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Pfadfinder

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Pfadfinder sind die vermutlich größte Jugendbewegung der Welt. Schätzungsweise gehören ihr mehr als 28 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit an. Nur in 7 Staaten (Kuba, China, Afghanistan, Andorra, Nordkorea, Laos, Birma) sind keine Pfadfinder vertreten, aber z.T. gibt es Exilpfadfinder. Der Schutzpatron der Pfadfinder ist der Ritter Georg, der einen Drachen getötet haben soll. Nach seinem Vorbild sollen Pfadfinder ritterlich und ehrlich handeln, anderen Menschen Freund sein, Hilfsbedürftihe und Schwache unterstützen und die Umwelt schützen. Als Erkennungszeichen aller Pfadfinder gilt sowohl eine Lilie als auch der Pfadfindergruß.


Geschichte der Pfadfinderbewegung

Die Geschichte der Pfadfinderbewegung beginnt im Burenkrieg, in dem ihr Gründer, der Oberst Lord Baden-Powell im Jahre 1899 mit 1250 anderen englischen Soldaten in der südafrikanischen Kleinstadt Mafeking von ca. 9000 Soldaten der Buren eingeschlossen wurde. Die Stadt mit Gewalt zu verteidigen schien aussichtslos, und so griff BP (gesprochen: Bi Pi) zu einem Täuschungsmanöver, seine Untergeben mit Hilfe von Strohpuppen und Holzgewehren eine viel größere Anzahl an Verteidigern vortäuschte, als in der Tat zur Verfügung standen. In dieser Notlage wurden auch die Jungen der Stadt zu Meldeläufern, Spähern und Sanitätern ausgebildet. Einer dieser Jungen, der als Fahrradkurier eingesetzt war soll auf die Frage, ob er denn nicht fürchte, erschossen zu werden geantwortet haben: "Ich fahre so schnell, die Kugeln können mich gar nicht treffen". Nach 217 Tagen Belagerung wurden die Eingeschlossenen schließlich am 16. Mai 1900 von der britischen Armee befreit.

Baden-Powell schrieb aufgrund seiner Erfahrungen für die britische Armee das Buch "Aids to Scouting", das auch aufgrund des Heldenstatus, den BP in dieser Schlacht errungen hatte, bei den Jugendlichen in der Heimat großes Interesse auslöste. So fand bereits 1907 ein erstes Lager auf Brownsea-Island statt. Daran nahmen 22 Jungen aus verschiedenen sozialen Schichten teil. Sie trugen einheitliche Uniformen, um die sozialen Unterschiede zu verwischen.

Einigermaßen entsetzt vom großen Erfolg seines Buches erbat er vom englischen König Urlaub und überarbeitete in dieser Zeit sein Buch, das 1908 mit dem Titel "Scouting for Boys" erschien. Es wurde in viele Sprachen übersetzt und in der ganzen Welt verbreitet. Eigentlich gedacht als Anregung für bestehende Jugendgruppen waren die darin geäußerten Ideen so neu und spannend, daß auf seiner Grundlage bald darauf eine völlig neue, internationale und rasch wachsende Jugendbewegung entstand: Die Pfadfinderei war geboren.

Die deutsche Übersetzung wurde von Dr. Alexander Lion, Stabsarzt der bayerischen Armee, unter Mitarbeit seines Freundes Maximilian Bayer, Offizier der preußischen Armee, vorgenommen und erschien im Frühjahr 1909 mit dem Titel "Jungdeutsches Pfadfinderbuch". Lion und Bayer gelten somit als die Begründer der deutschen Pfadfinderbewegung.

1909 fand das erste große Pfadfindertreffen im Kristallpalast in London statt. BP war sehr erstaunt, als dort auch Mädchen erschienen und sich nicht mehr abwimmeln ließen. So bat er seine Schwester Agnes sich um die Pfadfinderinnenbewegung zu kümmern. Sie bekam 1912 Unterstützung von BP's Frau Olave.

1911 wurden in Berlin als erste deutsche Pfadfinderorganisationen der Deutsche Pfadfinderbund (DPB) und die Christliche Pfadfinderschaft gegründet.

1914 erfolgte der Ausbruch des 1. Weltkriegs. In den kriegführenden Ländern betrachteten es die älteren Pfadfinder und Führer damals als ihre Pflicht, für ihre Vaterländer zu kämpfen. Viele von ihnen fielen auf den Schlachtfeldern.

1916 fand trotz des Krieges die Gründung der Pfadfinderinnenbewegung statt.

Nach dem Krieg übernahmen ab vielerorts jüngere Pfadfinder die Leitungen der Stämme und Sippen, was dazu führte, dass die Ausrichtung der Gruppen weniger militärisch wurde. Dies geschah, weil man weitere Kriege verhindern und die Pfadfinder daran erinnern wollte, dass es ihre Pflicht sei, der Gemeinschaft zu helfen und sich mit anderen Völkern friedlich zu verständigen. 1919 wurde der Gilwell Park BP übergeben und dort das Rovertraining in Gang gesetzt.

1920 erfüllte sich BP einen großen Wunsch: das 1. internationale Pfadfindertreffen, das so genannte "Jamboree", was indianisch ist und friedliches Zusammentreffen aller Stämme bedeutet. Es fand in der Londoner Olympia-Hall statt. Dorthin kamen auch die ehemals verfeindeten Völker des 1. Weltkrieges. Die 8000 Teilnehmer aus 27 Ländern ernannten BP spontan zum "Chief Scout of the World". Seit diesem Zeitpunkt finden alle vier Jahre Jamborees statt, außer in der Zeit des 2. Weltkrieges, der von 1939-45 tobte, und während der Iran-Irak Krise im Jahre 1979.

