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Leopold III. Friedrich Franz (Anhalt-Dessau)

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Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau genannt Vater Franz (* 10. August 1740 in Dessau9. August 1817 ebenda) war Fürst bzw. seit 1807 Herzog von Anhalt-Dessau.

Leben

Bereits 1751 verwaist, wurde er unter der Vormundschaft seines Onkels Dietrich erzogen. 1758 trat er die Regierung an.

In der Tradition seine Großvaters und Vaters war er zunächts in preußischen Diensten. Unter dem Eindruck der Prager Schlacht, die er bei Kolin erlebte, trat er 1757 aus der preußischen Armee aus und erklärte Anhalt-Dessau für neutral.

Die als Strafaktion von Preußen auferlegten Kontributionen bezahlte er aus seinem Privatvermögen.

1782 versuchte er durch den Fürstenbund ein Gegengewicht zur preußischen Hegemonie aufzubauen.

1806 versuchte Napoleon sein hohes Ansehen zu nutzen, indem er ihn nach Paris einlud. L. mußte als vorletzter deutscher Fürst dem Rheinbund beitreten. Andererseits bot er Ferdinand von Schill 1809 einen ehrenhaften Empfang in Dessau.

1817 verstarb er an den Folgen eines Reitunfalls.

Wirken

Gemeinsam mit seinem Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, den er schon 1756 kennenlernte, machte er mehrere Studienreisen nach Italien, Frankreich, Die Schweiz, Holland und England wo er umfangreiche kulturhistorische und ökonomische Studien betrieb.

Heimgekehrt setzte er die auf den Reisen gewonnenen Erkentnisse in seinem Land um. Das führte zu einer klassizistischen Umgestaltung und Erweiterung seiner Residenz Dessau und, heute noch nachwirkend, der Schaffung des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Dazu gehörten neben einer großräumigen Landschaftsgestaltung auf einer Fläche von etwa 200 km2 landwirtschaftliche und technische Musterbetriebe.

Er war ein Anhänger der aufklärerischen Ideale französisch-bürgerlichen Revolution, insbesondere auch im Hinblick auf die Erziehung der Bevölkerung durch das Studium der Natur. So konnte durch seine Toleranzpolitik in Dessau die erste deutschsprachige jüdische Zeitung "Sulamith" gegründet werden.

Dies und seine vielseitigen Bildungsinteressen veranlaßten ihn zur Schaffung einer beeindruckenden Parklandschaft, des Gartenreiches, zu dem die Parks und Schlösser Kühnau, Luisium und Georgium in Dessau, das Schloß Oranienbaum und Wörlitz zählten, aber auch in die Landschaft integrierte Zweckbauten, wie Schulen, Friedhöfe, Kirchen sowie landwirtschaftliche und wasserwirtschaftliche Einrichtungen gehörten. Die Parks waren die ersten Landschaftsparks außerhalb Englands überhaupt.

Im Gegensatz zu den höfischen Parkanlagen des 18. Jahrhunderts dienten die Anlagen weniger der Repräsentation als der Darstellung eines neuen Lebensgefühls. Konsequenterweise waren die Parks von Anfang für jedermann zugänglich.

Eine Reihe von Institutionen wurden in Dessau gegründet, die dem Geist der Aufklärung verpflichtet waren. 1774 entstand unter Johann Bernhard Basedow das Philanthropin. Es wurde später von Johann Heinrich Campe geleitet. Eine Landesschulreform im Sinne der Aufklärung wurde 1785 durch Carl Gottfried Neuendorf durchgeführt. Sie hatte allerdings keinen Bestand.

Die Allgemeine Buchhandlung der Gelehrten entstand 1781, um wissenschaftliche Autoren von den Verlegern unabhängig zu machen.

Eine weitere Einrichtung war die Chalkographische Gesellschaft 1796 deren Anliegen es war, durch Kupferstiche künstlerische Werke zu popularisieren.

Finanziert wurden alle diese Maßnahmen nicht aus den dürftigen Steuern des eigentlich armen Landes, sondern aus den Einkünften ostpeußischer Güter, die die Fürsten von Anhalt-Dessau als Bezahlung ihrer preußischen Dienste erhalten hatten.

Vor allem die Wörlitzer Parklandschaft ist bis heute ein beeindruckendes Beispiel für das Wirken Leopolds III. Sie zieht jährlich Tausende von Besuchern an und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

In seinen späteren Jahren, insbesondere nach dem Tode Erdmannsdorffs verringerten sich seine reformerischen Handlungen. Nach seinem Tode ging viel von diesen Ansätzen wieder verloren.


Nachkommen


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