupfer sind im Mansfelder Raum bereits seit 1200 belegt. Im 17. Jahrhundert schlossen sich die meist kleinen Bergwerke und Hüttenbetriebe der Mansfelder Mulde zu Gewerkschaften zusammen, von denen sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Gewerkschaften zur Oberhütte und zur Mittelhütte bei Eisleben, die Gewerkschaften zur Kreuzhütte und zur Silberhütte bei Mansfeld und die Gewerkschaft der Kupferkammer samt Gottesbelohnungshütte bei Hettstedt hielten.
Mansfeldsche Gewerkschaft
1852 schlossen sich die fünf Mansfelder Kupfergewerkschaften zur Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft zusammen. Dieses Bergbauunternehmen teufte in den folgenden Jahren eine Reihe neuer leistungsfähiger Schachtanlagen, darunter die Schachtanlagen Ernst (ab 1864), Otto (ab 1865), Niewandt (ab 1866), Freiesleben (ab 1868), Zirkel (1891) und Röhrig (1871). Auf den meisten dieser Schachtanlagen wurden mehrere Schächte geteuft, teils wegen verschiedener Aufgaben (Förderung, Wasserhaltung, Bewetterung), teilweise aber auch um eine Förderung auf mehreren Sohlen zu erreichen. Um die so gesteigerte Fördermenge zu verarbeiten wurde 1857 bei Leimbach die Eckardthütte errichtet und die Kupferkammerhütte ausgebaut. Mit dem Erreichen einer Jahresfördermenge von über 100.000 Tonnen Kupferschiefer, Anfang der 1870er Jahre, reichten auch diese Kapazitäten nicht mehr aus. So wurde 1868 mit dem Bau der Krughütte bei Eisleben begonnen, welche 1870 in Betrieb ging. In den Folgejahren wurden die Mittelhütte und die Kreuzhütte stillgelegt, sowie die Oberhütte für die Kupferelektrolyse umgebaut. 1875 erwarb die Gewerkschaft die Steinkohlenzechen Colonia und Urbanus in Langendreer bei Bochum, um den Steinkohlebedarf der Kupferhütten aus eigener Produktion zu decken. 1877 erfolgte die Konsolidierung der Zechen zur Zeche Mansfeld. 1880 nahm die bei Helbra neu errichtete Kochhütte als zweite Großhütte ihren Betrieb auf. Um die ebenfalls steigenden Transportprobleme, vor allem zwischen den Schächten und den Hütten zu lösen, wurde 1878 mit dem Bau einer betriebseigenen Schmalspurbahn begonnen. 1880 wurde das erste Teilstück der Mansfelder Bergwerksbahn bei Hettstedt in Betrieb genommen. Im Rahmen einer Bohrerkundung auf Kupferschiefer wurde 1896 bei Wansleben ein 35m mächtiges Kaliflöz der Staßfurtserie entdeckt und 1898 mit der Teufe des Georgi-Schachtes aufgeschlossen. Mit der Gründung der Gewerkschaft Ernsthall im Jahr 1901 ging diese als erstes Kaliwerk der Mansfeld-Gewerkschaft in Betrieb. Anfang des 20. Jahrhunderts reichte der Bergbau mit der 5. Sohle bis in eine Teufe von 237m u. NN. Der Abbau verlagerte sich immer mehr in die Mitte der Mansfelder Mulde und in die Tiefe. Dies führte ab 1900 zum Abteufen der neuen Schachtanlagen Paul (1900) bei Heiligenthal, Vitzthum (1906) bei Siersleben, Wolf (1906) bei Volkstedt und Dittrich (1907) bei Unterrißdorf. Die Schächte am Rand der Mulde stellten ihre Förderung von 1909 bis 1923 schrittweise ein. Da die stillgelegten Schächte in ihrer Funktion als Wetter- und Wasserhaltungsschächte weiter betrieben wurden, konnten die neuen Schächte als Einzelschächte geteuft werden. Der Dittrichschacht schloss mit 423m u. NN die 8. Sohle auf. Bei der Teufe des Dittrich- und des Wolf-Schachtes wurden diese an die jeweils angetroffenen Kaliflöze angeschlossen. 1911 erfolgte nach der Teufe eines weiteren, reinen Kali-Schachtes, die Gründung der Gewerkschaften Wolfshall, Paulshall und Dittrichshall. 1903 erwarb die Gewerkschaft Mansfeld 14 weitere Kohlefelder um Heessen bei Hamm und brachte auf diesen 1912 die zwei ersten Schächte nieder. 1914 wurde darauf die Zeche Sachsen gegründet und damit der Steinkohlebergbau, neben Kupferschiefer- und Kaligewinnung zum dritten Hauptbetätigungsfeld des Unternehmens.
