Hungerstreik
Der Hungerstreik ist eine Form des politischen Widerstandes. Ein Einzelner oder eine Gruppe verweigern dabei die Nahrungsaufnahme mit dem bewussten Risiko, Schaden zu nehmen.
Wie jede Streikaktion ist auch der Hungerstreik eine öffentliche Demonstration. Sie verlagert ihr äußeres Ziel durch die Verlagerung ihrer Mittel. Die Aggression nach außen richtet sie zum Teil gezwungenermaßen (z.B. bei Häftlingen in Isolationshaft) auf die eigene Person, erreicht jedoch dadurch um so mehr Publizität, was im günstigen Fall mit dazu führt, dass das proklamierte Ziel durch den Druck der Öffentlichkeit erreicht wird. Das unterscheidet den Hungerstreik z.B. vom Fasten, dessen Ziele eher spirituell bzw. hygienisch als demonstrativ gesteckt sind.
Der Hungerstreik wurde weltweit schon früh, vor allem als Form des politischen Widerstands, praktiziert. Bekannte Hungerstreikler in Deutschland waren unter anderem Fritz Teufel, der gegen seine Verhaftung nach dem Schahbesuch (1967) protestierte. Auch viele inhaftierte Mitglieder der insbesondere ersten Generation der Rote Armee Fraktion traten Mitte der 1970er Jahre in den Hungerstreik, um gegen die ihnen auferlegte Isolationshaft zu demonstrieren.
Diese Wahl des Widerstands ist drastisch, da die Nahrungsverweigerung bereits ab ca. drei bis vier Wochen zu ernsthaften, zum Teil bleibenden gesundheitlichen Schäden bis hin zum Hungertod führen kann. Gelegentlich wird der Hungerstreik durch Zwangsernährung mittels Magensonde gebrochen.
Einige hungerstreikende Menschen haben 50 bis 70 Tage überlebt. Bobby Sands, ein Mitglied der IRA, überlebte 66 Tage. Holger Meins, Mitglied der Rote Armee Fraktion, überlebte 57 Tage im Jahre 1974. Er wurde zuletzt gegen seinen ausdrücklichen Willen unter Gewaltanwendung ernährt und es gibt Hinweise darauf, dass die Zwangsernährung durch eine inadäquate Zufuhr von Kalorien seinen Tod beschleunigt hat, statt ihn zu verhindern bzw. so weit als möglich hinauszuzögern.
Auch illegalisierte Menschen die von Deportation, Verhaftung oder gar Folter bedroht sind, protestieren und demonstrieren mit dem Mittel des Hungerstreiks, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Hungerstreiks und Selbstverletzungen sind oftmals der einzige Weg für sie in die Freiheit.
Weblinks:
siehe auch: Isolationshaft - Toter Trakt