Zum Inhalt springen

19. Jahrhundert

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2005 um 14:44 Uhr durch Pirnscher Mönch (Diskussion | Beiträge) (literatur erstellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das 19. Jahrhundert begann am 1. Januar 1801 und endete am 31. Dezember 1900. Es gehört zur Epoche der Neuzeit, die um die Jahrhundertwende zum 16. Jahrhundert begonnen hatte.

Bürgerliches Zeitalter

Das 19. Jahrhundert wird - zumindest bezogen auf den europäischen Kontinent - in seinem Kern oft auch als das Bürgerliche Zeitalter bezeichnet. Dieses "Zeitalter" begann mit dem Aufstieg des Bürgertums als neue politische und wirtschaftliche Macht schon in der Französischen Revolution von 1789 und setzte sich fort in den bürgerlich-liberalen und nationalistischen Revolutionen in vielen Staaten zwischen 1830 und 1848/49 (französische Julirevolution 1830, französische Februarrevolution 1848, Märzrevolution 1848/49 in vielen weiteren Staaten und Regionen Europas, Risorgimento in Italien zwischen 1820 und 1870).

Napoléon Bonaparte hatte zu Beginn des Jahrhunderts in seinen Eroberungsfeldzügen die Ideen der Französischen Revolution europaweit verbreitet und mit dem Code Civil neue bürgerliche Gesetzesgrundlagen geschaffen. Trotz seiner letztlichen Niederlage und dem Versuch der europäischen Fürsten, mit der Politik der Restauration nach dem Wiener Kongress von 1815, die bürgerlichen Fortschritte rückgängig zu machen, hatten sich diese neuen Ideen von nationaler Einheit und liberaleren Rechten in den Gesellschaften Europas, vor allem unter den intellektuellen Eliten festgesetzt.

Ursächlich und begünstigend mit dem Aufstieg des Bürgertums zusammen hing die ebenfalls schon Mitte des 18. Jahrhunderts von Großbritannien ausgegangene Industrielle Revolution, die weltweit, zunächst vor allem in Europa, die ökonomischen und sozialen Verhältnisse grundlegend veränderte, und bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. In diesem Zusammenhang kann man das 19. Jahrhundert auch als die Kindheit des modernen Kapitalismus bezeichen. Unter anderen waren aus Deutschland Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx, Friedrich Engels, Max Weber, Friedrich List einige Theoretiker, die aus unterschiedlichen Betrachtungsweisen heraus die grundlegenden kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche der Zeit analysierten und aufzuarbeiten versuchten. Diese Veränderungen brachten auch die vielerorts noch herrschenden am Absolutismus orientierten Herrschaftsstrukturen der weiterhin herrschenden aristokratischen Fürstenhäuser zunehmend ins Wanken.

Neue untereinander konkurrierende politische Ideen und Gesellschaftsentwürfe brachen sich im 19. Jahrhundert Bahn. Dazu gehören vor allem die Vorstellungen von pluralistischer Demokratie, Liberalismus, Nationalismus, Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus.

Das Bürgerliche Zeitalter reichte über das 19. Jahrhundert hinaus und endete erst mit dem Zusammenbruch der Macht der meisten europäischen Monarchien zum Ende des 1. Weltkriegs, beginnend mit der russischen Oktoberrevolution 1917.

Bezogen auf die Dauer des bürgerlichen Zeitalters und die entsprechenden Entwicklungen wird das 19. Jahrhundert manchmal auch als "Langes 19. Jahrhundert" bezeichnet, das in diesem Zusammenhang den Zeitraum zwischen 1789 und 1917 umfassen würde (von der Französischen Revolution bis zum 1. Weltkrieg und der Oktoberrevolution in Russland)

Ereignisse/Entwicklungen: weltweit

  • Die Kleine Eiszeit endet.
  • Das Jahr 1816 geht als Jahr ohne Sommer in die Klimageschichte ein: der Ausbruch eines Vulkans in Indonesien im April 1815 hat zur Folge, daß in Nordamerika und Europa im Juli und August Temperaturen unter Null Grad herrschen.

Ereignisse/Entwicklungen: Europa

  • Kaiser Napoléon Bonaparte von Frankreich erobert Anfang des 19. Jahrhunderts große Teile Europas. Er reformiert viele Fürstentümer mit dem Code Civil und exportiert damit einige Errungenschaften der französischen Revolution, bis nach dem Scheitern des Russlandfeldzuges sein Niedergang beginnt.
  • In den Befreiungskriegen werden die napoleonischen Truppen besiegt (Völkerschlacht bei Leipzig). Napoleon wird auf die Mittelmeerinsel Elba verbannt, von wo er 1815 nach Frankreich zurück kehrt und die Macht für kurze Zeit zurück erobert.


Amerika

Ereignisse/Entwicklungen: Amerika

  • Im mexikanisch-amerikanischen Krieg gewinnen die USA große Teile des heutigen Südwestens der USA zu ihrem Territorium hinzu. Schon vorher hatte Napoleon Louisiana an die USA verkauft. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erwerben die USA Alaska von Russland.
  • Unabhängigkeitsbewegungen in Süd- und Mittelamerika führen in vielen dortigen Staaten zur Unabhängigkeit von der spanischen und portugiesischen Herrschaft.
  • In den USA wird die Siedlungsgrenze zunehmend nach Westen ausgedehnt, bis das Land von der Ostküste bis zur Westküste kolonisiert ist. Die nordamerikanischen Indianer werden in immer kleiner werdende Reservationen zurück gedrängt. Eine wichtige Lebensgrundlage der Prärieindianer, der Bison, wird von den Angloamerikanern fast ausgerottet. Höhepunkt und Ende der Indianerkriege bis 1890. Die Besiedlung des Westens der USA ist zudem geprägt von Glücksrittern, Abenteurern, Ausbreitung der Viehzucht, der Hochphase des Cowboyberufs unter anderem. Später wird die Pionierzeit mit den genannten Erscheinungen als so genannter Wilder Westen verklärt und romantisiert.

Ereignisse/Entwicklungen: Asien

  • Entstehung des Baha'ismus (Baha'i), der jüngsten Offenbarungsreligion.
  • Die Meiji-Restauration 1868 öffnet Japan für moderne Einflüsse und katapultiert es zum Ende des 19.Jahrhunderts in eine führende Großmacht.

Ereignisse/Entwicklungen: Wissenschaft und Technik

  • Der elektrische Telegraf und unterseeische Kabel ermöglichen erstmalig eine feste Kommunikation.

Persönlichkeiten

Erfindungen und Entdeckungen

Literatur

  • Schnerb, Robert: Das Bürgerliche Zeitalter. Europa als Weltmacht 1815 - 1914. Zürich 1971, ISBN 3463136821

Siehe auch