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Japan

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日本国
Nippon koku
Japan
Flagge Japans
Flagge Japans

(Details)
Japan besitzt kein offizielles Staatswappen
Amtssprache Japanisch
Hauptstadt Tokio (international auch Tokyo) (東京 tō-kyō)
Staatsform Parlamentarische Monarchie
Kaiser (Tennō) Akihito
Ministerpräsident Jun'ichirō Koizumi (小泉 純一郎)
Fläche 1 377.835 km²
Einwohnerzahl 127.716.000 (November 2004)
Bevölkerungsdichte 337 Einwohner pro km²
Währung Yen (円 En)
Zeitzone UTC+9
Nationalhymne Kimi Ga Yo (君が代)
Kfz-Kennzeichen J
Internet-TLD .jp
Vorwahl +81
(1) ohne die von Russland besetzten Kurilen
Lage Japans
Karte Japans

Japan (jap. 日本 Nihon/Nippon) ist nach Indonesien, Madagaskar und Papua-Neuguinea der viertgrößte Inselstaat der Welt. Er liegt im Pazifik vor den Küsten Russlands und Südkoreas.

Der Landesname setzt sich aus den Zeichen 日 (Aussprache ni, in der Bedeutung „Tag“ oder „Sonne“) und 本 (Aussprache hon, in der Bedeutung „Ursprung“ oder „Wurzel“) zusammen. Japan ist deshalb auch bekannt als „Land der aufgehenden Sonne“. Sowohl der frühere mythologische Name Zipangu als auch Japan leiten sich vermutlich von der chinesischen Aussprache der Schriftzeichen (chin. 日本國 rìbĕnguó) ab.

Geographie

Echtfarben-Satellitenaufnahme der NASA

Japan ist eine Inselkette, die sich entlang der Ostküste Asiens erstreckt. Die Hauptinseln sind Hokkaido im Norden, die zentrale und größte Insel Honshu, sowie Shikoku und Kyushu im Süden. Dazu kommen ca. 3.000 kleinere Inseln, die sich vor allem in der Seto-Inlandsee und als Ryukyu-Inseln konzentrieren, einige werden heute von Japan beansprucht, obwohl sie zu China gehoeren.

Über die gesamte Inselkette verläuft eine Gebirgskette, die ungefähr 73 % der Landmasse Japans ausmacht. Der höchste Punkt Japans ist der Berg Fuji auf der Hauptinsel Honshū mit 3.776 m über Nullniveau. Da nur wenig flaches Land vorhanden ist, sind alle größeren Ebenen mit Städten bedeckt. Auch viele Berghänge wurden kultiviert.

Klima

Datei:Klima wakkanai.png
Klimadiagramm Wakkanai (Hokkaido)
Datei:Klima tokio.png
Klimadiagramm Tokio (Honshu)
Datei:Klima kagoshima.png
Klimadiagramm Kagoshima (Kyushu)

Japan liegt überwiegend in einer Zone mit gemäßigtem Klima. Aufgrund der Länge der Inselkette ist das Klima jedoch trotzdem sehr unterschiedlich ausgeprägt. Auf der nördlichen Insel Hokkaido gibt es sehr kalte Winter, während der äußerste Süden schon in einer subtropischen Zone liegt. Dazu kommt der Einfluss von Winden - im Winter vom asiatischen Kontinent zum Meer, und im Sommer vom Meer zum Kontinent.

Im Süden fällt im späten Juni und frühen Juli ein Großteil des Jahresniederschlages als monsunartige Regenfront (jap. 梅雨前線 baiu zensen).

