Sextus Pompeius
Sextus Pompeius Magnus Pius (* um 68 v. Chr.; † 35 v. Chr. in Milet) war ein römischer Feldherr. Er war der letzte aus der Opposition gegen das Zweite Triumvirat.
Leben
Kindheit und Jugend
Sextus Pompeius war der jüngste Sohn von Gnaeus Pompeius Magnus und dessen dritter Frau, Mucia Tertia. Nach Appian soll er bei seinem Tod 40 Jahre alt gewesen sein, woraus das Jahr 75 als sein Geburtsjahr abzuleiten wäre.[1] Die fehlende militärsiche Verwendung bis zum Jahr 47 legt jedoch nahe, dass er erheblich später geboren wurde, unter Berücksichtigung der Feldzüge seines Vater vielleicht 67 v. Chr. Sein älterer Bruder von derselben Mutter war Gnaeus Pompeius der Jüngere. Beide Brüder wuchsen im Schatten ihres Vaters auf, einem der besten römischen Feldherrn, der politisch überwiegend glücklos agierte und sich nach Zerfall des später so genannten „Ersten Triumvirats“ immer mehr der traditionellen Fraktion des Senats anschloss, je mehr Gaius Iulius Caesar als Gefahr für die Republik empfunden wurde.
Als Caesar im Jahr 49 v. Chr. den Rubikon überschritt und damit den Bürgerkrieg begann, begleitete Gnaeus seinen Vater und die meisten konservativen Senatoren bei der Flucht in den Osten, wo er als Flottenkommandant eingesetzt wurde. Sextus blieb unter der Obhut seiner Stiefmutter Cornelia Metella in Rom. Pompeius’ Armee verlor die Schlacht von Pharsalus im Jahr 48 v. Chr. und Pompeius musste die Flucht ergreifen. Cornelia und Sextus trafen ihn in Mytilene; von dort begleiteten sie ihn nach Ägypten, wo Sextus am 29. September desselben Jahres Zeuge der Ermordung seines Vaters wurde[2].
Nach dem Mord kehrte Cornelia nach Rom zurück, während Gnaeus und Sextus den Widerstand gegen Caesar in der Provinz Africa fortsetzten. Zusammen mit Metellus Scipio, dem jüngeren Cato und anderen Senatoren bereiten sie sich auf den Kampf gegen Caesar und seine Armee vor. Caesar gewann die Schlacht bei Thapsus im Jahr 46 v. Chr. gegen Metellus Scipio und Cato, der daraufhin Suizid beging. Nach der Niederlage floh Sextus mit der pompejanischen Flotte. Auf den Balearen trafen die Brüder wieder zusammen und setzten mit Titus Labienus, einem früheren General in Caesars Armee, nach Hispanien über, um eine neue Armee aufzustellen. Dabei erhielt der vielleicht 21jährige Sextus unter dem Oberbefehl seines Bruders erstmals ein selbständiges Kommando in Corduba, das er zunächst gegen die anrückenden Legionen Caesars halten konnte.
Anfänge in Spanien
Am 20. April 45 v. Chr. kam es jedoch in der Schlacht von Munda zur Entscheidung. Beide Armeen waren stark und wurden von fähigen Generälen geführt. Vermutlich brachte eine Kavallerieattacke Caesars ihm den Sieg. Titus Labienus und schätzungsweise 30.000 seiner Männer starben nicht nur in der Schlacht, sondern auch auf der anschließenden panikartigen Flucht. Gnaeus und Sextus gelang es erneut zu entkommen. Jetzt aber waren Unterstützer nur noch schwer zu finden, da nach dieser Schlacht der endgültige Sieg Caesars eindeutig war. Innerhalb einiger Wochen wurde Gnaeus Pompeius gefangen und wegen Verrats hingerichtet. Als Caesar erneut gegen Corduba vorrückte, verließ Sextus die Stadt und floh in das Land der Celtiberi und Lacetani, wo er freundlich aufgenommen wurde. Caesar sah in ihm offenbar keine Bedrohung mehr und kehrte mit dem größten Teil seiner Truppen nach Rom zurück. Daraufhin begann Sextus mit kleineren Plünderungen und nach den ersten Erfolgen erhielt er bald wieder Zulauf von ehemaligen pompeianischen Soldaten und durch Arabios, den Sohn Massinissas. Im Sommer 44 befehligte er bereits sechs Legionen, denen die Legaten Caesars, Gaius Asinius Pollio und Marcus Aemilius Lepidus, nicht gewachsen waren.[3]
Am 15. März 44 v. Chr. wurde Caesar in Rom von einer Gruppe Senatoren unter Führung von Gaius Cassius und Marcus Iunius Brutus ermordet. Diese Tat provozierte einen erneuten Bürgerkrieg, diesmal zwischen Caesars selbsterklärten politischen Erben und seinen Mördern.
