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Claude Debussy

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Datei:ClaudeDebussy.jpg
Claude Debussy.

Achille-Claude Debussy (* 22. August 1862 in Saint-Germain-en-Laye, † 26. März 1918 in Paris) war ein französischer Komponist des Impressionismus, seine Musik gilt als Bindeglied zwischen Romantik und Moderne.

Kindheit

Dass sich schon um seine Geburt im Jahr 1862 Legenden bilden sollten, war dem kleinen Achille-Claude nicht an der Wiege gesungen worden. Eingetragen als Sohn des Manuel-Achille Debussy und seiner Frau Victorine wurde er erst zwei Jahre später getauft – für die damalige Zeit außergewöhnlich spät. Taufpaten waren der Banker Achille Arosa und Debussys Tante Octavie de La Ferronière. Verschiedene Indizien haben Biographen dazu bewogen, in Debussy die Frucht einer Liebesbeziehung zwischen Arosa und La Ferronière, möglicherweise sogar einer Liason zwischen Arosa und Victorine zu vermuten. Für Debussys Lebensweg sind solche Spekulationen nebensächlich. Er wuchs auf in der bescheidenen Welt eines Steingut- und Porzellangeschäfts in Saint-Germain, das der Vater aber schon wenige Jahre später aufgeben musste, weil es nichts abwarf. Er ging mit seiner Familie nach Paris und arbeitete als Buchhalter bei einer Eisenbahngesellschaft.

Auf Claude folgten noch vier Geschwister. Musik spielte im Hause Debussy keine Rolle, aber der Vater, ein biederer Mann von mangelnder Durchsetzungskraft, liebte die Operette und soll seinen Sohn zu mancher Aufführung mitgenommen haben. Das Regiment im Haus führte die Mutter, die mit aller Härte ihre Entscheidungen gegen den Gatten wie die Kinder durchdrückte. Claude hat nie eine Schule besucht. Die wenigen Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens vermittelte die Mutter. Erst als Erwachsener versuchte Debussy Teile der nie stattgefundenen Bildung nachzuholen, doch Orthographie und Grammatik bereiteten ihm zeitlebens Schwierigkeiten.

Als Kind besuchte er öfter seine Paten in Saint-Cloud und in Cannes, die Umgebung in freier Natur stand im diametralen Gegensatz zu der sonst erlebten häuslichen Enge. Arosa war es, der Debussy den ersten Klavierunterricht ermöglichte. Es war ein Zufall, dass eine Frau wohlhabender Kreise, Madame Mauté de Fleurville, die sich mit dem Nimbus einer Chopin-Schülerin umgab, auf das Kind aufmerksam wurde. Sie erbot sich, für Claudes Ausbildung am Klavier zu sorgen, was seine Eltern gern annahmen. Innerhalb von zwei Jahren machte Madame Mauté de Fleurville Debussy zu einem erfolgreichen Kandidaten für die Aufnahme am Pariser Konservatorium. Und ein Jahr später war er bereits in der Oberklasse beim Dozenten Antoine Marmontel, für einen 11Jährigen ein sagenhafter Erfolg.

Studium

Die 12 Jahre des Musikstudiums, die Debussy ab seinem 10. Lebensjahr am Konservatorium verbrachte, waren von unterschiedlichen, ja sogar diametral entgegengesetzten Erfahrungen geprägt. Da gab es den 27jährigen Albert Lavignac, der dem Rebellentum seines jungen Schülers sehr viel Sympathie entgegenbrachte. Und da war Marmontel, schon 30 Jahre Dozent des Konservatoriums, der dem Ungestüm der musikalischen Naturbegabung unbedingt Einhalt gebieten wollte. Aber er führte Debussy zu einigen Erfolgen: 1874 errang dieser in einem Konservatoriums-Wettbewerb durch die Darbietung des 2. Klavierkonzerts von Frédéric Chopin einen 2. Preis, mit der Chopin-Ballade in F-Dur erhielt er im darauffolgenden Jahr sogar den 1. Preis. Mit Beethoven, Schumann, Weber und dem Konzert-Allegro von Chopin blieb er in der Folgezeit indessen unerwartet erfolglos. „Debussy entwickelt sich zurück“, bemerkte ein Chronist der Wettbewerbe spöttisch.