Japan kann wegen seiner breit gefächerten geographischen Verhältnisse in sechs Hauptklimaregionen eingeteilt werden:

  • Hokkaido: Nicht sonderlich starke Niederschläge, aber lange kalte Winter mit größeren Schneeverwehungen.
  • Japanisches Meer: Der Nordwestwind im Winter bringt starken Schneefall. Im Sommer ist diese Region kühler als die pazifische Region, jedoch gibt es hier öfter Föhn.
  • Zentrales Hochland (Chuo-kochi): Typisches kontinentales Klima mit starken Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter sowie Tag und Nacht, geringe Niederschläge.
  • Seto-Inlandsee: Die Berge der Region Chugoku und Shikoku stoppen den Wind und führen zu einem ganzjährig milden Klima.
  • Pazifikregion: Kalte Winter mit geringem Schneefall und heiße trockene Sommer.
  • Nansei-shoto (Ryukyu-Inseln): Subtropisches Klima mit warmen Wintern und heißen Sommern. Starke Niederschläge vor allem während der Regenzeit, regelmäßig auftretende Taifune.

Naturerscheinungen

Japan liegt an der geologischen Bruchzone dreier tektonischer Platten (die Eurasische Platte im Westen und Norden, die Philippinische Platte im Süden und die Pazifische Platte im Osten). Von seinen etwa 240 Vulkanen, die zum pazifischen Feuerring gehören, sind 40 aktiv. In der gesamten Region gibt es nahezu täglich leichtere Erdbeben, in größeren Abständen auch schwere (z. B. Großes Kanto-Erdbeben 1923, Erdbeben von Kōbe 1995). Jedes Jahr findet zum Jahrestag des Kanto-Erdbebens im September eine Übung zum Katastrophenschutz statt.

Im Spätsommer beginnt die Taifun-Saison, bei der vor allem der Süden und Südwesten Japans von über dem Pazifischen Ozean entstehenden Wirbelstürmen heimgesucht wird (z. B. von Tokage im Oktober 2004).

In den letzten tausend Jahren starben in Japan über 160.000 Menschen durch Tsunamis (durch unterseeische Erdbeben ausgelöste Flutwellen). Das Land verfügt heutzutage durch Messbojen im Pazifik über ein effektives Tsunami-Frühwarnsystem. Für die Bevölkerung finden regelmäßig Trainingsprogramme statt, viele japanische Küstenstädte schützen sich durch das Errichten riesiger Deiche. Diese Wälle aus Stahlbeton sind teilweise 10 Meter hoch, bis zu 25 Meter breit und mit stabilen Metalltoren ausgestattet.

Wichtige Städte

Siehe auch: Städte in Japan

Bevölkerung

Bevölkerungszuwachs x1000

Die letzte Volkszählung aus dem Jahr 2000 weist eine Gesamtbevölkerung Japans von 127 Mio. Menschen aus.

Die indigene Minderheit der Ainu auf der nördlichen Insel Hokkaidō stellt heute nur noch einige zehntausend Mitglieder. Sie gilt als verhältnismäßig gut in die Gesellschaft integriert.

Eine weitere Minderheit sind die Buraku, die ethnisch Japaner sind, deren Vorfahren aber nach shintoistischer und buddhistischer Auffassung unreine Berufe ausübten. Daher sind sie noch heute sozial ausgegrenzt.


Die größte Minderheit Japans macht die koreanische Minderheit in Japan aus mit geschätzten 650.000 koreastämmigen Bewohnern, die größtenteils nicht die japanische Staatsangehörigkeit besitzen oder besitzen wollen, da eine japanische Saatsbürgerschaft eine vollständige Assimilation voraus setzt, darunter auch das Annehmen eines japanischen Namens, was einen Verlust der koreanischen Identität bedeuten würde.

