Lauterbach (Hessen)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 38′ N, 9° 24′ O keine Zahl: 272–499 | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Vogelsbergkreis | |
Höhe: | 272–499 m ü. NHN | |
Fläche: | 102 km2 | |
Einwohner: | 14.173 (31. Dez. 2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 139 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 36341 | |
Vorwahlen: | 06641, 06638 Wallenrod | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 35 011 | |
Stadtgliederung: | 10 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 14 36341 Lauterbach | |
Website: | www.lauterbach-hessen.de | |
Bürgermeister: | Rainer-Hans Vollmöller (CDU) | |
Lage der Stadt Lauterbach (Hessen) im Vogelsbergkreis | ||
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Lauterbach ist die Kreisstadt des Vogelsbergkreises in Osthessen (Deutschland). Der Ortsname steht in Verbindung mit dem Flüsschen Lauter, das durch die Stadt fließt.
Geografie
Lauterbach liegt am nordöstlichen Rand des Vogelsbergs ca. 25 km nordwestlich von Fulda.
Nachbargemeinden
Lauterbach grenzt im Norden an die Stadt Grebenau, im Nordosten an die Stadt Schlitz, im Osten an die Gemeinde Wartenberg, im Süden an die Stadt Herbstein, sowie im Westen an die Gemeinden Lautertal und Schwalmtal.
Stadtgliederung
Die Stadt besteht aus den Stadtteilen Allmenrod, Blitzenrod, Frischborn, Heblos, Maar, Reuters, Rimlos, Rudlos, Sickendorf, Wallenrod und Wernges.
Geschichte
Wie viele Orte, die einen „Bach" enthalten, wurde Lauterbach in der fränkischen Rodungs- und Siedlungszeit (400-800 n. Chr.) gegründet. 812 wurde es erstmals in der Marktbeschreibung der Kirche von Schlitz erwähnt. Im Mittelalter gehörte Lauterbach zum großen Territorium des Klosters Fulda. Seit dem 12. Jahrhundert besaßen die Grafen von Ziegenhain die Stadt als fuldisches Lehen. Am 16. März 1266 verlieh Bertho II. von Leibolz, Abt zu Fulda, Lauterbach die Stadtrechte, womit der Bau der Burg und der Stadtmauer verbunden war.
Die Besitzverhältnisse an der Stadt waren in der Folge äußerst kompliziert, mehrere Male wurde Lauterbach verpfändet.

Im 15. und 16. Jahrhundert versuchte das Adelsgeschlecht der Riedesel – diesem gehörte bereits ein großer Teil des Umlands – Lauterbach in seinen Besitz zu bekommen. Hierdurch kam es zu ernsten Auseinandersetzungen mit der Abtei Fulda um den Besitz der Stadt. Der endgültige Bruch mit Fulda kam durch die Einführung der Reformation unter Hermann II. Riedesel im Jahr 1526.
Erst durch einen Vertrag aus dem Jahr 1684 wurde Lauterbach offiziell als Lehen den Riedeseln übertragen. Die Herrschaft der Riedesel bestand als selbständiger Kleinstaat bis 1806 (siehe Mediatisierung). Seitdem gehörte Lauterbach zum Großherzogtum Hessen. 1852 wurde Lauterbach Kreisstadt des gleichnamigen, neu gegründeten Landkreises, der 1972 im Vogelsbergkreis aufging.
Mit der Gebietsreform im Jahre 1972 wurden die aus den im Kapitel Stadtgliederung genannten Orte Lauterbacher Stadtteile.
Politik
Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung Lauterbach zählt 37 Stadtverordnete. Die Sitzverteilung stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 26. März 2006 wie folgt dar:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 39,0 | 14 | 37,2 | 14 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 38,3 | 14 | 38,6 | 14 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 6,7 | 3 | 5,3 | 2 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 8,2 | 3 | 6,8 | 3 |
FW | Freie Wähler | 7,8 | 3 | 12,1 | 4 |
gesamt | 100 | 37 | 100 | 37 | |
Wahlbeteiligung in % | 50,3 | 56,3 |
Der Magistrat besteht aus 9 Stadträten und dem Bürgermeister. Davon entfallen 3 Sitze auf die SPD, 3 Sitze auf die CDU und je ein Sitz auf die FW, FDP und die Grünen.
