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Seegefecht bei Helgoland (1864)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Seegefecht vor Helgoland (1864)
Teil von: Deutsch-Dänischer Krieg

Fregatten Schwarzenberg, Radetzky, Niels Juel und Jylland, Korvette Hejmdal. Im Hintergrund preußische Kanonenboote. (Kupferstich des Seegefechts)
Datum 9. Mai 1864
Ort vor Helgoland, Nordsee
Ausgang taktischer dänischer Sieg
Konfliktparteien

Dänemark

Österreich
Preußen

Befehlshaber

Edouard Suenson

Wilhelm Freiherr von Tegetthoff

Truppenstärke

2 Schraubenfregatten
1 Schraubenkorvette

2 Schraubenfregatten
1 Raddampfer
2 Kanonenboote

Verluste

14 Tote
55 Verwundete

32 Tote
59 Verwundete
Flaggschiff durch Brand stark beschädigt

Im Deutsch-Dänischen Krieg, der zwischen Preußen und Österreich einerseits und Dänemark andererseits ausgetragen wurde, kam es am 9. Mai 1864 zu einem Seegefecht bei Helgoland. Als nach schwerem Gefecht sein Flaggschiff in Brand geriet, brach der österreichische Befehlshaber Wilhelm von Tegetthoff das Gefecht ab und zog sich mit seinem Geschwader in den Schutz der neutralen Gewässer von Helgoland, welches damals zu Großbritannien gehörte, zurück. Obwohl das Gefecht mit einem taktischen dänischen Sieg endete, hatte es keinen Einfluss mehr auf den Verlauf des Krieges. Bereits am 12. Mai trat ein allgemeiner Waffenstillstand in Kraft, und Dänemark hatte den Krieg verloren.

Dies war das letzte offene Seegefecht, das mit Holzschiffen ausgetragen wurde, und gleichzeitig auch das letzte, an dem Dänemark beteiligt war.

Seekriegsverlauf vor dem Seegefecht

Nach Ausbruch des Krieges am 1. Februar 1864 erklärte Dänemark am 26. Februar eine Seeblockade gegen alle schleswig-holsteinischen und am 8. März auch gegen alle preußischen Häfen. Die dänische Seeblockade wurde zunächst von der Schraubenfregatte Niels Juel und später von der Schraubenkorvette Dagmar sichergestellt. Letztere brachte bereits am 18. März vor Texel den hamburgischen Schoner Tekla Schmidt auf.

Da Preußen nur eine sehr schwache Kriegsmarine besaß, musste es Österreich um Hilfe bitten, und Anfang März 1864 lief im Mittelmeer ein Geschwader unter Linienschiffskapitän Wilhelm Freiherr von Tegetthoff mit den beiden Fregatten Schwarzenberg und Radetzky sowie dem Kanonenboot Seehund aus.

Dänemark bildete daraufhin seinerseits Ende März ein Nordseegeschwader unter Orlogskapitän Edouard Suenson, das aus der Niels Juel, der Dagmar und der Schraubenkorvette Hejmdal bestand und zu dessen Aufgaben der Schutz dänischer Handelsschiffe, das Aufbringen deutscher Schiffe und das Bekämpfen feindlicher Kriegsschiffe in der Nordsee gehörte. Nachdem die Dagmar durch die Schraubenfregatte Jylland abgelöst wurde, patrouillierte das dänische Geschwader in der Nordsee und erwartete die Österreicher.

Die Seehund wurde im Ärmelkanal bei einem Unglück beschädigt und musste einen englischen Hafen anlaufen. Anfang Mai erreichte das restliche österreichische Geschwader die Nordsee und vereinigte sich vor Texel mit dem preußischen Raddampfer Preussischer Adler und den beiden Kanonenbooten Basilisk und Blitz.

