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Rap

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Rap /ræp/ ist ein Sprechgesang und Teil der Kultur des Hip Hop. "to rap" (dt.: klopfen, pochen, meckern) deutet die Art der Musik und des Sprechgesangs an. Mit dem Begriff Rap-Musik bezeichnet man daher auch die Hip Hop-Musik. Heute hat sich der Rap teilweise von seinen Wurzeln gelöst und wird auch in anderen Musikstilen eingesetzt, z. B. in Pop, Eurodance, Crossover und Nu Metal.

Anfänge

Rap entstammt ursprünglich der afrikanischen Kultur, insbesondere der Tradition der Griots. Aus dem jamaikanischen Toasting entstand er etwa Ende der 1960er Jahre in afroamerikanischen Großstadtghettos (v. a. in New York). DJs, die in Diskotheken und Clubs Platten auflegten, sagten Musikstücke an und machten Sprüche und Kommentare in einem der Jugend zugänglichen Slang. Dies taten sie zunehmend in Reimen zum Rhythmus der Musik. Dabei wurden in erster Linie Platten von bekannten Funk-Musikern gescratcht und "backspinned". Beim sog. backspin wird mit zwei Plattenspielern auf denen die gleiche Platte liegt ein loop, also die Wiederholung einiger Takte erzeugt.

Die Aufgaben des DJs wurden schließlich mehr und mehr von so genannten MCs (Master of Ceremony, auch Microphone Chief) übernommen. Als die Rap-Einlage dann zu einem festen Bestandteil der Musik des DJs wurde, wurden auch die Texte länger und gehaltvoller, man begann Geschichten zu "rappen" und auf diesem Weg seinen Ansichten und Gefühlen Ausdruck zu vermitteln. Heute ist der Begriff "Rapper" etabliert, während MC in den Hintergrund getreten ist.

Als erste Rap-Aufnahme wird oft "King Tim (Personality Jock)" von der Funk-Combo The Gap Band erwähnt, aber auch frühe Platten der Last Poets waren ein wichtiger Grundstein für gesprochene Reime. Die ersten kommerziell erfolgreichen Stücke des Hip-Hop kreierten Grandmaster Flash and the Furious Five mit "The Message" (über den harten Alltag auf der Straße) oder The Sugarhill Gang mit "Rapper's Delight" (ein reiner Partytext) in den frühen 80ern. Später etablierten bis heute bekannte Rapper wie Run-DMC, LL Cool J (Ladies Love Cool James) oder die Beastie Boys diesen Musikstil auch außerhalb der Ghettos. Kommerzielle Pop-Rapper wie MC Hammer, DJ Jazzy Jeff and The Fresh Prince oder Vanilla Ice legten dann später den Grundstein für eine weltweite, immer größer werdende Hip-Hop-Gemeinde.

Rap beinhaltete stets auch politische und soziale Themen, wie sie zum Beispiel von Public Enemy immer wieder lautstark ins Bewusstsein ihrer Hörer gerückt wurden. Des weiteren erlangten Gang Starr bestehend aus dem MC Guru sowie DJ Premier, EPMD mit Erick Sermon, Geto Boys mit Willy D und Scarface größeren Bekanntheitsgrad auch über die USA hinaus.

Es geht weiter...

In den 90er Jahren wird in den Texten des Raps das Leben der amerikanischen Ghettos seit der 70er Jahre wieder aufgerollt. Dabei handeln sie oft von den Problemen der Kriminalität, Drogen und des Sex (Prostitution, unverhüteter Sex, u. a.). Von den männlichen Rappern, die bei weitem in der Überzahl sind, werden dabei teilweise ausgesprochen frauenfeindliche, sexistische, gewaltverherrlichende Aussagen vorgeworfen, die unter Umständen auch stark homophobe Einstellungen zum Ausdruck bringen. Dies führte zu der Bezeichnung Concious/Street Rap, die von KRS-One(the teacher) eingeführt wurde, dem damaligen Band-Leader der Boogie Down Productions und dem bis dahin unbekannten "Rapper" namens BurnArt, der aus seinem Block alle möglichen Geschichten erzählte,die sein Leben prägten. Viele "Rapper" wurden allerdings zunehmend von den Medien und Privatpersonen, die an dem Erfolg teilhaben wollten, als solche abgestempelt (siehe N.W.A. oder Tupac Shakur). Dadurch wurde der Begriff des "Gangsta Rap" zunehmends popularisiert und spiegelt nicht mehr seine eigentliche Bedeutung wieder.

