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Mongolische Schriften

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Mongolische Schriften gibt es in erstaunlicher Zahl und Variationsbreite. Für die Mongolische Sprache wurden mehr verschiedene Schriftsysteme entwickelt oder angepasst als für die meisten anderen Sprachen.

Die älteste blieb auch die erfolgreichste, und ist heute noch in aktivem Gebrauch. Andere wurden entwickelt, um ihre empfundenen Nachteile zu korrigieren, oder um die Niederschrift zusätzlicher Sprachen zu ermöglichen, am häufigsten Sanskrit oder Tibetisch. Im 20. Jahrhundert hat die Mongolei auf ein Kyrillisches Alphabet umgestellt, um die Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Verbündeten Sowjetunion zu erleichtern.

Quadrat- und traditionelle (uighurische) Schrift auf der 20-Tögrög-Banknote

Klassische Mongolische Schrift

Hauptartikel: Mongolische Schrift

Zu Beginn des Mongolischen Reiches nahmen die Mongolen bei den besiegten Naimanen den uigurischen Schreiber Tatar-Tonga gefangen. Dschingis Khan befahl ihm 1208 eine Schrift für die Verwaltung des Reiches zu entwickeln. Tatar-Tonga passte deshalb die Uigurische Schrift, welche ihrerseits über die Sogdische Schrift vom aramäischen Alphabet abstammt, an die Mongolische Sprache an.

Die bemerkenswerteste Eigenschaft dieser Schriftfamilie ist die vertikale Schreibrichtung, im Gegensatz zu den meisten anderen vertikalen Schriften von links nach rechts. Sie entstand dadurch, dass die Uighuren ihre Schrift um 90° im Gegenuhrzeigersinn gedreht hatten, um sie der Chinesischen Schreibweise ähnlicher zu machen.

Die klassische mongolische Schrift wird in China bis heute verwendet, in der Inneren Mongolei für Mongolisch, und ebendort sowie in Heilongjiang für die Ewenkische Sprache.

Das älteste mongolische Schriftzeugnis ist der sogenannte Dschingis-Stein, der sich heute in der Eremitage in Sankt Petersburg befindet.

Klare Schrift

Hauptartikel: Klarschrift

Der buddhistische Mönch Zaya Pandit entwickelte 1648 eine Schriftvariante, welche die geschriebene näher an die tatsächliche Aussprache bringen sollte. Ein weiteres Ziel bestand darin, die Transkription von Tibetisch und Sanskrit zu erleichtern. Die Klare Schrift wurde von den Kalmücken in Russland bis 1924 verwendet, wonach sie durch Kyrillisch ersetzt wurde. In Xinjiang in China verwenden die Oiraten sie bis heute.

Vaghintara-Schrift

Eine weitere Variante wurde 1905 vom Burjatischen Mönch Agvan Dorjiev (1850-1938) entwickelt. Sie sollte ebenfalls einige Unklarheiten beseitigen, und zusätzlich zum Mongolischen das Schreiben der Russischen Sprache ermöglichen. Die bedeutendste Änderung bestand allerdings in der Elimination der Positionalen Formvarianten der Schriftzeichen. Alle Zeichen basierten auf der medialen Form der ursprünglichen mongolischen Schrift.

Das Wort "Wiki" in Phagspa- Schrift

Phagspa-Schrift

Hauptartikel: Phagspa-Schrift

Während der Yuan-Dynastie (ca. 1269) beauftragte Kublai Khan den tibetischen Mönch Phagspa, eine neue Schrift für das gesamte Mongolische Reich zu entwickeln. Phagspa erweiterte die Tibetische Schrift, um damit auch Mongolisch und Chinesisch schreiben zu können. Die vertikal geschriebene Schrift wurde auch Quadratschrift oder Mongolische Siegelschrift genannt. Sie fand vorwiegend Einsatz in offiziellen Dokumenten, und verlor nach dem Ende der Yuan-Dynastie wieder an Bedeutung.

Sojombo-Schrift

Zwei Varianten des Sojombo-Symbols

Hauptartikel: Sojombo-Schrift

Im späten 17. Jahrhundert entwarf der mongolische Mönch und Gelehrte Zanabazar eine Silbenschrift (Abugida), mit der auch Tibetisch und Sanskrit geschrieben werden kann. Ein besonderes Zeichen dieser Schrift, das Sojombo-Symbol, wurde zu einem nationalen Symbol der Mongolei. Seit 1921 findet es sich auf der Staatsflagge, und seit 1992 auch im Wappen. Die Schrift wurde von Zanabazar und seinen Schülern viel für die Transkription von buddhistischen Texten verwendet. Neben der historischen Literatur findet sie sich auch heute noch häufig auf Inschriften und Gebetsmühlen. Auch für die Sprachforschung ist sie interessant, weil sie einige damalige Entwicklungen der mongolischen Sprache widerspiegelt, wie z.B. die langen Vokale.

Horizontale Quadratschrift

Ungefähr zur gleichen Zeit entwickelte Zanabazar auch die Horizontale Quadratschrift, welche erst um 1801 wiederentdeckt wurde. Über ihre tatsächliche Verwendung ist nichts bekannt.

Lateinische Schrift

Am 1. Februar 1941 führte die Mongolei offiziell die lateinische Schrift ein. Das gewählte Alphabet stellte sich aber als unausgereift heraus. Es unterstützte nicht alle Laute der mongolischen Sprache und war schwierig zu verwenden. Aus diesen Gründen wurde die Entscheidung am 25. März, nur zwei Monate später, wieder rückgängig gemacht.

Kyrillische Schrift

Das Wort "Mongol" in kyrillischer Schrift.
kyrillische Schrift auf der 20-Tögrög-Banknote

Die jüngste Schrift für die mongolische Sprache ist ein leicht erweitertes Kyrillisches Alphabet (Das russische Alphabet mit den zwei zusätzlichen Zeichen Өө /ö/ and Үү /ü/). Es ist annähernd phonemisch, das heißt es weist eine vergleichsweise gute Entsprechung zwischen Sprachlauten und Schriftzeichen auf. Beschlossen wurde es von den Kommunisten am 9. Mai 1941, die tatsächliche Einführung fand aber erst Anfang 1946 statt. Außerhalb von China ist es heute die primäre Schrift für die mongolische Sprache.

Fremde Schriftsysteme

Vor dem 13. Jahrhundert mussten fremde Schriften verwendet werden, um das Mongolische zu schreiben. Auch während der Dauer des Mongolischen Reiches schrieben in den eroberten Gebieten viele weiterhin in ihren angestammten Schriften. Am häufigsten wurde Mongolisch mit chinesischen Schriftzeichen transkribiert, so wie es z.B. bei den ältesten überlebenden Abschriften der Geheimen Geschichte der Mongolen der Fall ist. Untertanen aus dem nahen Osten, welche für administrative Funktionen engagiert wurden, verwendeten häufig arabische Schriften für ihre mongolischsprachigen Dokumente.

Literatur

  • Otgonbayar Chuluunbaatar: Einführung in die mongolischen Schriften. Buske Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-87548-500-4.
  • Janhunen, Juha, The Mongolic Languages. Routledge, London - New York 2003.
  • Coulmas, Florian, Encyclopedia of Writing Systems. Blackwell, Malden 1999.