Die beteiligten Schiffe

Dänemark (Edouard Suenson)
Schiff Schiffstyp Kanonen Besatzung Kommandant
Niels Juel Schraubenfregatte 42 422 Gottlieb
Jylland Schraubenfregatte 44 327 Holm
Hejmdal Schraubenkorvette 16 260 Lund
Österreich (Wilhelm Freiherr von Tegetthoff)
Schiff Schiffstyp Kanonen Besatzung Kommandant
Schwarzenberg Schraubenfregatte 51 498 Tegetthoff
Radetzky Schraubenfregatte 37 372 Jeremiasch
Preußen
Schiff Schiffstyp Kanonen Besatzung Kommandant
Preussischer Adler Raddampfer 4 110 Klatt
Blitz Kanonenboot 3 66 Mac Lean
Basilisk Kanonenboot 3 66 Schau
Gedenkstein auf dem Friedhof der Namenlosen, Düne, Helgoland
Denkmal für die österreichische Marine Helgoland 1864 im Altonaer Elbpark

Das Seegefecht

Das dänische Geschwader näherte sich von Norden, und gegen 10 Uhr wurde ein Schiff vor Helgoland gesichtet, aber es handelte sich nur um die britische Fregatte Aurora. Direkt danach entdeckten die Dänen weitere fünf Schiffe in SSW. Die beiden Geschwader nahmen Kurs aufeinander, und gegen 13:15 Uhr eröffnete die Schwarzenberg das Feuer. Die Dänen erwiderten das Feuer erst bei deutlich geringerem Abstand. Die Österreicher nahmen einen mehr westlichen Kurs, um vor den dänischen Schiffen das Fahrwasser zu kreuzen, woraufhin diese etwas nach Backbord abdrehten. Während die Kanonenboote zurückgeblieben waren, passierten sich die übrigen feindlichen Schiffe unter heftigem Beschuss in einem Abstand von etwa 1800 Meter. Tegethoff wendete sofort, um zu verhindern, dass die Kanonenboote abgeschnitten würden. Mit Kurs SW fuhren die beiden Geschwader danach unter starkem gegenseitigem Beschuss nebeneinander her. Während sich die Niels Juel und die Schwarzenberg beschossen, konzentrierte sich das Feuer der Jylland und der Hejmdal auf die Radetzky. Die preußischen Kanonenboote waren so weit entfernt, dass ihr Feuer wirkungslos blieb. Gegen 15:30 Uhr fing die Schwarzenberg Feuer und konnte den Kampf nicht fortsetzen. Tegethoff gab das Signal zum Abbruch und das österreichisch-preußische Geschwader zog sich, im Feuerschutz der Radetzky, in die neutralen Gewässer der damals zu Großbritannien gehörenden Insel Helgoland zurück. Da das dänische Flaggschiff Jylland genau zu diesem Zeitpunkt einen Treffer in die Kapitänskajüte erhalten hatte, der ihre Ruderanlage beschädigte, kam der dänische Versuch, die Gegner noch abzufangen, zu spät. Die Aurora hatte das ganze Gefecht beobachtet und stand bereit, das britische Hoheitsgebiet zu verteidigen. Daher musste Suenson die Verfolgung gegen 16:30 Uhr abbrechen. Das Seegefecht war beendet.

Das dänische Geschwader hatte 14 Tote und 55 Verwundete zu beklagen, das österreichische 32 Tote und 59 Verwundete. Die preußischen Boote hatten keinerlei Verluste.

Das Ergebnis des Seegefechts

Die Dänen warteten außerhalb der Hoheitsgewässer Helgolands, aber im Schutze der Dunkelheit zogen sich die österreichischen und preußischen Schiffe nach Cuxhaven zurück. Das dänische Geschwader wurde dann nach Kopenhagen zurückbeordert, da ab dem 12. Mai ein Waffenstillstand in Kraft trat. Die Blockade war damit aufgehoben und der Krieg entschieden.

Sowohl in Dänemark als auch in Österreich wurde das Ergebnis des Gefechts als Sieg betrachtet. Das dänische Geschwader wurde bei der Ankunft in Kopenhagen begeistert gefeiert, und Österreich beförderte Tegetthoff zum Konteradmiral.

Die Fregatte Jylland existiert heute noch und kann in der dänischen Stadt Ebeltoft besichtigt werden.