Da die japanische Gesellschaft sehr auf die Ideologie der Homogenität setzt, ist sie gegenüber ethnischen oder sonstigen Unterschieden generell intolerant eingestellt. Menschen, die als "anders" oder "schmutzig" bzw. "unrein" indentifiziert werden, sind oft Ausgrenzung oder Diskriminierung ausgesetzt (Burakumin). Hierbei sind besonders Angehörige von Minderheitsgruppen betroffen. Das kann soweit führen, dass selbst Japaner, die eine längere Zeit im Ausland lebten und wieder nach Japan zurückkehren, diskriminierend behandelt werden. Auch Überlebende der Atombombenabwürfe (Hibakusha). auf Nagasaki und Hiroshima und deren Nachfahren waren oft allerlei Formen der Diskriminierung ausgesetzt.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Japans

Jōmon-Periode
In der Zeit von 10.000 v. Chr. bis etwa 300 v. Chr. wanderten Menschen (vermutlich) aus Zentralasien, Sibirien und dem südpazifischen Raum in das Gebiet des heutigen Japan ein.
Yayoi-Periode
Erste bestätigte Kontakte mit dem chinesischen Reich gab es von etwa 300 v. Chr. bis etwa 300 n. Chr.
Kofun-Periode
Große Schlüsselgräberanlagen stammen aus der Kofun-Periode von etwa 300 bis 710 n. Chr. Es gab einen engen politischen Kontakt mit dem Nachbarland Korea.
Nara-Epoche (710784)
In der Nara-Periode wurde der Buddhismus stark gefördert. Die Staatsform lehnte sich an das chinesische Vorbild an.
Heian-Epoche (7941185)
In der Heian-Periode kam es zu einem Aufschwung der höfischen Kultur (Gedichte, Nihonshoki). Die Macht des Kaisers wurde allmählich geschwächt und Kriegerfamilien etablierten sich. Zum Ende der Heian-Periode begründete die Minamoto-Familie das erste Shōgunat.
Kamakura-Epoche (11921333)
Während der Kamakura-Periode unternahm Kublai Khan zwei Invasionsversuche. Er wurde jedoch von später als göttlich interpretierten Taifunen (神風 Kamikaze, Götterwind) abgewehrt.
Muromachi-Epoche (13381573)
Die mächtigen unabhängigen Daimyō unterhielten ihre eigenen Armeen. Das Shogunat verlor die Kontrolle, und die „Zeit der streitenden Reiche“ (戦国時代 sengoku jidai) begann.
Sengoku-Epoche (14771603)
Die drei Reichseiniger (Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi, Tokugawa Ieyasu) beendeten in der Azuchi-Momoyama-Epoche (1568 bis 1603) den über 100-jährigen Bürgerkrieg.
Edo-Ära (1603 – 1867)
In der Edo-Periode schottete sich Japan vom Rest der Welt ab. Die Tokugawa-Familie behielt für über 250 Jahre die Kontrolle über die anderen Daimyō. 1854 segelte US-Admiral Matthew Perry mit seiner Flotte von vier Kriegsschiffen unbehelligt in den Hafen von Tokio, um einen Brief des US-Präsidenten Millard Fillmore zu übergeben, in dem dieser die Tokugawa-Regierung zum offenen Handel mit den USA auffordert. Die Leichtigkeit, mit der Perry in den Hafen einlaufen konnte, offenbarte die Schwäche des Tokugawa-Regimes. Dies führte zu einem Aufstand regionaler Herrscher und mündete letztlich in eine Wiedereinsetzung des Kaisers, der allerdings wenig reale politische Macht erhielt.
Japanische Mutter mit Zwillingen, 1917
Meiji-Ära (18681912)
Die Reform des Kaiserhauses unter dem Meiji-Tennō ab 1868 (Meiji-Restauration und Moderne) beendete die Zeit des Kriegeradels und läutete die Moderne ein. Das Land erhielt eine moderne Verfassung und ein Parlament, so dass Japan eine konstitutionelle Monarchie wurde.
Commons: Category:Japanese history – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Taishō-Ära (1912 – 1926)
Im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) stand Japan auf Seiten der Alliierten. Die Taishō-Ära war durch kulturelle Dynamik und wirtschaftlichen Aufschwung gekennzeichnet. Es war auch eine Zeit der demokratischen Experimente mit einem parlamentarischen System. Letztendlichst scheiterte die Demokratie durch Instabilität (ähnlich wie in Deutschland während der Weimarer Republik). Das Militär übernahm die effektive Kontrolle und läutete die Shōwa-Ära ein.
Shōwa-Ära (1926 – 1989)

