Oldenburgischer Landtag
Der Oldenburgische Landtag ist ein historisches Parlament und war von 1848 bis 1933 die Legislative des Landes Oldenburg.
Großherzogtum Oldenburg
Vom 26. April bis zum 13. Mai 1848 beriet ein nicht gewählter sondern von den Städten und Gemeinden beschickter Landtag aus 34 Abgeordneten über eine Verfassung für das Großherzogtum Oldenburg. Vom 1. September 1848 bis 1849 bestand der konstituierende Landtag (auch Vereinbarender Landtag genannt). Am 18. Februar 1849 stimmt der Landtag der Verfassung, dem "konstitutionellen Staatsgrundgesetz vom 18. Februar“ zu.
Der Landtag hatte Budgetrecht und das Recht zur Gesetzgebung. Auch waren völkerrechtliche Verträge zu genehmigen. Er wird alle 3 Jahre durch den Großherzog berufen. Dieser kann ihn frei vertagen oder auflösen. Löst der Großherzog den Landtag auf, so muss der neue Landtag spätestens binnen 5 Monaten einberufen werden.
Der Landtag bildet eine Kammer und bestand aus 34 durch indirekte Wahlen berufenen Abgeordneten:
- 26 für das Herzogtum Oldenburg
- 4 für das Fürstentum Lübeck
- 4 für das Fürstentum Birkenfeld
Der neu gewählte Landtag wurde jedoch bereits am 2. September 1849 aufgelöst, nachdem er dem Beitritt Oldenburgs zum Dreikönigsbündnis nicht zugestimmt hatte. Auch der zweite gewählte Landtag hatte eine kurze Lebensdauer.
Mit der Verfassungsänderung zum „Revidierten Staatsgrundgesetz für das Großherzogtum Oldenburg“ vom 22. November 1852 wird die Rolle des Landtags geschwächt. Auch die Änderung des Wahlrechtes spiegelt den Geist der Reaktionsära wider. Nach dem neuen Landtagswahlgesetz wird das Dreiklassenwahlrecht eingeführt.
Am 1. Januar 1868 tritt ein neues Landtagswahlgesetz in Kraft, mit dem das Dreiklassenwahl wieder abgeschafft wird. Die indirekte Wahl der Landtagsabgeordneten wird erst 1909 durch neues Wahlgesetz abgeschafft. 1911 wird der Landtag erstmals direkt gewählt.
Freistaat Oldenburg
Landesflagge | Landeswappen |
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Basisdaten | |
Sitz: | Oldenburg |
Wahlsystem: | Verhältniswahl mit geschlossenen Listen |
Anzahl der Stimmen: | 1 |
Rechenverfahren: | Hare-Niemeyer-Verfahren |
Anzahl der Wahlkreise: | 3 (Oldenburg, Lübeck und Birkenfeld) |
Wahlberechtigte: | zirka 293.000 (1919) bis 368.000 (1933) |
Legislaturperiode: | 3 Jahre |
Erste Sitzung: | 20. Februar 1919 |
Während der Zeit der Weimarer Republik wurde der Landtag des Freistaates Oldenburg nach demokratischem Prinzip auf drei Jahre gewählt. Die jeweiligen Landtagswahlen fanden in den Jahren 1919, 1920, 1923, 1925, 1928, 1931, 1932 und 1933 statt. Im Jahre 1933 wurde die letzte Sitzung des Landtages abgehalten, ehe er durch die Nationalsozialisten aufgelöst wurde.
Rechtsgrundlage und Aufbau
Gemäß Abschnitt 6 der Verfassung[1] des Freistaates Oldenburg vom 17. Juni 1919 bestand der Landtag aus maximal 48 Abgeordneten (39 aus Oldenburg, 4 aus Lübeck, 5 aus Birkenfeld), die nach dem Grundsatz der Verhältniswahl für eine Dauer der Wahlperiode von drei Jahren gewählt wurden. Mindestalter für das aktive Wahlrecht waren 21 Jahre und für das passive Wahlrecht 25 Jahre.
Seine Aufgaben waren die Gesetzgebung, die Überwachung der Staatsführung und Verwaltung, die Wahrnehmung des Budgetrechtes, die Wahl des Staatsministerium sowie gegebenenfalls der Ministeranklage.