Die Misserfolge bildeten in Debussys Leben eine Zäsur: Er nahm Abstand davon, Klaviervirtuose zu werden. Den Ausgleich hierfür hatte er schnell gefunden. Zwar war er im Klassenverbund genussvoll zelebriertes Opfer des Dozenten Émile Durand, dem die zahlreichen Verstöße Debussys gegen die tradierten Regeln der Harmonielehre sauer aufstießen, doch im Fach Klavierbegleitung, das ein gewisses Maß an Improvisationstalent voraussetzte, war er erfolgreich. Einen 1. Preis in einem der Fächer musste man haben, um in die Kompositionsklasse aufgenommen zu werden. Mit dem 1. Preis im Fach Klavierbegleitung stand es fest: Dieser junge Mann wird Komponist.

Eine bekannte Mäzenin

Debussy war 1880 mit seinen 18 Jahren weit davon entfernt, mit Musik sein Geld verdienen zu können. Und der 1. Preis im Fach Klavierbegleitung war ja so berauschend auch nicht, als dass sich ihm gleich die Tore der Welt geöffnet hätten. Um so günstiger erwies es sich, dass eine reiche Frau, verwitwet aus der Ehe mit einem nach Russland ausgewanderten Industriellen, einen Reisebegleiter durch Europa suchte, der ihren Kindern Klavierunterricht gibt. Die Witwe ist keine Unbekannte: Nadeschda Filaretowna von Meck hatte bereits den sein Leben lang mittellosen Peter Tschaikowski protegiert. Debussy begleitete sie durch Frankreich, Italien und die Schweiz. Der Kontakt zu der Familie Meck riss auch in der Folgezeit nicht ab, was Debussy finanziell zugute kam. „Bussyk“ nannten sie ihn, ein Relikt aus früheren Jahren, hatte Debussy seinen Kommilitonen eine Zeit lang vormachen wollen, er sei adlig und schreibe sich „De Bussy“.

In seiner Fortbildung am Konservatorium beschritt Debussy den Weg des geringsten Widerstands: Die Klasse von Jules Massenet, der wegen seiner kompositorischen Erfolge der Star der Einrichtung war, mied er konsequent. Stattdessen studierte er bei dem für sein großzügiges Verständnis bekannten Ernest Guiraud.

Prix de Rome

Der „Prix de Rome“ war zu Debussys Zeit die höchste Auszeichnung, die einem französischen Komponisten widerfahren konnte. Im Januar eines jeden Jahres gab es eine Zulassungsprüfung, war diese bestanden, mussten sich die Aspiranten im Mai einer Vorrunde stellen. Vorzulegen war eine vierstimmige Fuge und nach verbindlich vorgegebenem Text ein Chorwerk, die in sechs Tagen in Klausur zu fertigen waren. Nur maximal sechs Teilnehmer wurden zur Schlussrunde zugelassen. In dieser bestand die Aufgabe in der Vertonung eines ebenfalls vorgegebenen Textes als zwei- oder dreistimmige Kantate. Der Gewinner des „Prix de Rome“ – der erste Preis wurde aber nicht zwingend vergeben – erhielt ein vierjähriges Stipendium für den Besuch der "Académie des Beaux-Arts".

Anfangs war Debussy wenig begeistert von der Idee, bei diesem Wettbewerb mitmachen zu sollen. Aber seine Teilnahme war sehr erfolgreich: 1883 belegte er den 2. Platz, 1884 schließlich ging er mit der Kantate „L’enfant prodigue“ als Sieger hervor. Nun durfte er vier Jahre lang auf Staatskosten in der römischen „Villa Medici“ seinen musikalischen Studien nachgehen.