1931 Besetzte Japan den Nordosten Chinas und gründete 1932 den abhängigen Staat Mandschuko (Mandschurei).
1937 attackierte Japan China und begann damit den Zweiten Weltkrieg in Asien
Im Dezember 1941 griffen japanische Truppen den US-Stützpunkt Pearl Harbor im Pazifik an und forderte so die USA heraus. Damit weitete sich der Zweite Weltkrieg auf den Pazifischen Ozean aus. Nicht nur in China, sondern auch in den anderen japanisch besetzten Gebieten Südostasiens geschahen Kriegsverbrechen. 1945 näherten sich die alliierten Truppen den japanischen Inseln, doch besonders auf den kleineren Inseln tobten noch heftige Kämpfe. Der Kaiser und das Parlament wollten nicht kapitulieren. Am 6. August 1945 warfen die US-Amerikaner eine Atombombe über der Stadt Hiroshima und am 9. August eine weitere über Nagasaki ab. Unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe kapitulierte Japan bedingungslos. Noch heutzutage leiden viele Menschen und ihre Nachkommen unter den Folgen der Strahlenkrankheit.

Heisei-Ära (1989 – heute)
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich das Land zu einer starken Wirtschaftsmacht und zu einem modernen Industriestaat, wovon vor allem die Automobilindustrie und die Computertechnik profitierten.


Religion

In Japan haben immer mehrere religiöse Glaubensformen nebeneinander bestanden. Die wichtigsten sind der Shinto, der sich von der japanischen Urreligion herleitet, und der Buddhismus, der Japan im 5. oder 6. Jh. erreichte. Daneben gab es chinesische Einflüsse durch Taoismus und Konfuzianismus, die von Shinto und Buddhismus aufgenommen und integriert wurden. Heute gehören die meisten Japaner beiden Hauptreligionen an, daher kann man die religiöse Grundeinstellung in Japan als synkretisch bezeichnen. Das Christentum spielt in der Geschichte Japans nur eine untergeordnete Rolle. Seit dem 2. Weltkrieg herrscht eine besonders große religiöse Toleranz in Japan: Um die 180.000 Religionsgemeinschaften werden als staatlich anerkannt angegeben.

siehe Hauptartikel: Religion in Japan


Politik

Die Parteien und ihre Geschichte

Parteien ab 1874

Nach der Meiji-Restauration beginnen sich die ersten politischen Parteien zu formieren, die zu Beginn allerdings über wenig Einfluss verfügen. Dies ändert sich erst, als am 1. Juli 1890 die Wahlen zum ersten Parlament Japans stattfinden, die zugleich die ersten Wahlen in einem asiatischen Land sind. Die älteste politische Partei Japans ist die Öffentliche Gesellschaft von Patrioten (Aikoku Koto), die 1874 gegründet wird und deren erste politische Forderung die Errichtung einer repräsentativen Gesetzgebung ist. Kurze Zeit später wird 1881 die Liberale Partei (Jiyuto) gegründet, die eine Vorgängerin der nach dem 2. Weltkrieg dominierenden LDP ist. Wegen des im Vorfeld des Ersten Weltkriegs aufkeimenden Militarismus wird die Parteienlandschaft jedoch sukzessive wieder zerstört und weicht am Ende einer nationalen Einheitspartei, die einer Militärdiktatur untersteht. Von 1874 bis zur Auflösung aller Parteien im Jahr 1940 gibt es insgesamt 63 Parteien.

Der Einfluss der Parteien im japanischen Parlament ist bis 1918 eher gering, da die Zustimmung des Parlaments nur auf wenige Bereiche, z. B. die Verabschiedung des Haushalts, beschränkt ist und die Regierung außerparlamentarisch durch die herrschenden Oligarchen festgelegt wird. Dies ändert sich erst im Zeitraum 1918-1932, in der sogenannten Taisho-Demokratie. In dieser Zeit werden die Regierungen erstmals mit den Führern der im Parlament vertretenen Parteien besetzt, um die Kooperation des Parlaments mit der Regierung zu stärken.