Sextus Pompeius war inwzischen nach seinem Sieg über Asinius Pollio zum Imperator ausgerufen worden, und nachdem er von Baetica auf die Tarraconensis ausgriff, rechnete man in Rom mit seinem Eingreifen. Sextus zeigte zunächst aber wenig Interesse an der politischen Auseinandersetzung und forderte in einem Schreiben an die Konsuln lediglich die Rückgabe des väterlichen Erbes und die Entlassung aller Heere. Der Konsul Marcus Antonius, der durch Scheinkauf die Güter des Gnaeus Pompeius erworben hatte, suchte nun einen Vergleich mit dem Sohn, der durch Vermittlung des Lepidus auch zustande kam und Sextus 700 Millionen Sesterzen Entschädigung und freie Rückkehr nach Rom zusicherte[4].
Präfekt der Flotte
Pompeius ging nun mit seiner Flotte nach Massilia, wo er sich noch abhaltend verhielt und auch von Marcus Tullius Cicero und der Senatspartei umworben wurde. Antonius suchte den jungen Pompeius auch weiter an sich zu binden und ließ ihn wenig später durch den Senat zum Flottenpräfekten (praefectus classis et orae maritimae) ernennen. Sextus nutzte die neue Position, um die römische Flotte in Massilia zusammenzuziehen.[5]
Nachdem Octavian, der Adoptivsohn Caesars, zum Konsulat gelangte, war die Rivalität zwischen dem jungen Caesar und dem jungen Pompeius jedoch programmiert, und so wurde Sextus, obwohl er mit der Ermordung Caesars in keinerlei Zusammenhang gestanden hatte, durch die lex Pedia geächtet und seiner amtlichen Stellung für verlustig erklärt. Er hoffte wohl zunächst noch auf eine Revision, aber am 27. November 43 bildeten Octavian, Antonius und Lepidus das Zweite Triumvirat mit dem Ziel, Caesars Tod zu rächen und jegliche Opposition zu unterdrücken. Da auch der Name des Pompeius in den Proskriptionslisten der Triumvirn auftauchte, musste ihm nun die Unvermeidbarkeit des Kampfes klar werden.[6]
Gestützt auf die vorgelagerten Inseln und die Flotte, gelang es ihm, seinen Anhang durch Überläufer, Piraten, entlaufene Sklaven und vor allem Proskribierte zu vermehren, indem er den Rettern der Verfolgten das Doppelte des von den Triumvirn ausgesetzen Preises versprach. Die Beherrschung des Tyrrhenischen Meeres erlaubte ihm bald auch Überfälle auf verschiedene Küstenorte, während seine Macht und sein Ansehen ständig zunahmen.[7]

Eroberung Siziliens und Blockadekrieg
Zur Gewinnung eines festen Stützpunktes wandte sich Sextus im Dezember 43 in richtiger Einschätzung der strategischen Verhältniss gegen Sizilien, das er bis zum März 42 unter seine Kontrolle brachte. Er bekam dadurch die Zeit und die Mittel, erneut eine Armee aufzustellen, während seine Flotte von ihrer zentralen Position die Getreideversorgung Roms gefährdete. Sein Ziel war es offenbar, Octavian durch wirtschaftlichen und politischen Druck zum Nachgeben zu zwingen.