Villa Medici

Der junge Debussy

Den Aufenthalt in der Villa Medici – den er übrigens 1887 vorzeitig abbrechen wird – empfand Debussy als quälend. Mit den Kommilitonen konnte oder wollte er nicht recht warm werden, klagte über sein „Sträflingsschicksal“:

“Ich versuche zu arbeiten, ich kann nicht. (…) Im übrigen wissen Sie, wie sehr ich die Musik liebe und können mir glauben, wie sehr mein gegenwärtiger Zustand mir zuwider ist. (…) Sie sprechen von Sicherheit, die durch die Villa garantiert wird; ach! Ich würde Gott weiß was darum geben, etwas weniger davon zu haben, zu welchem Preis es auch sei; denn sie bedrückt mich und hindert mich am wirklichen Leben.“

Im Frühjahr 1886 entzog er sich zeitweilig dem Anstaltsleben und reiste nach Paris. Dort machte er die Bekanntschaft u.a. mit Franz Liszt, Giuseppe Verdi und Ruggiero Leoncavallo. Das Stipendium war allerdings nicht dafür gedacht, die finanzierte Zeit mit Nichtstun herumzubringen. Debussy musste Ergebnisse seiner Kompositionsstudien vorlegen.

Seine erste Sendung aus Rom, eine Ode mit dem Titel „Zuleima“, wurde kühl aufgenommen. Die Akademie bemerkte:

“Monsieur Debussy scheint gegenwärtig von dem Wunsch besessen, etwas Bizarres, Unverständliches, Unaufführbares zu schaffen. Wenn auch einige Stellen einen gewissen persönlichen Charakter aufweisen, so bietet doch die Vokalpartie nichts Interessantes, weder in melodischer noch in deklamatorischer Hinsicht. Die Akademie will hoffen, dass Zeit und Erfahrung in den Ideen und Werken des Herrn Debussy heilsame Veränderungen bewirken werden.“

Die nachfolgenden Stücke, die Debussy als Ergebnis seiner Studien vorlegte, wurden kaum besser bewertet, immerhin ließ sich die Akademie bei der dritten Sendung, „La Damoiselle élue“, dazu herab, dem Stück „Poesie“ und „Reiz“ zuzusprechen, was durch den „unbestimmten Charakter des Sujets gerechtfertigt“ sei. Als 1889 wie jedes Jahr eine Abschlussfeier mit den Absolventen der Akademie stattfand, verweigerte sich Debussy der Zeremonie.

Zeitgenössische Kollegen

Debussy schätzte Richard Wagner hoch ein, hatte einige seiner Opern auch intensiv studiert, sagte aber von sich:

“Ich fühle mich nicht versucht, das nachzuahmen, was ich an Wagner bewundere. Ich habe eine andere Vorstellung von der dramatischen Form: Die Musik beginnt da, wo das Wort unfähig ist, auszudrücken. Musik wird für das Unaussprechliche geschrieben; ich möchte sie wirken lassen, als ob sie aus dem Schatten herausträte und von Zeit zu Zeit wieder dahin zurückkehrte; ich möchte sie immer diskret auftreten lassen.“

Sein Zeitgenosse Erik Satie war für ihn ebenfalls kein Vorbild. Größeren Einfluss übte auf ihn aber die russische, die asiatische und die arabische Musik aus, die 1889 mit der Weltausstellung nach Paris kam.

