Zum Inhalt springen

Jiřice u Miroslavi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. September 2009 um 22:30 Uhr durch Koerpertraining (Diskussion | Beiträge) (WP:DK). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Jiřice u Miroslavi
Wappen von Jiřice u Miroslavi
Jiřice u Miroslavi (Tschechien)
Jiřice u Miroslavi (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 852 ha
Geographische Lage: 48° 55′ N, 16° 24′ OKoordinaten: 48° 55′ 12″ N, 16° 23′ 52″ O
Höhe: 198 m n.m.
Einwohner: 421 (3. Juli 2006)
Postleitzahl: 671 78
Kfz-Kennzeichen: B
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Magda Hladíková (Stand: 2009)
Adresse: Jiřice u Miroslavi 42
671 78 Jiřice u Miroslavi
Website: www.jirice.cz

Jiřice u Miroslavi (deutsch Irritz) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj (Südmähren). Sie liegt etwa 20 km nordöstlich der Stadt Znojmo und etwa 15 km von der Grenze zu Österreich entfernt.

Geographie

Die Nachbarortschaften sind Damnice (Damitz) im Westen, Trnové Pole im Norden, Litobratřice (Leipertitz) im Süden und Troskotovice.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes war im Jahre 1378. Die Schreibweise des Ortes änderte sich im Laufe der Jahre. So schrieb man 1378 „Yricz“, 1609 „Girzicz“ und ab 1672 „Irritz“. Von 1385 bis 1581 war der Ort Besitz des Brünner Klarissinenklosters.Im Jahre 1609 wurde im Ort ein Schloß gebaut. Ab dem Jahre 1634 gehörte der Ort zur Propstei Nikolsburg. [1] Schon im Jahre 1652 ist eine Schule im Ort erwähnt. Während des 17. Jahrhunderts wurde der Ort zur Marktgemeinde erhoben. So wurden im Jahr drei Märkte abgehalten. Der Erste am Dienstag vor Palmsonntag, der Zweite am 10. August und der Dritte am 29. September. 1832 brennen 27 Wohnhäuser und die Kirche völlig aus.

Während des Österreichisch-Preußischen Krieges im Jahre 1866 wurde die Cholera von preußischen Soldaten in den Ort eingeschleppt. Diese Seuche fielen 99 Einwohner des Ortes zum Opfer. Schon im Jahre 1882 wird eine Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet. Im Jahre 1908 wurde zum 50jährigen Kaiser-Franz-Josef-Jubiläum eine Volksschule eröffnet. Im Ort lebten großteils Bauern, so dass es um die Jahrhundertwende immer noch ca. 150 landwirtschaftliche Betriebe gab.

Nach dem Ersten Weltkrieg, der 22 Opfer unter den Irritzer forderte, zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain 1919 erklärte den Ort, dessen Bevölkerung im Jahre 1910 zu 96% der deutschen Sprachgruppe angehörte, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In den nächsten Jahren kam es durch Neuernennungen von Beamten zu einem verstärkten Zuzug von Personen mit tschechischer Identität. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte in der Zwischenkriegszeit im Jahre 1928. Im gleichen Jahr verlor die Gemeinde ihren Arzt auf welchen in den nächsten Jahren keiner nachfolgte.Nach dem Münchner Abkommen 1938 gehörte der Ort bis 1945 zum Reichsgau Niederdonau.

Am 8. Mai 1945 dringen die Rotarmisten in den Ort ein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 52 Opfer forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Bereits vor der Potsdamer Erklärung, vom 2.August 1945 und dem Beneš-Dekret 108, vom 25.Oktober 1945, welches die Konfiskation des Habs und Guts der deutschen Bevölkerung vorschrieb, flohen ein kleiner Teil der deutschen Bewohner vor den Drangsalen nach Österreich. Die restliche deutsche Bevölkerung wurde in drei Transporten (18. Januar 1945, 3. April 1945 und 15. Juni 1945) nach Deutschland vertrieben. So kamen die meisten Vertriebenen nach Deutschland, weil die Rote Armee den Abschub aller Sudetendeutschen nach Deutschland verlangte.

Von den Vertriebenen blieben so nur 31 in Österreich, während sich die restlichen Bewohner sich in Deutschland eine neue Heimat aufbauten. Zwei Familien wanderten in die USA aus.[2]

Der Ort führte seit 1635 Matriken. Ab 1831 wurden diese bei Mißlitz mitgeführt.

Wappen und Siegel

Das erste Gemeindesiegel entstammte aus dem Jahre 1609. Es zeigt ein Renaissanceschild mit einem in einem Ring endenden Stab, dessen Spitze mit einer halben heraldischen Lilie und einem halben sechsstrahligen Stern versehen ist.

Im 19. Jahrhundert erhielt der Ort ein neues Siegel, welches einen Weinstock zeigt. von 1920 bis 1938 führte die Gemeinde einen bildlosen, zweisprachigen Gemeindestempel.[3]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 748 692 44 12
1890 661 640 20 1
1900 719 653 66 0
1910 684 658 26 0
1921 711 652 46 13
1930 708 666 33 9

[4]

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche zur hl. Anna (1902), anstelle der Kirche des hl. Ulrich (1507) die im Jahre 1831 durch einen Brand zerstört wurde. Der Westturm wurde hierbei neu hinzugefügt.
  • Schlößchen (1750)
  • Hl. Johannes von Nepomuk (1724) anstelle eines Prangers
  • Kriegerdenkmal (1923)[5]

Söhne und Töchter des Ortes

  • Ernest Maria Müller (1822-1888), Bischof von Linz.

Brauchtum

Der Kirtag fand immer am ersten Sonntag nach Mariae Geburt im September statt.

Literatur

  • Josef Bauer: Irritzer Tote der zwei Weltkriege, Gedenkblätter., 1994
  • Edmund Sofka / Wieder: Heimatbuch der Gemeinden Irritz - Damitz - Tullnitz., 1975
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden (1992), Irritz s.98f
Commons: Jiřice u Miroslavi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band XI, S.114f
  2. Alfred Schickel, Gerald Frodel: Geschichte Südmährens, Band 3 (2001), Irritz s.269f
  3. Sofka:Heimatbuch der Gemeinden Irritz-Damitz-Tullnitz, 1975
  4. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  5. Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren (1990), Irritz s.13