Durch Abfangen der Seetransporte und Überfälle auf die Küste erreichte Sextus tatsächlich, dass in Rom Hungersnot ausbrach. Octavian ensandte daraufhin im Frühsommer 42 Quintus Salvidienus Rufus mit einer Flotte, die von Pompeius jedoch in der Straße von Messina gestellt und zurückgetrieben wurde. Die Größe dieses Erfolges veranlasste Sextus, den jungen Caesar in einem Schaugefecht zu verhöhnen und sich als Sohn des Meeresgottes Neptun zu bezeichnen, wozu er seinen purpurnen Imperatorenmantel gegen einen blauen vertauschte.[8]
Nach der Doppelschlacht von Philippi und dem anschließenden Suizid der Caesarmörder Brutus und Cassius, zu denen der junge Pompeius sich immer auf Distanz gehalten hatte, flohen die Überlebenden unter Lucius Staius Murcus mit beachtlichen Geldmitteln, zwei Legionen, 500 Bogenschützen und 80 Schiffen nach Sizilien. Auch mit dieser Verstärkung vermied Sextus eine eindeutige Frontstellung gegen Octavian und suchte lediglich eine Verbindung zu Antonius. Nach Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den Triumvirn bat Antonius um Unterstützung, und Sextus sandte seinen Flottenkommandanten Menodoros zum Angriff auf Sardinen und Korsika, die nach kurzem Kampf erobert wurden (wobei der Freibeuter Marcus Titius gefangen genommen wurde), während Sextus selbst mit Flotte und Reiterei die Städte Thurii und Consentia in Bruttium angriff.[9]
Trotz dieser tatkräftigen Unterstutzung wurde Sextus im Vertrag von Brundisium, mit dem die Streitigkeiten zwischen den Triumvirn im September 40 beigelegt wurden, von Antonius übergangen, weshalb er seine Eroberungen behielt und den Kaperkrieg fortsetzte. Die Versorgungsschwierigkeiten führten in Rom zu Sympathiekundgebungen für Pomeius, die schließlich in offenen Aufruhr übergingen. Diesem Druck der Straße musste Octavian schließlich nachgeben, so dass er Mucia, die Mutter des Sextus, nach Sizilien schickte und für den folgenden Sommer eine Zusammenkunft vereinbarte.[10]
Vertrag von Misenum
Im Frühsommer 39 kam Sextus mit seinem Schwiegervater Lucius Scribonius Libo an der Spitze seiner besten Schiffe zur Zusammenkunft mit Antonius und Octavian in Misenum. Während Octavian durch die anhaltende Blockade Italiens erschöpft war, suchte Antonius Entlastung im Westen, um alle verfügbaren Truppen für seinen geplanten Feldzug gegen die Parther freizubekommen. Im Lager des Pompeius drängten dagegen die um ihre Rehabilitation und Rückkehr bemühten Flüchtlinge auf eine Verständigung. So kam es nach einigem Hin und Her zur Übereinkunft im Vertrag von Misenum, der Sextus in der Herrschaft über Sizilien, Sardinien und Korsika bestätigte, wofür er Getreide nach Italien liefern und den Seeverkehr sichern sollte. Ferner sollte er von Antonius die Provinz Achaia erhalten, und für die Zukunft wurde ihm das Konsulat gemeinsam mit Octavian in Aussicht gestellt. Dazu erhielt er die Augurenwürde sowie Anspruch auf Erstattung des väterlichen Erbes und Versorgung der Veteranen. Von größter Bedeutung war jedoch der Schlussstrich unter die offene Wunde der Proskriptionen: Mit Ausnahme der Caesarmörder wurde allen Flüchtlingen und Proskribierten die ungehinderte Rückkehr erlaubt und eine Entschädigung versprochen.[11]
Bei den sich an den Vertragsabschluss anschließenden Festlichkeiten auf dem Schiff des Pompeius machte sein Admiral Menodoros diesem den Vorschlag, sich durch Kappung der Taue der beiden Triumvirn zu bemächtigen und so die Machtfrage im Handstreich zu entscheiden. Sextus lehnte einen solchen Treubruch jedoch unter Hinweis auf seine Ehre ab.[12]
Nach den Versöhnungsfeiern kehrten die meisten Flüchtlinge nach Rom zurück. Die meisten anderen für Sextus positiven Bestimmungen traten indes nie in Kraft, und schon bald nach Vertragsabschluss kam es wieder zu Streitigkeiten, da Antonius die Herausgabe von Achaia verweigerte.[13]

Festung Sizilien
Einen weiteren schweren Rückschlag erlitt Pompeius kurz darauf durch die Untreue seines Admirals Menodoros, der Anfang 38 mit drei Legionen und sechzig Schiffen zu Octavian überlief und als Mitgift die Inseln Sardinien und Korsika übergab. Nach dieser schweren Niederlage nahm Sextus den Blockadekrieg sofort in schärfster Form wieder auf.[14]
Da Octavian inzwischen eine beachtliche Flotte besaß, hielt er den Zeitpunkt für den Gegenschlag für gekommen und beorderte seine Schiffe unter dem Kommando des Calvisius Sabinus und des Menodoros nach Süden. Auf der Höhe von Cumae trafen sie auf die Flotte des Pompeius. Dessen Admiral Menekrates brachte dem Gegner schwere Verluste bei, kam jedoch im Zweikampf mit dem Verräter Menodoros ums Leben, so dass sein Stellvertreter Demochares den Rückzug befahl.