Mansfeld Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetriebe (Mansfeld AG)
Die stark gefallenen Weltmarktpreise für Kupfer und Silber Anfang des 20. Jahrhunderts und für Kali nach dem 1. Weltkrieg erforderten eine flexiblere Unternehmensführung und führte 1921 zur Umwandlung der Gewerkschaft in eine Aktiengesellschaft und die Ausgliederung der Kaliwerke als Mansfeldsche Kaliwerke AG in eine Tochtergesellschaft. 1933 wurden die Kupferbergwerke aus der Mansfeld AG herausgelöst und die Mansfeldsche Kupferschieferbergbau AG gegründet. Dieser Betrieb wurde als Folge der Weltwirtschaftskrise staatlich subventioniert. 1938 fusionierten die Mansfeld AG und die Salzdetfurt AG auf Betreiben des Hauptaktionärs beider Firmen, der Deutschen Bank, zum Mansfeld-Salzdetfurt-Konzern. Die Mansfeld AG wurde hierbei zur 100 prozentigen Tochter der Salzdetfurt AG.
Nach 1945
1946 wurden auf Befehl der SMA in Sachsen-Anhalt die Mansfeld AG für Bergbau und Hüttenbetriebe sowie die Mansfeldsche Kupferschieferbergbau AG enteignet. Der gesamte Firmenbesitz im Bereich der SBZ wurde als Mansfeldische Kupferschieferbergbau AG in die Sowjetische Metallurgische AG in Berlin eingegliedert und damit als SAG in sowjetisches Eigentum überführt. Bereits Anfang des Jahres 1947 wurde die Firma an das Land Sachsen-Anhalt zurückgegeben und als volkseigene Betriebe wieder in deutsches Eigentum überführt. 1947 wurde mit der Sümpfung und Weiterteufe des bereits 1943 angesetzten Thomas-Müntzer-Schachtes bei Sangerhausen und damit mit dem erneuten Aufschluss der Sangerhäuser Mulde begonnen.
VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck
1948 wurde die VVB Mansfelder Bergbau- und Hüttenbetriebe gegründet und die volkseigenen Mansfelder Betriebe in diese eingegliedert. 1951 erfolgte aus dieser VVB die Gründung des VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck. Im gleichen Jahr begann auf dem Thomas Münzer-Schacht in Sangerhausen die Förderung des Kupferschiefers. Von 1952 bis 1956 erfolgte die Teufe des Schachtes Niederröblingen (späterer Bernard-Koenen Schacht I). 1953 erfolgte eine Aufspaltung in VEB Mansfeld Hütten Kombinat Wilhelm Pieck und VEB Mansfeld Bergbau Kombinat Wilhelm Pieck. 1956 wurde das Bergbau Kombinat in VEB Kupferbergbau Otto Brosowski, VEB Kupferbergbau Fortschritt, VEB Kupferbergbau Max Lademann, VEB Kupferbergbau Ernst Thälmann, VEB Kupferbergbau Thomas Münzer und VEB Kupferbergbau Niederröblingen aufgeteilt. Die Bergbaubetriebe wurden der VVB NE-Metallindustrie Eisleben unterstellt und das Bergbau Kombinat aufgelöst. 1960 erfolgte ein erneuter Zusammenschluss des Hüttenkombinates sowie der Bergbaubetriebe zum VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck (MKWP). 1969 wurde mit der Stilllegung des Otto-Brosowski-Schachtes die Kupferschieferförderung in der Mansfelder Mulde eingestellt. 1970 erfolgte die Eingliederung des VEB Halbzeugkombinat Hettstedt in das MKWP. Das Kombinat gliederte sich Ende der 1980er Jahre in folgende Struktur:
- Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck - Stammbetrieb:
- Werk Kupferbergbau
- -Schachtanlage Thomas Münzer
- -Schachtanlage Bernard Koenen
- Werk August-Bebel-Hütte
- Werk Kupfer-Silber-Hütte
- Werk Anlagen- und Gerätebau
- Werk Konsumgüter
- Kombinats-Transportbetrieb
- Forschungsinstitut für NE-Metalle Freiberg
Kombinatsbetriebe:
- VEB Walzwerk Hettstedt
- VEB Eisen-und Hüttenwerk Thale
- VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerk
- VEB Leichtmetallwerk Rackwitz
- VEB Aluminiumfolie Merseburg
- VEB Leichtmetallwerk Nachterstedt
- VEB Aluminiumwerk A. Zimmermann Lauta
- VEB Schweißtechnik Finsterwalde
- VEB Blechpackung Staßfurt
- VEB Mansfeld Industrieanlagen Dresden
- VEB Mansfeld Generallieferant Metallurgie
- VEB Schachtbau Nordhausen
Mansfeld AG
Am 28. Mai 1990 wurden aus dem Kombinat heraus 24 Kapitalgesellschaften gegründet und das Kombinat als solches, als Holding der vorgenannten Gesellschaften, in die Mansfeld AG umgewandelt. Die Mansfelder Kupferbergbau GmbH und die Industrieverwahrung Ilsenburg GmbH wurden als einzige Werke des Stammbetriebes nicht übernommen und blieben unter der Verwaltung der Treuhandanstalt, später der Treuhandeigenen "Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH" (GVV). Ebenso wurden die Eisen- und Hüttenwerke Thale AG, die Schachtbau Nordhausen GmbH und die Schweißtechnik Finsterwalde GmbH nicht übernommen und verblieben vorerst unter direkter Treuhandverwaltung. Der VEB Mansfeld Generallieferant Metallurgie Berlin wurde unter Treuhandverwaltung in die Ost-Handels-GmbH Berlin für Ausrüstungen und Industrieanlagen und die Erzprojekt Leipzig GmbH umgewandelt und schied ebenfalls aus der Mansfeld AG aus. Parallel zur Privatisierung der Mansfeld AG wurde 1991 die Gemeinnützige Sanierungsgesellschaft Mansfelder Land GmbH (GSG) als Auffanggesellschaft für freigesetzte Arbeitskräfte des ehemaligen Kombinates gegründet. Die Gründung der GSG erfolgte zunächst als 100%ige Tochter der Mansfeld AG auf Betreiben des Vorstandes der Mansfeld AG und Arbeitnehmervertretern gegen den Willen des Aufsichtsrates und der später beteiligten Landkreise Sangerhausen, Hettstedt und Eisleben. Durch die GSG wurden von 1991 bis 1993 temporär 2000 bis 2500 Arbeitsplätze geschaffen. Am 5. Oktober fusionierte die Mansfeld AG mit der Walzwerk Hettstett AG (Tochtergesellschaft der Mansfeld AG) und wurde am 19. Oktober 1993 in die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH Hettstedt (MKM) umgewandelt. 1995 wurde die Privatisierung der MKM durch die Übernahme der belgischen Lamitref-Gruppe abgeschlossen.