Der Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller (CDU) ist seit dem 1. Oktober 1996 im Amt. Am 28. April 2002 wurde er mit einem Stimmenanteil von 55,5 % wieder gewählt, am 27. Januar 2008 wurde er mit 60,3 % erneut bestätigt.
Wappen

Blasonierung: „In Blau mit goldenen Lilien bestreut ein linksschauender Ritter in silberner Rüstung, mit der Rechten auf ein silbernes Schwert gestützt dabei einen gotischen Schild haltend, darin in Rot aus einem grünen Dreiberg wachsend drei gestielte silberne Lilien, in der Linken an silberner Lanze eine Turnierfahne in den Schildfarben.“ Die Stadtfarben sind „blau–weiß–gold“.

Bedeutung: Das Wappen verdeutlicht den Jahrhunderte langen Einfluss von Abtei und Bistum Fulda auf die Stadt. - Der Ritter ist der Ritterheilige Simplicius, dessen Reliquien von Bonifatius von Rom nach Fulda gebracht wurden.
Die drei Lilien im kleinen Schild und in der Fahne des Ritters versinnbildlichen Simplicius mit seinen zwei Geschwistern Faustinus und Beatrix. Der rote Hintergrund steht für den Märtyrertod, den sie gestorben sind (übernommen aus dem Wappen der Stadt Fulda).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke



- Ankerturm:
- Einziger erhaltener Turm der ehemaligen Stadtmauer und Wahrzeichen der Stadt, an welchem die Ankertreppe beginnt. Sie führt aufwärts vom Graben (einem alten Fachwerkensemble) zum Marktplatz. Die Bezeichnungen Ankerturm und -treppe stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die älteren Namen 'Portturm' und 'Porttreppe' sind ebenfalls noch im Sprachgebrauch. Der Beobachtungs- und Wehrturm diente zeitweise auch als Gefängnis. Wo früher ein offener Rundgang die Turmspitze bildete, besteht heute ein Fachwerkaufsatz.
- Ev. Stadtkirche:
- Die im Äußeren barocke und im Inneren rokoko erbaute Kirche wurde 1768 eingeweiht, Turmbau 1820. Der Doppelflügel-Marienaltar, der sich jetzt im Hohhausmuseum befindet, stammt aus der gotischen Vorgängerkirche. Um 1400 entstandene steinerne Madonna, Weigle-Orgel von 1906 wurde 1973 von Hillebarnd erweitert. Fünf Glocken hängen im Turm: 1. Elferglocke (es1 von 1699), 2. Bürgerglocke (f1 von 1699), 3. Riedesel-Gedächtnis-Glocke (g1 von 1950), 4. Vaterunserglocke (b1 von 1950) und 5. Sturmglocke (as2 von 1752).
- Schrittsteine:
- Wo Steinquader heute an einer seichten Stelle die Überquerung der Lauter zu Fuß ermöglichen, soll bereits 1596 ein ähnlicher Übergang bestanden haben. Früher dienten die Schrittsteine vor allen Dingen als Abkürzung, um einen zentralen Trinkwasserbrunnen zu erreichen.
- Schloss Eisenbach in Lauterbach Frischborn:
- Heute noch bewohntes Hauptschloss der Riedesel Freiherrn zu Eisenbach mit schönem Park, der zum Spazierengehn einlädt.