Parteien von 1946 bis 1955

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis 1955 ist eine Phase der Konsolidierung der Parteienlandschaft, die den Zusammenschluss alter Parteien und die Gründung neuer mit sich bringt. Zu Beginn dieser Phase gibt es zwei größere konservative Parteien, zwei sozialistische Parteien, eine neuzugelassene kommunistische Partei (Japan Communist Party, JCP) sowie diverse Randparteien. Diese Entwicklung wird begünstigt durch ein Verhältniswahlrecht, das 1946 einmalig benutzt wird. Schon 1947 ändert sich dies, als wieder ein Mehrheitswahlrecht (das so genannte Single non-transferable vote) eingeführt wird.

Die JCP strebt lange Zeit eine "demokratische Revolution des Volkes und eine anschließende sozialistische Revolution" an und vertritt auch eine radikal pazifistische Politik, die unter anderem die Forderung nach einer parlamentarischen Republik an Stelle der konstitutionellen Monarchie einschließt. (Im Jahr 2004 revidiert die JCP auf ihrem 23. Parteitag jedoch große Teile ihres Parteiprogramms und bekennt sich zu den japanischen Streitkäften, zum militärischen Bündnis mit den USA sowie zur japanischen Verfassung und damit auch zum Kaiser.)

Im Oktober 1955 schließen sich die beiden sozialistischen Parteien zur JSP (Japan Socialist Party) zusammen. Nur einen Monat später finden sich auch die Liberal Party und die Democratic Party zusammen und gründen die größte japanische Partei, die konservative Liberaldemokratische Partei (自由民主党 Jiyūminshutō, LDP - Liberal Democratic Party).

Parteien von 1955 bis 1992

Im Jahr 1960 steht der bilaterale Sicherheitsvertrag zwischen den USA und Japan zur Erneuerung an. Gegen diese Verlängerung gibt es in Japan starke Proteste, die vor allem von der JCP angeführt werden, aber im gesamten linken politischen Spektrum ihre Unterstützung finden. Eine wichtige Konsequenz dieses Streits ist die Abspaltung der DSP (Democratic Socialist Party). Die DSP verfolgt in der Zukunft im wesentlichen die Ziele der JSP, mit zwei wichtigen Ausnahmen: Sie befürwortet einerseits den Sicherheitsvertrag mit den USA und zum anderen eine Interpretation der Verfassung, nach der Streitkräfte für rein defensive Zwecke gebildet werden dürfen.

Eine weitere Neugründung gibt es im Jahr 1964, als die CGP (Clean Government Party - Komeito) gegründet wird. Die CGP gilt als politischer Arm der buddhistischen Organisation Soka Gakkai. Programmatischer Inhalt der Partei ist der humanitäre Sozialismus mit einer strikten Abgrenzung gegenüber den Kommunisten.

Von 1976 bis 1986 besteht der New Liberal Club (NLC), der eine Abspaltung von jungen, städtischen LDP-Mitgliedern darstellt, welche aufgrund von Skandalen die Partei verlassen und eine Reform des Wahlrechts sowie der Wahlkampffinanzierung fordern.

Parteien ab 1992

Nach 38 Jahren Alleinherrschaft verliert die LDP im Sommer 1993 aufgrund zahlreicher politischer Skandale und Abspaltungen durch eine verlorene Vertrauensabstimmung ihre absolute Mehrheit und somit die Regierung. Die darauffolgenden Wahlen bringen erhebliche Veränderungen und eine Regierung unter Ministerprädisent Morihiro Hosokawa (JNP - Japan New Party) mit sich, die von allen Parteien außer den Kommunisten und der LDP gestützt wird.