Debussy hat auch Maurice Ravel kennengelernt. Ihre distanzierte Freundschaft ist durch eine kalkulierte Provokation des Musikkritikers Pierre Lalo (er unterstellte Ravel, den älteren Kollegen zu plagiieren) zerrüttet worden. Natürlich war der 12 Jahre jüngere Ravel kein Vorbild, Debussy war künstlerisch längst ausgereift. Was indessen erstaunt ist, dass beide oft die gleichen Themen zur musikalischen Bearbeitung wählten. Das seltsamste Ereignis in diesem Kontext passierte 1913: Unter dem gleichlautenden Titel „Trois Poémes de Stéphane Mallarmé vertonten sowohl Ravel wie Debussy drei Gedichte des Poeten, von denen zwei („Soupir“ und „Placet futile“) bei beiden Werken thematisiert wurden. Da Ravel vorab die Erlaubnis zur Vertonung bei den Erben des Dichters eingeholt hatte, sah es so aus, dass er das stärkere Urheberrecht an einer musikalischen Bearbeitung der Texte inne habe. Debussy klagte in einem Brief an einen Freund vom 8. August 1913:

“Die Geschichte mit der Marmallé-Familie und Ravel ist alles andere als lustig. Und ist es nicht außerdem merkwürdig, dass Ravel ausgerechnet dieselben Gedichte ausgewählt hat wie ich? Ist das ein Phänomen von Auto-Suggestion, das es wert wäre, der medizinischen Akademie mitgeteilt zu werden?“

Dank Ravel, der schriftlich beim Verleger intervenierte, wurde auch Debussys Arbeit veröffentlicht.

Große Stücke hielt Debussy auf Igor Strawinski, den er um 1901 kennengelernt hatte. Die beiden trafen sich regelmäßig zum Austausch über Komposition und Technik.

Bohème-Periode

Die Zeit nach seinem Aufenthalt in der Villa Medici wird allgemein als Bohème-Periode bezeichnet. Sie war gekennzeichnet durch einen unbeständigen Lebensstil, bei welchem Debussy sich ohne feste Anstellung und ohne das Ansehen der späteren Jahre gewonnen zu haben, mit kleineren Kompositionen durchschlug, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zusätzliche finanzielle Unterstützung erhielt er von einem Verleger namens Georges Hartmann. In die Zeit fällt auch die Komposition einer nie veröffentlichten Oper mit dem Titel „Rodrigue et Chiméne“, aber auch ein Stück, das bis heute Eingang in manchen Klavierunterricht findet: Die „Suite bergamasque“ mit dem bekannten „Clair de lune“.

In seiner Bohème-Zeit arbeitete Debussy nebenbei als Musikkritiker für die „Revue Blanche“. Zu diesem Zweck kreierte er eine Figur, die für ihn ein virtueller Gesprächspartner war: „Monsieur Croche“, der sich absichtlich als „Monsieur Croche antidilettante“ vorstellt. Auf den ersten Eindruck ein knurriger, wortkarger Kerl, der aber sein Schweigen unvermittelt mit einem langen Vortrag über zeitgenössische Komposition und Komponisten zu durchbrechen pflegt, wobei ihm regelmäßig die Zigarre ausgeht. Zahlreiche Schriften über solche „Gespräche“ sind bis heute erhalten geblieben.

Privat war Debussy über Jahre hinweg mit einer Frau namens Gaby verbandelt, die Beziehung endete jedoch 1897 mit einem Streit über seine heimlichen Verhältnisse zu anderen Frauen, im Verlaufe dessen Gaby einen Revolver gegen sich selbst richtete und schwer verletzt im Krankenhaus behandelt werden musste. Debussy heiratete unmittelbar darauf eine andere Bekannte namens Lily Texier.

Mit großen Schritten zum Ruhm

Prélude à l'après-midi d'un faune

Den Durchbruch schaffte Debussy mit dem "Prélude à l'après-midi d'un faune", das am 22. Dezember 1894 in Paris uraufgeführt wurde. Die Orchestermusiker waren erbittert darüber, dass Debussy noch während der Proben immer wieder Änderungen an der Orchestrierung vornahm, aber sie taten ihr Bestes und die Resonanz beim Publikum war wohlwollend. Nicht einhellig fiel jedoch die Kritik seitens der Fachwelt aus, während Paul Dukas sich lobend äußerte, gab es auch Mahner, die Debussy rieten, er solle zu größerer Einfachheit zurückkehren.

