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Schmalspurbahn Zittau–Heřmanice

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Zittau–Reichenau (Sachs)–Hermsdorf (b Friedland)
Streckennummer:sä. ZH
Kursbuchstrecke (DB):160f (1944)
Streckenlänge:15,73 km
Spurweite:750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 36 
Minimaler Radius:75 m
Streckengeschwindigkeit:25 km/h
0,008 Zittau
Kreuzung
Liberec–Zittau (vorm. Zittau-Reichenberger Eisenbahn)
Haltepunkt / Haltestelle
1,159 Zittau Haltepunkt
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
~1,6 Bahnhalt Neißebrücke
ehemalige Blockstelle
1,647 Abzw. Neißebrücke 235 m
Abzweig nach rechts
nach Kurort Oybin/Kurort Jonsdorf (vorm. ZOJE)
Abzweig nach rechts und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
1,85 Anschluss Schlachthof
Abzweig nach links und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
~2,5 Anschluss Zittwerke
2,720 Neißebrücke, seit 1945 Staatsgrenze Deutschland–Polen
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
2,93 Kleinschönau heute Sieniawka 231 m
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
5,42 Friedersdorf (b Zittau) heute Biedrzychowice Górne 254 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
7,65 Reibersdorf heute Rybarzowice 254 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
9,61 Wald-Bad Oppelsdorf heute Opolno Zdrój 246 m
Abzweig nach rechts und geradeaus (Strecke außer Betrieb)
Anschluss Kohlenbahn-AG Reichenau (Sachsen)
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
12,12 Reichenau (Sachs) heute Bogatynia 247 m
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
13,52 Markersdorf (b Reichenau Sachs) heute Markocice 260 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
14,71 Markersdorf (b Reichenau Sachs) Hp 279 m
Grenze (Strecke außer Betrieb)
Staatsgrenze PolenTschechien
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
15,73 Hermsdorf (b Friedland) heute Heřmanice u Frýdlantu 295 m
Strecke (außer Betrieb)
nach Friedland i.B. (vorm. Friedländer Bezirksbahn)

Die Schmalspurbahn Zittau–Hermsdorf war eine sächsische Schmalspurbahn in der Oberlausitz. Sie verlief von Zittau über Reichenau nach Hermsdorf in Böhmen und hatte dort Anschluss an die Linie Hermsdorf–Friedland der Friedländer Bezirksbahn. 1945 verblieb der größte Teil der Strecke auf nunmehr polnischem Territorium; der durchgehende Eisenbahnverkehr wurde eingestellt.

Geschichte

Aufgrund der bei Türchau und Reichenau angesiedelten Braunkohlegruben und der zahlreichen Industrie gab es seitens der sächsischen Staatsregierung die Überlegung, eine Bahn von Zittau nach Reichenau zu errichten, mit der auch der Kurort Bad Oppelsdorf bedient wurde. 1882 wurde dieser Vorschlag genehmigt.

Im November 1883 begannen die Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen mit dem Bau. Die Eröffnung der 13,72 km langen Strecke von Zittau über Reichenau nach Markersdorf fand am 11. November 1884 statt.

Am 27. November 1898 wurde mit einem Staatsvertrag zwischen Sachsen und Österreich die Weiterführung der Bahn nach Böhmen beschlossen.[1] Im Juli 1899 begann der Bau der Strecke bis zum Grenzbahnhof Hermsdorf in Böhmen. Auf der österreichischen Seite errichtete die Friedländer Bezirksbahn eine 10,78 km lange Anschlussstrecke nach Friedland. Diese Linie war die Einzige der k. u. k. Monarchie, welche in 750 mm Spurweite errichtet worden war. Der nur 2,2 km lange Streckenabschnitt von Markersdorf bis Hermsdorf wurde am 25. August 1900 eröffnet.

Der Bahnhof in Reichenau dient heute als Busbahnhof (2009)
Grenzbahnhof Hermsdorf (2009)

Zwischen den sächsischen und böhmischen Strecken fand allerdings nie ein durchgängiger Personenverkehr statt, sondern die Fahrgäste mussten in Hermsdorf stets zur Weiterfahrt umsteigen. Lediglich im Güterverkehr erfolgte nach einem Lokomotivwechsel eine Durchfahrt.

1921 wurde in Reichenau durch die Kohlenbahn-AG Reichenau (Sachsen) ein Abzweig von 4 km Länge nach Seitendorf geschaffen.

Die Höchstgeschwindigkeit betrug 20 km/h und die 15,7 km lange Strecke wurde in etwa 84 min bewältigt.

Durch die Grenzfestlegung an der Lausitzer Neiße lag der größte Teil der Bahnstrecke nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem nun unter polnische Verwaltung gestellten Gebiet. Deshalb endete am 22. Juni 1945 der durchgängige Eisenbahnverkehr, am 10. Dezember 1945 fuhr letztmals ein Sonderzug mit sowjetischen Offizieren. Auf deutscher Seite erfolgte noch 1945 im Grenzbereich ein Abbau der Gleisanlagen. Bis zum Jahre 1961 wurden die restlichen Anlagen im Stadtgebiet von Zittau noch als Anschlussgleis zum Schlachthof und einen Kohlenhandel genutzt und anschließend bis zum km 1,65, wo sich die Weichenanlage zur Oybiner Strecke befand, rückgebaut.

In Polen wurde 1951 der Zugverkehr zwischen Sieniawka (Kleinschönau) und Bogatynia (Reichenau) durch die Polnischen Staatsbahnen (PKP) als Bogatyńska Kolej Dojazdowa wieder aufgenommen. Die Strecke wurde mit der Kohlenbahn Bogatynia–Turoszów (Türchau) verbunden und zunächst als gemeinsame Strecke unter Kursbuchtabellennummer 274 betrieben. 1960 endete aufgrund der Verlängerung der Normalspurstrecke von Turoszów nach Bogatynia der Betrieb auf der ehemaligen Kohlenbahn. Um 1960 wurde der Personenverkehr auf dem Abschnitt Bogatynia–Markocice (Markersdorf) aufgenommen, aber bereits 1961 wurde der Betrieb der Bogatyńska Kolej Dojazdowa komplett eingestellt. Ein Rückbau der Gleisanlagen erfolgte nicht, jedoch wurde der Streckenabschnitt zwischen Sieniawka und Opolno Zdrój (Bad Oppelsdorf) seit den 1970er Jahren durch den Braunkohlentagebau Turów weggebaggert.

Friedländer Bezirksbahn

Siehe Hauptartikel: Schmalspurbahn Frýdlant–Heřmanice, Friedländer Bezirksbahn

Die Friedländer Bezirksbahn wurde 1924 verstaatlicht und in die Tschechoslowakische Staatsbahn eingegliedert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schmalspurbahn nach Hermsdorf am 22. September 1947 zunächst stillgelegt. Zur Bedienung des Steinbruches in Heřmanice wurde der Güterverkehr am 28. Mai 1951 wieder aufgenommen, ab 14. Juli 1957 verkehrten auch wieder Reisezüge. Am 13. Januar 1976 wurde der Verkehr endgültig eingestellt, die offizielle Stilllegung der Strecke erfolgte 1984. Die Gleise wurden 1997 abgebaut.

Einzelnachweise

  1. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 16. Februar 1899

Literatur

  • Gustav W. Ledig: Linie Zittau-Reichenau-Markersdorf in Die schmalspurigen Staatseisenbahnen im Königreiche Sachsen, S. 88 ff., Leipzig 1895. Reprint: Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1987, ISBN 3-7463-0070-3
  • Erich Preuß: Die Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn. transpress Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-71107-9