Wesentlicher Punkt dieser Koalition ist eine Reform des Wahlrechts, das nach damaliger Meinung zur Alleinherrschaft der LDP führe und Probleme wie Korruption mit sich bringe. Ironischerweise ist die Koalition bei der Wahlrechtsreform auf die Stimmen der LDP angewiesen, da die JSP sich nicht mit den Vorschlägen einverstanden erklärt. An der nächsten Aufgabe, der Steuerreform, zerbricht die Koalition wegen des Rückzugs der 70 JSP-Mitglieder nach nur 8 Monaten endgültig. Nach einer zweimonatigen Minderheitenregierung mit Tsutomo Hata (JRP - Japan Renewal Party) kommt es dann zu einer bis dato nicht erwarteten Koalition: Die LDP bildet zusammen mit ihrem alten Rivalen, der JSP, eine Koalition, in welche auch noch die NPH (New Party Harbinger) integriert wird. Mit Tomiichi Murayama wird erstmals seit 1947 wieder ein Mitglied der JSP Ministerpräsident. 1996 wird diese Regierung vom LDP-Vorsitzenden Ryutaro Hashimoto abgelöst. Danach folgen mehrere kurzlebige LDP-geführte Regierungen unter Keizo Obuchi und Yoshiro Mori. 2001 wird dieser wiederum von seinem LDP-Nachfolger und amtierenden Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi beerbt.

Anfang der 1990er Jahre ändert die JSP ihren Namen in Social Democratic Party of Japan.

Im Dezember 1994 schließen sich JRP, JNP, CGP, DSP und einige Splittergruppen zu der neuen NFP (New Frontier Party) zusammen. Die NFP existiert jedoch nur bis 1997 und zerfällt dann wieder in verschiedene Gruppierungen: Die ehemalige CGP reüssiert als New CGP (New Komeito), einige Anhänger des NFP-Gründers schließen sich zur Liberal Party zusammen, und einige treten der LDP bei. Im Früjahr 1998 treten die verbliebenen Mitglieder der NFP der DP (Democratic Party - 民主党 Minshutō) bei.

Insgesamt bringt die Wahlrechtsreform von 1993 eine erhebliche Änderung im Parteiensystem mit sich, ohne allerdings eine abschließende Bewertung dieser Änderungen zu erlauben.

Verfassung

Die geltende japanische Verfassung wurde am 3. November 1946 verkündet und trat am 3. Mai 1947 in Kraft. In ihr verpflichtet sich das japanische Volk den Idealen des Friedens und der demokratischen Ordnung.

Der Kaiser, in Japan Tennō (jap. 天皇 tennō, "Kaiser des Himmels" oder sumera-mikōtō "Himmlischer Herrscher") genannt, wird als Symbol des Staates und der Einheit des Volkes hervorgehoben, die souveräne Macht liegt aber alleine beim Volk.

In der Verfassung wird Krieg als souveränes Recht abgelehnt, auch die Androhung militärischer Gewalt als Mittel zur internationalen Konfliktlösung ist verboten. Weiterhin wird die Unverletzlichkeit der Menschenrechte betont.

Das frühere Oberhaus (貴族院 Kizokuin, auch bekannt als Herrenhaus), dem vor der Verfassung von 1947 nur Mitglieder des Adels angehören, wird dem Repräsentantenhaus klar untergeordnet und wie dieses demokratisch gewählt. Die Exekutive liegt beim Kabinett (内閣 Naikaku) und dem Ministerpräsidenten (内閣総理大臣 Naikaku sōri daijin), das dem Parlament (Abgeordnetenhaus und Oberhaus) verantwortlich ist.