So konnte Octavian seine Schiffe weiter bis nach Scyllaeum vorschieben. Er selber begab sich zu seiner adriatischen Flotte, die sich vom Ionischen Meer näherte. Im schwierigen Fahrwasser der Straße von Messina wurde der junge Caesar jedoch von Demochares attackiert, und als sein Schiff sank, musste er sich schwimmend an Land retten. Zwar konnte Demochares in der Seeschlacht von Messina die Vereinigung der beiden feindlichen Flotten nicht verhindern, doch am folgenden Tag zog ein schwerer Sturm die Geschwader Octavians derart in Mitleidenschaft, dass an eine Invasion auf Sizilien nicht mehr zu denken war.
Octavian war nun gezwungen, Antonius um Hilfe zu bitten, der ihm im Abkommen von Tarent 37 v. Chr. 120 Schiffe zum Kampf gegen den „Seekönig“ überließ. Zu diesen kamen bald noch die exzellenten Schiffe, die Marcus Vipsanius Agrippa auf den Seen um Baiae baute, so dass Pompeius auf Sizilien bald ganz umstellt war, zumal sich auch noch Lepidus mit Octavian einigte und von seiner Provinz Africa aus die Westspitze Siziliens bedrohte.
Invasion und Niederlage
Der konzentrische Angriff begann am 1. Juli 36, doch bereits zwei Tage später brach im gesamten Seegebiet ein Sturm los, der vor allem die Flotte Octavians auf der Höhe von Elea in Mitleidenschaft zog, während sich die Schiffe des Antonius unter dem Kommando des Statilius Taurus nach Tarent zurückzogen und Lepidus nur unter Verlusten bei Lilybaeum landen konnte. Da Sextus auch diese Gelegenheit zu einem Gegenschlag verstreichen ließ, rückten die Flotten Octavians nach den notwendigen Reparaturen aber bald wieder vor. Während Agrippa von Elea die Ionischen Inseln besetzte und Sizilien von Norden bedrohte, ging Octavian über Land zum Geschwader des Statilius Taurus, um den Angriff von Osten vorzutragen.
Unterdessen kam es bei Mylae zum Gefecht zwischen der Flotte Agrippas und der dort von Sextus zurückgelassenen Bedeckung unter Demochares, dem noch ein weiterer Admiral, Apollophanes, zu Hilfe eilte. Die Flotte des Pompeius verlor dreißig Schiffe, konnte sich aber in guter Ordnung nach Messina zurückziehen und stand daher bereits am folgenden Tag bereit, um einen Landungsversuch Octavians bei Tauromenium zu vereiteln, wobei Sextus parallel mit seiner Reiterei an der Küste vorrückte. Von den rund 130 Schiffen des Statilius Taurus wurden über 60 versenkt, und selbst Octavian konnte sich nur mit Mühe retten.