Les Nocturnes

Die Uraufführung von „Les Nocturnes“, einem Orchesterwerk, das Debussy schon seit 1892 geplant hatte, fand am 9. November 1900 statt. Debussy schrieb in einem Vorwort:

“Der Titel Nocturnes will hier in allgemeiner und vor allem in mehr dekorativer Bedeutung verstanden werden. Es handelt sich also nicht um die übliche Form des Nocturno, sondern um alle Eindrücke und speziellen Beleuchtungen, die in diesem Wort enthalten sein können. (…)“

Das Werk rief die Begeisterung des Publikums hervor und brachte ihm zwar wenig Geld, aber große Anerkennung bei den Musikkritikern ein.

Pelléas et Mélisande

Debussys Oper „Pelléas et Mélisande“ kam 1902 zur Aufführung. Ihr vorangegangen war eine lange und teilweise quälende Schaffenszeit, schon 1893 hatte Debussy mit den Arbeiten daran begonnen, verwarf aber vieles wieder und sah sich zeitweilig außerstande, produktiv daran weiterzuarbeiten. Dabei hatte sich alles so gut angelassen: Vom Dichter Maurice Maeterlinck persönlich autorisiert, bestand über die geplante Verarbeitung des Textes zu einer Oper herzliches Einvernehmen. Als es jedoch daran ging, für die Uraufführung die Besetzungsliste zu erstellen, kam es zu einer nervenaufreibenden Auseinandersetzung: Maeterlinck, frisch verheiratet mit der Primadonna Georgette Leblanc, wollte natürlich seine Frau in der Rolle der Mélisande sehen. Debussy wiederum hatte auf Vorschlag des Dirigenten André Messager der Entscheidung zugestimmt, Mélisande von der Sängerin Mary Garden darstellen zu lassen. In einem über die Zeitung „Le Figaro“ öffentlich geführten Feldzug gegen Debussy behauptete Maeterlinck, dieser habe ohne seine Einwilligung weite Teile des Textes verfälscht, und er, Maeterlinck, gestatte die Aufführung deshalb nicht.

Bei den Proben zu „Pelléas und Mélisande“ stellte sich überdies heraus, dass manche Übergänge nicht lang genug für den notwendigen Dekorationswechsel waren, so dass Debussy diese entsprechend umarbeiten musste. Am 27. April fand im Rahmen einer Matinée die Generalprobe vor Publikum statt. Die neuen Harmonien und Rhythmen des Werks sowie die besondere Art der Artikulation der Texte (Prosodie) stießen bei diesem jedoch auf Unverständnis. Schon bei dem geringsten Anlass erschallten Buh-Rufe und Pfiffe. Mélisande sang auf der Bühne:

„Ich bin nicht glücklich“, -
„Wir auch nicht!“ echote es höhnisch aus dem Zuschauerraum.

Ab dem zweiten Akt kam das Orchester gegen das Publikum kaum noch an, im vierten brach endgültig ein Tumult los. Dass die Oper nicht abgebrochen wurde, war der Disziplin des Dirigenten und der Musiker zu verdanken, die tapfer bis zum Schluss durchhielten. Die Premiere zwei Tage später verlief wesentlich ruhiger, sie erhielt lobende Kritiken und stand sogar mehrere Monate bei ausverkauftem Haus auf dem Spielplan.