Gesetzgebung

Das Parlament (国会 Kokkai, auch Reichsversammlung oder Reichstag) ist das höchste Organ der Staatsgewalt und die einzige gesetzgebende Körperschaft Japans. Es besteht aus dem nach den Reformen im Jahr 1994 nur noch 500 Parlamentariern umfassenden Abgeordnetenhaus (衆議院 Shūgi-in, auch Haus der Repräsentanten) und dem Oberhaus (参議院 Sangi-in, auch Haus der Räte) mit 252 Sitzen. Von den 480 (bis 1996 500) Sitzen des Abgeordnetenhauses werden 300 in Ein-Mandat-Wahlkreisen nach dem Mehrheitswahlrecht und 180 in 11 regionalen Distrikten (bis 1996 200 landesweit) nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Passives Wahlrecht für das Abgeordnetenhaus erhalten alle Männer und Frauen mit dem vollendeten 25. Lebensjahr, für das passive Wahlrecht im Oberhaus muss das 30. Lebensjahr vollendet sein. Wahlberechtigt sind alle japanischen Männer und Frauen mit vollendetem 20. Lebensjahr.

Präfekturen

Japan ist ein zentralistischer Staat, der lediglich klar umrissene Aufgaben an die 47 Präfekturen zur Durchführung weitergibt. Innerhalb dieser Aufgaben sind die Präfekturen zwar relativ autonom, allerdings immer weisungsgebunden gegenüber der Zentralregierung und auch auf die Finanzierung durch den Zentralstaat angewiesen.

Die 47 Präfekturen gliedern sich in Großstädte sowie Kleinstädte und Dörfer, die kommunale Ebene. Einzige Ausnahme ist die Präfektur Tokio, die in die 23 zentralen Stadtbezirke zum einen sowie umliegende Kleinstädte und Dörfer zum anderen aufgeteilt ist. Die Präfekturen sind in Größe und Bevölkerungsdichte sehr unterschiedlich. Die meisten entfallen auf die Hauptinsel Honshū, während beispielsweise die zweitgrößte Insel Hokkaidō nur eine einzige Präfektur hat. Innerhalb der präfekturalen und der kommunalen Ebene gibt es – im Gegensatz zum nationalen Parlamentarismus – ein präsidentielles System, innerhalb dessen einerseits die Regierungs- und Verwaltungschefs und andererseits die Gemeindeversammlungen und Präfekturparlamente autonom gewählt werden.

Außenpolitik

Die nördlich von Japan liegenden Südkurilen sind seit 1945 von der Sowjetunion (ab 1990 vom Nachfolgestaat Russland) besetzt, werden aber von Japan beansprucht. Dieser Konflikt ist ein andauerndes Problem in den japanisch-russischen Beziehungen.

Die Wunden, die die japanische Besetzung Koreas und großer Teile Chinas vor und während des Zweiten Weltkrieges schlug, sind bis heute kaum aufgearbeitet. Gleichzeitig bedingt das ökonomische Gefälle neue Animositäten (chinesische Gastarbeiter in Japan, reiche japanische Touristen). Die enge ökonomische Verflechtung und das Weltinteresse an einem Frieden in der Region verhindern tatsächliche kriegerische Konflikte; stattdessen flammen immer wieder symbolische Krisen auf.

Gemäß der Verfassung hielt sich Japan lange Zeit aus sämtlichen internationalen bewaffneten Konflikten heraus und forcierte stattdessen eine auf Freihandel ausgerichtete multilaterale Handelspolitik. Im Januar 2004 stimmte das Parlament jedoch zum ersten Mal seit 1945 der Entsendung japanischer Soldaten in ein fremdes Land zu, nämlich in den Irak. Während Ministerpräsident Koizumi darin einen Beweis für die engen freundschaftlichen Beziehungen zu den USA sieht, betrachten viele Japaner das als Verfassungsbruch.

Militär

Die Aufstellung von Militär ist laut Artikel 9 der Verfassung verboten. Daher wurden zur Landesverteidigung die Selbstverteidigungsstreitkräfte aufgestellt.

Momentan zeichnen sich aber Absichten ab die Verfassung zu ändern, so dass Japan wieder eine Offensivarmee führen kann. Dies ist hauptsächlich eine Folge der jüngsten Streitigkeiten zwischen China und Japan. Der 9. Artikel der japanischen Verfassung wurde bereits durch den Truppeneinsatz in Irak und die Einbindung Taiwans in den Verteidigungspakt zwischen USA und Japan unterwandert. Als eine Konsquenz daraus wird momentan versucht, die Verfassung an die gegebene politische Lage anzupassen.

