Zum Inhalt springen

Gröden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. August 2009 um 19:35 Uhr durch Bartleby08 (Diskussion | Beiträge) (sprachlicher wahnsinn ein klein wenig eingebremst). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Südtirol, Grödnertal und angrenzende Gemeinden hervorgehoben
Datei:Jahn Grödnertal.jpg
Herbst im Grödnertal, Gemälde von Gustav Jahn
Kleine Liebeszene im Grödnertal vor hundert Jahren

Gröden, auch Grödnertal genannt (ladinisch: Gherdëina, italienisch: Val Gardena, rätoromanisch: Gardeïna), ist ein Dolomitental in Südtirol. Zusammen mit dem Gader- und dem Fassatal, sowie Buchenstein (Fodom) und Cortina d'Ampezzo (Anpezo) gehört es zum Rückzugsgebiet der ladinischen Sprache.

Geographie

Der Sagenumwobene Gletschersee Lech dl Dragon auf dem Meisulesplateau im Sellamassiv

Das Seitental des Eisacktals beginnt bei Waidbruck und führt nach Osten hinauf bis zum Sellastock bzw. zu den Pässen Sella- und Grödnerjoch, welche am Sellastock an der südlichen bzw. östlichen Seite anschließen. Durchflossen wird das Grödnertal vom Grödnerbach (oder Derjon bzw. Dirschingbach), der mit einer Länge von etwa 26 km und einem Einzugsgebiet von 199 km² nach der Rienz den wichtigsten Zufluss des Eisacks bildet.

Berge

Gröden ist von einer Vielzahl von Almen und Bergen umgeben.

Im Norden die Raschötz (2317 m) und Seceda (2519 m), der Pitschberg (2363 m), die Geislerspitzen (3025 m), das Steviagebirge mit dem Col da la Pieres (2759 m) und, getrennt durch das Langental, die Puezspitzen (2915 m).

Im Osten die Cirspitzen (2592 m), das Grödnerjoch, die Sellagruppe mit der Boespitze (3152 m), das Sellajoch.

Im Süden die Langkofelgruppe (3181 m), die Ciampinoialm, Monte Pana, die Seiseralm mit den Roßzähnen (2653 m), das Schlerngebiet (2564 m).

Im Westen die Puflatscheralm (2174 m).

Waldbestand

Der Grödner Wald besteht fast nur aus Nadelbäumen. An den Südhängen des Tales wachsen hauptsächlich Fichten und Lärchen, über der Raschötzer Porphyrplatte Föhren als Pionierpflanzen und in den Höhenlagen über 1700 m fast ausschließlich Zirbelkiefer und Latschenkiefer.

Ortschaften

Gröden hat ca. 10.000 Einwohner, verteilt auf die drei Gemeinden St. Ulrich (Urtijëi/Ortisei) mit 5635, St. Christina mit 1805 und Wolkenstein (Sëlva/Selva) mit 2570 Einwohnern, die sämtlich zur Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern gehören. Die linke Talseite bis zum Jenderbach mit den Fraktionen Pufels, Runggaditsch und Überwasser ist Teil der Gemeinde Kastelruth.

Sprache und Volkstum

Im äußeren („unteren“) Grödnertal von Waidbruck im Eisacktal bis zum Boden von Pontives auf einer Höhe von 1200 m spricht man mehrheitlich Deutsch. Lajen weist beispielsweise einen Anteil der Ladinischsprachigen von knapp vier Prozent auf. Hinter der Talenge der Porta Ladina dominiert in den Hauptgemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein bis über das Grödnerjoch hinaus das Ladinische. Die Grödner sprechen jedoch neben ihrer Muttersprache auch Deutsch und Italienisch. Für das Ladinische und das Grödner Volkstum setzten sich u. a. Tresl Gruber, Franz Prugger, Bruno Moroder, Amalia Obletter, Frieda Piazza, Christian Moroder, Max Tosi und Alex Moroder ein.

Bekannt sind die Grödner Trachten, die zu besonderen, meistens kirchlichen Anlässen noch gern getragen werden. Siehe hier.

Gröden ist reich an Sagen, die teilweise von Karl Felix Wolff in den Dolomitensagen verarbeitet wurden, viele sind jedoch nicht veröffentlicht bzw. niedergeschrieben worden.

Wirtschaft

Der wichtigste Wirtschaftszweig ist der Tourismus, insbesondere der Wintersport. Bekannt sind auch die Grödner Holzschnitzereien.

Das Tal wurde ab 1916 von der Grödnerbahn bis zu ihrer Einstellung im Jahr 1960 befahren.

Grödner Holzschnitzkunst

Die Grödner Holzschnitzkunst entstand im beginnenden 17. Jahrhundert mit den Künstlerfamilien Trebinger und Vinazer, deren Mitglieder besonders im Eisacktal, in Brixen bei Adam Baldauf und vielleicht Hans Reichle, aber auch in Venedig und Rom, ihre Ausbildung erhielten. Schon im 18. Jahrhundert waren in ganz Gröden über vierzig Holzschnitzer tätig. Einen besonderen Aufschwung erreichte die sakrale Holzschnitzkunst in Gröden durch die Gründung der Zeichenschule in St. Ulrich. Der Ausbildung von Grödner Holzschnitzern an den Kunstakademien in München und Wien begründete Grödens führende Stellung in der sakralen Holzschnitzkunst. Über die Grödnerstraße im Jahr 1856 und die Südbahn, die 1859 Verona und 1867 Innsbruck anband, konnten aus Gröden Spielzeug und Kircheneinrichtungen, hauptsächlich aus Holz, leichter und rascher exportiert werden. Siehe auch unter Bildhauer in Gröden. Die meisten Grödner Holzschnitzereien werden aus Zirbelholz geschnitzt.