Private Wege

1901 hatte Debussy die Bankierfrau Emma Bardac kennengelernt. Ein heimliches Liebesverhältnis wurde bald publik, veranlasste seine Ehefrau zu einem Selbstmordversuch (ebenfalls mit dem Revolver) und verursachte einen öffentlichen Skandal – Debussy war eine Berühmtheit geworden, der man solche „Abwege“ nicht zugestehen mochte. Daraufhin brach er mit fast allen Freunden und reichte die Scheidung ein. Am 30. Oktober 1905 kam die gemeinsame Tochter Debussys und Bardacs zur Welt. Legitimiert wurde die Geburt erst 1908 durch eine Ehe, die Scheidungsprozesse hatten die Heirat über Jahre hinweg verzögert.

Das Ende

1909 wurde bei Debussy eine Krebserkrankung festgestellt. 1915 war sie so weit fortgeschritten, dass er sich im Dezember zu einer Operation entschloss, die keine Besserung brachte und sein Leiden nur verlängerte. Invalidität ließ seine Schaffenskraft erlahmen. Am 26. März 1918 (dem 91. Todestag Ludwig van Beethovens) erlag er seiner Krankheit.

Zitate

  • Paul Dukas: „Debussy ist einer der an Gaben reichsten und originellsten Künstler der jüngeren Musikgeneration, die in der Musik nicht ein Mittel, sondern das Ziel sehen und die sie nicht so sehr als Ausdruckshebel denn als Ausdruck selber betrachten.“ (Aus: „Revue hebdomadaire“ 1894)
  • Jean Cocteau: „Debussy existierte bereits vor Debussy. Da war eine Architektur, die sich im Wasser spiegelt; da waren Wellen, die sich bilden und wieder zusammenstürzen; Zweige, die einschlafen, Pflaumen, die herabfallen. (…) Tausend unbestimmte Wunder der Natur haben endlich ihren Übersetzer gefunden.“ (Aus: „Le rappel à l’ordre“ 1926)
  • Walter Gieseking: „Ich glaube, dass in Debussys Musik der Einklang mit den Kräften des Lebens und der Natur spürbar ist im Sinne des Einverständnisses mit der Natur, im Sinne der Bewunderung ihrer Schönheit – und diese überpersönlichen Empfindungen, die Debussy in vollendetster musikalischer Klangform gestaltet hat, zusammen mit der Klangpracht, dem Farbenreichtum und der Eigenart seiner Tonsprache, machen seine Musik so schön, dass jeder musikempfängliche Mensch davon berührt werden muss.“ (Aus: „Die Quelle“, Heft 6, 1948)

Werke

  • Orchesterwerke
    • La Mer
    • Prélude à l'après-midi d'un faune
    • Nocturnes
    • Printemps
    • Images: Gigues, Ibéria, Rondes de printemps
    • Marche éscossaise sur un thème populaire
    • Fantaisie pour piano et orchestre
    • Deux danses pour harpe chromatique et orchestre d'instruments à cordes
    • sowie diverse Bearbeitungen eigener und fremder Stücke
  • Klavierwerke
    • Klavier zu zwei Händen
      • Préludes I & II
      • Images I & II
      • Children's Corner
      • Estampes
      • Suite bergamasque
      • Etudes
      • Deux Arabesques
      • L'Isle Joyeuse
      • Le trouduce
      • Pour le piano
      • Valse romantique
      • Nocturne
      • Mazurka
      • D'un cahier d'esquisses
      • Hommage à Haydn
      • La plus que lente
      • La bôite à joujoux
      • Berceuse héroique
      • Le petit negre Klaviernoten Hörprobe
    • Klavier zu vier Händen
      • Petite suite
      • Marche éscossaise sur un thème populaire
      • Six èpigraphes antiques
    • Zwei Klaviere
      • Prélude à l'après-midi d'un faune
      • Lindaraja
      • En blanc et noir
  • Bühnenwerke
    • Pelléas et Mélisande (Oper)
    • Le roi Lear(unvollendet)
    • Le martyre de Saint-Sébastien
    • Jeux
    • Der Untergang des Hauses Usher (Operfragment/Particell)
  • Kammermusik
    • Trio pour Violon Violoncelle et Piano,(mit 16 Jahren komponiert)
    • Quatuor à cordes
    • Rhapsodie pour saxophone et piano
    • Première rhapsodie pour clarinette et piano
    • Petite pièce pour clarinette et piano
    • Syrinx pour flûte solo
    • Sonate pour violoncelle et piano
    • Sonate pour flûte, alto et harpe
    • Sonate pour violon et piano
  • Chorwerke und Kantaten
    • Salut, printemps
    • Invocation
    • L'enfant prodigue
    • La damoiselle élue
    • Trois chansons de Charles d'Orleans
    • Noel des enfants qui n'ont plus de maison
    • Ode à'la France
  • Lieder
    • Nuit d'etoiles
    • Beau soir
    • Fleur des blés
    • Mandoline
    • Trois poémes de Stéphane Mallarmé
    • Trois ballades de Francois Villon
    • Le premenoir des deux amants
    • Trois chansons de France
    • Trois chansons de Bilitis
    • Proses lyriques
    • Fêtes galantes I & II
    • Deux romances I & II
    • Trois mélodies
    • Dans le jardin
    • Les angélus
    • Cinq poèmes de Charles Baudelaire
    • Ariettes oubliées
    • Musique
    • Quatre mélodies pour Mme Vasnier
    • Rondeau
    • Zéphyr
    • Paysage sentimentale
    • Voici que le printemps
    • La belle au bois dormant

