Carl Spitzner
Carl Spitzner (* 20. Mai 1831 in Dresden; † 22. Dezember 1899 in Dresden; vollständiger Name: Carl Gustav Adolf Spitzner) war ein deutscher Arzt und Porzellansammler.
Leben
Carl Spitzner war das erste Kind von Gustav Friedrich Adolf Spitzner (* 17. Oktober 1803 in Stolpen, † 15. Oktober 1870 in Dresden), Kommissionsrat in Dresden und später Direktor der königlich-sächsischen Generalkommission für Ablösungen und Gemeinheitsteilungen, und seiner früh verstorbenen Ehefrau Emma Marie Amalie geb. Schmaltz (* 9. Juli 1811 in Dresden, † 29. Juni 1847 in Dresden). Von 1842 bis 1849 besuchte er die Kreuzschule in Dresden. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Universität Leipzig promovierte der Kruzianer dort 1855 zum Dr. med. mit "De vi et usu Chinindini Sulphurici in febri intermittente" und praktizierte ab dem folgenden Jahr als Arzt in Dresden. Im Laufe des Jahres 1860 begann Carl Spitzner mit dem systematischen Sammeln von Münzen und vor allem von Meißener Porzellan, das er in Dresden und auf Reisen nach eigenem Bekunden "in patriotischer Begeisterung" erwarb.
Am 20. Mai 1862 heiratete Carl Spitzner in Dresden-Loschwitz die früh verwaiste Adele Flora Just (* 17. März 1845 in Sebnitz, † 2. März 1917 in Dresden), Tochter des Sebnitzer Papierfabrikanten Heinrich Adolf Just (* 11. Februar 1816 in Sebnitz, † 25. Januar 1846 in Sebnitz) und seiner Ehefrau Christiana Carolina geb. Hesse (* 19. April 1818 in Sebnitz, † 8. August 1846 in Sebnitz). Aus Spitzners Ehe gingen zwischen 1863 und 1876 fünf in Dresden geborene Kinder – drei Töchter und zwei Söhne – hervor: der spätere Dresdener Landgerichtsrat, Kunstfreund und Genealoge Dr. Justus Friedrich Reinhard Spitzner (* 27 April 1863 in Dresden, † 9. Februar 1922 in Dresden), Emma Therese Dorothea Spitzner (* 22. Oktober 1864 in Dresden, + 12 Juni 1916 in Dresden), Helene Flora Cäcilie Spitzner (* 21. April 1868 in Dresden, † ?), Marie Karoline Spitzner (* 8. Oktober 1871 in Dresden, † 9. April 1927 in Dresden) sowie schließlich der spätere Regierungsoberbergrat und Vorstand des Bergamtes Dresden Justus Friedrich Karl Spitzner (* 5. November 1876 in Dresden, † 19. Januar 1951 in Essen).
Der Arzt und Sammler Carl Spitzner lebte mit seiner Familie in Hause Körnerstraße 5 und besaß mit dem Gebäude Nr. 7 auch das Körnerhaus. Seine Grabstätte in Dresden auf dem Inneren Neustädter Friedhof hat sich erhalten.
Leistungen
Carl Spitzner, der bei seinen Erwerbungen stets umsichtig auswählte, gilt in der Fachwelt als "großer Meißen-Sammler". Er gehörte "schon 1860 zu den wenigen Sammlern, die sich für Meißener Porzellan des gesamten 18. Jahrhunderts interessierten und sich nicht ausschließlich auf die Zeit von 1750/60 beschränkten. Allerdings bezog sich sein Interesse insbesondere auf bemalte Geschirre. Hier bewies er immer wieder eine glückliche Hand im Auffinden seltener Objekte". Am 2. Juni 1889 offerierte der jetzt 68-jährige Spitzner seine Sammlung erstmals der Königlichen Generaldirektion für Kunst und Wissenschaft, jedoch zunächst ohne Erfolg. Am 10. Februar 1890 bot er sie daher erneut zum Kauf an. Inzwischen waren 116 Erwerbungen hinzu gekommen, so dass die ab 1860 entstandene Sammlung nunmehr gut 1.400 Objekte umfasste. In der Dresdener Tagespresse wurde im Februar 1890 begleitend kolportiert, der in Rede stehende Kaufpreis von 85.000 Mark sei bereits vor Jahren "durch Amerikaner" überboten worden; auch ein amerikanisches und ein englisches Museum seien an einer Übernahme der Spitznerschen Sammlung interessiert.
Am 22. April 1890 schrieb die Königliche Generaldirektion für Kunst und Wissenschaft an Carl Spitzner, dass man nunmehr bereit sei, die Porzellansammlung anzukaufen und "vorläufig soweit angängig ungeteilt aufstellen zu lassen". Im Sommer 1890 erwarb die Königliche Generaldirektion für Kunst und Wissenschaft zum Preise von 90.000 Mark die Porzellansammlung, die nach der Zahlung des Kaufpreises zwischen dem 12. Juli und dem 6. August 1890 übernommen und im Johanneum in alten Vitrinen aus dem Japanischen Palais aufgestellt wurde.
Jedes Stück erhielt 1890 als Kennzeichnung die kursiv geschriebenen Initialen "Sp.", jedoch keine Inventarnummer. Das angelegte 130-seitige Spezialinventar enthielt neben einer knappen Beschreibung die angetroffenen Marken, Zeichen, Buchstaben und Ziffern sowie gelegentlich auch Angaben zu Ort und Art der Erwerbung. Carl Spitzner zeigte sich erfreut und dankbar, "da die von mir (...) mit Liebe und in patriotischer Begeisterung" aufgebaute Sammlung seiner Heimatstadt Dresden "nunmehr sicher erhalten" bleiben werde.
Das 1890 im Zuge der Übernahme angelegte Spezialinventar galt 1945 zunächst als Kriegsverlust, wurde jedoch im Frühjahr 1985 wieder aufgefunden. 71 Objekte der Sammlung Spitzner konnten somit den Kriegsverlusten zugeordnet werden. 1988 zeigte die Staatliche Kunstsammlung Dresden im Zwinger die Ausstellung "Figürliches Porzellan aus der Sammlung Spitzner".
Literatur
- Woldemar von Seidlitz, Die Spitzner’sche Sammlung alt-meißner Porzellane, in: Kunstchronik, Neue Folge 1890/91, S. 22 ff.
- Ders., Die Spitzner’sche Sammlung alt-meißner Porzellane, in: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1891, Nr. 2, S. 5 ff.
- Erich Weise (Hg.), Familienchronik des Geschlechtes Spitzner, Dresden-Neustadt 1936, S. 53 und 58.
- Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hg.), Figürliches Porzellan aus der Sammlung Spitzner. Ausstellung vom 19. August bis 29. Dezember 1988, Dresden 1988
- Ingelore Menzhausen, Gedenkblatt für einen großen Meißen-Sammler: Dr. Carl Spitzner in Dresden, in: Keramos 126 (1989), S. 3 ff.
Personendaten | |
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NAME | Spitzner, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt und Porzellansammler |
GEBURTSDATUM | 20. Mai 1831 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 22. Dezember 1899 |
STERBEORT | Dresden |