- Strolchdenkmal:
- Aus Bronze gefertigt, im Flussbett der Lauter errichtet und am 30. April 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt, stellt es den Lauterbacher Strolch, ein 1905 kreiertes Wahrzeichen dar. Das Denkmal zeigt einen lockigen Jungen, der zwar mit Regenschirm, aber einem nackten Fuß unterwegs ist. Seine Entstehung verdankt der „Strolch“ dem Lauterbacher Strumpflied („In Lauterbach hab' ich mein' Strumpf verlor'n“). Das Bild wurde entworfen von dem Frankfurter Maler Julius Simon und 1904 überarbeitet von Professor Schulz. Es hieß zunächst Lauterbacher Junge. Heute werden Käseprodukte mit diesem Bild und dem Titel Der kleine Strolch verkauft.[1]
- „Lauterbacher Strolch" war zugleich auch Markenname und -zeichen des ersten deutschen Camemberts, der früher in Lauterbach hergestellt wurde.
- Ein in der jetzigen Form 1907 errichteter Aussichtsturm, der am Rand der Stadtgemarkung steht.
- Schloss Sickendorf in Lauterbach Sickendorf:
- Das Schloss mit Schlosspark des ehemaligen riedeselschen Hofgutes brannte 1882 nieder. 1886 entstand ein Neubau. Heute ist das Schloss Sitz des Golfclub Lauterbach e. V. Der in der Nähe des Schlosses gelegene Golfplatz hat eine Fläche von über 100 Hektar. Der Platz hat eine Driving Range, ein 6-Loch-Übungsplatz sowie eine großzügige 18-Loch-Anlage zu bieten.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Der „Prämienmarkt“ wird am Tag vor Fronleichnam gefeiert, er ist Oberhessens größtes Volksfest. Seitdem die Stadt Lauterbach im Jahre 1266 Stadt- und Marktrechte erhielt, wird das Fest jährlich abgehalten. Der Markt besteht aus einer großen Tierschau mit Viehprämierung, Krämermarkt, Vergnügungspark und vielen Marktständen in der Innenstadt. Der „Vergnügungspark“ steht den Bürgern Lauterbachs eine ganze Woche zur Verfügung.
- Die „Romantische Nacht an der Lauter“ findet am ersten Samstag im Juli statt. Rund um die Lauter werden außer Musik, ausgefallenen kulinarischen Spezialitäten auch Attraktionen wie Lauterillumination, Wasserspiele und Schiffsmodellbaufahren auf der Lauter geboten.
- Das „Lauterbacher Stadtfest“ findet jährlich immer am zweiten Wochenende im September statt. In diesem Rahmen werden auch ein Oldtimer-Treffen und der „Töpfermarkt“ veranstaltet. Auf dem Platz vor dem „Goldenen Esel“ versammeln zahlreiche Töpfer aus dem In- und Ausland. Der Töpfermarkt ist überregional bekannt und ist ein Handwerksmarkt, auf dem nur Töpfer zugelassen werden, die Produkte aus ihrer eigenen Werkstatt präsentieren. Auf dem Fest werden von örtlichen Vereinen Spezialitäten wie zum Beispiel „Salzekuche“, „Beutelches“, „Blutkuche“, „Kartoffelworscht“, Solper mit Kraut und Bauernbrot angeboten.
- Der „Herbstmarkt“ wird jährlich am ersten Sonntag im November veranstaltet. Markthändler aus ganz Deutschland und die geöffneten Geschäfte des Einzelhandels in der Innenstadt bieten vielfältige Einkaufs- und Informationsmöglichkeiten. In der Adolf-Spieß-Halle findet in diesen Rahmen der Kunsthandwerker- und Brauchtumsmarkt statt.
- Die „Pfingstmusiktage“ beginnen jährlich am Pfingstsamstagmorgen und enden am Abend des Pfingstmontags. Besucher des Festes sind meistens musikalisch interessierte Menschen aus dem In- und Ausland.
- Der Lauterbacher Weihnachtsmarkt findet jährlich auf dem Berliner Platz zur Weihnachtszeit statt.
- Am Heilig-Abend findet auf dem Turm der Evangelischen Stadtkirche das "Christkindwiegen" statt.
- Auf dem Wochenmarkt werden jeden Donnerstag auf dem Marktplatz frisches Obst, Gemüse und andere Waren angeboten.