Regionen

Japan ist in acht Regionen eingeteilt: Hokkaidō, Tōhoku, Kantō, Chūbu, Kansai, Chūgoku, Shikoku und Kyūshū. Diese beruhen größtenteils auf historischen Einteilungen.

Siehe auch: Regionen Japans

Wirtschaft

Japan ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde.

Der Export im Jahr 2003 betrug 363 Milliarden Euro. Damit liegt Japan auf Platz 3 der exportstärksten Länder hinter Deutschland auf Platz 1 und den USA auf Platz 2.

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Industrie, eine starke "Arbeitermentalität", die Beherrschung von Hightech, ein großes Augenmerk des Staates auf Ausbildung und ein vergleichsweise geringes Verteidigungsbudget (1 % des Bruttoinlandproduktes) haben Japan geholfen, binnen kurzer Zeit hinter den USA und der EU die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt zu werden. Spektakulär: über drei Jahrzehnte hinweg hatte Japan nur Wirtschaftswachstum zu verzeichnen: ein Durchschnitt von 10 % in den 1960ern, durchschnittlich 5 % in den 1970ern, und 4 % Wirtschaftswachstum in den 1980ern. Erst in den 1990ern wurde das Wirtschaftswachstum durch die Spätfolgen von Fehlinvestitionen während der späten 1980er stark gebremst. Staatliche Versuche zur Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums haben zu kleinen Erfolgen geführt und wurden später während der Jahre 2000 und 2001 durch eine Verlangsamung der amerikanischen und asiatischen Märkte gehemmt.

Das Regierungskabinett um Junichiro Koizumi hat Gesetze zur globalen Privatisierung erlassen (teilweise vergeblich) und mit der Erlassung von Gesetzen zur Kontrolle von ausländischen Investoren versucht, die noch schwächelnde japanische Wirtschaft anzuregen. Obwohl bereits einige dieser Gesetze erlassen wurden, hat die Wirtschaft noch nicht reagiert, und die alternde japanische Bevölkerung soll nun die japanische Wirtschaft ankurbeln.

Ein derzeit großes Problem Japans ist die Arbeitslosigkeit. Experten der japanischen Wirtschaft geben sie mit vier Millionen an, während die Dunkelziffer bei rund 10 Millionen Arbeitslosen liegen soll. Grund der latenten Arbeitslosigkeit sind der Unkündbarkeitsstatus vieler nicht mehr benötigter Angestellter sowie der für eine freie Marktwirtschaft sehr starke Eingriff des Staates in die Wirtschaft, der unter anderem ABM-Stellen beinhaltet.

Kultur

Weitere Themen

Literatur

  • Coulmas, Florian: Die Kultur Japans, C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50916-9
  • Dambmann, Gerhard: Gebrauchsanweisung für Japan, Piper 2002, ISBN 3-492-27513-3
  • Derichs, Claudia, Heberer, Thomas (Hrsg.): Einführung in die politischen Systeme Ostasiens, Leske + Budrich, Opladen 2003, ISBN 3-8252-8233-3
  • Neumann, Christoph: Darum nerven Japaner. Der ungeschminkte Wahnsinn des japanischen Alltag, Eichborn, Frankfurt a.M. 2002, ISBN 3-821-83594-X
  • Pohl, Manfred: Japan, Beck (Beck'sche Reihe Länder), München 2002, ISBN 3-406-48104-3
  • Thomas, Gothild und Kristina: Reisegast in Japan,Iwanowski's Reisebuchverlag, Muenchen 2001, ISBN 3-923975-82-1
  • Mayer, Hans Jürgen / Pohl, Manfred (Hrsg.): Länderbericht Japan, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998, ISBN 3534127439

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