Literatur

Danse Bohemienne Debussy's first published work for solo piano, the "Danse bohemienne," of 1880, has little perhaps, in the way of appreciable local flavor or readily discernible nationalistic flair. But nevertheless, its remarkable history more than makes up for any lack of originality, even if not really compensating for the dismissive and callous reception accorded to it by one great composer whose own experiences might have prompted him to think along more charitable lines! As Frank Dawes writes of the "Danse bohemienne," "there is perhaps a mild gipsiness that may have been picked up from the gipsy singers at the Moscow cabarets that Debussy is reputed to have frequented. In texture the piece has something of the salon style of Tchaikovsky, though very much simplified." This straightforward piece, in B minor and 2/4 time, isn't altogether without a few dashes of polka rhythm, but its only notable point of originality comes in the coda, where a tonic chord over a submediant pedal point highlights the interval of a major seventh, possible slightly Russian in character. The piece had been written for Tchaikovsky's patroness, Nadezdha von Meck, who met Debussy for the first time on July 10, 1880, and wrote "a young pianist has just arrived from Paris, where he had just graduated at the Conservatoire, with the first prize in the class of M. Marmontel. I engaged him for the summer to give lessons to the children, to accompany singing, and to play four-handed duets with myself. This young man plays extremely well, his technique is brilliant, but he lacks any personal expression. He is too young, says he is twenty, but looks sixteen." Debussy was actually eighteen; on September 8, Mme. von Meck sent the manuscript of Debussy's "Danse bohemienne" to Tchaikovsky, with a note which read "I would like to draw your attention a short work by Debussy the pianist. This young man wants to devote himself entirely to composing; he writes really delightfully." A month later Tchaikovsky responded; "It's really a very nice thing, though really too short; not one thought is expressed through to the end and the form is extremely messy and devoid of wholeness ... " What might at first observation appear to be an uncharitable rebuttal from an experienced composer jealous to preserve his own patronage turns out to be a thoroughly objective if pithy analysis of a piece that had its weaknesses. As Lockspeiser adds, "Debussy would not have regarded it as weakness, for the reason that the classical unity Tchaikovsky had in mind was what he revolted against. The question in form for Debussy was not 'where does this go?' nor even 'what comes next?' but 'how long can this last?' His music is not of sentiments, but of sensations." ~ All Music Guide


  • Jean Barraqué: Claude Debussy. 10. Aufl. Rowohlt, Reinbek 2000 ISBN 3499500922