Dennoch konnte Pompeius die Vereinigung der gelandeten Truppen nicht mehr verhindern und wurde so bald auf den Nordosten Siziliens um Messana beschränkt. Octavian nahm nun eine Stadt nach der anderen, und Sextus blieb nichts anderes übrig, als die Entscheidung zur See zu suchen. So machte er dem jungen Caesar den Vorschlag einer Entscheidungsschlacht, für die Ort, Zeit und Zahl der Schiffe festgesetzt wurden. Ende August 36 trafen die beiden Flotten mit je 300 Schiffen in der Bucht von Naulochos aufeinander. Octavian und Pompeius selbst nahmen nicht daran teil und überließen die Leitung Agrippa bzw. Demochares und Apollophanes. Der Kampf endete, nachdem Agrippa der Durchbruch gelungen war, mit einer vollständigen Niederlage des Pompeius, von dessen Schiffen 163 genommen oder versenkt wurden.
Flucht und letzte Kämpfe
Pompeius entkam mit 17 Schiffen nach Messina, das er noch in der Nacht mit seiner Tochter und seinen Schätzen Richtung Osten verließ. Unverfolgt fuhr er zunächst nach Kerkyra und Kephallenia, während Octavian in Sizilien Lepidus entmachtete. In Kephallenia forderte Sextus seine Anhänger auf, jeder möge für sich seine Rettung suchen, und dann wandte er sich Ende 36 v. Chr. nach Lesbos, wohl in der Absicht, sich Antonius anzuvertrauen. Als er jedoch von dessen Misserfolgen gegen die Parther und von den weiteren Ereignissen in Sizilien hörte, sah er wieder eine Chance und legte sich wieder die Feldherrenwürde zu, um eine neue Armee und Flotte aufzustellen. Bei der Rückkehr des Antonius nach Alexandria sandte er diesem sodann ein Bündnisangebot. Gleichzeitig suchte er aber auch Verbindung zu Thrakien, Pontos und den Parthern aufzunehmen, ein Doppelspiel, das bald aufflog, als seine nach Parthien abgeordnete Gesandtschaft von Antonius abgefangen wurde.
Antonius beauftragte nun seinen Legaten Marcus Titius, dem Flüchtigen mit Land- und Seestreitkräften entgegenzuziehen und ihn nötigenfalls zu bekämpfen. Wäre Pompeius jedoch zur Unterwerfung bereit, sollte Titius ihm ehrenvolles Geleit nach Alexandria geben.[15] Unterdessen war aber Pompeius Anfang 35 v. Chr. im nordwestlichen Kleinasien gelandet, ohne dass ihn Gaius Furnius, der Statthalter der Provinz Asia, darin gehindert hätte, denn Furnius hatte dafür zu wenig Truppen und kannte den Beschluss von Antonius noch nicht. Pompeius konnte Lampsakos, Nikaia und Nikomedia erobern, doch dann traf Titius aus Syrien kommend mit seiner Armee und 120 Schiffen ein. Zu ihnen stießen weitere 70 Schiffe des Antonius, der Rest jener Flotte, die früher Octavian beim Kampf gegen Pompeius unterstützt hatte und nun von Sizilien zurückkehrte. Das Hauptquartier der Flotte wurde Prokonnesos.[16]
Da Titius Verhandlungen ablehnte und mit seinen Seestreitkräften weit überlegen war, verbrannte Sextus Pompeius seine Flotte, integrierte deren Besatzungen in sein Landheer und wollte über Bithynien nach Armenien gelangen. Dabei wurde er von den Heeren des Titius, Furnius und Amyntas, Königs der Galater, verfolgt.[17] Zwar konnte Pompeius seinen Gegnern durch einen Überfall Verluste beibringen, doch wurde seine Lage rasch ziemlich düster. Er bat den Freund seines Vaters, Furnius, um Verhandlungen, bot ihm seine Ergebung an und wollte von ihm zu Antonius geleitet werden. Doch Furnius verwies ihn an Titius, scheint also nicht zum Abschluss von Abmachungen berechtigt gewesen zu sein, da offenbar Titius der Oberbefehlshaber und Statthalter von Asia war. Pompeius lehnte es aber strikt ab, sich Titius zu ergeben, den er einst als Gefangenen begnadigt hatte und deshalb als undankbar erachtete. Er versuchte nachts, mit leichtbewaffneten Truppen heimlich die Küste zu erreichen und die Schiffe des Titius in Brand zu stecken.
