Horst Bredekamp
Horst Bredekamp (* 29. April 1947 in Kiel) ist ein deutscher Kunsthistoriker.
Leben und Wirken
Bredekamp studierte Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie und Soziologie in Kiel, München, Berlin und Marburg. 1974 wurde er mit einer Arbeit über die Kunst als Medium sozialer Konflikte, insbesondere die Bilderkämpfe von der Spätantike bis zur Hussitenrevolution an der Philipps-Universität Marburg promoviert. Er arbeitete dann zunächst als Volontär am Liebieghaus in Frankfurt am Main, ab 1976 als Assistent am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg.
1982 erhielt er einen Ruf auf die Professur für Kunstgeschichte an die Universität Hamburg, 1993 wechselte er an die Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist seit 2003 zudem Permanent Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. 2005 hatte er die Gadamer-Stiftungsprofessur inne. Gastaufenthalte verbrachte Bredekamp am Institute for Advanced Study, Princeton (1991), Wissenschaftskolleg zu Berlin (1992), Getty Center, Los Angeles (1995 und 1998) und am Collegium Budapest (1999).
Die Forschungsschwerpunkte von Horst Bredekamp sind Bildersturm, Skulptur der Romanik, Kunst der Renaissance und des Manierismus, Politische Ikonographie, Kunst und Technik, Neue Medien. 2000 gründete er das Projekt „Das Technische Bild“ am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (HZK) der Humboldt-Universität zu Berlin, das unter seiner Leitung mit bildkritischen Methoden eine Theorie bildhafter Erkenntnis auf den Feldern naturwissenschaftlich-technischer und medizinischer Visualisierungen erarbeitet.
Bredekamp ist Mitglied im Stiftungsrat der Schering Stiftung.
Auszeichnungen und Preise
Seit 1995 ist Bredekamp ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und seit 2004 Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle.
- 2001: Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa
- 2005: Aby-M.-Warburg-Preis
- 2006: Max-Planck-Forschungspreis, gemeinsam mit Alina Payne (Harvard University)
- 2009: Richard Hamann-Preis der Philipps-Universität Marburg für hervorragende wissenschaftliche Leistungen in der Kunstgeschichte
Schriften (Monographien)
- Kunst als Medium sozialer Konflikte. Bilderkämpfe von der Spätantike bis zur Hussitenrevolution, Frankfurt am Main 1975.
- Kunst am Mittelrhein um 1400 (mit Herbert Beck und Wolfgang Beeh), Frankfurt am Main 1975.
- Vicino Orsini und der heilige Wald von Bomarzo. Ein Fürst als Künstler und Anarchist, Worms 1985; 2., überarb. Aufl. 1991.
- Botticelli: Primavera. Florenz als Garten der Venus, Frankfurt am Main 1988; Neuausgabe Berlin 2002.
- Antikensehnsucht und Maschinenglauben. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte, Berlin 1992.
- Florentiner Fußball. Die Renaissance der Spiele. Calcio als Fest der Medici, Frankfurt am Main 1993; veränderte Ausgabe Berlin 2001.
- Repräsentation und Bildmagie der Renaissance als Formproblem, München 1995.
- Sankt Peter in Rom und das Prinzip der produktiven Zerstörung. Bau und Abbau von Bramante bis Bernini, Berlin 2000.
- Thomas Hobbes visuelle Strategien. Der Leviathan: Urbild des modernen Staates. Werkillustrationen und Portraits, Berlin 1999. Stark veränderte Neuausgabe unter dem Titel Thomas Hobbes: Der Leviathan. Das Urbild des modernen Staates und seine Gegenbilder. 1651-2001, Berlin 2003.
- Die Fenster der Monade. Gottfried Wilhelm Leibniz' Theater der Natur und Kunst, Berlin 2004.
- Darwins Korallen. Die frühen Evolutionsdiagramme und die Tradition der Naturgeschichte, Berlin 2005.
- Bilder bewegen. Von der Kunstkammer zum Endspiel, Berlin 2007.
- Galilei der Künstler. Der Mond, die Sonne, die Hand, Berlin 2007.
- Der Künstler als Verbrecher. Ein Element der frühmodernen Rechts- und Staatstheorie, München 2008.
Schriften (Herausgaben in Auswahl)
- (als Mitherausgeber): Theater der Natur und Kunst. Wunderkammern des Wissens, 2 Bände., Berlin 2000.
- (als Gastherausgeber): Jahrbuch für Universitätsgeschichte Bd. 5 (2002): Themenband "Universität und Kunst", Stuttgart 2002.
- (als Mitherausgeber) Visuelle Argumentationen. Die Mysterien der Repräsentation und die Berechenbarkeit der Welt, München 2006.
- (als Mitherausgeber): Das technische Bild. Kompendium zu einer Stilgeschichte wissenschaftlicher Bilder, Berlin 2008.
Literatur
- Horst Bredekamp, in: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2003. 19. Ausgabe. Band I: A – J. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23607-7, S. 367
- Bredekamp, Horst; Ullrich, Wolfgang: Schwarze Legenden, Wucherungen, visuelle Schocks. Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp im Gespräch mit Wolfgang Ullrich, in: Neue Rundschau CXIV (2003)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Webseite von Horst Bredekamp (HU Berlin)
- Horst Bredekamp: Antikensehnsucht und Maschinenglauben, Rezension von Klaus Minges
- Das Auge schulen, Gespräch mit Bredekamp auf Kulturzeit vom 31. Oktober 2007 (Video 6 min)
- Theorie des Bildakts. Mit Augen und Händen denken, Frankfurter Rundschau vom 7. November 2007 von Arno Widemann
Personendaten | |
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NAME | Bredekamp, Horst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker, Professor für Kunstgeschichte |
GEBURTSDATUM | 29. April 1947 |
GEBURTSORT | Kiel |