Sehenswertes

  • Das Museum Gröden in der Cësa di Ladins in St. Ulrich verfügt über eine reiche Sammlung von Grödner Holzschnitzereien vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Außerdem werden hier altes Grödner Holzspielzeug, Fossilien und Mineralien aus den Dolomiten, eine Sammlung archäologischer Funde aus dem Grödner Raum von der Stein-, Bronze- und Eisenzeit bis zur Römerzeit und über 30 Werke des Grödner Kunstmalers Josef Moroder Lusenberg gezeigt. Einmalig im Alpenraum sind die Rötelzeichnungen auf einer spätmittelalterlichen Täfelung und das barocke Fastentuch von St. Jakob. Bekannt ist das Museum auch wegen des Nachlasses des Grödner Filmproduzenten, Bergsteigers und Architekten Luis Trenker.
Pfarrkirche von St. Christina in Gröden
  • Die St.-Jakobs-Kirche mit spätgotischen Fresken und dem barocken Altar der Vinazer-Bildhauer.
  • Die Burgruine Wolkenstein am Eingang des Langentals.
  • Die Fischburg, ein Sommer- und Jagdschloss, aber auch Sitz des früheren Gerichts Wolkenstein, aus dem Frühbarock.
  • Das Hotel Monte Pana und die anliegende Kapelle des Architekten Franz Baumann auf Monte Pana sind ein Beispiel moderner alpiner Architektur der 1930er Jahre.

Burgen

In Gröden bestehen zwei mittelalterliche Burgruinen, Burg Stetteneck in St. Ulrich und die Burgruine Wolkenstein im Langental.

In St. Christina/Wolkenstein steht die Fischburg, ein barocker Bau im Stil eines Schlosses. Sie ist im Besitz der venezianischen Adelsfamilie Franchetti.

Film

Zahlreiche Spielfilme von Luis Trenker wurden in Gröden aufgenommen.

1967 drehte Roman Polanski die Außenaufnahmen zu seinem Kinofilm Tanz der Vampire in Gröden.

Sport

Der Skisport wurde in Gröden gegen Ende des 19. Jahrhundert eingeführt. Siehe dazu einen Artikel des Emil Terschak hier. So findet neben dem Breitensportbetrieb in Gröden auf der Saslong, einer Skipiste vom Ciampinoi nach Ruacia (Gemeinde Wolkenstein) hin, ein Herrenabfahrts- und Super-G-Weltcuprennen statt. Auch wurde in Gröden die alpine Skiweltmeisterschaft 1970 ausgetragen. Gröden liegt auch an der Sellaronda, einer Ski-Tour rund um das Sella-Massiv. Des Weiteren ist es Bestandteil des Skigebiets Dolomiti Superski.

Seit dem Sommer 2007 stehen Langläufern auf dem Monte Pana mehrere Loipen zur Verfügung.

Auch das Eishockey hat in Gröden Tradition und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum Volkssport schlechthin. Die Grödner Mannschaft (H.C. Gherdëina), die ihre Heimspiele im Eisstadion von St. Ulrich austrug, zählte jahrelang zu den besten Mannschaften Italiens. Der HC Gherdëina wurde viermal italienischer Eishockeymeister. Nach dem von einer Steinlawine verursachten Einsturz des Stadions im Jahre 1998 wurde die Mannschaft mit dem Verein HC Selva vereint und nach Wolkenstein verlegt, wo sie heute noch spielt, jedoch nicht mehr auf dem Niveau alter Zeiten. Dieser Verein heißt nach der Zusammenlegung der beiden Vereine weiterhin HC Gherdëina und spielt in der 2. Liga.

Im Sommer wird in Gröden Wandern und Mountainbiken betrieben.

Persönlichkeiten des Grödnertals

Künstler

Musiker

Grödner Holzschnitzerei: Christusfigur im Halbrelief des Martin Vinazer, signiert MVF 1727

Sportler

Bergsteiger

Sonstige

Literatur

Marterl in St. Ulrich: Darstellung eines Arbeitsunfalles beim Holzführen 1874, Zeugnis der harten Arbeit der Bergbauern damals in Gröden
Letzte Bauernidylle in Gröden: der Hof Peza in St. Ulrich
  • Wilhelm Moroder-Lusenberg: Die Marktgemeinde St. Ulrich in Gröden. Eigenverlag, Innsbruck 1908.
  • Franz Moroder: Das Grödner Tal. 2. Auflage herausgegeben von der Section Gröden des Deutschen u. Österreichischen Alpenvereins. St. Ulrich in Gröden 1914.
  • Wilhelm Lutz: Gröden : Landschaft, Siedlung und Wirtschaft eines Dolomitenhochtales. Wagner, Innsbruck 1966.
  • Edgar Moroder: Die Moroder, ein altladinisches Geschlecht aus Gröden-Dolomiten. Vom 14. bis zum 20. Jahrhundert. Ursprung - Geschichte - Biographien - Anhang. Beitrag zur tirolischen Familienforschung - Eigenverlag, St. Ulrich in Gröden 1980.
  • Marina Demetz: Hausierhandel, Hausindustrie und Kunstgewerbe im Grödental: vom 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Wagner, Innsbruck 1987.
  • Edgar Moroder, Bruno Flaim: Gröden in den Dolomiten. Verlag Manfrini, Calliano 1991.
Commons: Gröden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Bildhauerwerke in Gröden oder von grödner Künstler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Barocke Holzschnitzereien in Gröden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Koordinaten: 46° 34′ N, 11° 42′ O