Es gab immer wieder Konfrontationen wegen angeblich zu obszöner oder politisch inkorrekten Textinhalten, Musiker wie 2 Live Crew, N.W.A. (Niggaz With Attitude), Ice-T und Ice Cube mussten sich teilweise sogar vor Gericht ihre Aussagen verteidigen. Wie sehr die Rap-Szene an übertriebener Gewalt, die nach wie vor in den Ghettos wie verankert ist, leidet, zeigte sich, als 2Pac (Tupac Shakur) und Notorious BIG ein halbes Jahr nacheinander erschossen wurden. Andere Gangster-Rapper sind 50 Cent, Snoop Dogg, Dr. Dre und Coolio.

Mittlerweile ist Hip Hop und mit ihm der amerikanische Rap zu einem weltweiten Geschäft geworden. Allerdings ist Rap nicht auf die englische Sprache beschränkt. Vor allem in Frankreich wurde der Rap als Sprachrohr über die Probleme in den Pariser Vorstädten sehr erfolgreich entwickelt. Aber auch in Spanien, Deutschland, Japan und Russland und der Schweiz erfreut sich Rap immer größerer Beliebtheit.

Hauptsächlich im Hip Hop beheimatet, wird inzwischen auch in anderen musikalischen Stilrichtungen (Dancefloor, House, Heavy Metal usw.) die Methodik des Rap verwendet.

Techniken

Reimtechniken

Je nach Fertigkeit und Ziel eines Liedes benutzt ein Rapper verschiedene Reimtechniken um seinen Text zu formulieren.

- Standardreim: Ein Reim gilt als Standardreim, wenn das Reimen zweier Wörter unmittelbar ersichtlich und leicht zu erkennen ist. Sehr niedriges Niveau.

Haus - Applaus - Maus
Mund - rund

- Zweckreim: Ein reimendes Wort, das anscheinend nur an seiner Stelle im Text auftaucht um seine Funktion als Reim auszuführen, aber vom Sinn her nicht richtig in den Text passen will. Niedriges Niveau.

- Double: Immer das letzte Wort einer Zeile reimt sich auf das letzte Wort der folgenden Zeile, wobei immer 2 Zeilen ein Reimpaar bilden. Gilt in vielen Kreisen als primitiv.

Ich bin im Rappen der größte auf der Welt
Die Frauen lieben mich und mein Geld.

- Mehrsilbiger Reim: Die letzten Silben einer Zeile reimen sich auf die letzten Silben der folgenden Zeile. Je mehr Silben sich reimen, als umso fortgeschrittener gilt diese Technik. Je nachdem wieviele Silben sich aufeinander reimen, spricht man von Doppelreimen, Trippelreimen bzw. Dreifachreimen, Vierfachreimen etc.

Als Beispiel ein Fünffachreim, der zugleich ein durchgezogener Reim ist (weitere Besonderheit der Reim umfasst die ganze Zeile) -unfassbar hohes Niveau ;-):

Snap crack jewelry bling
Flat jack who he bring
Clack clack cooley ring
Bad rap cuties claim
Ascap put em in the river I'm the sushi king
(Cam'ron auf "Killa Cam")

- Durchgezogener Reim: Ein einfacher oder Mehrsilbiger Reim auf die selbe(n) Endungen, läuft durch 4, 6, 8 usw aufeinanderfolgende Zeilen. Gerade in Verbindung mit rekursiven Reimen sehr fortgeschrittene Technik.

Yo, Now I was downtown clubbin', ladies night
Seen shorty she was crazy right
And I approach baby like
Ma, What's your age and type?
She looked at me and said use a baby right
I told her, I'm 18 and live a crazy life
Plus I'll tell you what the 80's like
And I know what the ladies like
Need a man that's polite, listens and takes advice
I could be all three, plus I can lay the pipe
Come with me come stay the night
She looked at me laughin', like boy your game is tight
I'm laughin' back like show you right
(Juelz Santana auf "Hey Ma")

- Rekursiver Reim: Steht nach einem Double am Anfang der nächsten Zeile und reimt sich noch einmal auf die Silbe(n) des Doubles. Gibt einen angenehmen Effekt beim Hören und gilt in manchen Kreisen als niveauvoll.

With the goons i spy
Stay in tune with ma
She like damn This the realest since kumbaya
Kumbyay killa kam my lord...
(Cam'ron auf "Killa Cam")

- False Way: Eine Zeile und der Anfang der folgenden werden so gebaut, dass vom Reim und Sinn der Eindruck entsteht in der zweiten Zeile müsse am Ende ein Standardreim stehen. Stattdessen benutzt der Rapper aber ein ganz anderes Wort, dass vom Sinn her auch richtig ist aber sich nicht reimt. Eher in scherzhaft gemeinten Texten vorzufinden.