Im Jahre 1922 hatte die Pfadfinderbewegung schon über 1 Millionen Mitglieder in 31 Ländern.

Im Jahre 1929 wurde Baden-Powell zum Lord of Gilwell geadelt. Der Gilwell-Park, den die Pfadfinder 1919 von einem schottischem Landmann geschenkt bekamen, ist auch heute noch eine Ausbildungsstelle für Pfadfinder. Für Pfadfinderinnen existieren zwei Ausbildungsstätten, eine in Foxlease und die andere in Waddow-Hall.

1948 bis 1949 Neugründung von

   * BDP - Bund Deutscher Pfadfinder (nicht konfessionell)
   * DPSG - Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (katholisch)
   * VCP - Verein Christlicher Pfadfinder (evangelisch)

in den Westzonen auf Veranlassung der West-Alliierten mit deren Unterstützung durch einen von den Amerikanern geschickten Pfadfinder-Beauftragten. Mitgliedschaft im Deutschen Bundesjugendring (DBJR).

1958 fand zum ersten mal das Jamboree-on-the-Air (JOTA) statt, bei dem sich Pfadfinder aus der ganzen Welt über Funk unterhalten.

1971 Nach knapp verlorener Vorstandswahl verließ der konservative Teil des Verbandes den BDP und gründete den Bund der Pfadfinder (BdP).

1997 fand das erste offizielle Jamboree-on-the-Internet (JOTI) statt.


Organisation und Struktur

Es gibt verschiedene Pfadfinderbünde/Pfadfinderverbände, die vollkommen unabhängig voneinander sind und ihren eigenen Stil geprägt haben, z.B. St. Georgs-Pfadfinder, Europa-Pfadfinder, etc. Dabei wird von der Weltorganisation der Pfadfinder WOSM (World Organisation of Scout Movement - siehe auch unter www.scout.org) und WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts - siehe auch www.wagggs.org) nur jeweils ein Verband pro Land anerkannt. Daher haben sich in Deutschland die drei größten Verbände zum "Ring deutscher Pfadfinderinnenverbände" und "Ring deutscher Pfadfinderverbände" zusammengeschlossen. Dem weiblichen Ring gehören die "Pfadfinderinnenschaft St. Georg" (PSG), der "Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder" (VCP) und der "Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder" (BdP) an, dem männlichen Ring gehören die "Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg" (DPSG), der "Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder" (VCP) und der "Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder" (BdP) an. Neben den Ringbünden gibt es eine große Anzahl weiterer Pafdfinderbünde in Deutschland. Die größten sind dabei wohl der Deutsche Pfadfinder Verband (DPV), die Christliche Pfadfinderschaft Deutschland (CPD) und der Deutsche Pfadfinderbund (DPB).
Daneben existiert seit 1996 die "World Federation of Independent Scouts" (WFIS), ein Weltverband unabhängiger Pfadfindergruppen und -verbände. Ihr Ziel ist es, auch anderen Bünden und Verbänden, die zwar Pfadfinderarbeit machen, aber nicht Mitglied der WOSM oder WAGGGS sind, ein internationales Dach zu bieten. Die Bünde gliedern sich in verschiedene Stämme, und diese wiederum in Sippen. Eine Sippe ist mengenmäßig und von der Bedeutung das gleiche, was in anderen Organisationen der Jugendarbeit als Gruppe oder Gruppenstunde bezeichnet wird. Innerhalb der Bünde wird zudem nach Altersgruppen getrennt. Es gibt eine Altersgruppe der Wölflinge (etwa 6 bis 10 Jahre), Jungpfadfinder (etwa 10 bis 13 Jahre), Pfadfinder (13-16) und Rover (ab etwa 16 Jahren). Oft bilden Leiter eine eigene Altersgruppe. Manche Bünde unterscheiden hier mehr oder weniger streng.

Geistige Inhalte

Im Laufe der ersten Jahrzehnte wurden die Pfadfinder in Deutschland stark von der Bündischen Jugend und damit von den Idealen der Wandervogel-Bewegung und der Romantik beeinflusst. Diese Wurzeln wirken heute in der deutschen Pfadfinderbewegung unterschiedlich stark fort.
Bei vielen Bünden sind Traditionen verbreitet, wie z.B.

  • Das Motto Allzeit bereit
  • der Pfadfindergruß Gut Pfad
  • die Kluft, eine Art Uniform
  • Verwendung von Kohten und Jurten
  • Einen (Zelt-)Platz sauberer zu verlassen, als man ihn vorgefunden hat.
  • Jugend "führt" Jugend (wobei dieses Prinzip auf völliger Freiwilligkeit basiert und man sich nicht bloß durch Alter oder Ränge, sondern nach Kompetenz und Fachwissen autorisiert.)


Österreich

Der in Österreich von WAGGGS und WOSM anerkannte Verband heißt PPÖ (Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs). Es gibt circa 28.000 Mitglieder (Stand 1997).

Die erste Pfadfindergruppe Österreichs entstand 1910 in Wiener Neustadt. 1957 fand in Bad Ischl (Oberösterreich) das 7. Weltjamboree statt.

siehe auch: Jamboree-on-the-Air

Schweiz

Der Verband der Pfadfinder in der Schweiz heißt PBS (Pfadibewegung Schweiz). Dem PBS unterstellt sind 23 Kantonalverbände. Diese sind jeweils wieder in Korps oder Regionen aufgeteilt, welche dann wiederum die Abteilungen unter sich vereinen. Momentan hat die PBS rund 50.000 Mitglieder (Stand 2003) und ist somit die größte Jugendorganisation der Schweiz.