Gefangennahme und Tod
Da jedoch sein Stiefbruder Marcus Aemilius Scaurus den Plan verriet, konnte ihn Amyntas mit 1500 Reitern bei Midaeion in Phrygien einholen und gefangennehmen. Auf Befehl des Titius wurde er nach Milet überstellt und dort etwa im Sommer 35 v. Chr. ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Sein gewaltsamer Tod wurde eines von Octavians Argumenten in seinem Kampf gegen Antonius einige Jahre später, als die Situation zwischen ihnen untragbar geworden war.[18]
Ob Titius bei dieser Hinrichtung selbständig, auf Befehl des Antonius oder des Munatius Plancus handelte, ist unsicher und war schon in der Antike umstritten. Der kaiserzeitliche Historiker Cassius Dio gibt an, Antonius habe zuerst in einem Brief an Titius das Todesurteil befohlen, dieses aber in einem zweiten Schreiben wieder aufgehoben. Trotzdem sei die Exekution des Pompeius erfolgt, weil Titius entweder dem Brief mit dem Hinrichtungsbefehl absichtlich entsprochen oder ihn irrtümlicherweise für das zweite Schreiben gehalten habe. Die letztere Möglichkeit ist angesichts der Verhältnisse des antiken Briefwesens sehr unwahrscheinlich. Laut dem Militärhistoriker Appian ließ Titius den Pompeius aus Zorn wegen einer früheren Beleidigung oder im Auftrag von Antonius töten, doch habe im letzteren Fall vielleicht nicht der Triumvir selbst, sondern der mit dessen Siegel unterzeichnende Munatius Plancus den Befehl erteilt. Antonius habe nämlich laut einigen Appian vorliegenden Quellen mit Rücksicht auf seine Geliebte, die ägyptische Königin Kleopatra VII., die Pompeius wohlgesinnt war, ebenso wie wegen dessen Ansehen nicht als Hauptverantwortlicher erscheinen wollen.[19] Trotz der widersprüchlichen Quellenlage erscheint es jedenfalls ziemlich sicher, dass dieses Urteil mit Wissen und Einverständnis des Antonius erfolgte.[20]
Literatur
- Moses Hadas: Sextus Pompey. Humphrey Press, Geneva, NY 1930; Nachdruck AMS Press, New York 1966.
- Anton Powell, Kathryn Welch (Hrsg.): Sextus Pompeius. Classical Press of Wales, Swansea 2002, ISBN 0-7156-3127-6 (Rezension bei BMCR).
- Bruno Schor: Beiträge zur Geschichte des Sextus Pompeius. Hochschulverlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-8107-2015-1.
Anmerkungen
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 144
- ↑ Florus 2, 13, 52
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 45, 10, 3
- ↑ Cicero, ad Atticus 14, 22, 2 und 16, 4, 2; sowie Appian, Bürgerkriege 3, 4.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 4, 84.
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 46, 48, 4 und 48, 17, 2, sowie Orosius 6, 18, 19
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 47, 12, 3
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 48, 18-19, Livius, periochae 123 und Appian, Bürgerkriege 5, 100.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 52 u. 56.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 69.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 70-72.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 73.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 77.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 78; Cassius Dio, Römische Geschichte 48, 45, 5.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 133ff.; Cassius Dio, Römische Geschichte 49, 18, 1ff.; Orosius 6, 19, 2.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 137ff.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 140.
- ↑ Appian, Bürgerkriege 5, 140-144; Cassius Dio, Römische Geschichte 49, 18, 4f.; Velleius, Römische Geschichte 2, 79, 5; Strabo 3, 2, S. 141; Orosius 6, 19, 2; Livius, periochae 131; Eutropius 7, 6, 1.
- ↑ Cassius Dio, Römische Geschichte 49, 18, 4f.; Appian Bürgerkriege 5, 144.
- ↑ So R. Hanslik, Sp. 1561; J. Brambach, Kleopatra, 1996, S. 270ff.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Pompeius Magnus, Sextus |
KURZBESCHREIBUNG | römischer Admiral |
GEBURTSDATUM | um 68 v. Chr. |
STERBEDATUM | 35 v. Chr. |
STERBEORT | Milet |