Von Politik hab ich keine Peilung
dafür lese ich zu wenig Videotext (erwartet wird Zeitung)

- Spitt: Das letzte Wort (oder mehrere Wörter) von zwei Zeilen sind gleich. Dabei können die Wörter auch eine andere Bedeutungen haben.

People say my theories is backwards
I tell them, sincerly, it's clearly, you hearing me backwards
(Juelz Santana auf "I love you")


-Tag: Das erste Reimwort wird 4-8 mal wiederholt Z.B.:

You follow me homie, listen, I subjected my ways motherfucker
To cocaine, weapons that spray, at your fucking face motherfucker
It's Santana the great motherfucker, in the place motherfucker
Stay away motherfucka
Cause I'm headed straight to the top, Motherfucka
Diplomat Taliban slash ROC motherfucka
Oh yeah, I do this for my block motherfucka
D train, Al Gator, pop motherfucka
(ibid.)

Flowtechniken

- Normal: Der Rapper spricht schlicht im Takt. Eine einfache und häufig gefundene Variante.

- Doubletime: Der Rapper "flowt" doppelt so schnell, wie man die normale Geschwindigkeit ansetzen würde. Diese Technik erfordert etwas Übung, damit man weder den Takt verfehlt noch akustisch unverständlich wird.

- Tripletime: Die Königsdisziplin im Schnell-Rappen. Der Rapper "flowt" dreimal so schnell, wie man die normale Geschwindigkeit ansetzen würde. Wird aufgrund der Zunahme des Skill-Niveaus immer wichtiger bzw. beliebter. Beispiele: Twista (Amerika), Kool Savas als deutschen Rapper.

- Gesang: Der Rapper flowt (teilweise auch schnell) seinen Text, wobei er mit seiner Stimmlage eine Melodie abläuft. Unterscheidet sich zum normalen Singen dadurch, dass der Gesang beim "flown" meistens schneller ist, dafür die Melodie wenig kompliziert ist. Findet sich oft in Refrains.


Zur tansanischen Variante des Raps, siehe Bongo Flava.

Rap Untergrund

Die Rapper aus dem Untergrund kennzeichnet, dass sie nur von denjenigen gekannt werden, die sich speziell für Untergrund Rap interessieren. Die Lieder werden ohne kommerziellen Hintergrund produziert, sondern dienen zur eigenen Befriedigung, zu Ruhm in der Szene oder bei den sogenannten Battle-Tracks um einen anderen Rapper zu dissen.

Der wichtigste Bestandteil des Untergrunds ist der Battle-Rap. Er dient heutzutage aber nur noch selten zur Konfliktlösung, sondern stellt meist ein eher freundschaftliches Kräftemessen der Fähigkeiten dar. Battlerap findet sich neben vereinzelten Turnieren auch im Internet. Hier ist in Deutschland die RBA = (Reimliga Battle Area www.r-b-a.de) die größte Plattform.

Durch inovative Sounds und sehr ausgeklügelte reime erlangten Gruppen wie Copywrite, Cormega, Lexikon oder Sirkone zu besonderen Ruhm in der Untergrund-Szene. Viel große Rapper starteten ihr Karriere im Untergrund.

Literatur

  • Arbeitstexte für den Unterricht: Rap-Texte, Reclam Verlag, ISBN 315015050-7 — enthält neben einer Sammlung von Hip Hop und Rap-Texten eine ausführliche Darstellung der Geschichte und der Hauptstilelemente (s.o.) des Hip Hop.

Filmografie

Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Filme zum Thema Rap ist 8 Mile (2003) mit Eminem; ältere Filme, die die noch vom Battle entfernte ursprüngliche Stimmung des amerikanischen Hip Hop einfangen, sind Beat Street, Boyz N the Hood (1991) oder Wild Style. Die Hollywood-Produktion Save The Last Dance aus dem Jahr 2000 hatte hauptsächlich oder fast nur in den USA Erfolg.

Als erster deutscher Kinofilm der sich mit dem Thema HipHop beschäftigt, konnte der Film "Status YO" von Regisseur Til Hastreiter im November 2004 Premiere feiern. Im selben Jahr erhielt der Film den goldenen Bären der Berlinale. Sowohl Kritiker als auch HipHop Fans würdigten den Film als Meilenstein der deutschen HipHop Kultur.

Siehe auch