Bildergalerie
- Impressionen aus Lauterbach
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Der Lauterbacher Strolch und die Sage vom „verlorenen Strumpf“
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Hinweis auf Simplicius
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Lauterbacher Schloss
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Blick vom Schlosshof zur Kirche. Rechts der barocke Röhrenbrunnen.
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Evangelische Stadtkirche (1763-1767)
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Rathaus der Stadt
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Geburtshaus von Adolf Spieß
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Löwendenkmal von Ludwig Habich
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Schloss Eisenbach bei Lauterbach
Kulinarische Spezialitäten
- „Lauterbacher Bier" wird seit 1527 als das älteste Bier Hessens gebraut.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ortsansässige Unternehmen
- Lauterbacher Burgbrauerei
- R.&M. Wegener – Älteste Hutfabrik Deutschlands
- STI - Gustav Stabernack GmbH - Verpackungen und Verkaufsdisplays
Verkehrsanbindung
Durch die Stadt führen die Bundesstraßen 254 und 275, über die Lauterbach von den Bundesautobahnen 7 und 5 erreichbar ist.
Mit der Bahn ist Lauterbach über die Vogelsbergbahn Fulda – Gießen durch den Bahnhof Lauterbach (Hess) Nord erreichbar. Ein weiterer Haltepunkt befindet sich im Stadtteil Wallenrod.
Lauterbach ist Ausgangspunkt des Vulkanradwegs auf der ehemaligen Bahnstrecke Stockheim - Lauterbach. Es besteht auch Anschluss an die Hessischen Radfernwege R2 und R7.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1738, 3. Juni, Friedrich Adolf Riedesel, † 6. Januar 1800 in Braunschweig, General, der die britischen Truppen während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges unterstützte
- 1804, Eduard Christian Trapp, † 1854 in Bad Homburg, Balneologe
- 1810, 3. Februar, Adolf Spieß, † 9. Mai 1858 in Darmstadt, Begründer des Schulturnens in Deutschland
- 1899, 29. September, Fritz Selbmann, † 26. Januar 1975 in Berlin, Schriftsteller, Minister und Parteifunktionär in der DDR
- 1926, 2. September, Erich Selbmann, † 29. April 2006 in Berlin, Sohn von Fritz Selbmann, Journalist
- 1929, 27. März, Fritz Eisel, Maler
- 1929, 20. August, Prof. Dr. Karl-August Helfenbein, Studienrat im Hochschuldienst an der Universität Gießen und seit 1974 Professor für Erziehungswissenschaften
- 1945, 8. September, Klaus Böger, Politiker (SPD), Senator des Landes Berlin für Bildung, Jugend und Sport (1999 bis 2006)
- 1951, 18. November, Kurt Wiegel, Politiker (CDU), direkt gewählter Abgeordneter im Hessischen Landtag (2003 bis 2008 sowie seit 2009)
- 1962, 9. März, Carsten Kühl, Politiker SPD, seit Sommer 2009 Finanzmininster des Bundeslandes Rheinland-Pfalz
Persönlichkeiten, die in Lauterbach gelebt haben
- Wolfgang Gerhardt (* 31. Dezember 1943), vormals Partei- und Fraktionsvorsitzender der FDP, lebte über viele Jahre hinweg in Lauterbach
- Fritz Geißler (1903–1960, FDP), Bürgermeister von Lauterbach von 1948 bis 1954
- Peter Andreas Grünberg (* 18. Mai 1939 in Pilsen), Nobelpreisträger für Physik im Jahre 2007, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Lauterbach. 1959 machte er sein Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium.
- Volker Jung (Theologe) (*22. Januar 1960), Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, wirkte in Lauterbach von 1997 bis 2008 als Pfarrer und Dekan für das Dekanat Vogelsberg
Einzelnachweise
- ↑ Fuldaer Zeitung, 24.12.2008, Lokalteil S.18
Weblinks
- Internetseite der Stadt Lauterbach
- Bilder und Informationen über Lauterbach, Kreisstadt des Vogelsbergkreises