Rechtsgrundlage für die Wahl des Landtags war das Landeswahlgesetz vom 30. Januar 1919.
Mit dem Gesetz über den Neuaufbau des Reichs vom 30. Januar 1934 wurde das Landesparlament aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde anstelle des Landes Oldenburg das Land Niedersachsen errichtet. Dessen Landtag übernahm die Funktionen der Landtage der Vorgängerländer.
Landtagswahlen
Landtagswahl 1919
Am 23. Februar 1919 (bzw. 9. März 1919 für den Landesteil Birkenfeld) erfolgte die Wahl zur verfassunggebenden Landesversammlung.
Landtagswahl 1919 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
SPD | 33,44 % | 16 Sitze | |
DDP | 31,08 % | 15 Sitze | |
Zentrum | 21,97 % | 11 Sitze | |
Deutsche Volkspartei | 11,38 % | 5 Sitze | |
Deutschnationale Volkspartei | 2,13 % | 1 Sitze |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[2]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (Verfassunggebende Landesversammlung)
Landtagswahl 1920
Am 6. Juni 1920 erfolgte die Wahl zum 2. Landtag.
Landtagswahl 1920 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
SPD | 25,87 % | 13 Sitze | - 3 Sitze |
Zentrum | 20,23 % | 10 Sitze | - 1 Sitz |
Deutsche Volkspartei | 15,12 % | 8 Sitze | + 3 Sitze |
DDP | 14,56 % | 6 Sitze | - 9 Sitze |
USPD | 11,03 % | 5 Sitze | + 5 Sitze |
Deutsche demokratische Partei, Deutsche Volkspartei und Bauernbund im Landesteil Birkenfeld | 4,13 % | 3 Sitze | + 3 Sitze |
Deutschnationale Volkspartei und Deutsche Volkspartei im Landesteil Lübeck | 3,25 % | 2 Sitze | + 2 Sitze |
Landbund | 3,20 % | 1 Sitz | + 1 Sitz |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[3]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (1. Wahlperiode)
Landtagswahl 1923
Am 10. Juni 1923 erfolgte die Wahl zum 3. Landtag. Im Landesteil Birkenfeld verblieben die fünf 1920 gewählten Abgeordneten zunächst im Amt, bis am 20. Mai 1924 dort eine Nachwahl erfolgte. Mit der Nachwahl verliert die DNVP ein Mandat, welches die KPD gewinnt.
Landtagswahl 1923 (ohne Birkenfeld) | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
Vereinigte sozialdemokratische Partei Deutschlands | 23,76 % | 12 Sitze | - 1 Sitz |
Deutsche Volkspartei | 22,63 % | 12 Sitze | + 4 Sitze |
Zentrum | 20,66 % | 10 Sitze | +- 0 Sitze |
DDP | 18,63 % | 9 Sitze | + 3 Sitze |
DNVP | 6,94 % | 3 Sitze | nicht darstellbar |
KPD | 6,22 % | 2 Sitze | + 2 Sitze |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[4]
Der Landtag sprach im März 1925 dem Staatsministerium das Misstrauen aus und wurde daraufhin entsprechend Art. 40 VVold aufgelöst.
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (2. Wahlperiode)
Landtagswahl 1925
Am 24. Mai 1925 erfolgte die Wahl zum 4. Landtag.
Landtagswahl 1925 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
Landesblock (DVP und DNVP) | 34,63 % | 15 Sitze | +- 0 Sitze |
Zentrum | 24,44 % | 10 Sitze | +- 0 Sitze |
SPD | 22,46 % | 9 Sitze | - 1 Sitz |
DDP | 13,67 % | 5 Sitze | - 4 Sitze |
Deutschvölkische Freiheitsbewegung | 2,52 % | 1 Sitz | + 1 Sitz |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[5]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (3. Wahlperiode)
Landtagswahl 1928
Am 20. Mai 1928 erfolgte die Wahl zum 5. Landtag.
Landtagswahl 1928 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
SPD | 28,86 % | 15 Sitze | + 6 Sitze |
Landesblock (DVP und DNVP) | 17,71 % | 9 Sitze | - 6 Sitze |
Zentrum | 17,06 % | 9 Sitze | - 1 Sitz |
DDP | 10,67 % | 5 Sitze | +- 0 Sitze |
NSDAP | 7,52 % | 3 Sitz | + 3 Sitze |
Christlichnationale Bauern- und Landvolkpartei | 6,22 % | 3 Sitz | + 3 Sitze |
Listenverbindung: Wirtschaftliche Vereinigung (Oldenburg) und Reichspartei des deutschen Mittelstandes – Wirtschaftspartei (Birkenfeld) | 5,07 % | 2 Sitz | + 2 Sitze |
KPD | 3,66 % | 2 Sitz | + 2 Sitze |
Landvolk- und Mittelstandsliste (Völkischnationaler Block) | 2,11 % | 1 Sitz | +- 0 Sitz |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[6]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (4. Wahlperiode)
Landtagswahl 1931
Am 17. Mai 1931 erfolgte die Wahl zum 6. Landtag.
Landtagswahl 1931 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
NSDAP | 37,23 % | 19 Sitz | + 16 Sitze |
SPD | 20,90 % | 11 Sitze | - 4 Sitze |
Zentrum | 17,61 % | 9 Sitze | +- 0 Sitze |
KPD | 7,21 % | 3 Sitze | + 1 Sitz |
DNVP | 4,82 % | 2 Sitze | nicht darstellbar |
DVP | 4,10 % | 2 Sitze | nicht darstellbar |
Deutsche Staatspartei | 3,24 % | 1 Sitze | - 4 Sitze |
Oldenburgisches Landvolk (Christlichnationale Bauern- und Landvolkpartei) | 2,06 % | 1 Sitz | nicht darstellbar |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[7]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (5. Wahlperiode)
Landtagswahl 1932
Am 29. Mai 1932 erfolgte die Wahl zum 7. Landtag.
Landtagswahl 1932 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
NSDAP | 48,38 % | 24 Sitz | + 5 Sitze |
SPD | 18,75 % | 9 Sitze | - 2 Sitze |
Zentrum | 15,50 % | 7 Sitze | - 2 Sitze |
DNVP | 5,76 % | 2 Sitze | +- 0 Sitze |
KPD | 5,74 % | 2 Sitze | - 1 Sitz |
Deutsche Staatspartei | 2,29 % | 1 Sitze | +- 0 Sitze |
Oldenburgisches Landvolk | 2,20 % | 1 Sitz | +- 0 Sitze |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[8]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (6. Wahlperiode)
Reichstagswahl 1933
Am 5. März 1933 erfolgte die Wahl des Reichstags. Der 8. Landtag wurde aufgrund des Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich analog dieses Wahlergebnisses neu gebildet.
Landtagswahl 1933 | |||
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Partei | Stimmanteil in % | Sitze | Veränderung (Sitze) |
NSDAP | 46,50 % | 18 Sitz | - 6 Sitze |
SPD | 18,17 % | 7 Sitze | - 2 Sitze |
Zentrum | 14,76 % | 5 Sitze | - 2 Sitze |
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot | 11,39 % | 4 Sitze | + 2 Sitze |
KPD | 6,40 % | 2 Sitze | +- 0 Sitze |
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Landtag vertretene Wahlvorschläge[9]
Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Oldenburg) (7. Wahlperiode)
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten die Alliierten die Länder wieder her. Für das Land Oldenburg wurde durch die Britischen Militärregierung ein Ernannter Oldenburgischer Landtag zur Kontrolle der Landesregierung eingesetzt. Dieser ernannte Landtag bestand vom 30. Januar 1946 (erste Sitzung) bis zum 6. November 1946 (letzte Sitzung).
Am 1. November 1946 gründete die britische Militärregierung mit der Verordnung Nr. 55 aus den ehemals selbstständigen Ländern Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe das heutige Bundesland Niedersachsen. Damit endete die Geschichte des Oldenburger Landtags. Seine Aufgaben wurden vom niedersächsischen Landtag übernommen.
Gebäude

Das 1914 bis 1917 errichtete Gebäude des Landtages befindet sich am Theodor-Tantzen-Platz 8 in Oldenburg und war seit 1978 Sitz der Bezirksregierung Weser-Ems. Seit Auflösung des Regierungsbezirks zum 1. Januar 2005 dient es kulturellen und Schulungszwecken.
Zwischen 1848 - 1916 nutzte der Landtag die 1837-1838 erreichtete Militärakademie in Oldenburg als Landtagsgebäude. Heute wird dieses Gebäude als Standesamt genutzt.